1000 Meilen von Yaquiria/Der Start

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Der Erzherrscher spricht

Das Praiosmal stand hoch am Himmel am Mittag des 10. Phex im Jahre 1030 nach Bosparans Fall und ließ die polierten Brünnen und Kettenhemden, die prunkvollen Helme und die ungezählten Klingen in seinem Licht blitzen und blinken. Dicht gedrängt standen Adlige und Kriegervolk auf dem großen Schwerterfeld westlich von Arivor, etwas weiter im Hintergrund verfolgte das Patriziat von den Tribünen aus die Zeremonie und am Rande des Feldes schob sich das einfache Volk hin und her, um einen Blick auf das Geschehen zu erhaschen. Ganz vorne, direkt vor dem reich geschmückten Podest, das soeben von Nepolemo ya Torese betreten wurde, standen aufgereiht die Streitwagenfahrer mit ihren Fahrzeugen.

Nun erhob der Erzherrscher seine Stimme und Ruhe kehrte ein, um den Worten des Oberhauptes der Ardariten zu lauschen: "Jahre des Kampfes liegen hinter uns, ruhmreiche Schlachten wurden geschlagen und tapfere Taten vollbracht, wie es der Herrin gefällt. Doch nicht jede Schlacht ist der Herrin eine Freude und in vielen Kämpfen wurden die Gebote Rondras in den Staub getreten. Indes, ein großes Ereignisses steht bevor, das von unserer Kirche und den Gläubigen mit frommer Erregung erwartet wird: das 76. Donnersturmrennen wirft seine Schatten voraus. Um uns auf dieses Heilige Rennen vorzubereiten und um bei der Herrin für die Vergehen im zurückliegenden Krieg Vergebung zu erflehen, haben wir uns hier versammelt, denn heute beginnen die 1000 Meilen von Yaquiria!"

Tosender Jubel brandete auf, als Nepolemo die letzten Worte der versammelten Menge entgegenrief und gleich darauf rasch die Hände hob, um für Ruhe zu sorgen: "Tapfere Recken aus dem ganzen Reich stehen hier vor mir, um in den kommenden Wochen zu erweisen, wer würdig ist, im Namen des Königreichs Yaquiria am Donnersturmrennen teilzunehmen und mit der Fürsprache der Heiligen Aponia Rondras heiligen Streitwagen an den Yaquir zu holen, so es der Wille der Göttin ist. Und nun kniet nieder und empfangt den Segen der Stürmischen, auf dass wir das Rennen austragen werden, wie es ihr gefällig ist. Es segne euch die Herrin des Kampfes, damit ihr tapfer streitet, Entbehrungen und Mühsal übersteht und euch keinem Gegner beugt. Es segne euch die Gebieterin des Gewitters, damit ihr wie der Sturm dahin fegt, über die Straßen und Wege des Reiches, wie der Blitz immer euer Ziel findet und unvermeidlich wie der Donner alle Hindernisse überrollt. Es segne euch die Hüterin der Ehre, damit keiner sich vergesse und zu unlauteren Mitteln greife, um den Sieg zu erringen. Erhebt euch, zückt eure Waffen und stimmt nun ein in den Choral der Heiligen Ardare!"

Hunderte von Waffen wurden nun dem Himmel entgegengestreckt und aus hunderten Kehlen erschallten die getragenen Klänge des alten Gesanges. Kaum einer, dem bei dieser Gelegenheit kein wohliger Schauer über den Rücken lief. Kurz darauf formierte man sich zu einer Prozession in Richtung der Startlinie. An der Spitze die hohen Würdenträger der Ardariten als Ausrichter des Rennens, begleitet von Fürst Ralman von Firdayon-Bethana in seiner Rolle als Schirmherr. Danach folgten die Fahrer auf ihren Wagen, bevor sich Adel, Patrizier und Volk anschlossen.

Von den Vorbereitungen

Schon vor Monden war mit Vorbereitungen begonnen worden. Die Idee zum Rennen war in den großen Friedensfeiern zum Ende des Thronfolgekriegs aufgekommen und an vielen Orten begeistert aufgenommen worden. Nach all den Kämpfen, Rivalitäten und Aufständen erschien ein großes einigendes Ereignis nötig, um zu zeigen, dass man noch immer ein Reich war. Was war da geeigneter, als ein Vorbereitungsrennen zum großen Donnersturmrennen, an dessen Ende man einen Sieger hätte, der beim Rennen für das gesamte Königreich streiten würde und den man geschlossen unterstützen und bejubeln könnte. Mitten in den Vorbereitungen trafen die ersten Nachrichten über die Provokationen Al’Anfas ein. In Anbetracht des sich abzeichnenden Konfliktes mit der Sklavenhalterstadt des Südens wurde wiederholt darüber nachgedacht, das Rennen zu verschieben oder es gar abzusagen, denn die Ausrüstung der Seestreitkräfte drohte enorme Ressourcen zu verschlingen und viele Kräfte zu binden. Dennoch entschloss man sich, das Rennen wie geplant am 10. Phex zu starten. Man wollte sich nicht die Blöße geben, zuzugeben, dass ein äußerer Feind es geschafft habe, eine heilige Zeremonie zu verhindern und die inneren Angelegenheiten des Reiches zu beeinflussen. Das wäre nicht in Rondras Sinne gewesen. Dennoch blieben kritische Stimmen bestehen, die mahnten, es sei leichtsinnig das Rennen durchzuführen, bevor die Bedrohung Yaquiriens abgewehrt sei. Und tatsächlich zogen viele tapfere Recken ihre Teilnahme zurück, um sich für die Verteidigung der horasischen Freiheit bereitzuhalten, so dass man einige prominente Namen im Starterfeld vermisste.

