Benutzer:Horasio/Die Wahl der Wahlen

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Prolog

Die Sitzung wird eröffnet

Galdeno Bolburri, den die Mitglieder der Signoria am letzten Sitzungstag einstimmig zum Protocollario gewählt hatten, blickte sich unruhig in der Halle um. Erst vor wenigen Tagen hatten die Bediensteten ihre Arbeiten am Palazzo della Signoria fertiggestellt, so dass ein aufmerksamer Beobachter an zahlreichen Stellen noch unverputztes Mauerwerk hätte sehen können, wenn nicht große Teile der Wände mit farbigen Bannern verhangen wären.
Da hingen auf der einen Seite die Wappen der altadligen Familien, die man als Patrizi nobile in die Signoria aufgenommen hatten. Düster in deren Zentrum das schwarz-weiße Löwenbanner des selbsternannten Grafen Horasio della Pena, der gewohnt grimmig in die Runde sah.
Ihnen gegenüber saßen die Deputati unter den Bannern jener Stadtviertel, die sie als Patrizi populi in den Hohen Rat entsandt hatten. Sein Onkel Bassanio Bolburri hatte die Stimmen der Klienten in Tuffino gewinnen können, was ihm einige Dukaten gekostet hatte.
Zwischen den Patrizier saßen die sechs Prälaten, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Auf der einen Seite der unheimliche Ohan Basso, narbengezeichneter Veteran zahlreicher Schlachten und Hochgeweihter des Kortempels, auf der anderen Seite Quilia Fubini, die lebenslustige Tsageweihte mit bunten Bändern in den Haaren. Dazu die Geweihten der Gottheiten Praios, Efferd, Travia und Ingerimm.
Über ihm selbst hing ein schwarz-goldenes Sternenbanner, das sich die Unterfelser zum Wappen erkoren hatten.

Als sich Phygor da Marascenta, der erst nach der zweiten Auszählung gegenüber Madalena Grisetti den Sieg in Campo Stella davongetragen hatte und so als Deputati der Signoria angehörte, sich als letzter gesetzt hatte, erhob Galdeno Bolburri die Hand. Wo eben noch geschwätzig diskutiert wurde über die bevorstehenden Entscheidungen, kehrte nun allmählich Ruhe ein.
"Willkommen Patrizier und Prälaten von Unterfels," hob der Protocollario an und ließ seine Hand sinken. Ohne einer politischen Gruppierung zu nahe zu treten, versuchte er sich möglichst kurz und sachlich zu halten.  "Gemäß den Gesetzen der Stadt Unterfels sind wir zusammen gekommen um am heutigen Tag die Kandidaten zu benennen für die Ämter des Consilio della Ufficio, des Kleines Rats, dessen Wahl am 5. Praios im 1031zigsten Jahr nach dem Fall des alten Bosparan vollzogen wird."
Er räusperte sich und sah in die Menge. "Ich kann davon ausgehen, dass die Regularien und Ämter bekannt sind. Ich bitte um Vorschläge."

Autor: Horasio

Erste Vorschläge

Tilfur della Trezzi erhob sich und ergriff das Wort.

"Verehrte Vertreter der Priesternschaft, geschaetzte Standesschwestern und -brueder, werte Patrizier! Wird sind hier zusammengekommen, um ueber die Zukunft dieser unserer Stadt zu entscheiden, indem wir diejenigen als unsere Vertreter benennen, denen am ehesten zuzutrauen ist, dass sie dazu berufen und imstande sind."

Der Comto liess seinen Blick ueber die Baenke streifen, bevor er eindringlich fortfuhr.

"Trefft Eure Wahl weise, den die Auswirkungen werden diese unsere Stadt kuenftig praegen. Vieles hat sich in den vergangenen Monden veraendert, es bleibt oftmals noch abzuwarten ob zum Guten oder Schlechten. Vieles wird sich bald aendern. Doch hier besteht die Moeglichkeit, der Hoffnungsschimmer, dass wir, die dazu berufen sind, den Lauf der Dinge zum Guten und Erfolgreichen wenden."

Nun richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Protocollario.

"Gemaess den Gesetzen dieser Stadt moechte ich nun diejenigen ehrenwerten Personen benennen, deren Kandidatur ich fuer fruchtbar und recht halte. Zufuerderst fuer das Amte des Senescalio eine Person, die ihre Faehigkeiten bereits unter Beweis gestellt hat, und die als ausgleichender Faktor in dieser doch zuweilen recht hitzigen Signoria agieren kann – Comto Erlan Sirensteen.
Fuer das Amte des Gonfaloniere einen jungen Mann, dessen Kapazitaeten als verstaendiger Politiker und ueberlegter Feldherr ich bereits kennenlernen durfte - Baronet Ariano Sal von Veliris.
Fuer die verantwortungsvolle Position eines Praetor Nobiles eine Dame, deren weibliche Intuition und politische Eleganz schon so manchen Streit unter uns hitzkoepfigeren Herren verhindert hat - Baronessa Savinya Romeroza.
In dieser Zeit der Veraenderungen sehe sogar ich, der ich manch' neuem noch abwartend gegenueberstehe, die Notwendigkeit dass der Ratschlag der Goetter in vielerlei Form Einzug in diesen Rat findet, weswegen ich zum Maestro Alverano Ihro Gnaden Quilia Fubini benennen moechte.
Und in aller Bescheidenheit, zum bescheidenen Abschlusse meiner Vorschlaege, moechte ich dem verehrten und hochgeschaetzten Gremium ob meiner Erfahrungen im Dienste von Koenigin und Grafen anbieten, fuer das stolze Unterfels die Dienste eines Centenario zu verrichten."

Nach diesen Worten setzte er sich, wahrend in den Reihen der Anwesenden einiges Getuschel und Geraune ob seiner Vorschlaege herrschte.

Autor: della Trezzi

Replik der Veliris

Ariano Sal von Veliris erhob sich und richtete das Wort an die 24 Mitglieder der Signoria: "Wohlgeborene Mitglieder des Rates. Ich danke Comto Tilfur für die Nominierung, die mich aus der Verlegenheit, befreit mich selbst bennnen zu müssen. Ich habe aber zudem die Verpflichtung auf Geheiß meines Bruders, des Barons von Veliris, meine Schwester Rondrajane als Kandidatin für das Amt der Consiliera vorzuschlagen."

Autor: Schatzkanzler

Kullbachers Vorschlag

Horasio della Pena erhob sich, breitete die Arme aus und blickte hinüber zu dem Comto della Trezzi. "Mein geachteter Freund, Comto Tilfur della Trezzi, stellt wieder einmal eindrucksvoll seine Bescheidenheit unter Beweis. Doch dürfen wir nicht zulassen, dass Ihr Euch, Euer Edelhochgeboren, aus falsch verstandener Loyalität freiwillig in die zweite Reihe stellt." Der Condottiere, ganz in schwarz gekleidet, drehte sich zum Protocollario um. "Wir nominieren Tilfur della Trezzi als Kandidaten für das Amt des Senescalio. Ich sehe keine geeignetere Person als ihn in dieser Stadt." Er setzte sich wieder.

Autor: Horasio


Tilfur della Trezzi nickte dem Condottiere ob dieses Schachzuges schmunzelnd zu, lehnte sich aber vorerst zurueck und beschraenkte sich darauf, die Reaktionen der anderen Teilnehmer zu beobachten.

Autor: della Trezzi

Einem Uhrwerk gleich

Nachdem sich della Pena wieder hinsetzte sah man an anderer Stelle ein leichtes Schmunzeln auf dem Gesicht des Erlan Sirensteen von Irendor der sich zu seinem Nachbar beugte und betont leise - aber dennoch für alle hörbar - über die Nominierung äußerte:
"Habe ich es Euch nicht gesagt? Wie ein Uhrwerk ist auf ihn Verlass. Ich denke den guten Sheniloer Wein den ihr mir nun aufgrund unserer kleinen Wette und der Berechenbarkeit des Marvinko schuldet sollten wir gemeinsam bei einem guten Mahl genießen. Und erinnert mich daran, dass ich mich demnächst so setze, dass mich auch der Condottiere sehen kann."

Es schien nicht so, als ob der Senescalio nicht mit diesem Garadanzug seitens Horasios gerechnet hätte. Ganz im Gegenteil.

Autor: Sirensteen

Almadanische Beobachtungen

Das sich bietende Schauspiel schien noch eine weitere Person zu belustigen: in den Reihen der Patrizi populi konnte der zwar durchaus interessiert wirkende Junker von Aranjuez schon recht schnell ein sachte amüsiertes Lächeln nicht mehr verbergen. Gewisslich, das Geflecht von Interessen und Rivalitäten, von Freunden oder zumindest Verbündeten und Feinden, von Sympathien und Antipathien war im Yaquirbruch nicht ganz leicht zu durchschauen, doch als Veteran so mancher Landständesitzung schien er sich durchaus wohl zu fühlen.
So schweifte der Blick des in den Farben seines Hauses schwarz und silber gewandeten Condottieres auch nur kurz zu den Fenstern, und wohl nur der irgendwo gegenüber sitzende Dom Hasrolf mochte vielleicht erahnen, dass der Ragatier in knappen Gedanken die Brauchbarkeit der hiesigen Räumlichkeiten für die berüchtigte ‚Defenstrierung’ erwog.
Gleichfalls in bester Landständetradition hatte Hernán von Aranjuez auch nicht darauf verzichtet, sich auch während der Sitzung Rebensaft reichen zu lassen, wobei dahingestellt bleiben mochte, ob es nun seine Schwäche für den heimatlichen ‚Ragazo’ war, oder er irgendwelche der Gesundheit abträglichen Beigaben fürchtete, die ihn einen eigenen Wein mitbringen ließen.
Und um das Bild abzurunden, legte er ansonsten seine behandschuhten Finger auf den Knauf eines zwischen den Beinen platzierten Gehstockes. Da über eine kürzliche Verwundung oder ein sonstiges Leiden nichts bekannt war, mochte man mit der Vermutung nicht ganz falsch liegen, dass es sich hierbei ebenfalls in bester Tradition vielmehr um einen Stockdegen, denn um einen echten Gehstock handelte...

Autor: Aranjuez

Zweiter velirischer Vorschlag

Während sich manch einer der Anwesenden noch unbeteiligt gab, oder Unentschlossenheit heucheln mochte, erhob sich Ariano Sal von Veliris erneut.
"Voller Stolz blicke ich hier durch den Saal, dem zwar noch die ordentliche Bestuhlung und Bemalung fehlt, aber dennoch zeigt, was gemeinsame Bemühungen erreichen können. Gar nicht unweit von hier sieht man immer noch Ruinen aus dem vergangenem Krieg, in dem mehr, als nur Häuser zerstört worden sind. Nach den Häusern gilt es auch die Menschen wieder aufzubauen und dazu bedarf es Frauen und Männer, die fähig und gewillt sind Verantwortung für unsere Stadt zu übernehmen. Als solche erkenne ich beispielsweise Svelinya Cirrention, die ich als Praetorin populi vorschlage, wie auch Sal di Loriano, den ich als Praetor nobile nominiere."

Autor: Schatzkanzler

Darauf della Trezzi

"Wohl gesprochen!" Der Comto della Trezzi erhob sich. "Ja, es gilt Unterfels, unsere neue, und fuer manchen auch alte Heimat wieder aufzubauen und zu neuem Glanze zu fuehren! Zwietracht und Konkurrenz koennen dem nur abtraeglich sein, weswegen ich hiermit von der Kandidatur zum Senescalio, fuer die mich der geschaetzte Baronet della Pena", er nutzte diesen Titel voellig neutral, ohne erkennbaren ironischen Unterton, "vorschlug, zuruecktreten moechte."

Autor: della Trezzi

Blicke treffen sich

Kurz traf Hasrolfs Blick den von Dom Hernan. Er schien das selbe zu denken... Ja... es war in der Tat ein wenig wie zuhause. Wie eine gute alte Landesständeversammlung. Nur diese Freundlichkeit unter den Rivalen ging ja so gar nicht. Es brauchte etwas almadanischen Tumult. Einfach so zum Wohlfühlen. Nachdem Tilfur della Trezzi in einer geradezu seifenopertypischer Manier seinen Kontrahenten in ein Amt komplimentierte, stand Dom Hasrolf auf, in der Hand seinen Weinpokal.   "Auf diese Idylle ein Tost" er hob den Becher. "Ich will dieser geradezu Ifirngefälligen Idylle dann auch in aller Freundschaft meine Vorschläge für die zu vergebenen Posten verteilen. So würde mein Herz in Freude aufgehen, sähe ich als Senescalio in dieser Stadt Hernan Eslam di Aranjuez, als Consiliere den guten Leonardo Federico Falcomar di Rastino, als Gonfaloniere den Herren ya Cantara. Als Praetor Populi Bodar Sfandini und als Praetor Nobiles... ach... meine eigene wenigkeit, Hasrolf von Culming. Und naja, einen Centenario werde ich ja auch noch wählen müssen... da sähe ich natürlich am liebsten eine Frau mit starker Hand. So eine wie die gute Iriana von Bregelsaum... ja, das wäre eine Wahl, mit der ich mich anfreunden könnte..." Dom Hasrolf setzte sich wieder hin und wartete auf eventuelle Reaktionen... ein Lächeln nicht verkneifen könnend.

Autor: Culming

Aranjuez' Belustigung

Das Lächeln des Condottiere wurde eine Spur breiter, als Dom Hasrolf gegenüber in bester Landständemanier ein wenig Schwung in den Laden brachte. Entsprechend erhob, nachdem der Culming geendet hatte, nun auch er sich, den Becher diesem zuprostend angehoben. „Zuviel der Ehre, werter Dom Hasrolf! Zwar kann ich nicht umhin, mich in allzu menschlicher Eitelkeit, geschmeichelt ob soviel wohlwollendem Vertrauen zu fühlen, doch scheint mir dies hohe Amt unvereinbar mit meinen sonstigen Pflichten zu sein. Insofern gebietet es jenes in meine Person gesetzte Vertrauen, dass ich in aller Bescheidenheit die Kandidatur für das Amt des Senescalios nicht annehmen kann. Stattdessen würd’ ich, wüsst’ ich nicht um Dom Hasrolfs excellenter Kenntnisse der Rechte, den Baron von Felsfelden selbst für das Amt des Senescalios vorschlagen.“
Entsprechend hob er seinen Becher noch eine Nuance mehr, gönnte sich einen Schluck, und setzte sich wieder. Der arme Protocollarius indes blickte sich hilfesuchend um, ehe ihm irgendein gnädig gestimmter Anwesender wohl mit leichtem Kopfschütteln bestätigte, dass Dom Hernán lediglich zurückgetreten war, aber selbst keinen neuen Vorschlag eingebracht hatte.

