Archiv:Aponias Erben (BB 35)

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Aponias Erben

Oder: Was geschah während der 1000 Meilen von Yaquiria?

Irdisches Vorwort

Es begann als Idee auf der RatCon 2007: Wir nahmen die Ankündigung eines Abenteuers zum 76. Donnersturm-Rennens (mittlerweile als Donner und Sturm erschienen) zum Anlass, uns Gedanken über ein Vorrennen – ein regionales Qualifikationsrennen, wenn man so will – zu machen. Die 1000 Meilen von Yaquiria waren geboren und stießen auf viel Begeisterung unter den liebfeldischen Briefspielern.
Es bot sich die Chance, trotz der sich verzögernden Königsmacher-Kampagne gegen das Klischee der Liebfelder als affektierte Spitzentüchleinwedler durch die Ausrichtung einer ur-rondrianischen Veranstaltung entgegen zu wirken. Zugleich bezog sich die Rückbesinnung auf alte Werte auf ein immer häufiger zu hörendes Zauberwort: Renascentia.
Die Initiatoren konnten schnell die Autoren des Donnersturm-Rennens überzeugen, den Sieger des horasischen Rennens in ihr Abenteuer zu übernehmen. Der Name der 1000 Meilen wurde Programm: 1000 Meilen über zwölf Etappen, quer durch das Liebliche Feld, wobei jede der fünf Spielerstädte und die großen Metropolen angefahren werden sollten. Im Aventurischen Boten 129 wurden die Pläne publik gemacht, im September 2008 schließlich die Yahoo-Group 1000Meilen zum Ausspielen gegründet.
Danach wurde es zunehmend ruhig um das Projekt. So ruhig, dass man sich nun – zweieinhalb Jahre nach der ersten Idee und ein halbes Jahr nach Erscheinen des Abenteuerbands, dem man vorauseilen wollte und das auch den Gewinner der 1000 Meilen offenbarte – eingestand: Auf dem eingeschlagenen Weg geht es nicht weiter. Nur vier der zwölf Etappen wurden detailliert ausgestaltet. Umso wichtiger ist es, einen würdigen Abschluss für diese großartige Geschichte zu finden. Ob dies mit dem vorliegenden Artikel gelungen ist, mag der geneigte Leser entscheiden.

Prolog

Der Frieden von Arivor und die Ankündigung des nächsten Donnersturm-Rennens für 1031 BF bereiten im Spätsommer 1030 den Boden für die Ausrichtung der 1000 Meilen von Yaquiria. Das Rennen greift die inneren Friedensbemühungen des Horasreichs auf, indem es einen rondrianischen Wettstreit in feste Bahnen lenkt und zugleich die verfeindeten Städte und Fürsten durch ein gemeinsames Ereignis eint.
Finanzkräftige Honoratioren sind schnell gefunden. Der Sieger des Rennens soll die bestmögliche Unterstützung für die Donnersturm-Wettfahrt bekommen: die Armschienen der Heiligen Aponia, der letzten Donnersturm-Siegerin des alten Bosparan, und einen auf Wunsch maßgefertigten Streitwagen der Vinsalter Stellmacherei Yaquirblitz, dazu Begleitpersonal wie Schmiede, Zimmerleute, Pferdeknechte, Leibdiener, allesamt beritten.
Auf Wunsch der Honoratioren sorgen zwei Instanzen für einen würdigen Rahmen des Rennens: Comto Protector Ralman von Firdayon-Bethana, der mächtigste Mann im Reich, fungiert als Schirmherr, während die Ardariten unter Nepolemo ya Torese als Rennleiter und Schiedsrichter dienen. Als Startort wird die Rondrastadt Arivor mit dem heiligen Schwerterfeld gewählt, als Zielort der Triumphbogen von Vinsalt. Schaulustige können das Rennen begleiten, wo immer es entlangführt.
Im Frühjahr 1030 droht der aufziehende Krieg mit Al’Anfa das Rennen zu verhindern, doch wird entschieden, die heilige Zeremonie jedem äußeren Feind zum Trotz durchzuführen.

»Jahre des Kampfes liegen hinter uns, ruhmreiche Schlachten wurden geschlagen und tapfere Taten vollbracht, wie es der Herrin gefällt. Doch nicht jede Schlacht ist der Herrin eine Freude und in vielen Kämpfen wurden die Gebote Rondras in den Staub getreten. Indes, ein großes Ereignisses steht bevor, das von unserer Kirche und den Gläubigen mit frommer Erregung erwartet wird: das 76. Donnersturmrennen wirft seine Schatten voraus. Um uns auf dieses Heilige Rennen vorzubereiten und um bei der Herrin für die Vergehen im zurückliegenden Krieg Vergebung zu erflehen, haben wir uns hier versammelt, denn heute beginnen die 1000 Meilen von Yaquiria!«
Nepolemo ya Torese, zur Eröffnung des Rennens auf dem Schwerterfeld

»Ihr tapferen Recken habt euch zusammengefunden, um den besten Fahrer des Horasreichs zu ermitteln. Also beginnt nun eure Fahrt. Kämpft hart, aber ehrenvoll, auf dass der Fähigste gewinnen möge. Lasset den Wettstreit beginnen!«
Ralman von Firdayon-Bethana, bevor er das Startzeichen gibt

Das Rennen

Zwölf Etappen führen die Teilnehmer vom 10. Phex bis zum 13. Peraine 1030 BF über rund 1000 Meilen quer durch das Liebliche Feld. Bei jeder Etappe wird ein Sieger ermittelt und für die vorderen Platzierungen Punkte vergeben (12 für den Ersten, 10/8/6/5/4/3/2/1 für die weiteren Platzierten bis zum Neunten). Die Punktsumme ist am Ende für den Gesamtsieger ausschlaggebend. Bei der folgenden groben Wiedergabe des Rennens werden jeweils zu Beginn der Etappen Datum, eventuell vorgegebene Zwischenziele, die Streckenlänge und der Sieger der Etappe angegeben.