Die Teilnehmer

Nun hatten sich die Fahrer an ihren Startpositionen aufgestellt. In sieben Reihen zu je drei Fahrern hatte man sich auf dem Schwerterfeld mit Blickrichtung Süden positioniert und erwartete das Startsignal, um sodann auf die altehrwürdige Rondra-Straße einbiegen und durch das mehr einem Triumphbogen gleichende Kusliker Tor in Arivor 'einfallen' zu können. Die Reihenfolge war in einem komplizierten System aus Rang, Tradition und Losverfahren ermittelt worden und präsentierte sich folgendermaßen:

In der ersten Reihe stand die abenteuerlustige Rondrajane von Veliris auf einem prachtvoll geschmückten Streitwagen, flankiert von Ulim d’Agendayo auf der einen und der spärlich bekleideten Zyklopäerin Raïanike A'Phrykos dyll Lÿios auf der anderen Seite.

Die zweite Reihe bestand aus dem jungen Recken Dareius Amarinto, dem umstrittenen Reon Phalaxan Torrem und der erfahrenen Offizierin Luca di Onerdi.

Aus der dritten Reihe konnte man die heißblütigen Pferde des Draufgängers Tolman Rudor Raloff schnauben hören. Neben ihm stand hochmütig blickend der alte Haudegen Benedict di Matienna auf seinem Wagen. Komplettiert wurde die Reihe vom Rondra-Geweihten Shafirio della Pena . In weiteren zwei Wagenlängen Abstand warteten ungeduldig Rahjean Alessio, der vom Haus Camaro unterstützt wurde, die erfahrene Wagenlenkerin Yandriga von Urbet-Marvinko und ein Gespann, auf dem gleich zwei Adlige standen: Thalionmel di Salsavûr und Amando Barabeo von Streitebeck.

In Reihe fünf konnte man Timodan ai Käferion, einen Adligen aus dem Wilden Süden, ansehen, wie er den Start kaum erwarten konnte. Neben ihm standen der schmucke Piergorgio Mellifera, der gerade einer jungen Frau im Publikum zuwinkte, und der hochdekorierte Veteran Ojatril Hormajeff, der ursprünglich aus dem hohen Norden stammte.

Durch geringes Losglück mussten sowohl der junge Tiro Tarquinio Cirrention, als auch Batiste von Calven-Imirandi aus der vorletzten Reihe starten. War es bei diesen beiden dem Los zuzuschreiben, war bei Fiagina ya Duridanya ihre magische Gabe der Grund für die schlechte Startposition – hatte man sie doch aus diesem Grund bewusst von soweit hinten starten lassen.

Den Schluss bildeten Calliane Ferdokin aus Efferdas und die bekannte Kusliker Wagenlenkerin Obramada ya Kontressa, überstrahlt allerdings vom prächtigen Wagen der Firunja Rowinia von Schattenhorst, deren Gespann vom Hause Solivino aus Urbasi bezahlt worden war.

Ralmans Eröffnung

Die Anspannung war für alle fühlbar, als die Posaunen der Rondra-Geweihten eine feierliche Fanfare zu Gehör brachten. Der Start stand nun unmittelbar bevor. Mit lautem Scharren zogen die Rondra-Geweihten nun ihre Waffen, um ein Spalier für die startenden Fahrer zu bilden. Auch Fürst Ralman, der Comto Protector des Reiches, hatte sein Schwert gezogen und sich auf eine erhöhte Plattform begeben. Mit lauter Stimme und hoch erhobenen Schwert ergriff er noch einmal das Wort: "Ihr tapferen Recken habt euch zusammengefunden, um den besten Fahrer des Horasreichs zu ermitteln. Also beginnt nun eure Fahrt. Kämpft hart, aber ehrenvoll, auf dass der Fähigste gewinnen möge. Lasset den Wettstreit beginnen!" Und mit diesen Worten ließ er das Schwert herabfahren. Dies war das Zeichen zum Start. Die 1000 Meilen von Yaquiria hatten begonnen...
(Franz Janson)

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