Autor: Aranjuez

Ein interessierter Gast

Baronessa Madalena Salveri di Punta Falcomar hatte sich diesen Anlass nicht entgehen lassen und war selbstverständlich im Palazzo della Signoria erschienen. Aufmerksam musterte sie die versammelten Herren und lächelte hier und da einem bekanntem Gesicht zu. Als der Name ihres Cousins fiel wurde sie aufmerksam und sah zu Dom Hasrolf hinüber. Ein verschwörerisches Lächeln traf den Dom, hatte sie doch auch nichts anderes von ihm erwartet. Für einen Moment war ihre Aufmerksamkeit so tatsächlich auf die Benennung der Kandidaten gerichtet.

Autor: di Punta/Falcomar

Erste Zusammenfassung

Der Protocollario räusperte sich. Bisher sind vorgeschlagen:

Senescalio: Erlan Sirensteen
Gonfaloniere: Ariano Sal von Veliris
Consiliere: Rondrajane von Veliris
Praetor nobiles: Savinya Romeroza, Sal di Loriano, Hasrolf von Culming
Praetor populi: Svelinya Cirrention, Bodar Sfandini
Centenario: Tilfur della Trezzi, Iriana von Bregelsaum.

So dann wandte er sich an den Culminger. "Signor Hasrolf von Culming, ist der Herr Leomar Federico Falcomar di Rastino ein Ordensbruder der Aldigonenser? Und könntet Ihr mir bitte noch einmal sagen, welchen Herrn ya Cantarra Ihr für das Amt des Gonfaloniere vorschlagt?"

Autor: Horasio

Culmings neue Ideen

"Oh... nun, ich meinte natürlich die Hauptfrau des Castellos Tuffino, diese Ricarda ya Cantarra. Die kann das sicher richtig gut. Und ob Dom Leomar ein Mitglied der Aldigonenser ist? Bei Praios, das fragt man ihn am besten selbst, aber ich würde sagen, jemand, der für ein solches Amt wie das des Consiliere so geeignet ist wie er, selbst wenn nicht, wäre ein schneller Eintritt in diesen Orden doch sicher das geringste Problem, nicht wahr?" Etwas enttäuscht bemerkt er darauf, dass Dom Hernan die Nominierung zum Senescalio ausschlägt. "Oh... na gut, ich sehe schon, ich werde dann eine weitere Person finden müssen, die ich für dieses Amt geradezu als prädestiniert ansehen würde. Da fällt mir auch direkt das Hause Romeroza ein, welches als Familie eines Heiligen der gemeinsamen Freundschaft sicher ein offenes Ohr für allerlei auch Almadanischer Angelegenheiten haben dürfte. Vielleicht wäre die Dame Savinya Romeroza ja bereit, auf ihren Posten als Praetor Nobile zu verzichten und statt derer für das Amt des Senescalios zu kandidieren?"

Autor: Culming

Nicht jeder kennt die neue Stadtverfassung

Bassanio Bolburri erhob sich. "Verzeiht, werte Ratsitglieder, doch mag einer die Aufgaben der Ämter kurz für mich erläutern. Vieles ist mir zwar klar, aber doch fehlt es mir gelegentlich am gesamten Überblick."
Pernizia Gribaldi, die Geweihte aus Veliris kam diesem Wunsch nach. Mit ihrer unnachahmlich monotonen Altstimme begann sie nach einer blumigen Vorrede zu dozieren: "...so ist es der Senescalio, der die Geschicke der Stadt in Praios Namen lenkt und ihr höchstes Amt bekleidet. Er ernennt den Advocato, die Zensoren und Legaten der Stadt. Der Gonfaloniere hingegen ist sein natürlicher Gegenspieler, denn er steht Rondra nahe und gebietet über alle Einheiten der Stadt. Er ernennt den Hauptmann der Stadtwache, die zwei Stadt-Capitanos, sowie den obersten Büttel der Stadt. Die Consiliera benötigt für ihre Aufgaben die Weisheit Hesindes, denn sie steht der Städtischen Kanzlei und Kammer vor. Ihr zur Seite stehen daher auch der Cancellario und der Camerario, die von ihr ebenso ernannt werden, wie der Schatzmeister, oder auch Maestro Aurarius genannt. Der Centenario hingegen wacht wie die Herrin Travia über das Heim, weswegen er über die Siegel und Rechte der Stadt gebietet. Ihm unterstehen die Aufgaben der alten Vize-Grafen. Auch er ernennt die zwei Centimare, Zehntherren, sowie den Siegelmeister.
Zuletzt sind die Praetoren zu nennen, die dem Gericht, der Sternenkammer vorsitzen und über Ablauf und Ansetzung von Verhandlungenbestimmen. Während der Praetor nobile bei Verfahren gegen Adlige den Vorsitz führt, ist es der Praetor populi in den anderen Fällen. Zuletzt gibt es noch den Hero..."
"Habt Dank", fährt Graf Horasio dazwischen. "Das soll für heute genügen." Mit leicht beleidigter Mine nimmt die Geweihte wieder Platz.

Autor: Schatzkanzler

Unsichere Schönheit

Die zierliche Rothaarige kaute grübelnd auf ihrer Unterlippe... Sie war sich nicht sicher welche Kandidatur sie annehmen sollte.

Autor: Romeroza

Ermutigung durch die Cirrention

Targuin Cirrention zupfte sich irritiert an den spitzenbesetzten Ärmeln seines Wamses herum ob des polternden Auftritts des Culmingers. Nun, wie dem auch war, selbst das hatte sich ganz vortrefflich entwickelt. Es hatte sich ausgezahlt, sich bei einem Kelch Wein zurückzulehnen und dem Treiben der Collegen Signori zu folgen. So blieb kaum noch etwas für ihn zu tun. Sein Blick fiel auf die offenbar noch zögernde Romeroza. Nun, eine Kleinigkeit vielleicht noch. Er erhob sich.
"Verehrte Signori, wie seine Hochgeboren Ariano bereits bemerkte", Targuin nickt dem Erwähnten kurz zu, "bedarf unser schönes Unterfels der Tatkraft tüchtiger und ehrenhafter Männer und Frauen, denen das Wohl unserer Heimat am Herzen liegt. Aus diesem Grunde möchte ich die werte Baronessa Romeroza, die derzeit noch aus höchst ehrenwerter Bescheidenheit zu schweigen scheint, inständig darum ersuchen, die Kandidatur zur Senescalia anzunehmen. Ich sehe keine Würdigere für diese Aufgabe." Er lächelt Savinya freundlich zu.
"Euch, Euer Hochgeboren Ariano, möchte ich im Namen meiner Base für das in sie gesetzte Vertrauen danken. Sie wird es gewiß nicht enttäuschen." Targuin macht eine kurze Pause und läßt seinen Blick ruhig über die Anwesenden schweifen.
"Klangvolle Namen wurden in dieser ehrenwerten Versammlung genannt, einige in höchstem Maße fähige Signori haben ihren Willen bekräftigt, ihre Tatkraft in den Dienste Unterfels' zu stellen. Wahrlich, es braucht uns nicht bang um die Zukunft unserer Heimatstadt zu werden. Ich danke." Er setzt sich.

Autor: Cirrention

Noch mehr Vorschläge

Madadan Rûndocca sah müde aus, als er sich erhob und mit knappen, zögerlichen Worten seine Nominierungen bekannt gab:

"Für das Amt des Senescalio kennen wir niemanden, der sich rühmen könnte, dem ehrenwerten Erlan Sirensteen an Integrität und der meisterlichen Lenkung unseres Gemeinwesens übertreffen zu können. Deshalb setzt sich das Haus der Rûndocca für eine weitere Amtszeit des ruhmvollen Comto ein. Für das Amt des Gonfalonieren schlagen wir unseren Freund und vortrefflichen Streiter Signor Vascal ya Berîsac vor, auf dass er im Namen des Grafen für Frieden und Ordnung sorge in dieser Stadt und diesem Land, diesem von den Schwertern der Kriegsherren gebeutelten. Über den zukünftigen Consiliere schweigen wir uns aus, doch ihr, Tilfur della Trezzi, sollt die Geschicke des Ufficio della Centena lenken. Für das Amt des Praetor nobile schlage ich Sal di Loriano vor. Als Praetor populi möchte ich..." Madadan schwieg für einen Augenblick und legte sein Gesicht in Falten, bevor er wieder anhob zu sprechen: "Als Praetor populi möchte ich meinen geschätzten Neffen vorschlagen, den dieser hehren Runde vielleicht bekannten Migael Garaphatius Rûndocca, der als Komtur des Ordens vom Heiligen Blute gewiss befähigt wäre, gemeinsam mit dem ehrenwerten Herren di Loriano im Ufficio della Justizia Recht zu sprechen." Ein Raunen ging durch die Menge. "Migael, der Timorist?", "Julfos Hetzhund!" und "Ein Neethaner!" flüsterte da der eine oder andere, als sich Madadan kraftlos und ungeachtet der Lästerer tiefer und tiefer in seinen Sessel sinken ließ.

Autor: Rundocca

Frühstücksplanungen

"Fünf Namen reichen aus, um zu wissen, wer ab morgen auf der Frühstückskarte steht* grummelte Hasrolf leise und nahezu unhörbar in seinen Bart. Höchstens die umhersitzenden Almadaner mögen das noch verstanden haben. Dennoch wurde Hasrolf schnell klar, was er zu verhindern hatte. Dass diese Vorschläge sich besonderer beliebtheit erfahren sollten...

Autor: Culming

Romeroza ergreift die Gelegenheit

Savinya Romeroza stand bedächtig von ihrem Sessel auf, warf in einer anmutigen Bewegung die langen Locken über die Schulter und sprach in ungewöhnlich leiser Stimme:

"Ich danke dem Hause Trezzi für die Ehre der Nominierung als praetor nobile." Kokett schlug die Dame die Augen nieder. "Doch bezweifle ich, dass weibliche Intuition und politische Eleganz, wie Ihr es so galant ausgedrückt habt (Sie ließ ein schelmisches Lächeln blitzen) dem ernsten Umfeld eines Gerichtssaales angemessen ist. So schlage ich die Kandidatur für das Amt des Praetor nobile aus und kandidiere für das Amt der Senescalia. Auf diesem Parkett sind die mir zugeschriebenen Qualitäten wohl angebrachter. Auch besitze ich mehr Erfahrung in der Verwaltung als in der Rechtsprechung.
Wohl würde ich einen Herren im Amt des Praetor nobile bevorzugen, der als bisheriges Oberhaupt der Stadt die ansässigen Adelsfamilien und ihre Händel aufs genaueste kennt und zudem über die nötige Weisheit verfügt, um unparteiisch zu entscheiden, weswegen ich Erlan Sirensteen für dieses Amt vorschlage."
Wie zufällig fiel in just diesem Moment ihr spitzenbesetztes Tüchlein auf den Boden, so dass die letzten Worte ein bisschen dumpf, vom Fussboden aus, der versammelten Signoria zu Ohren drangen. Ihr roter Lockenschopf verdeckte das Gesicht der Signora. "Huch verzeiht".... unter einigem Getöse und einem von neumodischen, hohen, vinsalter Hacken malträtierten Fuß, des ihr neben sitzenden Signores, nahm Savinya wieder Platz und schenkte der versammelten Signoria ein strahlendes Lächeln.

Autor: Romeroza

Dann eben eine andere Romeroza

Tilfur della Trezzi nickte nachdenklich. "Fürwahr, ich kann Eure Argumentation wohl nachvollziehen. Nichtsdestotrotz halte ich das Haus Romeroza sehr dafuer geeignet, als schlichtender und ruhender Pol zwischen den Patrizi Nobile zu vermitteln. Ihr moegt mir daher bitte folgenden Vorschlag verzeihen: Eure Cousine ist, wenn ich nicht sehr irre, eine ausgebildete Advocata, und deswegen wohl informiert in rechtlichen Belangen. Ich nominiere deswegen Nandaia Romeroza zur Praetora Nobiles."
In diesem Moment betrat ein Sekretarius den Raum, huschte zum Comto, und gab ihm nach einigen gefluesterten Worten einen kleinen Bogen Pergament, den ersterer kurz ueberflog.
"Ah, und es ist mir eine Ehre, meine Nichte Aurelia della Trezzi, die gerade ihr Noviziat ihm Sanct Aldigon Orden abgeschlossen hat, als weitere Kandidatin fuer das Amt den Consiliere zu benennen."

Autor: della Trezzi

Kor spricht

Nachdem Tilfur della Trezzi geendet hatte, erhob sich Ohan Basso. Alle Blicke richteten sich auf den in rot und schwarz gekleideten Kor-Geweihten, der mit seinen zahlreichen Narben eine recht düstere Erscheinung bot.
Mit tiefer, rauer Stimme sagte er: "Ich schlage Romualdo ya Cantarra für das Amt des Centenarios vor. Er scheint mir der geeignete Mann dafür zu sein." Unbeeindruckt von den ihn erforschenden Blicken setzte er sich wieder. So kurz sein Auftritt gewesen war – für die meisten Zuhörer war es das erste mal gewesen, dass sie mehr als drei Worte von ihm gehört hatten.

Autor: Basso

Irendor wünscht den Wandel

"Nun denn", mit diesen Worten erhob sich Comto Erlan Sirensteen von Irendor und richtete sein Wort an die Versammlung. "Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass alte und zurecht zustehende Privilegien nicht immer gesichert werden konnten, alte Traditionen wurden gebrochen und neue wurden begründet. Dies erkennt man auch an der hier versammelten Runde. Die Götter mögen später einmal darüber urteilen. Doch einen Wandel kann man auch auf zivilisierte und horasische Art durchführen - das unterscheidet die Yaquirer doch von anderen." Bei den letzten Worten fiel sein Blick in Richtung eines gewissen "Grafen".

"Nach reiflicher Überlegung wurde daher von mir der Entschluß gefasst, dass wir das hohe Amt des Senescalio jetzt nicht erneut anstreben. Dennoch seid bedankt für die Nominierung" - bei diesen Worten blickte er in Richtung della Trezzi. "Seht diese Entscheidung auch ein wenig als ein Zeichen des Wandels an, der durch eine Art Rotation bestärkt wird. Insofern kann ich diese Nominierung nicht annehmen, danke jedoch im gleichen Zuge der Nominierung für das Amt des Praetor nobile. Mit Eurem Vertrauen und Eurer Zustimmung würde ich gerne der Stadt unter dem Sternenbanner fürderhin in dieser Funktion dienen wollen."