I Arivor – Alt-Bosparan: Start

10.-11. Phex / keine Wegpunkte / 75 Meilen / Shafirio della Pena

»… und als da das Schwert Ralmans herabfuhr, brach ein Getöse los auf dem Schwerterfeld von Arivor. Donnersturm, fürwahr, so fühlte es sich an, als zwei Dutzend Gespanne auf das Zeichen des Protectors hin lospreschten, begleitet vom Jubel Tausender auf dem heiligsten Feld der Herrin Rondra!«
―Fiaga, Knappin der Göttin zu Arivor

Schon die erste Meile des Rennens hat es in sich: Vom Schwerterfeld vor dem Tempel Rondras geht es im Bogen über den von drei schmalen Brücken gequerten Arriusbach vor die gewaltigen Kasematten der Horaslegion und über die südliche Kusliker Straße zurück in die Stadt. Die Brücken und vor allem das triumphale Kusliker Tor sind erste Engstellen, an denen sich Knäuel wetteifernder Wagenlenker und ihrer Gespanne bilden.
Über die Rampe im Süden des Goldenhelms geht es hinein die Stadt. Die verwinkelten Gassen und holprigen Treppenpassagen sorgen bald dafür, dass sich mancher Fahrer verfährt, ehe er das Vinsalter Tor und die Straße nach Aldyra erreicht. Rondrajane von Veliris und ihrer Begleiterin Rondralia Dergamon gelingt es zuerst, die ihr Gespann danach aber bis zum alten Bosparansforst völlig verausgabt. Die Veliriserin nimmt es gelassen: »Immerhin, es war ein furioser Start!«
Shafirio della Pena und Dareius Amarinto setzen sich an die Spitze, dem anderen verbissen keinen Schritt Vorsprung gönnend – bis der Sewamunder den della Pena zum Duell fordert, das – so wollen es die Prinzipien der Leuin – sofort ausgetragen werden muss. Dareius verliert und muss den Widersacher bis außer Sichtweite ziehen lassen.
Die erst wenige Monate vor dem Rennen aus Almada ins Liebliche Feld zurückgekehrte Yandriga von Urbet gedenkt indes ihres hier verstorbenen Bruders, des Fürsten Traviano (BB#31), den sie zu Lebenzeiten hasste, an einem Schrein bei Silvaniesco. Aussichten auf den Etappensieg hat sie daher nicht. Shafirio, der seine Spitzenposition über viele Meilen behauptet, sieht sich schließlich kurz vor dem Ziel, dem Immanstadion Alt-Bosparans, zwei aufholenden Konkurrenten gegenüber. Er behauptet sich aber gegen Timodan ai Käferion und Ojatril Hormajeff in einer Dreierhatz durch die Gassen der ärmlichen Südstadt Vinsalts.
Ganz anders ergeht es Firunja von Schattenhorst, die schon hinter dem Kusliker Tor in Arivor eine eigene Route über die Staatsstraße nach Pertakis einschlägt. An der Brücke von Pertakis halten sie Bauarbeiten auf (die Brücke wurde Anfang Rondra vor der Pertakiser Entscheidungsschlacht magisch zerstört), bis sie auf eine Fähre umsteigt. Ihren Pferden wird vom Wellengang des Yaquirs übel, und in Vinsalt ist die Bogenbrücke bereits für die Nacht gesperrt, so dass sie erneut auf die Fähre ausweichen muss. Die Unglückliche bekommt kaum Schlaf, bevor es am nächsten Morgen zur nächsten Etappe geht.

II Alt-Bosparan – Urbasi: Serpentinen

12.-13. Phex / via Sibur / 75 Meilen / Luca di Onerdi

Von Vinsalt geht es südwärts über den Goldfelser Stieg und durch das Silbertal nach Urbasi, wobei die Vorgebirge der Goldfelsen den immerhin gut ausgebauten Straßen viele Schleifen aufzwingen.
Kurz nach dem Start haben sich bereits manche, teils schon auf der letzten Etappe aneinandergeratene Rivalen (wieder-) gefunden. Ojatril und Dareius behaken sich mit ihren Gefährten auf dem Teilstück nach Sibur ebenso wie die Gespanne Tiro Cirrention-Curthan Pantaro, Thalionmel di Salsavûr-Amando von Streitebeck und Timodan und Shafirio. Der Vortagessieger sieht sich aggressiven Attacken des unterlegenen Timodan ausgesetzt und setzt sich erneut durch: An einer engen Kehre drängt er das Gespann des ai Käferion von der Straße, sodass es einen steilen Abhang hinabstürzt. Davon selbst überrascht, macht er kehrt und will dem abgesprungenen Wagenlenker aufhelfen. Doch der spuckt ihm nur verächtlich vor die Füße.
Einige Fahrer, darunter mit Benedict di Matienna ein Favorit des Rennens, schlagen – wohl aus Unkenntnis günstigerer Strecken – indes den längeren Weg nach Radoleth ein, wo die Begleiter der überwiegend barbusig fahrenden Zyklopäerin Raïanike dyll Lÿios die Straße mit dem Karren eines allzu vorwitzigen Bauern versperren und nachfolgenden Gespannen den Weg erschweren.
Das Wetter am zweiten Tag der Etappe – die meisten Wagenlenker haben die Nacht in Sibur oder Radoleth verbracht – erschwert die Bedingungen erneut: Donnergrollen und Blitzgewitter, begleitet von heftigem Regenschauer, weichen die kurvenreiche Straße am Sikram auf. Ein Zeichen Rondras! Die mit den hiesigen Wegen vertraute Yandriga treibt, rondrianische Verse rezitierend, ihr Gespann zu immer schärferem Tempo an, dass ihrem Begleiter Balbiano Ferriaga bald Angst und Bange wird.
Mit der Magierin Fiagina ya Duridanya und dem trotz Umweg wieder an die Spitze vorgestoßenen Benedict liefert sie sich einen Dreikampf, ähnlich wie er zwei Tage zuvor in Alt-Bosparan zu beobachten gewesen war. Hinter dem Stadttor Urbasis trennen sich aber ihre Wege: Die verlockende Rampe in die Oberstadt ist nicht der kürzeste Weg. Als die ortskundige Urbeterin als erste der drei auf die Piazza di Renascentia einbiegt, ist sie dennoch nur Etappenzweite, denn Luca di Onerdi war allein vorweg gefahren und hat den Sieg errungen.

