Archiv:Massaker statt Hochzeit! (BB 39)

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png

Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 39, Seite 27 Schildwacht.png Datiert auf: Rondra 1036 BF


Massaker statt Hochzeit!

Haus Urbet stürzt frevlerischen Valvassor Valpoza

von Alverano ya Paredo


Geschichte sollte in Urbet zum Lutisanafest, dem wichtigsten Feiertag der Stadt, geschrieben werden. Der auswärtige Stadtherr, Condottiere Uolbo Valpoza, wollte eine urbetische Patrizierin ehelichen und so endlich selbst ‘ein echter Urbeter’ werden. Geschichte wurde geschrieben – in einer überraschenden Wendung jedoch bereits am Vorabend des Festes. Der Valvassor ist tot, seine Collaribianci sind großteils massakriert. Und das Haus Urbet gibt kund, in einer Notlage gehandelt zu haben, da der gestürzte Stadtherr finsteren Riten anhing und die Stadt in der Hochzeitszeremonie seinen blutrünstigen Götzen geopfert hätte!
Der genaue Verlauf der zweifellos schrecklichen Ereignisse auf dem Urbeter Tafelberg lässt sich kaum noch sicher rekonstruieren, da er für die Augen der meisten Unbeteiligten außerhalb jeder Sichtweite war. Mit Glück und Geschick konnten einige Berichte aber zusammengefügt werden.
Die bevorstehende Heirat des Stadtoberhaupts wurde von seinem Gefolge, den Söldnern der berüchtigten Cohorta Collaribianci also, bereits am Vorabend mit viel Wein begossen und gefeiert. Sowohl der Valvassor als auch seine Verlobte und Adjutantin, Niam Praetorin, begingen „ihre letzte Nacht in ungebundener Freiheit“ wohl getrennt voneinander in der Gesellschaft von Dirnen und Lustknaben. Besonders in der Kohortenstadt zu Füßen des Tafelbergs, wo die Collaribianci ihre Garnison hatten, gingen bezahlte und unbezahlte Mitfeiernde aber ein und aus.
Ungefähr zur selben Zeit lud das Haus Urbet den Condottiere des ebenfalls in der Stadt ansässigen Donnerordens, Pakhizal Dothreki, zu einem kurzen Gespräch in den eigenen Rahjadanspalast, ohne dass dies zunächst viel Aufmerksamkeit erregte. Später hatte sich über den gesamten Tafelberg, ausgenommen den Valvassorenpalast Valpozas, in dem weiter heftig gefeiert wurde, eine geradezu bedächtige Stille gelegt. Kurz vor Mitternacht jedoch zog zunächst Seneschall Rondralio von Urbet mit seinen Lutisanern zum Valvassorenpalast. Alle trugen Waffen und waren voll gerüstet. Als ihnen ein Offizier der Collaribianci das Portal öffnete, erschlugen sie ihn.
Während die weiteren Geschehnisse im Valvassorenpalast zunächst undeutlich blieben, wird aus dem ‘Palast des Erzherrschers’, dem Wohnhaus der Rondra-Geweihten auf dem Tafelberg, über eine Verbarrikadierung ihres Gebäudes berichtet. Der Hochgeweihte Ghiranus III. ist immerhin der Onkel der Verlobten Valpozas gewesen, entstammt wie sie dem städtischen Patriziergeschlecht Praetorin. Seine Intervention schien nicht gewünscht gewesen zu sein. Nur die junge Elea von Urbet war nicht wie der Rest der Rondra-Geweihtenschaft in dem von außen verschlossenen Palast eingesperrt.
Die Turniersiegerin Yandriga von Urbet eilte ihrem Bruder indes wohl erst mit einiger Verzögerung hinterher – und das nicht zu früh, wie sich herausstellen sollte. Valvassor Valpoza, vom Seneschall seiner Freveleien angeklagt, habe sich nämlich in eine wölfische Bestie verwandelt, verlautet es aus der Erklärung des Hauses Urbet, und ließ sich in dieser Gestalt nur durch den beherzten Einsatz beider Geschwister bezwingen. Das Fell, das ihm während des Kampfes abgeschlagen wurde – und sich nicht wie der Rest des Körpers nach seinem Tod zurückverwandelte – präsentierte man den Patriziern Urbets später als Beweis.
Wer vom frevlerischen Tun des Condottieres unter seinen Collaribianci aber nicht abschwören wollte, den erschlugen die Lutisaner und die bald darauf in die Kohortenstadt vorrückenden Donnerer Dothrekis ohne Gnade und Reue. Nur wenige Offiziere wie die Braut selbst und der Koscher Halmdahl von Sindelsaum wurden gefangen genommen. Manche einfache Collaribianci flohen auch unerkannt aus der Stadt. Über einhundert Leichen aber blieben als Resultat dieser schrecklichen Nacht in ihrem eigenen Blut zurück. Und nachdem einst Valpoza selbst ausgangs des Thronfolgekriegs das Erste Massaker von Urbet beging, sind die Ereignisse aus der Nacht vom 13. auf den 14. Rondra 1036 BF nun bereits als Zweites Massaker von Urbet in aller Munde.

Armin Bundt