Archiv:Eklat auf Beerdigung (BB 30)

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Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 30, Seite 24
Aventurisches Datum: Herbst 1029 BF



Eklat auf Beerdigung
von Dorian Weideck
Am 16. Rahja (1028 BF) fand unter größter Anteilnahme die Bestattung des Landvogtes von Parsek, Nepolemo di Onerdi, statt. Die weit verzweigte Familie fand sich fast vollzählig auf dem Landgut im kleinen Örtchen Onerdi ein, wo das Oberhaupt des Hauses di Onerdi in der Alten Gruft zu Grabe getragen wurde.

Sein Enkel Nicolo Faellan, der anstelle des verwundeten Vaters die Trauerrede hielt, erinnerte in ergreifenden Worten an die Verdienste Nepolemos, welcher zwanzig Tage zuvor in der verheerenden Schlacht auf den Feldern von Castarosa gefallen war. Auch die Baronin Delhena di Visterdi war angereist, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen. Nepolemo, so versicherte sie, sei ein treuer und guter Bundesgenosse gewesen, dem sie viel verdanke. Sie teile den Schmerz der Familie und sei von der tiefsten Trauer erfüllt.

Bei Tisch bekräftigten Nicolo Faellan, Arono und die anderen Unterzeichner der zu Ankram postulierten Erklärung die Absicht, die Mörder des Familienoberhauptes zur Strecke zu bringen. Berichten zufolge sei der greise Nepolemo in der Schlacht kurz vor dem Beginn des allgemeinen Rückzugs der Truppen Aldares von einem Offizier der Mordbrenner Ralmans erschlagen worden. Arono di Onerdi-Bergerio beschwor die Treue zu Aldare, und bald schon schallten die Rufe "Onerdi für Aldare Horas!" und "Lang lebe Aldare Firdayon!" durch den Bankettsaal des Castello dell' Monte.

Doch dann kam es zum Eklat: Khadan di Onerdi, Veteran des Edlenzuges und der Trollpfortenschlacht und ehemaliger Anführer des Banners von der Heiligen Lutisana (siehe BB 11, 12/2, 17), ergriff das Wort. Fast unverblümt stellte er sich

gegen die Königin! Auch, wenn er nicht wagte, für deren intriganten Bruder Timor Position zu beziehen, bezeichnete er die Sprösslinge der großen Amene vor der Baronin als machthungrige Tyrannen, die mit ihrer Sturheit und Machtgier das Land ins Verderben rissen.

Mit hochrotem Kopf rief Arono di Onerdi den Veteranen zur Ruhe, doch Khadan wischte seine Worte mit einer Handbewegung beiseite. Töricht seien alle, die vorschnell eine Seite wählten und dafür selbst mit den Marvinkos kämpften. Wer schon das Schwert erheben wolle, der überlege gut und lasse sich von nichts als der Ehre leiten, auf dass er nicht am Ende sein Leben ehrlos im Schlamm des Schlachtfeldes verlöre. Ohne noch weiter zu hören, verließ er den Saal, ignorierte ihm folgende Verwandte und verließ Onerdi noch in der Nacht.

Erbost und beschämt ließ Nicolo Faellan schließlich die Feier fortsetzen. Am nächsten Morgen ernannte die Baronin Nicolo Faellan di Onerdi, von der Familie als Oberhaupt bis zur Genesung seines Vaters Faellan bestimmt, zum neuen Stadtvogt von Parsek. Der junge Nicolo Faellan vereint damit im Alter von nur 25 Götterläufen bereits den Titel des Stadtvogtes und des Familienoberhauptes auf sich und hat seine Familie hinter sich, während der abgereiste Veteran Khadan isoliert scheint. Wohin dieser seine Schritte wandte, ist ungewiss. Es geht allein das Gerücht, er habe den Rat seines alten Gefährten Geron von Tikalen gesucht.