III Urbasi – Methumis: Sprint

14. Phex / via Ankram / 75 Meilen / Benedict di Matienna

Dürftige Ergebnisse an den Vortagen lösen vor dem dritten Rennabschnitt bei einem der Teilnehmer eine Radikalkur aus: Reon Torrem ‘befreit’ seinen Wagen von unnötigem Gewicht indem er Zierrat und Seitenwände entfernt, die Deichsel verkürzt und sich schließlich noch am Boden des Gefährts zu schaffen macht. Den Pferden schneidet er die Mähne ab und entledigt sich selbst seines federgeschmückten Huts. Der Anblick, den er so (zudem mit einer Neunschwänzigen bewaffnet) bietet, ruft manchen Spott am Start vor dem Ponte Phecchio in Urbasi hervor. Benedict: »Passt auf, dass niemand euer Gefährt schief anschaut, es könnte auseinanderfallen.«
Dass sein Gefährt die gefährlichen ersten 500 Schritt über die Sikrambrücke und durch die enge Vorstadt Agreppara schadlos übersteht, mutet wie ein Wunder an. Andere haben weniger Glück: Das Gespann der Vortageszweiten Yandriga zerlegt es bereits kurz hinter dem Stadttor. Wundersam ist hier nur, dass sie dabei von niemandem überrollt wird. Unfallursache ist wohl eine angesägte Achse, Sabotage liegt nahe.
Für den Großteil des Feldes geht es durch das Land des berüchtigten Grafen Croenar, der offensichtlich nicht jedem wohlgesonnen ist: Luca und Ojatril etwa luden seinen Zorn in der Vergangenheit auf sich und sehen sich in Marvinko sperrigem Unrat und Bürgern gegenüber, die faules Gemüse schmeißen. In Silas übersieht Shafirio einen der vielen Zwerge, den die Wucht des Zusammenpralls mit dem chababischen Gespann einige Schritt weit schleudert – und so schnell zeternd wieder auf die Beine kommt, dass selbst der ehrbedachte Rondra-Geweihte rasch das Weite sucht.
Nach dem vorgegebenen Wegpunkt Ankram zerstreuen sich die Fahrer über verschiedene Routen: Manche fahren zurück nach Silas, um dort auf die Seneb-Horas-Straße einzuschwenken, andere fahren dorthin querfeldein, wieder andere befahren den Treidelpfad am König-Therengar-Kanal, und eine – die einheimische Luca – besteigt eine Kanalbarke, was zwar nicht schneller ist, aber ihrem Gespann eine Verschnaufpause bietet.
Erst in Parsek, der von den Strozzacken (BB#31) zerstörten Stadt, treffen alle wieder aufeinander. Die Ruinen lassen kaum jemanden ungerührt. Benedict: »Götter, warum Parsek? Warum musstest du erlöschen? Und warum nicht Pertakis?«
Nach Überquerung des Onjets geht es scharfen Tempos zum Ziel der Eintagesetappe: die Herzogen- und Universitätsstadt Methumis. Auf dem Finalsprint finden sich mit Benedict und Batiste von Calven-Imirandi zwei ehemalige Waffengefährten des Sheniloer Buhurts (BB#32). Sie nähern sich so schnell, dass einige Schaulustige nur mit Mühe rechtzeitig aus dem Weg springen können. Benedict vermag dabei tatsächlich ein auf der Straße liegendes Tintenfass zu ergreifen und es dem Konkurrenten ins Gesicht zu werfen. Der Arinkener gewinnt, der Calvener gratuliert artig. Die Freundschaft zweier Ritter erschüttert so schnell nichts.
Für Reon wird es indes wieder nichts mit dem Sieg: Sein Gefährt, wichtiger stabilisierender Teile beraubt, gleicht am Abend des Renntages einem klapprigen Holzgerüst, das mehr von seinem sich verzweifelt daran klammernden Lenker als allem anderen zusammengehalten wird.

IV Methumis – Efferdas: Langstrecke

15.-17. Phex / via Belhanka, Torremund / 150 Meilen / Piergorgio Mellifera

Die vierte Etappe sieht als mit Abstand längste des Rennens eine Fahrt quer durch die Coverna vor – den lieblichsten Teil des Lieblichen Feldes. Für die Schönheiten am Wegesrand interessieren sich die meisten Fahrer freilich wenig. Eher sorgt der Wiedereinstieg Timodans ins Rennen für Aufregung: Nachdem er sein Gespann auf dem zweiten Abschnitt verloren und den dritten ausgelassen hat, steht er nun mit neuem Gefährt und frischen Pferden am Start – und beharrt darauf, nirgendwo stehe, dass man alle Etappen bestreiten müsse. Die Wortgefechte, die er sich daraufhin mit den ausrichtenden Ardariten liefert, sind von einer alles andere als höflich zu bezeichnenden Bissigkeit, doch letztlich darf er starten.
Die Geduld der Teilnehmer stellt danach Herzog Eolan auf die Probe, der nach zeremonieller Fährfahrt über den Onjet vor den wartenden Wettstreitern und vielen Schaulustigen eine lange Rede über die historische Bedeutung des Rennens hält. Dass manche Fahrer den anschließenden Start buchstäblich verschlafen, soll an dieser Stelle nicht weiter kommentiert werden.
Ehrgeizig präsentieren sich indes die in der Coverna heimischen Teilnehmer, darunter der bislang unauffällige Bürgersohn Piergorgio Mellifera. In rücksichtslosem Tempo scheucht er sein Gespann voran – voller Berechnung: Seine Mäzene aus der efferdischen Familie Changbari haben für ihn entlang des gesamten Weges Wechselpferde platziert, von denen er reichlich Gebrauch macht.
Ebensolchen Aufwand betreibt die Republik Belhanka, um die Wagenstreiter über die Inseln im Sikramdelta zu lenken: Jeweils eine Handvoll Fähren setzt sie über. Über den Umweg ist nicht jeder glücklich. Rondrajane hebt auf der Piazza Bender-Horas zu einer Rede an, die ihr – und vor allem nachfolgenden Adligen – Tumult und Gemüseregen einbringt.

