Archiv:Schockierender Zwischenfall überschattet »Goldene Lanze von Bomed« (BB 26)

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Auge-grau.png Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 26, Seiten 9-10
Aventurisches Datum: Rondra 1028 BF



Schockierender Zwischenfall überschattet »Goldene Lanze von Bomed«
von Phrenya Aldubhor

Bomed. Die »Goldene Lanze von Bomed«, nach dem Arivorer Königsturnier die bedeutendste Veranstaltung dieser Art im Lieblichen Feld, hätte in diesem Jahr ganz im Zeichen Signore Tarquinio della Penas stehen können. Stattdessen erlebte sie einen der schockierendsten Zwischenfälle ihrer Geschichte.

Bereits am 2. Rondra fanden sich wie alljährlich zahlreiche Adlige und Schaulustige in der Grafenstadt ein um dem Spektakel am 3. und 4. des Mondes beiwohnen zu können. Doch auch ein anderer Anlass zog viele von ihnen bereits an diesem Tag nach Bomed, denn noch am Abend vor dem Turnier sollte sich Signore Tarquinio im Palazzo seines Bruders Horasio della Pena mit der jungen Dame Tsabella Catalina ya Mornicala aus Phecadien verloben. Neben dem Vater der zukünftigen Braut, Horas-Castellan Ciro Galeno ya Mornicala, waren dazu auch unzählige weitere geladene Gäste frühzeitig angereist.

Besonderes Aufsehen erregte an diesem Abend eine Aussage des Gastgebers, denn Baronet Horasio rief seinen jüngeren Bruder noch während der Verlobungsfeier dazu auf, beim Turnier für die Ehre seiner zukünftigen Braut zu streiten und zu siegen ("Gereicht doch weniger kaum, um ihr gerecht zu werden!"). Diese wohl ursprünglich im Scherz fomulierte Forderung verbreitete sich in den nächsten zwei Tagen selbst unter den nicht zur Feier eingeladenen Turnierbesuchern rasch – denn sie schien vorweg genommen zu haben, was folgte: Signore Tarquinio kämpfte sich Lanzengang für Lanzengang weiter zum Turniersieg vor und setzte sich mit Geschick und bisweilen Glück auch gegen weitaus favorisiertere Wettbewerber durch. Schnell entwickelte er sich zum Idol aller nicht anderweitig parteiischen Schaulustigen und hatte schließlich nurmehr zwei Lanzengänge zum Erfüllen seiner 'Mission' zu gewinnen.

Im Vorkampf des Finales stand ihm aber dann nicht nur ein weiterer höher eingeschätzter Gegner gegenüber, sondern auch ein Mitglied der eigenen weitläufigen Familie: Tilfûr von Marvinko-Schelf, Bannerträger der gräflichen Buntröcke und Adjutant Baronet Horasios, zählte bereits seit Anfang an zu den aussichtsreichsten Favoriten auf den Turniersieg. Sollte er seinem Vetter zum Stolperstein werden? Oder gab er ihm den Sieg auf Weisung seines Dienstherrn freigiebig her? – Diese Fragen ließen die Spannung vor und während des Kampfes weiter steigen. Nachdem sich die Kontrahenten mit ihren Lanzen gegenseitig aus dem Sattel gehoben hatten, traten beide zu Fuß im Zweikampf gegeneinander an. Und tatsächlich begann Signore Tarquinio sich nun ein weiteres Mal durchzusetzen. Unter aufbrausendem Jubel setzte er einen Hieb nach dem anderen. Als aber sein Gegner längst am Boden lag, prügelte er weiter auf den Wehrlosen ein!

Langsam wich der Jubel blankem Entsetzen – der Kampf war längst entschieden, doch das schien der siegreiche Tarquinio gar nicht zu merken. Unendliche Augenblicke vergingen, bis sich endlich einige Buntröcke ein Herz nahmen und den besinnungslosen Signore von seinem Opfer (und ihrem Kameraden) fortrissen. Da erkannte auch er sein eigenes Tun und flüchtete nach einigen weiteren fassungslosen Momenten zunächst ins eigene Turnierzelt.

Über die Hintergründe dieses schockierenden Zwischenfalls können nur Vermutungen angestellt werden, doch machten bald Gerüchte von einer heimlichen Rivalität des Signore mit dem Adjutanten seines Bruders die Runde. Andere sahen in der vermeintlichen Preisgabe des Sieges durch Tilfûr einen Grund für den Zorn Tarquinios – oder in der Aussage des Bruders eine unglückliche Überforderung des Signore. Rinaldo Sirensteen, der Seneschall der Gräfin und bekannter Rivale Baronet Horasios (BB#24), hob gar zu wissen hervor, dass die gezeigte Wut des Signore gegen den Adjutanten seines Bruders aus einem Zerwürfnis mit demselben stamme und sich lediglich einen Stellvertreter gesucht habe. Auch soll dem Signore schon die Verlobung mit der Dame Tsabella vom Bruder aufgezwungen worden sein. Verifiziert werden konnten diese Aussagen nicht.

Ohne ein weiteres Mal zum Lanzengang anzutreten, verließ Signore Tarquinio Bomed nämlich bereits eine Stunde nach dem Vorfall Richtung Süden – in der Begleitung seiner Verlobten und des Gransignore Traviano von Urbet, wie es heißt. Tilfûr von Marvinko-Schelf indes verdankt sein Überleben wohl nur der schnellen Heilung durch einen anwesenden Heilmagus – und wird doch auf längere Zeit im Spital verbleiben müssen. Mögen die Götter die Wunden des Einen wie des Anderen verheilen lassen.

Armin Bundt