Archiv:Brennender Sikram (BB 38)

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Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 38, Seiten 24-25 Schildwacht.png Datiert auf: Herbst 1034 BF


Brennender Sikram
von Torvon Tassilona


Gesucht

100 Dukaten
Kopfgeld setzt das ehrenwerte
Haus Oliviano aus Sikramara
für die lebendige Ergreifung des
Brassimo Polippa
aus. Jene Person ist flüchtig seit der Nacht des 23. Travia 1034.

Brassimo ist an die vierzig Götterläufe alt; hat pechschwarzes, gelocktes Haar und eine auffällige Rabennase. Buschige Augenbrauen über den blauen Augen stechen als besonderes Merkmal heraus. Der Gesuchte ist der einzige Überlebende des Feuers von Sikramara und wird daher zum weiteren Verhör lebendig benötigt. Er hat sich durch das brennende Öl auffällige Verbrennungen an beiden Händen zugezogen und dürfte daran leicht zu erkennen sein. Es wird vermutet, dass sich der Flüchtige nach Urbasi aufgemacht hat, da er dort noch eine Schwester hat. Nach Ergreifung ist Brassimo Polippa nach Sikramara zu bringen und dort der Familie Oliviano zu übergeben.

Ein tragisches Unglück ereignete sich in der Nacht vom 22. auf den 23. Travia 1034 BF. Am Sikramufer unterhalb der Ortschaft Sikramara kam es zu einem verheerenden Brand, der mehrere Tote und Verletze forderte. Die ansässige Patrizierfamilie Oliviano, weithin als Handelspartner geschätzt, bereitete den Abtransport der Jahresernte Olivenöl am Ufer des Sikram vor. Da sich das Verladen der Fässer vom Kontor auf den Transportkahn bis in die Dunkelheit hinzog, mussten die Männer der Olivianos bei Einbruch der Nacht ihre Tätigkeiten unterbrechen. Zum Bewachen der Ware waren fünf Wachposten eingeteilt, die alle in den Diensten der Oliviano standen.
Mitten in der Nacht schreckten die Einwohner Sikramaras aus ihrem Schlaf. Geweckt von einem Feuer unterhalb ihrer Ortschaft eilten sie aus ihren Häusern. Das vermeintlich kleine Feuer breitete sich nach Augenzeugenberichten innerhalb weniger Augenblicke zu einer rasenden Feuersbrunst aus. Die am Ufer stehenden Fässer waren in Brand geraten und hatten die Fässer entzündet, welche sich bereits auf dem Flusskahn befanden. Dieser löste sich durch das Feuer und trieb bald flussabwärts. Das auslaufende Olivenöl bildete einen brennenden Teppich der mit der Strömung des Sikrams floss. So hell und groß war das Feuer, dass man es in der Nacht noch bis nach Urbasi sehen konnte. Bei vergeblichen Löschversuchen wurden mehrere Einwohner Sikramaras durch das Feuer verletzt. Von den Wachen der Oliviano überlebte nur einer das Unglück. Er verschwand noch in derselben Nacht spurlos. Vor seinem Verschwinden zum Ausbrechen des Feuers befragt, gab er jedoch an, dass dieses durch eine herabstürzende Kerze in eine ausgelaufene Ölpfütze zustande kam. Die darauf folgende Explosion habe die übrigen Wachen getötet.
Der Verlust der Olivenölernte eines ganzen Jahres dürfte für die Familie Oliviano ein herber Verlust sein. Erst im Firun hatten die Götter der Patrizierfamilie schwer zugesetzt, als durch einen Sturm die Mühle Sikramaras schwer beschädigt wurde. Die Reparaturarbeiten verzögerten sich immer wieder und stellten für die Familie als Pächter eine große finanzielle Belastung da. Aus Adelskreisen hört man Gerüchte, die Oliviano wären wegen klammer Geldbeutel bereits in Urbasi vorstellig geworden, um mit geliehenen Dukaten die Reparaturen an der Mühle abschließen zu können.

Torsten Schult