»Bürger Belhankas! Habt Dank für den Empfang, doch bedenket, es ist des Praios’ Wille, dass ihr nicht allein über euer Schicksal bestimmen sollt … sondern der Lenkung des Horas bedürft. Denn ohne tapfere Edle und mutige Ritter ist eure Stadt dem Unter…«
Rondrajane von Veliris in ihrer abgebrochenen Rede zum versammelten Volk Belhankas

In Toricum steht indes die Rückkehr Reons bevor: Der umstrittene Stadtherr und Condottiere ist seit seinem Engagement in der Drei-Grafen-Schlacht (BB#30) seiner Heimat fern geblieben, Gerüchten zufolgen wegen eines selbstgewählten oder von der Familie auferlegten Exils. Was genau er nun mit seinen Angehörigen bespricht, bleibt unklar. Sicher ist, dass er anschließend nicht weiter am Rennen teilnimmt.
Für den Rest des Feldes gilt es spätestens nach der Ankunft im Zwischenziel Torremund, eine Entscheidung zu treffen: Entweder nimmt man den Weg zurück nach Toricum und von dort nach Efferdas oder man folgt der Torre aufwärts nach Thirindar, um von dort geradewegs zur Küste zu fahren. Der Weg querfeldein ist zwar kürzer, wegen des seit Tagen herrschenden Nieselwetters aber kaum befahrbar. So nimmt der Großteil der Fahrer den Weg über Thirindar – und verkalkuliert sich dabei entscheidend, da der hier voraus fahrende Rahjean Alessio nach einem Unfall den schmalen Knüppeldamm blockiert und alle Nachfolgenden dazu zwingt, hinter ihm zu warten.
Doch auch die Wagenlenker der Südroute sollen das Rennen nach Efferdas nicht gewinnen. Tatsächlich setzt sich der Außenseiter Piergorgio als einziger Querfeldeinfahrer durch. Der Empfang seiner efferdischen Landsleute ist dementsprechend begeistert. Die Nachricht vom gleichzeitigen Tod seines Familienoberhaupts überschattet hingegen den Sieg – und lässt ihn fortan dem Rennen fernbleiben.

V Efferdas – Kuslik: Strand

19.-20. Phex / via Terubis, Salicum / 75 Meilen / Ojatril Hormajeff

Nach einem geplanten Ruhetag geht es von Efferdas die Küste entlang nach Kuslik. Bei Terubis und Salicum stehen festgelegte Strandabschnitte auf dem Programm, was viel Volk aus dem Umland anlockt. Die Klippen und die aufgebauten Tribünen bieten einen hervorragenden Blick auf die schwerläufige Rennstrecke, die manches unfreiwillig im Sand feststeckende Gespann verspricht.
So lange wollen Shafirio und Timodan erst gar nicht warten: Nach wüsten Beschimpfungen erwartet der Geweihte seinen chababischen Landsmann zum Duell – mitten auf der Straße, während nachfolgende Fahrer zwischen den stehenden Wagen hindurchpreschen. Die Peitsche eines solchen verfängt sich dabei im Rondrakamm Shafirios, der den wütenden Hieben Timodans so für einige Augenblicke schutzlos ausgesetzt ist, bevor ihm seine Begleiter helfend zur Seite springen.
Weiter vorne kommen die Führenden indes am Strand an – und übertreffen alle Erwartungen der Schaulustigen: Raïanike, die ihre Pferde einmal mehr zu stark angetrieben hat, springt schimpfend durch den Sand, als sich ihr Gespann keinen Spann mehr vorwärts bewegt. Rondrajane nutzt nach einem Defekt die Zwangspause, um sich im seichten Meerwasser Erfrischung zu verschaffen. Der Anblick der nackten velirischen Baronessa übt sich dabei arg verlangsamend auf passierende Konkurrenten aus.
Salicum sieht eine Runde durch die sich zum Meer hin öffnende altbosparanische Arena vor, die wegen der sich hier kreuzenden Wege der ein- und ausfahrenden Wagen als unfallträchtig gilt. Hier erwischt es Tolman Raloff und das Gespann Thalionmel-Amandos. Unglücklicherweise laufen einige Umstehende zusammen – und ein kleines Mädchen Tiro Cirrention direkt vor den Wagen. Entsetzte Aufschreie und ein Schock des Unterfelsers, der noch ausweichen wollte, sind die Folge. Wertvolle Augenblicke verrinnen, bis er seinen ungerührt weiterfahrenden Lenker Curthan endlich zur Umkehr zwingt – und Tiro nicht eher von der Seite des Mädchens weicht, bis es angemessen versorgt ist.
Kurios mutet die Weiterfahrt Raïanikes nach ihrer frühen Übernachtung in Terubis an: Frustriert hatte sie sich dem Wein hingegeben, so dass ihr Gespann am zweiten Tag mehr den berittenen Begleitern folgt, als dass es von ihr gelenkt wird. Die Spitzenpositionen haben inzwischen Luca, Benedict und Dareius inne, bis Rigalento knapp von Ojatril verfolgt. Das Ziel in Kuslik bereits in Sicht, steht noch die Passage über den Yaquir an – und die Fähre legt gerade ab. Die Entschlossenheit, sie mit einem waghalsigen Sprung vom Steg noch zu erreichen, steht allen ins Gesicht geschrieben. Doch behindern die drei Führenden sich so sehr, dass sie alle abdrehen müssen. Ojatril hingegen wagt den Sprung und gewinnt.