Autor: Cirrention

Die Wahl

Es kommt zur Entscheidung

Nach einigen Tagen waren die Edlen der Stadt wieder im Palazzo della Signoria zusammen gekommen. Hatte man sich vor einiger Zeit schon über die Regularien zur Stadtverwaltung in dieser Versammlung geeinigt, war nun der Zeitpunkt gekommen um zum ersten Mal die höchsten Ämter der Stadt zu wählen. Begonnen werden sollte mit den zwei Richterämtern, dem Praetor nobile und dem Praetor populi. Die Gesandten der Stadtviertel erhoben sich als Erstes und erklärten der Reihe nach für wen sie stimmten. Bald zeichnete sich ab, dass Svelinya Cirrention die Wahl zum Praetor Populi gewann. Immerhin fünf Patrizier sprachen sich für sie aus (Aranjuez, Cirrention selbst, Telmian, da Marascenta und Pintor), für Migael Garaphatius Rûndocca kamen drei Stimmen zusammen (Rûndocca, ya Berîsac und Bolburri),  während für den almadanischen Außenseiter Rahjiano Amando Sfandini nur der Gesandte von Felsfelden, Amarin Sfagiano, stimmte.
So dann gingen die altadligen Familien von Unterfels daran den Praetor nobile zu bestimmen. Hier standen sich Sal di Loriano und Erlan Sirensteen als Konkurrenten für dieses Amt gegenüber. Obwohl der greise Sal di Loriano keinerlei Versuche unternommen hatte jemanden von seiner Wahl zu überzeugen, gaben sogleich die Familien ya Cantarra und della Pena ihre Stimmen für ihn ab. Mit ernster Stimme verschaffte er sich die dritte Stimme, indem er sich hiernach selber wählte. Erst als nun Erlan Sirensteen mit einem Lächeln erwiderte, dass er sich natürlich auch selbst wähle, erhoben sich die zwei Schönheiten Yanis Neethling von Felsfelden und Savinya Romeroza um sich ihm anzuschließen. "Auch die Trezzi stimmen für Erlan Sirensteen," erklärte Tilfur della Trezzi, Oberhaupt seiner Familie.
Damit brauchte Sirensteen nur noch eine Stimme, während di Loriano hoffen musste die beiden letzten Stimmen, der Häuser Culming und Veliris zu gewinnen. Eben erhob sich Hasrolf von Culming und begann gerade almadanisch lässig zu erklären er wähle Sal di Loriano, als Ariano Sal sich zu der Praiosgeweihten Pernizia Gribaldi begab und mit ihr beriet, wer nun zu wählen sei. Allein dies war überraschend, schließlich war man davon ausgegangen dass die Veliris ihre langjährigen Gefolgsleute bei dieser Kür unterstützen würde, aber als Ariano Sal dann auch noch lautstark verkündete man habe sich nach reiflicher Überlegung dafür entschieden die eigene Stimme Erlan Sirensteen zu geben und diesem damit zum Praetor nobile zu küren, herrschte in vielen Gesichtern der Signoria Fassungslosigkeit.

Es dauerte einige Momente, ehe sich die Versammlung gefangen hatte und die Wahl fortgesetzt wurde. Hatte eben erst die Noblezza abgestimmt, sollten nun die Patrizier wieder an der Reihe sein und den neuen Gonfaloniere der Stadt bestimmen. Zur Wahl standen neben Ariano Sal von Veliris, der bisher dieses Amt bekleidet hatte, auch Vascal ya Berîsac, der im Thronfolgekrieg seine Ländereien verloren hatte, sowie die bisher unbekannte Ricarda ya Cantarra.
Bald zeichnete sich ab, dass die letztgenannte Edeldame hier keine Rolle spielen würde. Dagegen lieferten sich der Veliris und der Berîsac ein enges Rennen, so wenig verwunderlich es war, dass die Cirrention für Veliris stimmten, so konnte sich Vascal neben seiner eigenen Stimme auf die des Hauses Rûndocca verlassen. Als Bassanio Bolburri seine Stimme abgeben wollte, hatten sich bereits ernste Falten auf das Gesicht Ariano Sals gelegt, wurden jedoch vertrieben als Bolburri laustark erklärte: "Unsere Stimme gilt dem Herrn aus dem Haus Veliris." Da sich dem auch die Herren Orlan Telmian und Gulvan Pintor anschlossen, fehlte Ariano Sal nur noch eine Stimme um auch die nächste Amtsperiode der Gonfaloniere von Unterfels zu sein. Hernán von Aranjuez sprang auf, zog seinen Caldabreser und meinte in gespieltem Ernst: "Ariano Sal von Veliris, wer sonst?" Damit war die Entscheidung gefallen und die Stimmabgabe der Vertreter von Felsfelden (Sfagiano) und Campo Stella (da Marascenta) zugunsten Vascal ya Berîsacs fielen nicht mehr ins Gewicht.

Nun waren es die Vertreter der Adelsfamilien, die wieder zur Wahl schreiten sollten. Es galt eine Senescalia zu wählen, wobei anzumerken galt, dass mit Savinya Romeroza lediglich eine Kandidation antrat, nachdem Erlan Sirensteen sich zurückgezogen hatte. Dass die Dame Romeroza also nächste Senescalia werden würde, davon war auszugehen. Dass sie aber alle neun Stimmen auf sich vereinen würde und sich kein einziger der alten Adelsfamilien gegen sie aussprach, darf als ein großer Vertrauensbeweis von Seiten der Signoria in die neue Senescalia betrachtet werden.

Damit waren also noch zwei Ämter zu vergeben. Das Amt des Consiliere und das Amt des Centenario, bei beiden würde nun die gesamte Signoria abstimmen. Gerade bei der Wahl für das Amt des Centenario, bei dem die verfeindeten Romualdo ya Cantarra und Tilfur Sâl della Trezzi gegeneinander antraten, versprach viel Spannung. Kaum einer rechnete der Außenseiterin Iriana von Bregelsaum Chancen ein.

Nun galt es also die zukünftige Consiliera der Stadt zu wählen. Würde Rondrajane von Veliris das zweite Amt für ihre Familie gewinnen oder war es an der Außenseiterin Aurelia della Trezzi überraschend zur nächsten Consiliera gekürt zu werden? DIe aussichten dafür waren gering, schließlich war dieses Amt aus den alten Baronsämtern der Stadt hervor gegangen und beinahe traditionell verortete man daher den nächsten Consiliere in Händen der einst mächtigen Baronsfamilie Veliris. Andererseits hatten zum ersten Mal auch die bürgerlichen Familien das Recht bei der Wahl mitzureden, was die Hoffnungen der Trezzi vergrößerte.

Da sich unter den Patrizi nobile früh ein Unentschieden abzeichnete, da Veliris, della Pena, di Loriano und Cantarra wie erwartet für Rondrajane von Veliris stimmten und auf der Gegenseite Trezzi, Sirensteen, Neethling und Romeroza ihre Unterstützung Aurelia della Trezzi versicherten, war klar dass die Entscheidung unter den Bürgerlichen und Prälaten zu fallen habe. Erwähnt werden sollte noch, dass Hasrolf von Culming scheinbar aus einer Laune heraus für die Dame della Trezzi abstimmte und dies überraschend wortkarg verkündete. Bei den Patrizi populi zeichnete sich schon bald ab, dass die Trezzi hier höher in der Gunst stehen. Alleine die Cirrention, die schließlich aus Veliris stammen, die Pintor und das Haus da Marascenta stimmten für Rondrajane von Veliris. Wogegen sich sechs Stimmen fanden, die für Aurelia della Trezzi sprachen: Vascal ya Berîsac, was kaum einen überraschte, die Telmian, die Rûndocca, der verschlagene Condottiere Aranjuez, der Gelehrte Sfagiano und der überaus gut gelaunte Bassanio Bolburri. Damit hatte Aurelia della Trezzi bereits elf Stimmen auf sich vereint, während für Rondrajane von Veliris alleine sieben Stimmen abgegeben worden waren. Bei den noch sechs ausstehenden Stimmen der Prälaten hätten der Außenseiterin nun also zwei Stimmen gereicht um die Überraschung zu vollenden und zur nächsten Consiliera von Unterfels gekürt zu werden.
Effredo di Sena erhob sich als Erstes. "Wir wählen Rondrajane von Veliris." Nun erhoffte man sich von der Ingerimmgeweihten Gerone Saldinghus, dass sie genau die entgegengesetzte Position einnehmen würde, wie es die zwei Geweihten der konkurrierenden Gottheiten sonst bei Beratungen zu tun pflegten, doch auch sie stand auf und erklärte kurzerhand: "Wir schließen uns der Ingerimmkirche an und stimmen für Rondrajane von Veliris."

Ohan Basso blickte in die Runde, fixierte mit stechenden Augen Tilfur della Trezzi ehe er zu sprechen begann. "Veliris," war alles, was er laut und deutlich aussprach ohne aufzustehen, wie es sonst Sitte in dieser Runde war. Da auch Pernizia Gribaldi, die Geweihte des Praios für die Veliris stimmte, stand es auf einmal 11 zu 11. Nun lag alles in den Händen der Travia- und der Tsakirche. Entweder würde einer der Kandidaten mit dreizehn Stimmen gewinnen, oder es wäre zum Unentschieden gekommen. Und erst nun fiel einigen auf, dass man sich nie darüber Gedanken gemacht hatte, was geschehen solle, wenn zu einem solchen Fall komme.

"Wir denken dieses Amt solle bei Rondrajane von Veliris verbleiben," meinte Ansvino Rizzi und zeigte ein schmallippiges Lächeln, ehe er sich wieder hinsetzte und mit einer Handbewegung die Verantwortung an die Tsageweihte Quilia Fubini weiter schob. Diese fackelte nicht lange, sprang behende von ihrem Stuhl, verneigte sich einmal und lächelte freundlich hinüber zur Veliris. "Rondrajane von Veliris, ihr seid die alte und neue Consiliera von Unterfels!"

Ob es sich bei der Niederlage Aurelia della Trezzis um die letzte Niederlage ihrer Familie gehandelt hatte, sollte sich nun zeigen, da Tilfur della Trezzi mit Romualdo ya Cantarra um das Amt des Centenario wetteifern sollte. In diesem Duell, denn die ebenfalls angetretene Iriana von Bregelsaum galt als chancenlos, lag die größte politische Brisanz des Tages. In den vergangenen Stunden hatten beide Parteien bis zuletzt versucht Einfluss auf die Abstimmenden zu nehmen und in mancher Gasse der Stadt ging das Gerücht um die Klienten der Familien hätten sich bewaffnet und seien bereit eine etwaige Niederlage mit einem Sieg auf der Straße zu beantworten.

Die beiden Kontrahenten begannen selbst, als sie erwartungsgemäß erklärten ihre Stimme sich selbst zu geben, woraufhin der selbsternannte Baron von Felsfelden, Hasrolf von Culming, aufstand und Iriana von Bregelsaum die erste Stimme verschaffte. Im Folgenden stimmten die Altadligen erneut wie erwartet ab, für ya Cantarra votierten Horasio della Pena, Ariano Sal von Veliris und Sal di Loriano. Für den königstreuen Tilfur Sâl della Trezzi, der als Comto Proctor auch in Vinsalt bekannt ist, stimmten dagegen Yanis Neethling von Felsfelden, Savinya Romeroza und Erlan Sirensteen.

Nun waren die Patrizi populi an der Reihe. Der geruhsame Gelehrte Amarin Sfagiano, selbst ein gebürtiger Almadaner, erhob sich. "Nicht aufgrund meiner Herkunft, sondern weil ich die zwei anderen Kandidaten nicht als Centenario wünsche, wähle ich Iriana von Bregelsaum." Damit hatte die Verwandte der selbsternannten Gräfin Josmina bereits zwei Stimmen zur Ehrenrettung erhalten. Es sei vorweg genommen, dass es die einzigen bleiben sollten. Denn Hernán von Aranjuez, der zwar im Heerbann der Gräfin gefochten hatte, stand als nächstes auf. "Ich muss Maestro Sfagiano zustimmen. Nicht unsere Herkunft soll entscheiden, was das Beste für diese, unsere neue Stadt und Heimat ist. Um dies zu zeigen wähle ich Tilfur della Trezzi zum Centenario."

"Tilfur della Trezzi. Der rechte Mann am rechten Fleck," äußerte sich nun auch Vascal ya Berîsac, woraufhin neben ihm Orlan Telmian aufstand. Der Vorstand des Bankhauses tupfte sich einige Schweißtropfen von der Stirn und presste dann zwischen seinen Lippen mühevoll einen Namen hervor: "Tilfur della Trezzi." Die Rûndocca, selbst jahrelang in Diensten der Herren von Mantrash, folgten der Wahl Vascal ya Berîsacs.

Romualdo ya Cantarra blickte sich ratlos und etwas zornig um. Dies veranlasste Gulvan Pintor und Bassanio Bolburri, die miteinander leise disputierten, aufzustehen. "Romualdo ya Cantarra, ich kenne keinen edleren und gerechteren Menschen in diesem Raum," sagte der Patriarch der Familie Pintor und Bolburri nickte. "Auch unsere Stimme gehört dem Herren von Cantarra," schloss er sich an und verbeugte sich. Mit der darauffolgenden Stimme der Cirrention und der Marascenta, die sich ohne weitere Kommentare äußerten, war der Gleichstand zwischen den Kontrahenten wieder hergestellt. Erneut mussten die Prälaten die Entscheidung treffen.

"Die ya Cantarra sind uns schon immer als praiosgläubige Familie bekannt," begründete Pernizia Gribaldi ihr Abstimmen, doch ein jeder im Saal ahnte, dass sie den Anweisungen ihres Ordenshochmeisters aus Veliris folgte, als sie ya Cantarra ihre Stimme schenkte. Aufgrund der verwandtschaftlichen Beziehungen war es auch nicht überraschend, dass hiernach Ohan Basso, der immer noch finster dreinblickte, den Cantarra wählte.

In überraschender Einigkeit trafen die Hochgeweihten des Ingerimm- und des Efferdtempels jedoch erneut die gleiche Entscheidung und führten mit ihrer Wahl für Tilfur della Trezzi wieder ein Unentschieden herbei. Die Spannung war in diesem Moment zum Greifen nahe. Wer würde siegen? Wie würden Sieger und Besiegter reagieren? Was würde dies für den Frieden in der doch so jungen Stadt bedeuten? All diese Last lag nun auf den Schultern der Tsageweihten Quilia Fubini und des Hochgeweihten des Traviatempels, Ansvino Rizzi. Quilia Fubini erhob sich als erstes. Ihre wuscheligen blonden Locken fielen ihr ins Gesicht und es wirkte ein wenig grotesk, dass eine sonst so freundliche Person solch eine harte Entscheidung treffen sollte. Doch mit einem Mal verfinsterte sich ihr Blick und sie suchte unter den Signori Hernán von Aranjuez. "Die Geweihtenschaft der ewig jungen Göttin gibt ihre Stimme Romualdo ya Cantarra," erklärte sie und setzte sich mit verschränkten Armen.

Ein Lächeln umspielte die Lippen Romualdo ya Cantarras. Erst drehte er sich zu einem Freund um, besprach sich mit ihm, dann lehnte er sich selbstsicher zurück und atmete tief. Tilfur della Trezzi blieb ruhig, nur eine erhobene Augenbraue zeugte von seinem Interesse, als sich Ansvino Rizzi erhob. Dieser drehte sich einmal, ehe er gen Himmel sah und still ein Stoßgebet nach Alveran sandte, ehe er seine Entscheidung bekannt gab. "Es fällt einer Mutter oder einem Vater immer schwer zwischen seinen Kindern zu wählen und ich tue dies nun äußerst ungern, wie ihr alle mir sicherlich glauben könnt." Er lächelte hinüber zu Romualdo ya Cantarra. "Aber wie es auch sei, ich muss einen Namen nennen. Meine Wahl fällt auf Tilfur della Trezzi, ob seiner Erfahr...." Weiter kam der Geweihte nicht, denn seine Worte wurden vom aufflammenden Tumult erstickt. Beide Kandidaten hatten elf Stimmen auf sich vereint. Während sich auf Seiten der Trezzi über den Ausgleich in letzter Sekunde gefreut wurde, fielen Stühle bei den Cantarra, zornige Worte wechselten und einige unbeteiligte Personen flüchteten bereits aus dem Saal.

