Archiv:Färbersohn neuer Gonfaloniere Urbasis (BB 32)

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png

Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 32, Seiten 22-23 Schildwacht.png Datiert auf: Rahja 1029 / Praios 1030 BF


Färbersohn neuer Gonfaloniere Urbasis

Neue Ordnung nach dem Tyrannensturz installiert – Wahl der Priori abgeschlossen

von Alverano ya Paredo
Miguel Flaviora, Gonfaloniere und Priore urbis

Acht Monate musste die Silberstadt auf diesen Moment warten: die ehrliche Wahl eines neuen Stadtoberhaupts, wie sie bereits im Boron 1029 BF festgeschrieben wurde, bevor Tyrannenklauen nach der Macht griffen. Traviano, der selbsternannte Fürst, fiel wohl schon am 7. Rahja unter einem gerechten Hieb des Schicksals, sein finsterer Schatten jedoch überdauerte noch für Wochen, säte Zwist und Hader unter denen, die eigentlich frohlocken und einig beieinander stehen sollten.

So folgte auf das Freudenfest der Wollfärberaufstand mit der Festsetzung des Bürgermeisters Amaldo Balestriano, der das stolze Urbasi mitten im Sikram zwischen alter und neuer Stadt schied, der Landgüterstreit mit dem Auszug der Censori, die den Patriziern ihren Anteil am Erbe des Tyrannen sichern sollten, und die Marodeursschlacht am Fahnenwagen, als des Fürsten letzte Getreue erst noch geschlagen werden mussten. Selbst der Palio-Frieden im Vorfeld des ruhmreichen Wettkampfs der Nachbarschaften brachte nur eine kurze Waffenruhe, die spätestens mit der Ermordung der Praios-Geweihten Arvedua della Turani in den Namenlosen Tagen ein Ende fand. Wahrlich, fast schien es, als würde noch immer der geschlagene Tyrann aus finsteren Sphären seine Fäden ziehen und sich am Unheil derer ergötzen, die sich gegen ihn aufgelehnt hatten. Doch gerade als sein Triumph vollendet schien, sich brave Bürger wider Geweihte wandten und die Dämokratenunruhen ihren Höhepunkt erreichten, besann sich die geknechtete Stadt ihrer Einigkeit und ihrer Stärke.

Das Haus Urbet-Marvinko durfte nurmehr unter harten Bedingungen zurückkehren, der Tyrannenbruder musste seines eigenen Anspruchs auf das Fürstentum entsagen, denn Fürst, das hatte die Constitutionara festgelegt, war nun Urbasi selbst – die Civita Principesca di Sant'Agreppo oder auch Fürstliche Gemeinde des Heiligen Agreppo! Und um diese zu repräsentieren, traten die edelsten Familienoberhäupter und Geschlechter zur Wahl des Consiglio della Priori an. Favoriten für das höchste Amt des Gonfaloniere waren gleichermaßen Adlige wie Leomar della Pena, der ‘Held von Urbasi’, oder Alessandero dell'Arbiato, Urbasis alter Stadtvogt, als auch Patrizier wie Danilo Silbertaler aus dem ehrwürdigsten städtischen Hause und Miguel Flaviora, der für das Volk zu sprechen pflegte.

Urbasi hat gewählt ...

Miguel Flaviora zum Gonfaloniere und Priore urbis,
Danilo Silbertaler zum Priore iuris,
Romualdo di Salsavûr zum Priore militaris,
Leomar della Pena ä.H. zum Priore ruris,
Alessandero dell'Arbiato zum Priore structuris,
Tarquinio della Pena j.H. zum Priore pecunis und
Areda vom Rauhen Berg zur Priora curatora.

Die Entscheidung sollte schnell fallen, am 28. Praios 1030 BF bereits – zu lange lag die Stadt inmitten des Thronfolgekriegs schon ohne Führung da – und dennoch schien es hinter den Kulissen geschäftig zu sein, als hätten die Kandidaten alle Zeit der Welt. Beharrliche Überzeugungsarbeit machte auch vor den auswärtigen Prätoren Borons und Peraines nicht halt, während der seit den Ereignissen der letzten Wochen ohnehin immer zurückhaltendere Alt-Bürgermeister Balestriano sich eines kurzzeitigen Volksaufruhrs gegenüber sah, den viele für eine Einschüchterung hielten, und die Signori Carasbaldi und da Brasi Gerüchten zufolge einen Reibach machten, von dem sie Monate lang leben konnten. Ähnliche Argumente ließen wohl auch die ebenfalls favorisierte Savinya Zorgazo von ihrer Kandidatur zurücktreten.

Ob dieses intensiv geführten Wahlkampfs verwunderte es nicht, dass die Entscheidung bei der Wahl des Gonfaloniere bei der eigentlichen Auszählung aller 36 Stimmen der Signoria spät fiel. Das Los hatte die Reihenfolge der Wähler bestimmt und fast musste es auch über den Gonfaloniere selbst entscheiden, als sich am Ende ein Patt zwischen della Pena, Romualdo di Salsavûr, Silbertaler und Flaviora abzeichnete – jeder von ihnen mit sechs Stimmen. Dann aber überraschte ausgerechnet der Bruder des Tyrannen, Seine Ehrwürden Auricanius, mit der unwahrscheinlichsten aller Wahlstimmen, für Miguel Flaviora, den volksnahen Färbersohn aus der Vorstadt Agreppara, und kürte den bisherigen Außenseiter in der Gesellschaft Urbasis zum neuen Stadtoberhaupt.

Mögen es die Götter geben, dass dies ein Zeichen der Überwindung alter Gegensätze und nicht Ausgangspunkt weiterer Streitigkeiten ist!

Armin Bundt mit Dank an all die anderen Urbasier, die an der Wahl teilhatten