Briefspiel:Alter und neuer Cavalleristo

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Sheniloneu3k klein.png Briefspiel in Shenilo Sheniloneu3k klein.png
Beteiligte (irdisch)
Familie Menaris klein.png Athanasius
Familie Cordur klein.png Cordur

Die Briefspielkurzgeschichte Alter und neuer Cavalleristo befasst sich mit der Einstellung eines neuen Cavalleristo durch die Familie Menaris aus Shenilo.

Geronsviertel von Shenilo im Frühling 1031 BF

Der Palazzo Cordur

Angrond Timshal Menaris verließ die Purpurstraße und bahnte sich seinen Weg über den Geronsplatz. Nun, da der unerwartet harsche Winter zu Ende ging, begann der Pilgerstrom, der die Stadt besuchte - Angrond hätte beinah gedacht "heimsuchte" - wieder anzuschwellen. So rempelte der frischgebackene Hauptmann der Sheniler Tempelgarde so manchen fliegenden Händler, Devotionalenfälscher und frommen Rondrapilger an oder wurde von diesen angerempelt, bis er das südliche Ende des Geronsplatzes erreicht hatte, wo sein Ziel lag.
Er blieb einen Augenblick stehen und betrachtete den sich vor ihm erhebenden Palazzo der Familie Cordur. Sofort wurde seine Andacht rüde gestört, als ein feister Blondschopf ihm mit unangenehmem Gewicht auf den Stiefel trat. Statt sich aber zu entschuldigen, plusterte sich der Mann, dessen Kleidung besser war als seine Umgangsoformen vor ihm auf: "Seht doch, wo ihr rumsteht, Mann! Um ein Haar hätte ich all meine Einkäufe fallen lassen!" Mit einem Teil dieser Einkäufe, einem hölzernen Bidenhänder, begann der Mann sogleich vor Angronds Gesicht rumzufuchteln. Angronds Hand zuckte zu dem auf seinem Rücken befestigten Anderthalbhänder, doch er konnte sich gerade noch beherrschen und griff stattdessen nach seinem Zopf. Zu ihrer beider Glück hatte sein Gegenüber mittlerweile Angronds grünen Waffenrock erkannt, was seine Wut rasch verrauchen ließ. "Oh, bitte verzeiht, Euer Gnad...Signor, ahem." Der Blonde blickte ihn hilfesuchend an. Angrond murmelte eine Erwiderung und setzte sich ohne weiteres Zögern in Bewegung.
Mit finsterer Miene benutzte er schließlich den Türklopfer des Palazzo Cordur und wartete, bis eine Dienerin ihm öffnete. Als er ihr verunsichertes Gesicht sah, bemühte er sich um ein freundlicheres Gesicht, als er sagte: "Ich wünsche Rondrigo Cordur zu sprechen. Teilt ihm mit, dass sein Schwurbruder Angrond auf ihn wartet."

Nach einem kurzen Zögern antwortet die Dienerin: "Ihr habt Glück, euer Edelgeboren, der von euch verlangte befindet sich im Innenhof. Wenn ihr doch bitte hereinkommen wollt, Ich werde den Herren Rondrigo sofort von eurer Ankunft berichten, bitte habt einen kleinen Moment Geduld." Die Dienerin schloss die Tür zur Empfangshalle und ging durch den Flur nach hinten in den Innenhof. Dort saß Rondrigo Cordur mit seinem Vetter Haldan Cordur und sah den Kinder der beiden Vettern beim spielen zu. Er trank gerade einen Schluck Wein, als die Dienerin den Hof betrat. "Verzeiht werte Herren." Die beiden Vettern blickten die Dienerin an, die dann weitersprach: "In der Halle wartet der Hauptmann der Tempelgarde und möchte mit euch sprechen, Herr Rondrigo." Die Augenbraue von Rondrigo zog sich in die Höhe, dann stand er auf. "Ucurian du bleibst hier und spielst weiter!" sagte an seinen Vetter gewandt er. "Ihr passt doch auf das er keinen Unsinn anstellt, Haldan?" Dieser nickte Rondrigo zu. "Gut, dann bringt mich in die Halle!"

Rondrigo fand seinen Schwurbruder Angrond bei der Betrachtung eines Wandteppichs vor, der Schwertgeselle wippte auf seinen Stiefelspitzen und drehte sich um, als er die Schritte des Cordurs vernahm. "Schwurbruder Rondrigo, es ist gut Euch wieder zu sehen!" Er machte einige Schritte auf den anderen Krieger zu und ergriff dessen ausgestreckten Arm mit festem Griff. "Sagt, wie ist es Euch ergangen? Seid dem letzten Treffen des Schwurbundes ist einige Zeit vergangen und ich bin erst wieder einige Wochen zurück aus dem Yaquirbruch!"