Autor: Horasio

Begleichung von Schulden

Hernán von Aranjuez hatte die erste Hälfte der Abstimmungen mit einem sachten Lächeln im unrasierten Antlitz verfolgt, ganz offensichtlich recht zufrieden mit dem bisherigen Verlauf. Wenn er nicht gerade einen Schluck aus einem nahe stehenden Weinkelch nahm, drehte er seinen auf den Boden zwischen seinen Beinen gestützten Spazierstock in den Händen, mit dessen eiserner Spitze er den Siegen des Veliris, der Romeroza und der Cirrention Beifall zu spenden pflegte. Hier und da hob er auch dem Verkünder einer ihm genehmen Stimmabgabe prostend den Weinkelch hingegen, und lediglich bei der Verkündung des Sieges des Sirensteen blickte der Almadaner einige Momente leicht verdrießlich drein, beeilte sich aber, seinen Ärger über dieses Ergebnis mit einem großen Schluck Wein hinunter zu spülen.

Als schließlich die Wahl zum Centenario anstand, war es für die Tsageweihte nicht allzu schwer, ihn in den Reihen der Patrizi populi auszumachen, dürfte sich doch die Anzahl der dort getragenen Caldabreser arg in Grenzen halten. Just in diesem Augenblick hielt er inne, seinen Spazierstock in der Hand zu drehen, doch nachdem er sich überzeugt hatte, dass in der Nähe Quilia Fubinis keine Blumentöpfe waren, begann das Drehen von neuem. Auch wenn ihre Wahl ihn nicht zu überraschen schien, so missfiel ihm doch ganz offensichtlich jener Blick, den sie ihm dabei noch einmal zugeworfen hatte, und auch wenn er sich mit der freien Hand höflich an die Krempe seines Caldabresers griff, sprachen die zusammen gekniffenen Augen, der schmale Strich des Mundes doch Bände.   Die Praiosscheibe war kaum untergegangen, da endete die hoffnungsvolle Karriere Larecio Capenses in einer zwielichtigen Spelunke im Almadinquartier, als ihm ein Mercenario die Hand mit seinem Dolch auf den Tisch nagelte. Der junge Lautenspieler war nicht nur bekanntermaßen dem Würfelspiel verfallen, sondern auch ein Protegé der Familie Fubini...

Autor: Aranjuez

Freude und Verwunderung

Ariano Sal lächelte. Gerade war seine Schwester erneut zur Consiliera gewählt worden. Sie würde es hassen. Kurz zuvor hatte die Signoria auch ihn selbst als Gonfaloniere bestätigt. Das Ergebnis fiel wie erwartet aus, allein die Stimme Hernán von Aranjuez dürfte den ein oder anderen seiner Bundesgenossen überrascht haben. Sal die Loriano beispielsweise blickte noch immer verdrieslich zum alten und neuen Gonfaloniere herüber, hatte Ariano Sal ihm doch erst wenige Minuten zuvor die Stimme beim Praetor nobile verweigert und damit Erlan Sirensteen den Weg geebnet. Für Freunde Ariano Sals sicherlich keine Überraschung, aber der Loriano hatte offensichtlich nicht damit gerechnet. Er würde ers wieder gut machen und den alten Veliriser Bundesgenossen versöhnen. Schließlich konnte er nun zahlreiche Ämter verteilen, besetzte das Haus Veliris mit dem Gonfaloniere und der Consiliera doch zwei der wichtigsten Ämter und stand somit auch den zwei wichtigsten Uffizien vor. So wie schon seit über 350 Jahren dachte Ariano Sal bei sich. Die neue Zeit konnte eben doch nicht alle alten Bindungen brechen. Ganz deutlich war das am Stimmergebnis der Prälaten abzulesen, die sich seinem Haus, dass seit Jahrhunderten die Tempel und Geweihten dieser Stadt unterstützten, immer noch verbunden fühlten. Alle sechs Prälaten der Signoria hatten in unglaublicher Einigkeit seine Schwester zur Consiliera gewählt. Da spekulierte der ein oder andere sicherlich auf großzügige Spenden. Man würde es sehen. Denn wie die Gunst der Prälaten wechselhaft blieb, sah man gerade bei der Wahl des Centenarios, als sich ein Kopf an Kopf Rennen andeutete. Trezzi oder Cantarra. Gerade hatte die Tsa-Geweihte erneut einem der alten Machthabern ihre Stimme gegeben. Das würde den Trezzi besonders wurmen, wo er doch gerade dabei ist so ein schönes neues Haus der jungen Göttin zu errichten. Ariano Sal musste schmunzeln. Jetzt fehlte allein die Stimme Vater Rizzis. Er entstammte einer alteingesessen Unterfelser Familie und sollte eigentlich wissen wo seine Loyalitäten liegen. "Meine Wahl fällt auf Tilfur della Trezzi, ob seiner Erfahr....", hörte Ariano Sal den alten Rizzi noch sprechen, als im Saal Tumult ausbracht. Während die Loyalisten jubelten, ob der sich bietenden Chance, zürnten die Cantarra dem Travia-Geweihten, so dass dieser sich schützend hinter die Geweihte der jungen Göttin stellte.

"Trezzi?", entfuhr es auch Ariano Sal und blickte verwirrt auf den Rizzi. Wie konnte er es wagen, den sicheren Sieg der alten Mächte so zu unterlaufen? "Echsenbrut", scholl es durch den Raum. "Sie sollen brennen." Sicherlich eine Anspielung auf die gleichlautenden Zischlaute in beider Namen. Doch wie sollte es weitergehen? Es war ein Patt bei den Stimmen. 11 zu 11. Das sorgsam gefügte Gleichgewicht in der Stadt drohte sich zu rächen. Ariano Sal wusste aber, was nun anstand. Er wandte sich dem Fenster zu und gab seinem Hauptmann das vereinbarte Zeichen. Innerhalb weniger Minuten würde sich die Stadtgarde auf der Piazza Draian versammeln, um zumindest vor den Palazzo della Signoria für Ordnung zu sorgen. Was in den Gassen zwischen Veliria und Nouvo Tsadana anstand, konnte er nun nicht mehr beeinflussen.

Autor: Schatzkanzler

Sirensteen übernimmt

Zwar war Erlan Sirensteen von Irendor als amtierender Senescalio die ganze Zeit zugegen, doch da er sich an den Diskussionen, den einzelnen Jubelrufen oder den entsetzten Unmutsbekundigungen nach Verkündung einzelner Wahlergebnisse nicht beteiligte, schien es fast, als ob er gar nicht anwesend war.

Nachdem das Patt bei der Abstimmung bekannt wurde und die allseits aufgeregte Stimmung durch Ariano Sals Redebeitrag sich ein wenig beruhigte, ergriff plötzlich und gänzlich unerwartet Sirensteen das Wort:

"Habt Dank, dass Ihr für mich für Ruhe gesorgt hab, geschätzter Ariano Sal."

Letzterer fühlte sich angesichts dieser Worte nicht unbedingt geschätzt - eher im Gegenteil - doch bevor er reagieren konnte fuhr Sirensteen fort:

"Es erfreut mich, dass Ihr auch der Meinung seid, dass diese Frage nach Recht und Gesetz - und ich meine damit das Gesetz wie es auf dem Papier steht und nicht wie es Schwert und Bogen des Stärkeren entscheiden - zu entscheiden ist. Und auch nicht danach wie es neu geschrieben werden soll. Daher erübrigt sich die Frage nach neuen Vorschlägen. Denn heißt es nicht, dass der Senescalio bei Stimmengleichheit entscheidet?

Und genau aus diesem Grunde werde ich als amtierender Senescalio über diese Frage entscheiden. Eine Entscheidung hier zu treffen wird nicht einfach sein, insofern hoffe ich auf die geschätzte Beratung durch die designierte Senescalia. Kraft meines Amtes und der mir damit verbundenen Befugnisse erkläre ich diese Versammlung heute für vertagt und lade gleichzeitig zur Fortführung in genau einer Woche ein."

Beim Aussprechen der letzten Worte erreichte er den Platz Savinya Romerozas, die er mit einem Kopfnicken bat aufzustehen und ihn zu begleiten. Ohne auf das aufkommende Stimmengewirr auch nur ansatzweise zu reagieren, entfernte sich Sirensteen zusammen mit der verdutzten Romeroza aus dem Saal.

Autor: Sirensteen

Reaktion der Siegerin

Äußerlich gefasst, doch innerlich extrem angespannt verfolgte Savinya Romeroza die Wahl.
Sie freute sich über die Wahl Erlan Sirensteens zum Praetor nobile. Dem Gonfaloniere stand sie neutral gegenüber.
Wer weiß was der junge Mann für Überraschungen bereit halten würde.
Entspannt konnte sie hingegen ihre eigene Wahl genießen. Hatte sie zunächst befürchtet der skandalträchtige Ball könnte ihr eventuell das Misstrauen einiger Wähler bescheren, hatte sie nun den Beweis, dass die Ereignisse nicht ihrem Haus zugeschrieben wurden.

Gespannt erwartete Sie die letzte Wahl. Als dann Seine Gnaden Rizzi seine Stimme della Trezzi gab und damit ein Unentschieden herbeiführte sah man ein angespanntes Lächeln um Savinyas Mundwinkel. Das würde Ärger bedeuten. Bisher wurde sie als neutraler Pol zwischen den Parteien gesehen. Nun stand sie plötzlich und unerwartet im Zentrum des Machtkampfes.

Konzentriert lauschte sie den Vorschlägen der Signoria wie die Situation bewältigt werden sollte durch eine Stichwahl, was wohl sehr unpraktisch wäre, denn dann würde Signoria bis zum nächsten Praiostag hier sitzen und immer wieder dasselbe Patt erleben, das Losverfahren, nun ob man die Leitung der Stadt dem Zufall überlassen sollte? Nach der Stadtverfassung entschied der Senescalio, doch war sie noch nicht bestätigt.

Fragend glüsterte sie Ihrer Cousine Nandaia der Rechtsexpertin etwas zu und erhielt als Antwort: "Cousine, hochrangige Beamte des Krone werden durch Urkunde offiziell ernannt und entlassen. Solange Sirensteen die Entlassungsurkunde nicht überreicht bekommt ist er noch im Amt. Allerdings bist Du von der Signoria schon gewählt. Die Situation ist etwas prekär und eine Entscheidung könnte von den Mitgliedern angefochten werden."

In dem Moment ergriff Erlan Sirensteen das Wort während er langsam auf Savinya zuschritt. Nach Ende seines kurz gehaltenen Redebeitrags fand Savinya sich an seinem Arm wieder, auf dem Weg nach draußen. Hinter Ihr raunte Nanadaia noch: "Sehr gut, eine gemeinsame Entscheidung wird rechtlich schwer anfechtbar sein! Besonders weil der Praetor dann über sich selbst richten müsste!" Ein leises Kichern entfleuchte ihrer Kehle.

Autor: Romeroza

Kors Gedanken

Mit wachsamen Augen hatte Ohan Basso das Treiben im Saal während der Wahl beobachtet, obwohl die ganze Veranstaltung für ihn eher eine lästige Pflicht bedeutete als eine interessante Aufgabe. Das politische Parkett langweilte ihn und für seinen Geschmack wurden hier zu viele unnütze Worte gemacht.
Er hatte schon begonnen, in Gedanken abzuschweifen, nachdem er seine Stimme für Romualdo ya Cantarra abgegeben hatte, als die Unruhe im Saal wieder seine Aufmerksamkeit fesselte. Unentschieden! Was würde wohl nun passieren? Ohan Basso hatte sich nicht sonderlich mit den Regeln der Wahl befasst, so dass es ihm neu war, dass Erlan Sirensteen als amtierender Senescalio das Recht der Entscheidung zustand. Als der Senescalio in seiner Ansprache an der Stelle „…dass diese Frage nach Recht und Gesetz - und ich meine damit das Gesetz wie es auf dem Papier steht und nicht wie es Schwert und Bogen des Stärkeren entscheiden - zu entscheiden ist…“ angekommen war, schnaubte Ohan Basso laut und vernehmlich – und verächtlich. Er dachte an die Söldner, die in der Nähe der Stadt lagerten und an diejenigen, die gerade auf dem Areal des Kor-Tempels lagerten. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Sollte der Senescalio doch die Entscheidung nach seinem „Recht und Gesetz“ fällen, aber ob nicht doch „Schwert und Bogen des Stärkeren“ zum Einsatz kommen sollten, lag wohl doch eher in den Händen der beiden Kontrahenten um das Amt des Centenarios als in denen Sirensteens...

Autor: Basso

Cirrentions letzte Überlegungen

Targuin Cirrention saß lange Zeit fast unbewegt da, das Doppelkinn auf die rechte Hand gestützt. Doch seine Augen folgten wach dem Aufruhr und den hitzigen Wortwechseln, und seine Gedanken rasten. Eine höchst unerfreuliche Entwicklung. Die Entscheidung seines Freundes Bassanio Bolburri, auf den Targuin gemeint hatte sich verlassen zu können, für den Rûndocca war zwar höchst bedauerlich, aber letztlich ohne schwerwiegende Konsequenzen geblieben. Das Oberhaupt der Cirrention hatte sein Ziel erreicht, eines der Stadtämter mit einem Familienmitglied zu besetzen. Dennoch würde da noch mal ein ernstes Wort mit dem Bolburri nötig sein.

Doch was hier nun vor sich ging, war in der Tat äußerst unerfreulich. Dieser verfluchte Traviapfaffe mit seinem Wankelmut hatte die Entscheidung im letzten Moment abgewendet. Nun denn, jetzt galt es, Schlimmeres zu verhindern. Gerade als Targuin Anstalten machen wollte, sich zu erheben, ergriff der Sirensteen das Wort. Targuin lehnte sich wieder zurück und lauschte der Rede des Comto. Er nickte beifällig, als dieser, die Signora Romeroza an seiner Seite, die Versammlung verließ. Eine kluge Entscheidung, um sich einerseits Zeit zu erkaufen, andererseits die Initiative in dieser Entscheidung nicht anderen zu überlassen. Der Schulterschluss mit der Romeroza würde es fast unmöglich machen, den Urteilsspruch anzufechten. Doch was mochten die beiden Streithähne in der Zwischenzeit oder danach unternehmen? Würden sie gar die Entscheidung auf der Straße suchen? Targuin war jedenfalls nicht gewillt, es noch einmal zu jenen chaotischen Zuständen kommen zu lassen, wie sie seine neue Heimat vor gar nicht allzu langer Zeit erschüttert hatten. Er hatte genug davon gesehen.