VI Kuslik: Stadtkurs

21. Phex / festgelegter Kurs / 30 Meilen / Tolman Raloff

Kuslik – das ist für Streitwagenfahrer das Baburin des Lieblichen Feldes. Die Adligen und Patrizier der Metropole gelten als geschickte und begeisterte Lenker. Gerade die Straße nach Arivor gerät immer wieder zur Rennstrecke. Wohl auch deshalb wird hier die einzige Stadtetappe des Rennens ausgetragen. Zwölf Runden sind zu absolvieren, vom Hesinde-Tempel um die Alte Burg und durch den Hafen zurück zum Tempel. Zehntausende Zuschauer stehen Spalier. Das Rennen verdrängt für einige Tage gar die aufziehende Gefahr der Schwarzen Armada als Gesprächsthema Nr 1., denn mittlerweile ist bekannt, dass diese Al’Anfa am 9. Phex verlassen hat.
Für die Etappe haben sich nicht nur Lokalfavoriten wie Obramada ya Kontressa, Rondralia Dergamon (Rondrajanes Lenkerin) und Silem Ross (Dareius’ Lenker) viel vorgenommen. Sabotageakte vor dem Start nehmen überhand: Pferde werden vergiftet oder ihnen schmerzhaft lange Nägel in die Hufe geschlagen, Achsen und Deichseln angesägt, Gefährte mit Bleigewichten versehen, Ausrüstungsgegenstände gestohlen oder beschädigt. Für einige Verbrechen kann Curthan Pantaro, der Drôler Lenker Tiro Cirrentions, verantwortlich gemacht werden. Der Unterfelser dagegen beteuert seine Unschuld – tatsächlich ist er selbst Opfer von Sabotageakten, die wohl auf andere Unredliche zurückgehen.
Das Rennen ist von Beginn an von verbissenen Fahrduellen geprägt: Batiste räumt bereits nach der ersten Kurve Dareius-Silem ab und revanchiert sich für manche Schmach im Ruthorkonflikt. Rondrajane-Rondralia drängen Luca unter lautem Jubel in einen vortags nicht abgebauten Marktstand. Yandriga liefert sich mit ihrem Waffengefährten aus Omlader Tagen Amando (und Thalionmel) über mehrere Runden einen freundschaftlichen Wettstreit. Allein Calliane Ferdokin fällt soweit zurück, dass sie überrundet und – vom so gebremsten Benedict – überrollt wird.
So ist der Weg frei für den Finalsprint zwischen Tolman sowie Rahjean und Raïanike – für jene eine ungewohnte Situation, da sie auf längeren Etappen meist von Pannen aufgehalten wurden. Die letzte Runde führt nicht zurück zum Hesinde-Tempel, sondern vom Hafen direkt zum Efferd-Platz im Zentrum der Oberstadt. Das Donnern der Pferdehufe wird noch vom Getöse der Zuschauer übertönt – die halbe Stadt strömt nach der vorletzten Runde hier zusammen. Am Ende setzt sich Tolman hauchdünn gegen die beiden anderen durch.

VII Kuslik – Shenilo: Yaquirquerung

22.-23. Phex / via Gilforn, Côntris / 75 Meilen / Thalionmel di Salsavûr

Der siebte Abschnitt war im Vorfeld des Rennens zum Politikum am unteren Yaquir geraten: Dass die Route erneut das Südufer entlang führen sollte, war unstrittig, nicht aber, wo die Kontrollpunkte gesetzt werden sollten. Die Honoratioren Shenilos setzten sich gegen die Pertakiser durch und erreichten, dass statt der großen Nachbarstadt die treu zum Sheniloer Bund stehenden Städtchen Gilforn und Côntris ausgewählt wurden. So ist es nun möglich, die Brücke von Pertakis über den (normalerweise verbotenen) Fährverkehr zwischen den beiden Kleinstädten zu umgehen und tatsächlich sammelten die Sheniloer in Gilforn wenige Tage vor Ankunft der Wagenlenker wie aus dem Nichts eine ansehnliche Floßflotte.
Für die Rennteilnehmer steht aber erst die Durchquerung der Yaquir-Marschen an. Die das Südufer entlang führende Clamether Straße verwandelt sich besonders nach längeren Regenfällen in eine morastige Matschtrasse. Das vorgezogene Peraine-Wetter, dem die Fahrer bereits im Aurelat und der Coverna ausgesetzt waren, hat für genau solche Zustände gesorgt. Besonders schlimm erwischt es den durch die Verbrechen seines Lenkers verunsicherten Tiro, der in ein mehr als mannstiefes Morastloch gerät, aus dem er es nicht mehr herausschafft. Hilfe erhält er vom Gespann Yandriga-Balbiano – zumindest so lange, bis Balbiano sich ohne seine Fahrerin aufmachen will. Die Urbeterin bekommt dies aber mit und stößt ihn in den Schlamm.
In Gilforn verleitet die kurze Distanz zum nächsten Ziel Côntris – wenn man denn nicht die Brücke von Pertakis nimmt – Dareius, Ojatril und Luca sowie den wohl ohnehin eingeweihten Gransignore Shenilos dazu, Fährleute anzuwerben. Als sie die Flöße aber gerade in den Fluss schieben, nähern sich mehrere Schiffe aus Pertakis: Karavellen und eine Schivone werden von einigen Flussgaleeren zum Kusliker Hafen geleitet, um die Flotte gegen die Al’Anfaner zu verstärken. So bekundet es zumindest der Kapitän einer der Galeeren, als die Segelschiffe plötzlich im Yaquir ankern und den Weg nach Côntris versperren. Es folgen erbitterte Wortgefechte mit dem Sheniloer Gransignore, die aber nichts nutzten: Die Flöße müssen flussabwärts wieder das Südufer ansteuern.
Thalionmel-Amando sind so die Ersten, die die Brücke von Pertakis passieren und ihren Vorsprung bis Shenilo halten. Benedict erwartet in Pertakis indes ein besonders obstlastiger Empfang, bevor er mit den anderen Fahrern Shenilo erreicht.

