Blaue Pfeile (Toricum)

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Piazza della Mercanzia
Toricum-mercanzia.PNG

(1) Fondaco Heilig Silem (mit Postendienst Pertakis), (2) Botenstation, Herberge und Bordell der Blauen Pfeile, (3) vakant, (4) Wagenstellerei Cocchiere sowie (5) Kontorhaus Vinarii und (6) Efferdisches Depot

Boronsanger Pfeil-Nordost-Grau.png
Pfeil-West-Grau.png - Porticus Heilig Silem
Pfeil-Südwest-Grau.png - Alter Anleger
vorüber am Efferd von Toricum Pfeil-Südost-Grau.png

Die Blauen Pfeile, also die Repräsentanz des Botendienstes, sind in Toricum mit einer Herberge sowie mit einem Bordell verknüpft. Logistisch wird der Bereich des Hafens genutzt, wo Flusshandel und Überlandwege auf der Piazza della Mercanzia gleichsam einen festen Knoten schürzen.
Der konkurrierende Postendienst Pertakis findet sich, angegliedert an den Fondaco Heilig Silem, gleichfalls in Anrainerschaft der Piazza.

Es besteht die Überlegung, den Bordellbetrieb zu verbieten, da insbesondere das Unwesen der Botenreiter vielen nicht erträglich scheint. Für jene ist denn das Außenbordell 'Rahjas Kerze' vorgesehen. Wie auch immer: Innocencio di Onerdi, ein ehemaliger Ministerialer des Stadtherrengeschlechts, wird unvergessen sein.

Was ein argloser Reisender nicht wollt' denken ...

Da war ich nun nächtens allseits auf verschlossene Türen gestoßen, und fast wollten meine Auge wund erscheinen, so sehr sehnte es mich nach Schlaf. Und also, was blieb mir? Ich packte meinen Beutel und tappste durch die leeren, madalichten Gassen, dass ich meinen eigenen Schritt weithin hören konnte, und verfügte mich herab in das Hafenviertel. Vorüber an dem gespenstisch wirkenden Alten Fondaco, welcher hinter einigen Bäumen emporragte, gelangte ich auf den Stapelplatz und näherte mich einem Hause, dessen Fenster in einem warmen Gelb erleuchtet standen. Auf diese Herberge also hatte man mich verwiesen.
Schon als ich durch die Türe schritt, bot sich ein rahjageselliger Anblick, der mich jedoch erschüchtern ließ: War dies mein Leben? Eine Hure schon bot sich mir grüßend dar, indem sie sich erhob, als sollte jeder, der hier einen Blick durch die Türe warf, ihrer Reize teilhaftig werden. Als ich ablehnte, erscholl aus den Kehlen einiger roher Gesellen, die Botenreiter sein mussten, ein derbhaftes Gelächter. Die Hure selbst aber streifte eine Weste ab und entblöste ihre Brüste vor mir, als wollte sie spotten. Auch flogen mir einige Zoten entgegen, dass ich in Rondra mich hätte erkühnen wollen, wären jene üblen Schelme nicht so zahlreich gewesen. Da nun ließ ich hilfesuchend meinen Blick schweifen, den Wirt zu erspähen, doch sollte mein Augenblick enttäuscht werden. Erst nach einem Moment, indem ich einige Schritte zwischen einigen rahjawidrig hässlichen Gesellen hindurchgemacht hatte, konnte ich einen rohen Kerl erblicken, der sich im Abseits erhob und missmutig sich mir näherte. Die Hure aber stemmte nur die Hände in die Hüften, als wollte sie abwarten und den Handel durchaus noch in Konjunktion von Phex und Rahja erwarten.

"Ich bin der Gando Falcius." erklärte er, mich musternd, und als ich zu sprechen zage war, da fügte er sogleich an: "Willst Du nur übernachten oder auch ein Mädchen?" - Und also, da ich noch immer Worte zu machen zögerte, erklang von jenseits meiner Schulter: "Ich werde nass, wenn ich den sehe. Gando, mach einen guten Preis!" Und damit musste sie den Wirt gemeint haben. Ich jedoch ergänzte etwas kleinlaut, ohne Rahja gröblich missachten zu wollen - im Grundsatz -, so sei es doch allein mein Begehr, eine Ruhestatt zur Nacht zu finden. Alle Herbergen hätten mich sonsten abgewiesen. "Und dann fiel Deine letzte Wahl auf uns, figliuolo, was?"

Und dann hatte er mir ein Zimmer gewiesen, dass ich es aufsuchen sollte. Und also schritt ich eine Treppe von Holz empor, welche jenseits des Ausschanks sich gegen das erste Stockwerk wandte. Indem ich meinen Beutel ablegte, öffnete ich eine Türe - Doch ach! Weh mir! Da blickte mich eine Hure an, welche sich da in coitu fand. Unter ihr lag ein Geselle, der wohl nichts gemerkt haben mochte - und aber doch: Da befiel mich eine Angst, es könne mein Stören seinen Unmut wecken. Schnell ward die Türe wieder verschlossen, und tief atmete ich aus, als ich vor Schrecken an die Wand mich lehnte. Ich hatte der Sammlung not und, wollte Boron, so hätte sich mir bald der Sinn von Schwindel getrübt.

Ich suchte mein Gehör zu schärfen, dass meine Sinne mir verraten hätten, allwo der rahjawidrigen Handlungen vollzogen werde, dass ich kein weiteres Mal gefehlt haben würde. Und als ich mir bei allen guten Göttern und Borbaradsholen Gewissheit verschafft hatte, da tat ich die nächte Türe auf. Weh mir! Eine alte Hure, die da more pecudum von einem schmutzigen Gesellen bestiegen ward, die sagte nur mit Ruhe: "Willst wohl die Dame des Hauses nicht stören wollen. Dass er die Türe schließe." Und ihr Beschläfer, der lachte, wie ein Gassenjunge lacht, wenn er von ferne einen vornehmen Knaben sieht. - Ich stand wieder allein auf dem Gang. Doch indem ich einen Schritt tat, da durchfuhr es mich: "Hatte sie 'Hausherrin' gesagt? Mir wurde düster zu Häupten.

Endlich hatte ich meine Kammer gefunden. Aber jene Nacht fand ich nicht mehr zu Boron. Oftmals, als ich kaum entschlummert war, hörte ich zotige Worte vom Gang hereindringen, und bisweilen auch schlug eine Türe. Einmal, da hörte ich es beinah gellen, so laut war es: "Don Innocencio! Noch ein Dukat, und Du kannst mit Deinem Schlüssel alle Türen öffnen!" Dann hörte ich das Gackern mehrerer Frauen, und eine unter ihnen muss es gewesen sein, die da anfügte: "Ich gebe ihm Schläge, dass er springt wie Levthan unter der Rute!" - "Levthan ruft! Ich habe genug Hörner für jede von Euch mitgebracht!" - Und dann schlug wieder eine Tür, mehrfach.

Am nächsten Tage begrüßte ich wie erlöst den Herrn Praios, der seine Strahlen durch den Fensterverschlag sandte.


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