Gemeinsam mit seiner Base Svelinya und deren Bruder Ceras, die wie schon die Tage zuvor der Ratssitzung auf den Besucherplätzen beigewohnt hatten, verließ Targuin den Saal, sich dabei eindringlich und mit gedämpfter Stimme mit den beiden beratend.

***

Im heimischen Palazzo angekommen, rief Targuin seinen Vertrauten und Privatskretär Beppo zu sich und unterrichtete ihn in knappen Worten über die Geschehnisse. „Wir benötigen einige offene Augen und Ohren, um rechtzeitig informiert zu sein, falls einer der Streithähne eine Dummheit begehen sollte, die den Frieden in der Stadt bedroht. Der Forrana in seiner Schenke muss kontaktiert werden, und die üblichen vertrauenswürdigen Personen. Trage Sorge dafür, dass mich jede Veränderung der Lage umgehend erreicht.“ Das Faktotum nickte nur und entfernte sich. Targuin seufzte und nippte an seinem Weinpokal. Nun hieß es warten.

Autor: Cirrention

Sicht der Trezzi

Von einigen Kleinigkeiten abgesehen, war die Wahl bisher wie erwartet verlaufen. Nun wurde es langsam interessant, auch wenn Comto Tilfur seinem Haus bei der anstehenden Wahl der Consiliera keine allzu großen Chancen einrechnete. Wenig überraschend waren die Patrizi nobile unentschieden, aber als Aurelia della Trezzi plötzlich dank der Patrizi populi in deutlich Führung ging, fiel es selbst ihm alten Hofmann schwer einen neutralen Gesichtsausdruck zu behalten.

Sollte dies die endgültige Ablösung der Veliris von der Macht einläuten? Unwillkuerlich begann er die Konsequenzen dessen durchzuspielen, während er weiter der Stimmabgabe lauschte. Doch schon bald zeigte sich, dass die Prälaten einen dicken Strich durch seine vorschnelle Rechnung machten. Bei den meisten war es keine Überraschung, doch wie es schien würde man wohl die bisherige großzügige Haltung zu einigen gewissen Geweihten etwas überdenken müssen... und das gerade Basso, dieser aufgeblasene Klotz, meinte ihn direkt provozieren zu müssen verbesserte seine Laune nicht gerade.

Dann die Wahl, auf die er gewartet hatte - zugegebenermassen in der beinahe festen Erwartung, sie erfolgreich zu bestreiten. Wie schon einmal zeichneten sich innerhalb der Patrizi nobile schon bald die alten Machtblöcke ab. Doch dieses Mal waren auch die Patrizi populi unentschieden, und selbst die Geweihtenschaft war zu gleichen Teilen gespalten! Gepannt zog er die Augenbraue hoch, als sich Rizzi erhob um die entscheidende Stimme zwischen niederlage und... ja... unentschieden zu vergeben.

"Meine Wahl fällt auf Tilfur della Trezzi, ob seiner Erfahr...." Mehr konnte Tilfur della Trezzi nicht verstehen, weil dann das aufbrandende Getöse im Raum die Worte verschluckte. Mit einem Stoßgebet zur jungen Göttin atmete er erleichtert aus und massierte seinen Nasenrücken. Nun galt es, klug und bedacht zu handeln um die Situation zu Gunsten seines Hauses zu entscheiden.

Gerade drehte er sich zu seinen Begleitern um, als erst Ariano Sal und dann Erlan Sirensteen das Wort ergriffen - und die Art und Weise wie der scheidende Senescalio die Lage an sich nahm, verhieß Hoffnung. Nachdem er Savinya Romeroza "entführt" und die Sitzung vertragt hatte, brandete das Stimmengewirr wieder auf.

Aber nun galt es einiges zu tun, um diese vielversprechende Wendung der Ereignisse zu nutzen.

Mit einem Wink bedeutete er seinem Privatsekretär, der sich bisher schweigsam hinter ihm aufgehalten hatte, sich herbeizubeugen. Mit gedämpfter Stimme diktiere er ihm einige Anweisungen, die dieser mit flinker Feder niederzuschreiben begann. Während er auf die Fertigstellung der Schriftstücke wartete, betrachtete Comto Tilfur nachdenklich die immer noch aufgeregt diskutierende Menge im Saal. Es würde sich nun zeigen, ob es eine gute Entscheidung gewesen war, den Familiensitz hierher zu verlagern... er würde jedenfalls nicht zulassen, dass es wieder zu Aufständen und Straßenschlachten wie im Rahja 1029 kommen würde.

Schwungvoll unterzeichnete er die beiden Dokumente, die ihm sein Sekretarius zuschob.

"Und vergesst nicht, die Boten mit den vorbereiteten Präsenten und Gratulationsschreiben zu verschicken! Andere mögen heute vergessen haben, was sich gehört, aber das gilt nicht für die Trezzi." ermahnte er diesen noch, bevor er ihn mit den Nachrichten zur Bank der Patrizi Populi losschickte.

Für ihn selbst galt es nun, etwas Präsenz zu zeigen. Mit seinem besten Vinsalter Diplomatenlächeln auf den Lippen erhob er sich und strich sein Wams glatt, bevor er sich unter die anwesenden Mitglieder des Consilios mischte und den Siegern des heutigen Tages seine Glückwünsche aussprach...

Autor: della Trezzi

Geheime Depeschen

Nur wenig später tauchte der Sekretarius neben Hernán von Aranjuez auf und drückte ihm mit einer höflichen Verbeugung ein gesiegeltes Schreiben in die Hand, bevor er sich mit knappen Gruß wieder in die Menge entfernte...

Autor: Aranjuez

Aufmarsch

Nur kurze Zeit nachdem das Unentschieden bekannt wurde und die Stimmung sich in den Strassen aufzuheizen begann, erschienen an den Zugängen des Palazzo Trezzi einige Waffenknechte, die rote Lilie auf Weiß, das Emblem des Hauses, deutlich auf die Brust geheftet.

Autor: della Trezzi

Nach der Wahl

Vor dem Gebäude der Signoria versammelten sich über den Vormittag verteilt einige Schaulustige. Eine jede wohlhabende Familie hatte ein Mitglied abgestellt, die neueste Kunde zu überbringen, sobald sich in dem ehrwürdigen Gebäude etwas täte. So wurden in regelmäßigen Abstanden das eine und das andere Wahlergebnis nach außen getragen, und dann auf der Piazza Darian nickend Zustimmung bekundet, eifrigst disputiert oder sich echauffiert.
Bis nach Stunden aufgeregt ein Nanduriat nach außen stürmte und der versammelten unterfelser Bürgerschaft das politische Dilemma unterbreitete, dass sich eben im Palazzo della Signoria ereignet hätte. Aufgeregtes Getuschel machte sich breit. Doch musste die Menge nicht lange warten, bis sich die Tore des Palazzos öffneten und der stattliche Erlan Sirensteen, ehemaliger Senescalio und jetziger Praetor nobile, mit der schönen Savinya Romeroza aus dem Palazzo trat. Während Sirensteen frohgemut forschen Schrittes der wartenden Kutsche entgegen schritt, schien die Herrin von Arreth kaum folgen zu können. Als sich ihr Schuh im Kopfsteinpflaster der Piazza verfing, schaute sie zerstreut, wie aus den Gedanken gerissen, zu ihrem Geleit auf. Als dann verschwanden die beiden in der Kutsche, welche später vor dem Palazzo der Sirensteens gesichtet wurde.

***

Der Meister wartete vergeblich. Verärgert schob er einige Pergamente mit Skizzen und Bauzeichnungen auf Zeichentisch hin und her. Was sich der sogenannte alte Adel erlaubte, war wirklich unerhört. Schließlich war er einer der gefragtesten Meister seines Faches und ein Künstler noch dazu. Aber diese Leute haben den Wandel der Zeit wohl immer noch nicht begriffen und benahmen sich weiter hin unmöglich. Zwar ist die Herrin von Arreth eine nette Dame, doch ihn ohne Benachrichtigung einfach so zu versetzen, das ist nirgendwo ein gutes Benehmen. Doch gutes Gold ist gutes Gold. Und er wäre kein rechter Zwerg, würde er eine zahlende Kundin verprellen. So schrieb er ein paar Zeilen und sandte einen Burschen zum hause Romeroza mit der bitte, um einen erneuten Termin.

***

Die Wahl lag zwar erst zwei Tage zurück, aber Amarin Sfagiano fand, dass es im Sinne der nandusgefälligen Bildung keine Zeit zu verschwenden gelte. So schrieb er der Dame Romeroza eine kurze Notiz, dass man sich über die versprochenen 20 Exemplare des zwölfgöttlichen Breviers und über den Almanach auch zeitnah sehr freuen würde und dass die Dame sicherlich sein etwas unschickliches Drängen verstehen würde, sei sie doch ebenso wie er an der Bildung der unterfelser Jugend interessiert. Aus dem Palazzo Romeroza kam allerdings nur ein scheuer Page mit Nachricht, dass die Dame des Hauses nicht in eben diesem Weile und die Nandusschule sich noch ein bisschen gedulden müsse. Die Cousine der Signora kümmere sich alsbald im die Beschaffung der Bücher.

***

Madalena Grisetti hatte schon gehört, dass Savinya Romeroza derzeit nicht in ihrem Palazzo verweilt, allerdings stellte sie verwundert fest, dass sie auch mit Nichten im Palazzo des Signors Sirensteen anzutreffen war. Sie sei aus privaten Gründen abgereist und der Praetor könne sich zu den näheren Umständen nicht äußern, wurde ihr gesagt. Sehr mysteriös, dachte Madalena bei sich und wandte sich dann dem neuen Theaterstück zu, das in der nächsten Saison auf die Bühne sollte.

Autor: Romeroza

Führungslos

Zwei Tage waren seitdem umstrittenen Ausgang der Wahlen der Signoria vergangen. Kaum bemerkbar wurden die Sicherheitsvorkehrungen des Palazzo Sirensteen verstärkt, während die Botenreiter ein- und ausgingen.

***

Die Türflügel der Bibliothek öffneten sich mit einem leichten Knarren und ein livrierter Diener näherte sich forschen Schrittes dem Schreibtisch, hinter dem Erlan Sirensteen saß und gerade ein Schreiben fertigstellte.
"Ah, gut dass ihr da seid, Tsadan! Ich habe hier ein Schreiben, das dringendst gen Vinsalt zugestellt werden muss."
Der Diener nahm das Schreiben in Empfang und räusperte sich.
"Gibt es noch etwas?" - fragend schaute Sirensteen den Diener an.
"Nun... ehm... ihr wißt ja... die Fragen nach der Sene.... Dame Romeroza, ihr wisst schon. Eine Madalena Grisetti sprach vor und wollte mit Savinya Romeroza sprechen. Ich habe ihr erklärt, dass sie aus privaten Gründen abgereist sei und ihr dazu nichts weiter erklären könnt."
Sirensteen verdrehte die Augen: "Immer wieder diese Fragen. Sind wir denn eine Nandusschule, wo ein jeder seine Frage stellen kann? Und sorgt dafür, dass das Schreiben schnellstmöglich in Vinsalt ankommt." - mit den letzten Worten reichte Sirensteen dem Diener ein Schreiben.
Nachdem der Diener die Bibliothek verließ griff sich Erlan Sirensteen von Irendor ein weiteres Schriftstück, welches deutlich sichtbar mit dem Siegel des Senescalios versehen war. Laut denkend murmelte er vor sich hin: "Wenn die Romeroza nicht zugegen ist, dann ist dieses Schreiben auch nicht notwendig. Eher im Gegenteil".
Sirensteen griff nach einem kleinen Kästchen und entnahm diesem etwas und ging zum lodernden Kaminfeuer. Dort hielt er das gesiegelte Schriftstück hinein und zündete sich dann damit eine Mohacca-Cigarre an, die er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen genüßlich rauchte.

Autor: Sirensteen


Leise trat der Kammerdiener im Livree der Familie Bolburri an den Schreibtisch seines Herrn und wartete, bis dieser von seinem Buch aufblickte. "Signore, ich habe der Signora Consiliera Euer Schreiben überbracht. Eine Antwort habe ich jedoch von ihr nicht erhalten.", beantwortete er den fragenden Blick des alten Bolburri, dessen Miene daraufhin leichten Unmut widerspiegelte. "Die Dame Romeroza war jedoch weder in ihrer Residenz, noch bei den Sirensteens, anzutreffen. Am Palazzo Sirensteen gab man mir zur Auskunft, die Senescalia sei aus privaten Gründen und mit unbekanntem Ziel verreist." Jetzt zeigten sich tiefe Sorgenfalten im Gesicht des alten Hernn, "So nennt man das dieser Tage also. Nun gut, verständigt Cassius, dass ich heute Nachmittag in die Schreibergilde gehen werde- ich hoffe, einer der hohen Herren war so unbesorgt, etwas wichtiges zu diktieren. Und sagt ihm, dass ich ihn heute Abend zum Gildenrat begleiten werde, wir müssen die anderen Zünfte warnen." Als der Kammerdiener vom Schreibtisch des Alten zurück trat, widmete sich dieser schon wieder seiner Lektüre. Leise verließ er das Arbeitszimmer des Signore Bassiano Bolburri.

Autor: Bolburri


Der Secretarius des Herrn della Trezzi erreichte den Condottiere auf dessen Weg zur Bank der Patrizi nobile. Nachdem dieser das Siegel gebrochen, und mit raschem Blick die kurze Nachricht überflogen hatte, suchte er für einen Moment den Blick des soeben Glückwünsche aussprechenden Comtos, und ein knapper Griff an die Krempe des Caldabresers mochte diesem Antwort genug sein. Dann schob der Ragatier das sorgfältig wieder zusammen gefaltete Schreiben in sein Wams, und schob sich an einer aufgeregt diskutierenden Gruppe vorbei zu Dom Hasrolf von Culming.
"Die nächsten Tage könnten unruhig werden, was meint Ihr, Dom Hasrolf? Sollten sich unsere trans-gugellanischen Freunde an die Gurgel gehen wollen, so seh’ ich keinen Grund, weshalb man im Almadinquartier Anteil daran haben sollte.“, kam er, nachdem er sich mit dem Cluminger einige Schritte von den Übrigen entfernt hatte, gleich zur Sache. „Ich würde also vorschlagen, dass wir unverzüglich entsprechende Maßnahmen ergreifen. Für den Anfang vielleicht…ein Dutzend Eurer Bewaffneter und ein Dutzend der meinen, jeweils unter einem vertrauenswürdigen Capitan. Nur um die Augen offen zu halten, und das Mütchen des einen oder anderen Hitzkopfes zu kühlen..." 