VIII Shenilo – Bethana: Audienz

24.-25. Phex / via Schelf, Horasia / 75 Meilen / Dareius Amarinto

Die Geronsstadt Shenilo wartet für die Wagenlenker am Glückstag mit besonderem rondrianischen Eifer auf: Ein Besuch des erst vor wenigen Jahren gefundenen Grabs des Heiligen (BB#24) und ein nächtlicher Fackelmarsch stehen auf dem Programm. Im Verlauf der achten Etappe sollen mit Horasia und Bethana dazu zwei weitere heilige Orte angefahren werden.
Zunächst führt der Weg zurück auf der verkehrsreichen Yaquirstraße über Côntris nach Schelf. Viel Volk jubelt den Streitwagenfahrern zu, weicht ihnen ehrfürchtig aus und spürt geradezu den Hauch der Geschichte, als die potenziellen Gewinner des nächsten Donnersturms vorbeifahren. Andere beharren indes auf ihrem Recht und setzen ihren Weg auf der Straße unbekümmert fort – und werden Opfer des ‘Angsthasen-Spiels’, das vor allem Benedict wie kein anderer beherrscht: Neben einem zweiten Wagen fahrend, fixiert er Entgegenkommende, bis sie nachgeben. Einer tut dies nicht: ein schwer dahintrottendes Ochsengespann, gelenkt von einem Bär an Mann. Benedict hat Glück im Unglück: als er im letzten Augenblick ausweicht, wird ein Rad seines Wagens beschädigt, aber das Ochsengespann transportiert Kutschteile der berühmten Kusliker Karossenmanufaktur, sodass der Schaden rasch behoben werden kann.
Von Schelf geht es über den holprigen Magierpfad nach Verún, wo die meisten Teilnehmer eine Übernachtung einplanen, und weiter nach Horasia. Die Rennstrecke führt dabei durch die gewaltigen Gärten der fast fertigen Horas-Residenz. Der junge Horas selbst gedenkt hier, fern der Außenwelt und nur von wenigen Horasgardisten und Ordenskriegern beschirmt, jedem der Teilnehmer eine kurze Audienz zu gewähren. Wie durch ein Wunder brechen Sonnenstrahlen durch die seit Tagen tief hängenden Wolken. Unter den Ersten, die Horasia erreichen, sind die Rivalen Shafirio und Timodan, die sich einmal mehr nichts schenken. Ungeheuerliches folgt: Als Shafirio vor dem Horas niederkniet, greift Timodan im Hintergrund einen seiner Wurfspeere und schleudert ihn geradewegs auf den jungen Monarchen! Er trifft dabei ‘nur’ die Schulter des sich wieder erhebenden Rivalen. Sofort wird der Verräter festgenommen – der chababische Adlige stellt nach kurzer Folter als verkleideter Novadi der Beni Brachtar heraus!
Shafirio kann das Rennen nach kurzer Behandlung durch die kaiserlichen Hofmedici und Magier fortsetzen, holt den seit seiner eigenen Audienz vor dem Horas wie beflügelt voranfahrenden Dareius aber nicht mehr ein.

IX Bethana – Sewamund: Seewind

26.-28. Phex / via Nevorten, Ruthor / 100 Meilen / Raïanike A'Phrykos dyll Lÿios

Bei erneut aufziehendem Efferd-Wetter steht an der Küste der Septimana nun die zweitlängste Etappe des Rennens an. Fünf der sieben Seestädte müssen passiert werden: Bethana, Nevorten, Selshed, Ruthor und Sewamund. In jeder von ihnen werden derzeit Schiffe für die anstehende Seeschlacht gegen die Al’Anfaner ausgerüstet. Die Begeisterung für die 1000 Meilen ist in dieser schicksalsschweren Stunde dennoch ungebrochen.
Nach zwei Dritteln des Rennens schälen sich die aussichtsreichsten Kandidaten für den Gesamtsieg heraus: Benedict führt mit geringem Vorsprung vor den beinahe gleichauf platzierten Shafirio, Ojatril und Luca. Dahinter lauern Tolman und nach dem Vortagessieg Dareius. Sie alle kämpfen nun mit dem von See her peitschenden Wind und Regen. Selbst die bisher barbusig fahrende Raïanike legt einen amazonisch anmutenden Brustpanzer an – des Wetters wegen, nicht aus Rücksicht den prüden Septimanern gegenüber, wie sie beteuert.
Dass nicht allein das von oben kommende Nass eine Herausforderung darstellt, zeigt sich kurz hinter Nevorten: Am Rand der Selsheder Sümpfe ist die Küstenstraße überflutet – so dass es heißt, sich vorsichtig einen Weg durch die vielerorts nur knietiefen Wassermassen zu suchen oder östlich in Richtung Arinkelwald auszuweichen. Beides ist nicht unproblematisch, denn während auf der überfluteten Küstenstraße Wellenströmungen aus und ins Meer die Gespanne mitzureißen drohen, lauern auf der anderen Route die berüchtigten Küstenfüchse, die Räuber des Arinkelwalds. In einem zur Streitwagenschlacht ausufernden Scharmützel unterliegen sie aber Shafirio, Thalionmel-Amando, Rondrajane, Rahjean und Yandriga.
Vorneweg hat sich indes die erstmals pannenfreie Raïanike überraschend in einer Vierergruppe mit Ojatril, Benedict und Luca platziert – und profitiert davon, dass sich die Benedict und Luca kurz vor dem Ziel gegenseitig behindern. Allein den Wagen des Norbarden neben sich prescht die Zyklopäerin unter lautem Kriegsgeschrei dem Ziel auf dem Sewamunder Knotenplatz entgegen, als ihr die siegbringende Idee kam: Hastig ‘entknotet’ sie ihren Brustpanzer und schleudert ihn dem überraschten Widersacher vor die Brust. Den uralten Landvogt Drugon di Yaladan von Oberfels und Lumiân erfreut der sich ihm bietende Anblick scheinbar so sehr, dass er inmitten seiner Lieben, mit denen er die Ankunft der Fahrer erwartete, lächelnd entschläft.
Sewamund zeigt ihre travianische Seite, die Seebadstadt empfängt die Streiter euphorisch, den ganzen Knotenplatz umstehen Schaulustige, kleine Mädchen stecken bunte barönliche Fähnchen an die Wagen und eine Kapelle spielt zum Tanz auf.