Autor: Aranjuez


Das Grinsen im Gesich des Dom Hasrolfs sah man wohl sogar noch in Punin. Entsprechend fröhlich antwortete er Dom Hernan. "Was ich davon halte? Es ist besser, als ich es mir hätte vorstellen können. Das wird ein Spaß! Natürlich halten wir uns da "genüsslich" raus. Was die nächsten Tage so passiert genießt man am besten mit etwas Daler Südhang und einer Tüte Maronen. Und zwar für all die Söldlinge, die ihr da vorschlagt und ihren vertrauenserweckenden Capitano. Von daher wappne deine Leute, meinen Segen hast du. Zeigen wir denen, was wir Almadaner von einer Versammlung halten, die noch zu dumm sind, ein eventuelles Unentschieden in ihre Satzung aufzunehmen. Bei einer Landesständeversammlung wäre so etwas undenkbar. Aber unser Schaden ist es ja nun wahrlich nicht in diesem Fall..."

Autor: Culming


Der Reiter ging kurz die noch vor ihm liegende Strecke in Gedanken durch: Den Yaquir flussaufwärts bis nach Estoria und dort übersetzen. Pferdewechsel in Oberbomed und dann weiter nach Unterfels. Abends würde er sich im Unterfelser Ratskeller einen Almadaner Rotwein genehmigen. Ein zufriedenes Lächeln erhellte das bärtige Gesicht des blauen Pfeils, als ihn unvermittelt ein Bolzen mitten in die Brust traf. Das Lächeln gefror, als der Reiter langsam seitlich vom Pferd kippte. Die Stute zuckelte etwas durch die einseitige Last und blieb nach wenigen dutzend Metern nervös auf der Straße stehen. Sie tänzelte, als sie mit ihren feinen Nüstern den strengen Körpergeruch einiger zerlumpter Gestalten ausmachte, die sich dem Falben näherten. Der Größte unter Ihnen entriss die Umhängetasche den im Todeskampf verkrampften Händen des Botenreiters. "Mal sehen..." murmelte er. "Magistrat Unterfels, Burgoffizier auf Naumstein, Palazzo Romeroza. Ein paar Silberlinge, zwei Dukaten. Ah, sie an, der Romeroza Brief enthält einen Ring. Das ist meiner. Den Rest könnt Ihr aufteilen." Mit diesen Worten warf er die Tasche seinen Kumpanen zu und setzte sich aufs Pferd. "Die hier bringen wir zum Rosstäuscher, der soll das Brandzeichen ändern."

Autor: Romeroza


Derweil in Unterfels.....


"Ich verstehe nicht, wie sie einfach so verschwinden kann. Es ist eine Unerhörtheit, dass der Sirensteen sich nicht näher äußert. Er habe keine Ahnung! Ha! Wie kann man einen Gast mitternächtlich aufbrechen lassen ohne sich zu erkundigen wohin er wolle? Ein Lügenmärchen ohne gleichen! Ich frage mich, ob die beiden etwas aushecken, oder ob er sie womöglich in seinen Weinkeller eingesperrt hat? Ich kann mir einfach nciht vorstellen, dass meine Base ohne Nachricht fort ist - mitten in den Verhandlungen um das Amt des Centenarios verschwindet ohne auch nur eine Nachricht zu hinterlassen. Es ist mir einfach unbegreiflich!" Mit den letzten Worten schleuderte Nandaia Romeroza vor Empörung zitternd einen Silberpokal guten Weines in die Ecke ihres Arbeitszimmers, stand mit einem Ruck auf, so dass ihr Stuhl nach hinten kippte und schritt wütend den Flur entlang.

Autor: Romeroza


Schweigend war Cassius Bolburri in das Arbeitszimmer seines Vaters eigetreten, setzte sich in einen der Besucherstühle gegenüber des schweren Tisches, an dem Bassiano, der alte Patriarch der Familie in seine Lektüre vertieft war. Ohne von den Seiten des alten Werkes aufzublicken begrüßte dieser seinen Sohn mit einem knappen Nicken, "Ist eine Nachricht aus dem Pallazzo Veliris gekommen?". Cassius seufzte, "Nein, Herr Vater. Von der Signora Consiliere haben wir noch nichts gehört. Viel schlimmer ist aber, dass die Dame Romeroza immer noch nicht wieder in der Stadt weil. Ich mache mir langsam Sorgen um die Advocatur und...". Bassiano unterbrach ihn, indem er kurz die rechte Hand von den Seiten hob, "Die Advocatur ist unser geringstes Problem, wenn hinter dem Verschwinden der gewählten Senescalya mehr steckt als nur ein Ausritt auf die Ländereien. Wir müssen Gewissheit haben! Sende Boten zu den Gütern der Dame Romeroza und sorge dafür, dass wir Brief und Siegel darauf kriegen, wenn sie sich nicht dort aufhält. Und es ist genug Zeit dafür vergangen, dass wir uns Gedanken darüber machen, wo der Sirensteen, oder wer immer sonst an ihrem Verschwinden Interesse hätte, die Dame sicher verwahren könnte, für den Fall, dass sie Opfer einer Verschwörung wurde". Cassius erhob sich, "Wie ihr wünscht. Ich gehe zu Festo und werde ihn bitten, noch heute Nacht aufzubrechen. Gute Nacht, Herr Vater.".

Autor: Bolburri


Der Almadaner blickte aus dem Fenster, mitten auf die Zinnen des ihm so verhassten Palazzos gegenüber. Der Tag würde kommen, an dem er es würde abreissen lassen, nur um endlich eine bessere Aussicht auf die Stadt zu haben. Na gut... wahrscheinlich nicht morgen und nicht übermorgen. Aber für Träumereien war Hasrolf von Culming durchaus mal zu haben. So genoss er eine Bosquirtaler Reblaus 1027 BF - natürlich trocken, wie die Weine von jensseits des Yaquires nun mal waren - und blickte auf den heraufziehenden Sternenhimmel über den Zinnen des Palazzos Neethling. Keine Wolke trübte heute den Ausblick. Doch richtig genießen konnte er das Schauspiel nicht, da eine weitere Person in seinem Zimmer auf und abging. Irgendwann stellte er genervt seinen Becher auf den kleinen runden Tisch neben seinem Thronartigen Sitz und wandte den Blick aus dem Fenster ab auf die zweite Person in seiner Lobby. "Savertin, setz dich, du machst mich wahnsinnig. Was ist denn nur los mit dir? So unruhig und zappelig habe ich dich zuletzt vor deiner Abreise in die Nordmarken erlebt. Schicken sie dich etwa schon wieder als Gesandter Almadas gen Elenvina?"
"Das auch, aber das ist es nicht. Und nur weil ich der ruhigere von uns beiden bin, heißt das noch lange nicht, dass ich auch mal in Sorge sein darf."
"Das darfst du ja auch, aber bitte nicht in meiner Gegenwart. Dieses Umhergetrappel ist auf Dauer unerträglich. Was hast du nur?"
"Es sind die Geschehnisse in der Stadt, die mich beunruhigen..."
Hasrolf lachte auf. "Die Geschehnisse in der Stadt? Bruder, die Geschehnisse könnten nicht besser laufen. Diese Stadt ist im Begriff, sich handlungsunfähig zu wählen. Während Trezzis und ya Cantarras sich um diesen Posten des Centenarios sicher aufs Blut bekämpfen werden, ist die neue Senneschällin gleich mal spurlos verschwunden. Wir mögen als Almadaner hier nicht sehr viel im Rat zu sagen haben durch die fehlende Unterschützung Josminas, doch jedes Machtvakuum lässt uns Minderheiten Möglichkeiten, unsere Interessen auf dem kleinen Dienstweg dennoch durchzubringen."
"Ach Hasrolf, das ist wieder so kurzfristig und unüberlegt von dir..."
"Ist es das? Schau aus dem Fenster, Savertin, schau aus dem Fenster und sag mir, was du siehst."
Savertin blickte aus dem Fenster. "Die Zinnen des Palazzos Neethling."
"Daneben...." knurrte Hasrolf ungeduldig.
"Hm. Häuser... das Almadanerviertel?"
"Söldner, Savertin, Söldner. Das ist hier in Unterfels die wahre Macht. Und davon haben wir hier eine ganze Menge. Je weniger Leute uns bestimmen können, was wir damit tun, um so besser ist das für uns. Dom Hernan tut schon vieles dafür, dass wir vor einem solchen Machtvakuum lange Zeit gewappnet sind."
"Es bleibt kurzsichtig, Hasrolf. Du kannst Konflikte nicht mit Söldnern lösen, damit verschiebst du Probleme doch nur..."
"Gebe mir jetzt bloß keinen Kurs in Diplomatie. Du magst der Diplomat bei uns im Hause sein, aber das hier ist nicht Elenvina und nicht Punin. Hier geht es nun mal etwas ruppiger zu." "Wir können ja mal wieder tauschen und ich zeige dir, was man hier mit Diplomatie so erreichen könnte."
"Das könnte dir so passen. Es reicht schon, wenn du für mich auf diese lästigen Maskenbälle gehst."
"Ja... dafür bin ich dir gut genug... es ist grausam mit anzusehen, wie diese Stadt dich zusehends verdirbt. Du weisst solche Bälle gar nicht zu schätzen." Mit ernster Mine wandte er sich von seinem Bruder ab hin zu der Karaffe Wein, um sich nun selbst davon einzuschenken.
"Ich gebe zu, dabei zuzusehen, wie jemand Dom Horasio ersticht... nennt man ihn schon die Katze? Wie viele seiner 9 Leben hat er wohl schon verloren..."
Savertin schüttelte still den Kopf und nippte an seiner Bosquirtaler Reblaus. Schnell danach begann er hektisch mit seinem Fingernagel in schnellem Takt an seinen Kelch zu tippeln.  "WAS IST!!!" brüllte Hasrolf kurze Zeit danach genervt. Savertin reagierte jedoch sehr ruhig auf den lauten Ausfall seines Bruders. "Ich sag doch, ich mache mir sorgen."
"Sorgen über die Stadt brauchst du dir keine zu machen, das ist meine Sache. Warum geht dir das ganze nur so nahe, du bist doch eigentlich nur Gast hier. Oder hat dir der Maskenball etwa so gut gefallen, dass du gleich dein Herz hier gelassen hast?"
Savertin schwieg.
"Hehe... ich verstehe. Du hast dein Herz also tatsächlich hier gelassen. Wer ist es? Eine schöne Almadanerin? Oder.... etwa...." Hasrolf verstand scheinbar auf einmal. "...Oh nein.... du hast dich doch nicht... nicht schon wieder..."
Saverin reagierte weiter nicht und sah zu Boden.
"Bruder... schau mich an und sag mir, dass das nicht wahr ist..."
Er blickte zu Hasrolf, doch schwieg.
"Du hast dich in SIE verguckt?"
"Und wenn?" zischte der jüngere der beiden Brüder zurück.
"Savertin, ich habe dir gesagt, dass du dich so gut wie es geht zurück halten solltest. Das schloss an sich ein, dass du dich nicht in Savinya Romeroza verguckst. Die Frau ist politisch an einem ganz anderen Ufer angesetzt. Eine Unterstützerin des Sewamunders. Sie mag kein Feind des Hauses sein, aber ihre politische Orientierung passt uns nicht mal ansatzweise ins Konzept."
"Hallo? Soll mich das abschrecken? Ich bin immerhin nur dein Double. Da darf ich ja wohl zumindest eigene Empfindungen haben. Als könnte man was dagegen tun. Diese roten Haare, ihre Augen, die ganze Ausstrahlung..."
"Na, was meinst du wohl, warum man sie auch die Hexe nennt. Sie weiß das alles durchaus einzusetzen. Aber glaub mir, solange sie verschwunden ist, könnte es nicht besser sein. Und ich wäre sehr verbunden, wenn du dir sie aus dem Kopf schlägst, bevor du noch anfängst, Dummheiten zu machen. Das war damals bei Shahane von Scheffelstein genau so."
"Ja, das war eine wunderbare Situation. Ich verliebe mich und du staubst sie ab. Ich bin dir heute noch dankbar."
"Pff... sei froh, dass ich dich nicht schon verheiratet habe..."
"Wie gnädig. Ich warte noch auf den Tag, an dem ich dich sogar da doublen darf... Nein, Hasrolf, meinem Herz kannst du nicht befehlen. Und so sehr dich ihre Abwesenheit freut, ich erlaube mir, mir Sorgen um sie zu machen und zu hoffen, dass sie zurück kommt."
"Als würde dir das was nutzen. Schon vergessen? Sie kennt dich nicht mal. Sie kennt nur mich. Mich, Dom Hasrolf von Culming, den Baron zu Felsfelden. Vom Diplomaten Savertin hat sie noch nie etwas gehört."
"Siehst du? Diplomatie ist es, beide Seiten der Medallie zu kennen. So sehr ich du bist, bist du auch an mich gebunden. Denn wenn ich anfange, ihr zu erzählen, dass du gar nicht auf ihrer Feier warst, sondern einen Doppelgänger, deinen eigenen Zwillingsbruder hin zu senden, wird sich ihre Politische Laune dir gegenüber auch nicht gerade positiv Entwickeln, Herr Machtstratege."
"Tja. Dazu muss sie erst einmal wieder auftauchen. Wer weiß, was der Sirensteen mit ihr bereits angestellt hat und in welchem Keller sie nun haust." "Bist du jetzt fertig?" knurrte Savertin übellaunig.
"Kommt drauf an, wie lange du zuhören kannst."
"Ich glaube, für heute bin ich fertig...." Savertin stellte seinen halbvollen Kelch Wein ab und verließ den Raum. "Ich wünsche eine Angenehme Nachtruhe. Auf dass dich in der Nacht auch ja niemand entführt..."
Die Tür hinter ihm schloss mit einem lauten Krachen....

Autor: Culming


Mit unruhiger Hand erbrach Cassius Bolburri das Siegel des Ufficio della Cancellario auf dem Schreiben, das ihm sein Secretario soeben überreicht hatte. Schnell überflog er mit geübtem Auge die Zeilen und lehnte sich entspannt dann auf seinem Stuhl zurück.
""Hochverehrter Signor Bassanio Bolburri. Schon seit Jahren setzt das Haus Veliris auf die Dienste treuer Beamten, die die Geschicke dieser Stadt leiten. Die soll auch in Zukunft nicht anders sein, wenn ein Bolburri der Kanzlei der Stadt vorsteht. ..."
Wenn die Zeiten nur nicht so unruhig wären, dachte er bei sich, und schweifte mit seinen Gedanken ab zu seinem Neffen Festo, der in der letzten Nacht, in aller gebotenen Heimlichkeit, die Stadt verlassen hatte, um die Spur der verschwundenen Senescalia aufzunehmen.
Er schüttelte sich kurz, wie um die quälenden Fragen abwerfen zu wollen, und griff entschlossen zu seiner Schreibfeder.
"Hiermit gebe ich mit Stolz bekannt, dass die Geschäfte der Advocatur Bolburri, der Sozietät Bolburri, Bolburri und Erben, ab sofort sofort von meinem Sohn Bassiano Bolburri d.J. lic. jur.  geführt werden, solange ich das Amt des Kanzlers der Stadt Unterfels ausübe."
gez. Cassius Bolburri, Kanzler der Stadt Unterfels, Vorsitzender der Schreibergilde, Advocat der Sozietät Bolburri

Autor: Bolburri


Es war ein ruhiger, fast schon friedlich zu nennender Abend. Auf den Straßen Velirias war kaum etwas zu spüren von der Anspannung, die die Stadt schon seit Tagen im Griff hatte. Targuin Cirrention stand im Schatten der Rundbögen seiner Loggia in dem kleinen Stadthaus, das seiner Familie als vorläufige Residenz diente, und blickte gedankenverloren hinüber zu der Baustelle des neuen, prächtigen Palazzos, der ihr einmal als dauerhafte Wohnstatt dienen sollte. Als neue Heimat. Wieder einmal kam er nicht umhin zu bemerken, wie sehr er sich Unterfels bereits verbunden fühlte, sich um ihre Zukunft sorgte. "Kaum verwunderlich", dachte er. Ein melancholisches Lächeln stahl sich auf Targuins Lippen. Nun, dies lag nicht in seiner Hand. Das hatte es nie getan.