X Sewamund – Grangor: Dämonenstieg

29.-30. Phex / via Veliris / 75 Meilen / Batiste von Calven-Imirandi

Eine Glaubensprüfung erwartet die Streitwagenfahrer auf der zehnten Etappe mit dem Dämonenstieg. Elf Jahre zuvor war der Dämon Gurondaii in einer Schneise der Verwüstung das Sewaktal hinabgezogen, die von den pragmatischen Sewamundern zur Straße ausgebaut wurde. Die Straße gilt als verflucht, soll sie doch nachts Geistererscheinungen anziehen. Gefühle, wie sie sich zuvor nur beim Anblick der Ruinen Parseks geregt hatten, befallen die meisten Wettstreiter. Nur wenige Schaulustige winken ihnen hier zu, meist aus gewisser Entfernung und besonders den Wagen Benedicts misstrauisch beäugend.
So vergeht ein beklemmender Tag, bevor sich das Fahrerfeld am Abend in einem Zeltlager vor Veliris versammelt. Aber da bricht das Chaos aus: Widernatürliche Erscheinungen, von Unbekannten beschworen, stapfen durch das Lager, gleiten durch Wagen und Zelte und greifen Fahrer und Begleiter, Pferde und Veliriser an. Die Niederhöllen greifen die an, die gekommen sind, einen Streiter für den heiligen Donnersturm zu küren! Die Magierin Fiagina opfert sich bei der Abwehr der heptasphärischen Geschöpfe selbst, Batiste von Calven-Imirandi rettet Benedict di Matienna das Leben und vereint gelingt es den Streitern, dem Schrecken ein Ende zu bereiten. Am darauf ausgehobenen Grab der Belhankanerin schwören sie alle, das Rennen um jeden Preis zu Ende zu führen und sich von keinem noch so tückischen Angriff einschüchtern zu lassen.
Beim Aufgang des rotglühenden Praiosrunds stehen die Fahrer schon startbereit für einen rondragefälligen Galopp, der sie bis nach Grangor bringen soll.

»Ich hatte die Ankunft und den Start in Sewamund verfolgt, bin in Pertakis und vorher schon in Arivor gewesen, als die Streitwagenfahrer dort vorbeikamen. Aber in welch niederhöllischem Tempo sie in Farsid an uns vorbeirauschten, die Gesichter ernst und völlig konzentriert, das war beinahe beängstigend. Und dieser Benedict, der Gransignor, stürmte ihnen allen weit voraus …«
Yasinthe Wortheim, Grangorer Patrizierin

Sieger der Etappe, deren Verlauf dem Streit eines Löwenrudels gleicht, so stolz und tugendhaft fahren die Streiter, wetteifern miteinander und achten doch aufeinander, wird Ritter Batiste – der als erster nach der Zieleinfahrt in Sicheln am Ufer der Lagune von Grangor mit der Fähre in den Pilgerhafen der Handelsmetropole übersetzt. In Grangor indes überschatten am Versenkungsfest schlechte Nachrichten das Rennen und trüben Batistes Hochstimmung: Die Kriegsflotte ist bereits tags zuvor Richtung Zyklopensee ausgelaufen, da die Schwarze Armada rascher als erwartet im Askanischen Meer gesichtet worden war.

XI Grangor – Unterfels: Phecanowald

1.-11. Peraine / via Venga / 100 Meilen / Rondrajane von Veliris & Yandriga von Urbet

Die vorletzte Etappe wird die schwerste des ganzen Rennens, denn es geht abseits aller Routen über ein Gebirge. Die Ungewissheit der bevorstehenden Seeschlacht drückt die Stimmung der Rennfahrer – während sie der am Grab Fiaginas geleistete Schwur ermutigt.
So lenken die wackeren Fahrer ihre Gespanne am bitterkalten Saatfestmorgen weiter gen Venga in die Schatten des immer höher aufragenden Phecanowalds. Ihn südlich zu umfahren ist verboten, der nördliche Umweg kostet zwar viel Zeit, bietet aber die Passstraße von Imdal nach Schradok. Daher gilt es, sich nach Hirtenpfaden oder gar zwergischen Tunnels zu erkundigen, und bereits die vielen verschiedenen Fahrrouten beim Verlassen von Venga zeigen, wie unterschiedlich die Antworten der Streiter auf die Herausforderung ausfallen.
Die Sewamunder treibt es in den Süden, wo sie über den Pass nach Trestal und von dort ins obere Sewaktal fahren, um über Veliris und Bomed oder vom Fuß des Gebirges direkt nach Unterfels zu gelangen. Dareius, der gute Aussichten auf einen Gesamtsieg hat, schließen sich die schärfsten Konkurrenten an. Die ortsfremden Raïanike und Firunja wählen die Passage über Imdal, womit sie vorübergehend das Horasreich verlassen.
Rondrajane, Tiro und Yandriga lenken ihre Wagen nach Durindôr bei der Durinquelle und versuchen die geheimniskrämerischen Angroschim zu erweichen, die Fahrt durch die Zwergentunnel zu gestatten, deren Existenz sie zunächst energisch bestreiten. Eineinhalb Tage dauert es, bis sich Rondrajane das Recht erhandelt – und verlangt, den anderen die Nutzung für eine bestimmte Zeit zu verbieten. Trotz der Wartezeit ist sie sich sicher, das Ziel Unterfels – ihre Heimat! – als Erste zu erreichen. Den Weg durch das Urastal unterbricht sie erst am Schlachtfeld von Morte Folnor, um der Toten zu gedenken.
Mit List gelingt es Tiro und Yandriga kurz nach Rondrajanes Abfahrt aber, sich Zugang zum Tunnel zu verschaffen. Tiro fällt auf der Hatz durch das Urastal zurück, aber Yandriga taucht in dem Moment in Morte Folnor auf, als dort Rondrajane ihren Weg fortsetzen will. Zorn treibt beide Frauen auf den letzten Meilen nach Unterfels an, aber keine erreicht das Ziel vor der anderen: Gleichzeitig siegen sie am 6. Peraine.
Tage vergehen im Gebet an die Zwölfe, angeleitet von den Brüdern und Schwestern des Wahren Glaubens, bis alle Fahrer Unterfels erreichen. Dem Unterfelser Alveranidendom werden Spenden versprochen, die Gnade der Zwölfe für die letzte Etappe nach Vinsalt und für Schlachtenglück in der Konfrontation mit Al’Anfa erbeten. Die Götter haben ein Einsehen: Am Abend des 11. Peraine bringt Wundersame Verständigung die Kunde vom Sieg der horasischen Flotte in der Seeschlacht von Phrygaios!

XII Unterfels – Vinsalt: Finale

12.-13. Peraine / keine Wegpunkte / 95 Meilen / Luca di Onerdi

Trotz ihres Doppelsiegs in Unterfels kommen Rondrajane und Yandriga für den Gesamtsieg nicht mehr in Frage, denn den werden Shafirio, Ojatril, Luca, Benedict, Dareius und Tolman unter sich ausmachen. Sie beäugen sich auf dem finalen Abschnitt nach Vinsalt mehr als argwöhnisch. Manche Wunde haben sie sich im Rennen bei erbitterten Hatzen oder Duellen geschlagen, und nun sind die Wurfspeere für die letzte Konfrontation bereit, die Waffen geschärft, die Wagen repariert und die Pferde ausgeruht.
Kurz nach dem Start trifft es Tolman Raloff: Als er den führenden Ojatril überholt, schleudert ihm dieser seinen Speer in die Wade. Auf den Geschmack gebracht, mustert Dareius Amarinto aufmerksam Shafirio und überlegt, ob er ihn wie auf der ersten Etappe zum Duell fordern soll, entscheidet sich im Interesse der eigenen Siegchancen aber dagegen.
Vor Einbruch der Dunkelheit ist die viertlängste Rennetappe ohnehin nicht zu entscheiden. Benedict, Ojatril und Luca, das Feld führend, schlagen ihr Nachtlager hinter Bomed im Bodarowald auf – Ojatril und Luca in Rufweite voneinander, Benedict allein an den Mauern einer verfallenen Villa. Dareius aber, als einziger Favorit mit einem zweiten Wagenlenker unterwegs, befiehlt, die Nacht im leichten Trab durchzufahren, um sich an die Spitze zu setzen. Shafirio gelingt es dennoch, den Rückstand nach verkürzter Nachtruhe und tollkühner Fahrt durch die Morgendämmerung aufzuholen. Ojatril und Luca heften sich an seine Fersen, während Dareius seinem Wagenlenker weiterhin die Zügel überlässt und selbst mit Schwert und Speer der aufholenden Verfolger harrt. Benedict beeindruckt das wenig, er zieht peitschend mit niederhöllischer Geschwindigkeit und fiesem Grinsen vorbei und setzt sich, Perhihabibi! rufend, an die Spitze. Den Wurfspeer, der knapp neben ihm am Holz seines Wagens abprallt, bemerkt er kaum, und auch nicht das Blut, das seinen Pferde aus den Nüstern fließt.
Shafirio kommt als nächster, er weicht dem ersten Speer aus, wird dann aber getroffen und fällt zurück. Luca setzt in diesem Augenblick Dareius’ Lenker Silem außer Gefecht, das ganze Gespann des Amarintos strauchelt.
Für Luca und Ojatril geht es nun um Platz Zwei, wenn es ihnen nicht gelingt, den irren Benedict einzuholen. Die hundert Türme Vinsalts im Blick, hauen sie mit den Peitschen aufeinander ein und machen Boden wett, Benedict hält voller Siegesfreude über den Thalionmel-Bogen auf die Altstadt Vinsalts zu, seine Pferde nurmehr ein Abbild ihrer Selbst. Kein Gardist wagt es, ihnen den Weg zu versperren, als sie höchsten Tempos die scharfe Kurve in die König-Khadan-Parade nehmen. Ein Hufeisen löst sich funkenschlagend und bohrt sich in eine Hauswand, Blutspritzer der Pferde benetzen Vinsalts Straßen. Den Arinkener holt endlich der Verdacht ein, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, sein Wagen lässt sich nicht mehr bremsen, so sehr er es auch versucht. Schrecken tritt in seinen Blick, das Rennen kümmert ihn nicht mehr, er zieht an den Zügeln. Er muss nicht so schnell fahren, die anderen liegen weit genug zurück und er ist der Ziellinie nahe. Aber der Wagen beschleunigt. Es passiert das Unausweichliche: ein Pferd strauchelt, Benedict hebt es in die Luft, als der Wagen sich schrägstellt und berstend überschlägt, nun die Pferde hinter sich herziehend. Benedict hält krampfhaft die Zügel, aber es ist zu spät, sein Körper zerschmettert auf der Straße neben den toten Pferden, sein Wagen – oder das, was von ihm übrig ist – schlittert über die Ziellinie.
Den Triumphbogen, das Ziel bereits vor Augen, schlägt Ojatril immer heftiger auf seine Rivalin ein. Luca aber wirft ihre Peitsche dem Gegner plötzlich in die Speichen, wo sie sich um die Achse wickelt – und gewinnt!

Epilog

Die Nachricht vom Sieg der Flotte hat längst Vinsalt erreicht, als die Wettstreiter der 1000 Meilen von Yaquiria sich ihrem Ziel nähern. Im Freudentaumel hält die Stadt noch einmal in Erwartung eines großen Finales den Atem an.
Ralman von Firdayon-Bethana, der Protektor und Schirmherr, weilt noch in der Zyklopensee. Die Frage, wer ihn bei der Siegerehrung vertritt, beschäftigt nicht nur die Veranstalter und Initiatoren des Rennens.

»Ihr entschuldigt, wenn ich mir diesen Preis etwas genauer ansehe?«
Plötzlich steht ein Grauberobter mitten unter den sich beratschlagenden Veranstaltern, hält die Armschienen der Heiligen Aponia in seinen Händen als mustere er sie.
»Man sieht mit den Augen, wie könnt Ihr es wagen …?«
»Genau das tue ich«, unterbricht der Grauberobte die aufgebrachten Worte eines der Anwesenden, »manches Vorrecht nehme ich mir in diesem Land doch noch heraus«, mit diesen Worten schob er die dunkle Kapuze zurück.
»Ihr, Timor? Ähm … Euer Horaskaiserliche Majes… nein … Durchlaucht …«

So überreicht der nach über einem halben Jahr erstmals wieder öffentlich auftretende kaiserliche Prinz am Ende die begehrten Trophäen.
Batiste von Calven-Imirandi aber bringt den Leichnam Benedicts und ein halbes Rad seines Wagens nach Shenilo.