„Herr Vetter?“ Targuin wandte sich um. Ceras Cirrention hatte die Loggia betreten und war auf Höhe der Tafel stehen geblieben. Die verdrießliche Miene seines wohlbeleibten Anverwandten ließ Targuin wieder keine guten Neuigkeiten erahnen.

„Ah, mein lieber Ceras. Und, gibt es etwas neues aus dem Palazzo Sirensteen, oder Nachrichten zum Verbleib der Romeroza?“

Der Angesprochene schüttelte den Kopf und zupfte sich seine lange Weste zurecht. „Nein, nichts. Man könnte meinen, es handle sich um einen Borontempel und nicht um einen Palazzo, so wenig dringt nach außen.“

„Ich muss gestehen, dass ich in Sorge bin, Ceras“, ließ das Familienoberhaupt verlauten, während er zu einem kleinen Tischen schritt, um ihnen beiden einen Becher Tuffina Deliziosa einzuschenken, der dort in einer Karaffe bereit stand. „Ich hielt es für einen gelungenen Zug des Sirensteen, nach dem Unentschieden das Heft in die Hand zu nehmen und die Autorität beider Amtsträger zu vereinen. Politisch mag uns die wahrscheinliche Entscheidung nicht recht sein, doch Ruhe und geordnete Verhältnisse in der Stadt sind in diesem Falle das höhere Gut. Aber nun, wer vermag schon zu sagen, was der alte Fuchs tatsächlich im Schilde führt? Er hat alle Trümpfe in der Hand, so scheint es.“

Ceras nahm den angebotenen Becher und trank. „Was gedenkst Du zu unternehmen? Ohne verlässliche Informationen sind uns doch die Hände gebunden.“

„Wenn unsere sonst so verlässlichen Quellen versiegen, mag es sein, dass die Nachrichten auch auf anderen Wegen fließen. Man muss sie nur zu finden wissen.“ Targuin läutete ein Glöckchen und eine Dienstbotin erschien. „Beppo soll umgehend samt Schreibuntensilien hier erscheinen. Der Brief muss noch heute seinen Adressaten erreichen.“ Er wandte sich um, während die Frau den Raum verließ. „Doch nun, mein lieber Vetter, lass uns noch für einen Augenblick die Aussicht genießen.“

Autor: Cirrention


Ohan Basso wurde bereits von Horasio della Pena inmitten eines kleinen Pavillons im Schloßgarten erwartet. Mit einem Nicken erwiderte er den Gruß des selbsternannten Grafen und suchte einen Augenblick in dessen Mimik eine Antwort auf die Frage, weshalb man ihn habe rufen lassen.
Nach den turbulenten Ereignissen der Wahl der Signoria hatte sich die Stimmung in der Stadt einigermaßen beruhigt. Doch wer aufmerksamer durch die Gassen der Stadt streifte, bemerkte, dass es sich um eine trügerische Ruhe handelte. Die Patrizier der Stadt hatten um ihre Palazzi mehr Wachen als gewöhnlich postiert und wer sich im falschen Viertel des Ortes bewegte, der wurde bald von neugierigen Augen verfolgt oder von Schlagetots bedroht.
Offene Auseinandersetzungen zwischen den Parteiungen, die bei der Wahl offenbar geworden waren, blieben bisher aus. Leider! Ein ehrlicher Kampf mit einem möglicherweise raschen Sieg des Stärkeren hätte diesen unsäglichen Wahlausgang schnell und anständig gelöst, anstatt die gesamte Stadt in einen unruhigen Schwebezustand zu versetzen. Die zukünftige Senescalia war immer noch verschwunden und es gab keine Neuigkeiten über ihren Verbleib, mancherorts sprach man davon, dass Erlan Sirensteen sie habe beseitigen lassen um sich seinen bei der Wahl verlorenen Posten doch wieder zu sichern.
Wollte nun Horasio della Pena, der als Graf und Condottiere über einigen Einfluss und Umland verfügte, sich aber bisher ruhig verhalten hatte, eingreifen? Wollte er mit Ohan besprechen wie man gegen eine Machtergreifung Sirensteens vorzugehen habe?   "Euer Hochwürden. Schön euch hier zu sehen. Ich hoffe ich habe euch nicht bei den  Vorbereitungen für die Festwoche eures Tempels gestört?"   Ohan zog eine Augenbraue hoch, ehe er den Kopf schüttelte. "Für euch, Graf, habe ich durchaus etwas Zeit übrig. Aber es freut mich, dass ihr genauso wie ich bereits mit Vorfreude auf die sieben Tage zwischen der Stiftung des Khunchomer Kodex und des Schwertfestes blickt."   "Diese Woche wird zweifellos im Zeichen des Mantikor und des Stiers, eures Emblems, stehen," erwiderte Horasio und wies auf einen Lehnstuhl zu seiner rechter Seite, woraufhin der Prälat sich schwerfällig niederließ. "Wo wir gerade von eurem Emblem sprechen: Habt ihr gehört, dass bei Morte Folnor ein kräftiger Bulle einen Jüngling auf die Hörner genommen hat? Der Ärmste wurde zu Boden geschleudert und dann von dem rasenden Tier zu Tode getrampelt."   Ohan nickte. Selbstverständlich hatte er davon gehört. Gerade bei den almadanischen Söldlingen war dieser Unfall schon bald  Gesprächsgegenstand geworden und manch einer meinte, im Stier den wilden und blutrünstigen Kor selbst erkannt zu haben.   "Einigen meiner Söldlinge ist es gelungen das Tier einzufangen," fuhr Horasio fort, "und nun dachte ich, dass wir gerade unseren Freunden aus dem oberen Yaquirkönigreich eine Freude machen könnten, wenn man in eure Festivitäten einen Stierkampf einbinden könnte. Ich denke Leonato von Culming oder ein anderer meiner Offiziere wäre genau der Richtige, um es mit dem Monstrum aufzunehmen."   Der Blick des Grafen ruhte auf dem Prälaten, der kurz nachdachte, ehe er nickte. Er wusste, dass der Graf seinen Hinweis weniger als Vorschlag verstand, sondern eher als Anweisung. Und da er wusste, wem er unter anderem seine Position im Tempel zu verdanken hatte, blieb ihm nichts anderes übrig als dieser nachzukommen. Insbesondere da er dieser Idee durchaus etwas abgewinnen konnte. Gerade im Almadinquartier war so vielleicht der ein oder andere weitere Dukat für seinen Kult zu gewinnen und womöglich konnte er sich so auch die Unterstützung der almadanischen Patrizier in der Stadt sichern.   Plötzlich das Thema wechselnd fragte Horasio:
"Habt ihr eigentlich etwas von unserer werten Senescalia gehört? Ich mache mir inzwischen Sorgen..."

Autor: Horasio und Basso


Der Graf blickte aus dem Fenster, als Niothia Fortunara eintrat. "Ihr wolltet mich sprechen," meinte die Offizierin knapp und blieb am Schreibtisch ihres Herren stehen. Dieser wandte sich nicht um, sondern begann ihr aufzutragen den geneigten Herrn Erlan Sirensteen aufzusuchen und ihm mitzuteilen, dass er Hinweise darauf erhalten habe, dass sich die neu gewählte Senescalia in Irendor befinde und er in kürze seine Bomeder Buntröcke entsenden würde um diesen Hinweisen nachzugehen. Er sei sich gewiss, dass der Signor keinerlei Sorge trage, dass man auf seinen Ländereien nach Signora Romeroza suche...

Autor: Horasio


Ariano Sal blickte versonnen vom Palazzo della Signoria auf den Dariansplatz, mit dem von seiner Familie gestifteten Zwölfgötterbrunnen. Seit Tagen waren nun sowohl Erlan Sirensteen, wie auch Savinya Romeroza nicht mehr gesehen worden, die sich gemeinsam zurückgezogen hatten, um die Frage zu klären, welcher Senescalio derzeit amtiert und wie bei Stimmenpatt zu verfahren sei.

Aber war die Lösung nicht allzu einfach, lag sie nicht direkt vor seinen Augen? Sirensteen, Romeroza, ehrbare Familien, aber bereit über diese Stadt zu herrschen? Wo waren sie in dieser Krise? War nicht er der einzige, der hier in der Stadt war, unbestritten in seinem Amt bestätigt und nach alter Tradition der Stellvertreter des Barons? Nun ja, zur Not musste diese Tradition erfunden werden, schmunzelte er in sich hinein. Aber immerhin entstammte er der Baronsfamilie, die seit Jahrhunderten über die Stadt geherrscht hatte.

Ariano Sal begab sich ins Innere des fast vollständig fertig gestellten Bauwerks und durchmaß die großen Hallen Korridore zu seinem Amtsraum. Dort hatte er schon die Liste vorbereitet, auf denen die Namen der Personen standen, die er für die von seiner Familie zu vergebenden Ämter vorgesehen hatte. Morgen würde er sie benennen, dann berief er eine Sitzung der Signoria im Vorfeld des Kor-Festes ein und wenn dann weder Sirensteen noch Romeroza anwesend waren, würde er einen Centenario bestimmen. Ja, so einfach kann Politik sein. Lauthals musste Ariano lachen und die Schreiber blickten ihm verdutzt nach, als er den Heimweg zum Palazzo Veliris antrat.

Autor: Schatzkanzler


Missmutig beobachtete Comto Tilfur, wie sich das Praiosauge langsam über den Monta Comitale erhob und das in den Strassen erwachende Leben mit dem ersten goldenen Tageslicht benetzte. Der zügig voranschreitende Abschluss der letzten Ausbauarbeiten hier im neuen Palazzo Trezzi konnte ihn kaum über das schlechte Gefühl hinweghelfen, dass ihn schon den ganzen Morgen beschlich.

Bereits am vergangenen Abend hatten ihm ein paar... Helfer zugetragen, dass der junge Veliris irgendetwas im Schilde führte. Gleichzeitig war ungewohnte Geschäftigkeit in Coriolenne gemeldet worden. Beides kein gutes Zeichen... obgleich er kaum glauben konnte, dass die Veliris zusammen mit dem della Pena einen bewaffneten Handstreich im Schilde führten - da schätzte er Ariano Sal hoffentlich zu Recht anders veranlagt ein - war dennoch irgendetwas in Gange.

Was man ja nun nicht gerade von Comto Erlan und der geschätzten Savinya Romeroza sagen konnte. Selbst sein Bote war gestern Abend mit unverbindlichen Höflichkeiten an den Toren des nun völlig im morgendlichen Sonnenlicht gebadeten Palazzo Arindello abgewiesen worden. Was spielte sich da nur ab hinter verschlossenen Türen, obgleich im Vorfeld doch alles einvernehmlich geklärt schien?

Wenigstens hatte man kein Sterbenswörtchen mehr von Romualdo ya Cantarra gehört, während auf der anderen Seite seine eigenen Unterstützer ihre fortwährende Loyalität bekräftigt hatten. Vielleicht war doch nicht alles so schwarz wie es schien...

Er war mehr als bereit seinen Anspruch auf das Amt des Centenario durchzusetzen - wenn auch nicht gerade durch bewaffneten Straßenkampf – und um möglichst auf eine etwaige Nachricht vom Monte Comitale vorbereitet zu sein wandte er sich nun vom Fenster ab und begab sich in seine Privaträume um einige Anweisungen zu geben.

Autor: della Trezzi


Ein dumpfer Laut ertönte aus den Tiefen der Baugrube, gefolgt von einer wahren Kanonade an zwergischen Flüchen. Die Arbeiter, die zu tun hatten, duckten sich rasch tiefer über ihr Werk, und wer gerade nichts zu tun hatte, der sorgte schnell dafür, dass sich daran etwas änderte. Drei, vieren gelang noch über die Leitern die Flucht aus der Grube, der unglückliche Rest aber musste einmal mehr einen zwergischen Wutausbruch niederhöllischen Ausmaßes über sich ergehen lassen.
„Sickert wieder Grundwasser in die Baugrube?“, fragte Hernán von Aranjuez seinen Bastardbruder Tego.
„Offensichtlich…“, spuckte der Einäugige missmutig aus. „Die Grube ist einfach zu nah am Yaquir.“
„Nein, unser steinkauender Freund hat nur keine Erfahrung mit dem Bau so nah an großem Strome. Das hätt’ ich bedenken sollen…“, riskierte der Condottiere einen kurzen Blick über den Rand der Grube.
„Willst Du ihn ablösen?“, hob der Ältere die Augenbraue.
„Natürlich nicht, oder kennst Du einen besseren Streitturmbaumeister? Wohl wird man ihm für das Fundament jemanden zur Seite stellen müssen.“
„Lieber würd’ ich allein Castell Tuffino stürmen, denn dem Angroschim eröffnen, dass er in dieser Sache jemanden vor die Knollnase gesetzt bekommt.“, lachte Tego Colonna ohne die Spur eines Lächelns, woraufhin sein Soberan mit den Schultern zuckte: „Das kann ohnehin warten, wir haben dringlichere Angelegenheiten zu besprechen. Lass uns einige Schritte gehen…“ Damit kehrten die beiden Almadaner der Baustelle den Rücken, und schlenderten in Richtung des Yaquirufers. „Wie stehen die Dinge in der Signoria?“, erkundigte sich der Bastard schließlich.
„Mehr als ungewiss. Noch immer fehlt jedwede Spur. Im Grunde ist’s eine Schande, in der Landständeversammlung wäre dergleichen nicht geschehen. Doch unser Schaden soll’s ja nicht sein.“, lächelte Dom Hernán zufrieden, derweil sein Blick über das jenseitige Ufer und Coriolenne schweifte.
„Nun, ein bisschen Blut sollt’ schon vergossen werden, wo bleibt sonst die Beute?“, brummte sein Unterführer.
„Familias und Parteiungen belauern sich, und werben eher noch mehr Mercenarios an, denn die bereits Geworbenen wieder zu entlassen. Die Preise sind gut wie lang nicht mehr…“, klopfte sich der Ragatier auf sein Wams, wo es viel versprechend klimperte „…von daher soll’s mir recht sein, wenn sich die Sache noch etwas zieht. Beute wird es morgen nicht mehr und nicht weniger geben denn gestern oder heut'." „Ja, doch es lässt schon etwas nach.“, gab wiederum der andere zu bedenken. „Wer keine politischen Interessen hat, und nur Beschützer für Haus und Hof geworben falls die Sache aus dem Ruder läuft, der überlegt sich’s bald, ob nicht die Gefahr bereits vorüber, das Schlimmste überstanden ist.“
„Wenn das so ist…“, erstarb das zufriedene Lächeln seines Gegenübers "...dann müssen wir eben dafür Sorge tragen, dass die Leute gar nicht erst auf solch törichte Gedanken kommen..."

Autor: Aranjuez


Zutiefst verärgert! Nein, bis zu den Grundfesten Ihrer Seele erzürnt! Ach, keine Umschreibung könnte ausdrücken, wie vermalledeit wütent Savinya war! Diese Bande von trotzigen, kleinen Bengeln mit zu großen Schwertern in der Hand. Kaum verlässt man die Stadt da streiten sich die wohlfeilen Herren wie kleine Jungs um ihr Spielzeug. Zuerst wollte Sie gar nicht glauben, was der Bote ihr am Totenbett ihrer Tante Orothea alles erzählt hatte. Man rüste heimlich in der Stadt und plane das Amt des Centenario mit Waffengewalt durchzusetzen. Der vormalige Senescalio hätte durch sein Schweigen zu ihrem Verbleib Gerüchte über ihr Ableben geschürt. Nun anscheinend hoffte der alte schlaue Fuchs, das Amt zurück zu ergattern, das er nur schweren Herzens abgegeben hat. Wenigstens legte er noch Schläue an den Tag, wohingegen der Rest der Saubande sich einfach nur fürchterlich aufführte. Als hätte der Bürgerkrieg nicht schon genug Menschenleben gekostet, als gäbe es nicht genug Grund zur Trauer. An diesem Punkt musste Savinya mit den Tränen kämpfen. Sie persönlich hatte genug der Trauer erlebt in den letzten Tagen.
Nun dem Sirensteen würde eine kleine nett verpackte Standpauke gut tun. Aber der Rest der Gesellschaft konnte sich auf ein Donnerwetter gefasst machen. Sie würden erleben, dass die Romeroza nicht nur durch ihre tiefroten Rosenblätter glänzen konnten, sondern auch durch ihre spitzen Dornen!
Savinya blickte kurz zurück auf Ihre Bedeckung: Die Edlen aus Arreth und Montiflori, sowie zehn Reiter des Barons. Die Straßen waren unsicher derzeit. Schließlich wurde Ihr Bote tot aufgefunden und mittlerweile war sie sich unsicher ob es sich um Straßenräuber handelte oder Gedungene. Sie hoffte nur, dass sie auch rechtzeitig zur angesetzten Signoria-Versammlung in Unterfels sein würden.

Autor: Romeroza


Ein paar Stunden später in Unterfels:

Krampfhaft um Ruhe bemüht blickte Nandaia Romeroza über die versammelten Herren der Signoria. Die meisten waren früher eingetroffen als nötig. Wahrscheinlich, um zu sehen was mit Ihrer Cousine geschehen war, von der immer noch jede Spur fehlte. Die anfängliche Wut war mittlerweile einer tiefen Sorge gewichen. Nandaia konnte einfach nciht verstehen, wie es möglich sein sollte, dass eine Adlige des Lieblichen Feldes verschwunden sein konnte? Langsam setzten sich die Mitglieder der Signoria. Erlan Sirensteen nahm mit ernstem Gesicht den Platz des Senescalios ein. Doch hatte Nandaia den Eindruck als würden seine Augen schelmisch funkeln. Langsam verstummten die Gespräche und der Dom begann mit den Regularien zur Eröffnung einer Sitzung. Danach warf er einen bedeutungsvollen Blick in die Runde und sprach: "Wir beginen mit dem ersten und wohl wichtigsten Tagungsordnungspunkt: Dem Patt in der Wahl zum Cent-". Der Rest des Satzes ging in Hufgeklapper, lauten Rufen und Befehlen unter. Unruhe erhob sich im Saal. Nandaia meinte zu sehen, wie die eine oder andere Hand zur blankpolierten Seitenwaffe griff und schloss die Augen, um einen Anflug von Panik niederzukämpfen.
Gebannt starrte die versammelte Gesellschaft auf die Flügeltür hinter der sich das Klirren von metallenen Sporen auf feinem Marmorboden näherte.
Dann flog die Flügeltür auf. Unter überraschten Ausrufen aus der Menge, Nandaia konnte nicht ausmachen ob freudig oder enttäuscht, erschien erst auf den zweiten Blick erkennbar Savinya Romeroza. In schwarzer Uniform, und Kürass, den Helm unter den Arm geklemmt, das sonst wallende Haar zu einem strengen Zopf geflochten, mochte diese Frau so gar nicht dem sonstigen Bild der Lebedame entsprechen. Völlig verblüfft starrte Nandaia ihre Cousine an, sowie wohl alle der Versammelten. Dann erst wurde sie der Männer und Frauen hinter Savinya gewahr: Fast dreißig Berittene, die allesamt Trauerflor trugen. Ein schwarzes Band um ihren Oberarm.

Mit starrer Miene schritt die Signora nun durch den Saal und auf Dom Erlan Sirensteen zu. "Dom Sirensteen, wir danken Euch verehrter Freund. Ihr ward uns eine Stütze in solch schwerer Zeit, da wir nicht in Unterfels zugegen sein konnten." damit beugte sie sich zum Sirensteen und flüsterte: "Verehrter Dom, euer Schweigen war gewiss borongefällig. Nur hätten wir gewünscht, Ihr hättet Unsere Cousine nicht im Ungewissen gelassen über Unseren Verbleib. Allerdings wissen wir Eure Verschwiegenheit über unsere Familienangelegenheiten zu schätzen und möchten uns erkenntlich zeigen. Wir hoffen, Ihr nehmt unsere Einladung an, uns am Praioastag abends ins Theater zu begleiten?"

Ohne auf die Antwort zu warten drehte sie sich langsam zur Versammlung um.
"Wir bitten für die Verspätung und Unterbrechnung um Entschuldigung. Die Versammlung wird nun weitergeführt.
Ein Addendum zu den Regularia. Die Mitteilung zur Cronverwaltung Yaquirias über die Neubesetzung des Amtes des Senescalia ist anscheined verloren gegangen, so liegt derzeit keine gesiegelte Urkunde des Cronrates vor. Das sich daraus ergebende Dillema, der neu gewählten nicht bestätigten Senescalia und des abgewählten jedoch im Amt verbleibenden Senescalio wird demnach vorraussichtlich noch einige Tage bestehen bleiben. Allerdings wird es die Signoria erfreuen zu hören, dass sich ihre beiden Oberhäupter in der Streitfrage des Centenario noch vor unserer Abreise einig geworden sind."

Den Kopf gesenkt fing Savinya an vor der Versammlung auf und ab zu gehen.

"Bevor wir in unser beider Namen allerdings unsere Entscheidung bekannt geben, möchten wir noch ein paar Worte sagen. Mit Trauer blicken wir auf die letzte Zeit zurück. Die von uns allen hochverehrte und geliebte Horas starb. Unser geliebtes Heimatland entzweite sich und unzählige Opfer mussten betrauert werden...
...Ich habe genug davon!" Rief sie laut den letzten Satz "Genug, habt ihr gehört!" mit vor Wut gepresster Stimme. "Keine sieben Tage! Keine sieben Tage, war ich fort. Und am Totenbett der geliebten Tante muss ich hören, dass die Machtgier und die Mordlust erneut Einzug hält in Unterfels. Ich kann nur hoffen, dass es sich hier nur um die Phantasien eines übereifrigen Boten handelt und nicht um die praiosgefällige Wahrheit."
Die Signora straffte sich, setzte wieder eine undruchdringliche Miene auf und erklärte in fast beiläufigem Tonfall: "die Entscheidung in der Centenario Frage fällt zu Gunsten von Comto Tilfur della Trezzi aus. Wir beglückwünschen den Centenario zu seinem Amt. Die schriftliche Niederlegung der Entscheidung übergeben wir hiermit dem Ufficio della Justizia zur Archivierung. Wir nehmen morgen die Amtsgeschäfte im Ufficio auf und empfangen Besucher."

Damit nickte Savinya in die Runde und gab ihrer leichenblassen Cousine einen Wink ihr aus dem Saal zu folgen.

Autor: Romeroza


Trotz aller Erfahrung auf dem allzu glatten politischen Parkett hatte es Tilfur nicht vermocht, bei dem Auftritt der neu gekürten Senescalia einen neutral unverbindlichen gesichtsausdruck zu wahren. Mit überrascht hochgezogener Augenbraue hatte er den Aufmarsch des Trauerzuges beobachtet, und auch die flammende Rede der Romeroza war unerwartet gekommen.

Bewusst sah er nicht zu seinem Konkurrenten und akzeptierte die Entscheidung der Senescalia mit einem stummen, innerlich sehr erleichterten Nicken. Jetzt galt es, die Initiative zu behalten.

Mit einem Wink bedeutete er seinen Begleitern aufzustehen und ihm zu folgen, als er mit knappen Gruß der Senescalia aus dem Sitzungssaal folgte um seine Amtsräume in Beschlag zu nehmen, solange noch ein Rest ungäubiger Überraschung in der Luft hing.

Autor: della Trezzi


Gelassen schaute Bassiano Bolburri der Ältere in die verwirrten oder entsetzten Gesichter der Signores und lächelte vergnügt. Sein Großneffe Festo war noch am vorangegangenen Abend in die Stadt zurück gekehrt und hatte ihn über den Verbleib der Romeroza aufgeklärt. Sie hatte tatsächlich ihre Landgüter besucht und am Totenbett ihrer Tante gewacht, so dass in borongefälliger Ruhe hierüber keine Kunde nach Unterfels gebracht wurde. Ein Bote der Blauen Pfeile war jedoch auf dem Weg nach Unterfels überfallen und ermordert worden, wusste Festo zu berichten, die "Räuber" konnte er jedoch nicht auffinden. Wenn ein Zusammenhang besteht, wäre es interessant, die Hintermänner zu kennen, dachte Bassiano bei sich und seufzte. Ja, er wusste anscheinend vor vielen anderen, dass die Romeroza zurück auf dem Weg in die Stadt ist, nicht jedoch, wie sie auf die aktuellen Entwicklungen reagieren würde. Gespannt straffte er seine alte Gestalt und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die junge Dame, die zornbebend in der Halle stand und zu einer wütenden Rede ansetzte.   Nach der Sitzung erhob sich der alte Bolburri schwerfällig, um dem neuen Centenario zu seiner Bestätigung im Amte zu gratulieren und der Senescalia seine Aufwartung zu machen. Ja, Bassiano war zufrieden mit dem Lauf der Dinge.

Autor: Bolburri


Immer noch leicht konsterniert, vor allem aber unendlich erleichtert sah Targuin Cirrention der Senescalia nach, die forschen Schrittes die Signoria verließ. Wie offenbar auch die anderen Anwesenden, ja, selbst die Base der Vermissten, hatte er nicht im Entferntesten mit einem derartigen Auftritt gerechnet. Schließlich hatte auch er allmälich begonnen, mit dem Schlimmsten zu rechnen. Seine ausgesandten Augen und Ohren hatten nichts Brauchbares vernommen, andere Quellen hatten ihn auf später vertröstet. Aber die Zeit der Ungewissheit hatte nun ein Ende.

Die Art, wie die Romeroza das Ruder an sich gerissen hatte, nötigte ihm den tiefsten Respekt ab, auch wenn Comto Tilfur sicherlich nicht seine bevorzugte Wahl war. Aber selbst damit ließ es sich umgehen, solange nur überhaupt wieder geordnete Verhältnisse einkehren konnten. Ob die Krise nun aber tatsächlich ausgestanden war oder sich vielleicht noch mehr derlei "Zufälle" wie die verschwundene Botschaft ereignen würden, nun, das würde sich zeigen. Es schadete gewiss nicht, weiterhin wachsam zu bleiben.

Während die Ränge der Signoria sich unter teils aufgeregtem Gemurmel, teils in stiller, mutmaßlich aber meist nur aufgesetzter Gelassenheit leerten, erhob sich auch Targuin von seinem Platz. Ihn erwartete die letzendlich doch angenehme Pflicht, den frischgebackenen Centenario zu beglückwünschen. Oh, und die Senescalia zu ihrem eindrucksvollen Amtsantritt, denn wie es aussah, würde in der Signoria in nächster Zeit kaum ein Weg an dieser resoluten Person vorbei führen. Langwelig versprachen die kommenden Sitzungen jedenfalls nicht zu werden ...

Autor: Cirrention


Nachdem die Senescalia mit ihrem fulminanten Auftritt die erhitzten Gemühter gekühlt hatte, fasste sich Ariano Sal als Erster und ging zur Tagesordnung über. "Wehrte Signoras und Signores, nachdem nun die leidige Streitigkeit über den Centenario beigelegt ist, gilt es die Stadt und ihre Uffizien handlungsfähig zu machen. Dazu müssen die niederen Ämter besetzt werden." Jeder wusste, dass nun die Wahlversprechen und alten Bündnisse einzulösen waren. "Als Maior Mercenario, dem ersten der Söldlinge, ihrem Vertreter und Fürsprecher, benenne ich Kraft des mir als Gonfaloniere zustehenden Amtes Tego Colonna." Ein Raunen war zu vernehmen, wussten doch die meisten im Saal, dass der gestandene Hauptmann der Bruder Signor Aranjuez' war und hier ganz offensichtlich eine Schuld beglichen wurde. Doch Ariano Sal ließ sich wenig vom lauter werdenden Gemurmel verunsichern und fuhr fort:
"Als Draconaria bestimme ich Lamea von Tuffino". Die Base des Gonfalonieres war keine Überraschung in diesem Amt. "Der Miliz steht von nun an Ceras Phecciano Cirrention vor und der Capitan-Profos soll Romualdo ya Cantarra sein." Beides Häuser, die eng mit der Familie Veliris verbunden waren, dennoch war Romualdo nicht erwartet worden, gilt er doch als unberechenbar. "Constablerin wird Ricarda ya Cantarra." Ariano Sal ließ sich eine gesiegelte Depeche reichen und entrollte das Pergament. "In Abwesenheit der Consiliera, die meine verehrte Schwester ist, will ich auch ihre Entscheidung verkünden: Als Kanzler bestimmt sie Cassius Bolburri..." Ein weiteres Versprechen was es einzulösen galt. "...Sal die Loriano zum Kämmerer..." Leichte Überraschung war auf einigen Gesichtern zu erkennen, hatte man doch geglaubt, der Loriano erhalte das Schatzamt, das jedoch mit Targuin Cirrention besetzt wurde. "Damit gebe ich das Wort weiter."
Kurz und schnörkellos hatte der Gonfaloniere die Ämter des Banneramtes, sowie für Kanzlei und Kämmerei vergeben. Wenig verwunderliches fand sich unter den Benannten, waren doch fast alle Ämter an alte Bekannte des Hauses Veliris vergeben worden.

Autor: Schatzkanzler