"Wie ihr seht ist es mir gut ergangen, zur Zeit ist es ruhig in Shenilo, so dass ich meinem Sohn meine volle Aufmerksamkeit schenken konnte. Was verschafft mir denn die Ehre Eures Besuches ?" fragte Rondrigo seinen Schwurbruder.

Einen Augenblick überlegte Angrond, eine Frage nach Rondrigos Sohn zu stellen, aber dann erschien ihm das unpassend - zudem hatte er , wie so oft in solchen Situationen, keine rechte Vorstellung, wohin die Frage gehen könnte. Stattdessen erläuterte er: "Wie Ihr sicher wisst, will es der weise Ratschluss des Consilium Draconis, dass ich fortan die Aufgabe des Hauptmanns der neu geschaffenen Tempelgarde übernehme." Er wies mit einer Bewegung auf seinen grünen Waffenrock. "Damit wird meine Aufgabe zukünftig die Verteidigung der Glaubensstätten der gesamten Stadt sein." Er machte einen etwas unglücklich wirkenden Gesichtsausdruck. "Ich kann daher nicht weiter meinen Pflichten als Cavalleristo meiner Familie nachkommen und habe meinen Onkel, das Familienoberhaupt, um die Stellung eines Ersatzmannes gebeten. Er hat mir daraufhin aufgetragen, einen geeigneten Kandidaten ausfindig zu machen, der die nötigen Fertigkeiten mitbringt und außerdem das nötige Vertrauen rechtfertigt." Er zögerte einen Augenblick und schaute Rondrigo an, ohne zu blinzeln. "Ich habe ihm Euren Namen genannt."

Rondrigo blinzelte etwas überrascht, fasste sich aber schnell: "Das Vertrauen Eurerseits empfinde ich als große Ehre, aber Einzelheiten sollten wir nicht hier in der Eingangshalle besprechen, wo uns doch neugierge Ohren hören könnten." Bei diesem Satz glitt sein Blick zur Magd herüber, diese knickste hastig und verschwand mit einem gemurmelten "Verzeihung die Herrschaften" in den Fluren des Palazzos. Er wandte seinen Blick wieder Angrond zu: "Wie wäre es wenn wir diese Dinge auf einem Spaziergang zum Alten Markt besprechen und uns dort ein kühles Getränk schmecken lassen, auf meine Kosten versteht sich."

Angrond lächelte ironisch: "Ihr erinnert mich an meinen Onkel Tankred, mit Eurer Geheimniskrämerei." Beschwichtigend hob er die Hand, um Rondrigos möglichen Widerspruch aufzuhalten und seufzte kurz. "Aber Ihr habt vermutlich recht. Dann auf zum Alten Markt, man erzählt, Eure Familie sei schon lange im Besitz des Ortes?" Damit wandte er sich wieder zur Tür.

"Mit diesem Gasthaus, hat die Geschichte der Familie Cordur hier in Shenilo überhaupt erst angefangen," antwortete Rondrigo auf die Frage seines Gegenübers. "Ich kann euch etwas mehr erzählen, wenn ihr Intresse habt, bitte nach euch." Er öffnete die Tür des Palazzos und die beiden Männer betraten den im Sonnenschein liegenden Geronsplatz auf dem ein geschäftiges Treiben herrschte.

Angrond ging mit raschem Schritt voran, er wollte das Gedränge schnell hinter sich lassen und mit einem Mal verlangte es ihn auch nach einem kühlen Getränk. Götterlob war das Gasthaus zum Alten Markt nicht weit vom Palazzo der Cordur entfernt, so dass die beiden Männer ihr Ziel bald erreichen würden. Unterwegs antwortete der junge Hauptmann der Tempelgarde: "Am besten erzählt ihr mir dies, sobald wir im Gasthaus angelangt sind. Ich nehme Euch indes beim Wort und berichte Euch die Einzelheiten dessen, welche Pflichten ihr im Dienste meiner Familie übernehmen müsstet." Sie wichen einer kräftigen Frau mit derben Zügen aus, die gerade den Inhalt eines Korbs voller Brotscheiben, die mit fettiger Fleischbrühe bestrichen waren, an Pilger zu verkaufen suchte.
"Die Aufgaben eines Cavalleristo sind Euch bekannt, er streitet im Dienste der Familie, verstärkt das städtische Reiteraufgebot im Krieg und gilt auch sonst in Statusdingen als Klinge der Familie." Während er sprach und ging, strich Angrond über den Griff seines Anderthalbhänders, der über seiner Schulter hing, als denke er an seine eigenen Tage als Cavalleristo, obwohl diese nicht sehr lange angedauert hatten. Dann verdüsterten sich seine Züge. "Doch in jüngerer Zeit gibt es andere Aufgaben, die der Cavalleristo zu übernehmen hätte. Den Menaris drohen Gefahren, die nichts mit Krieg gegen unsere Heimatstadt zu tun haben, zumindest hoffen wir das. Ihr wisst, dass erst im Winter ruchlose Söldlinge nach dem Leben meines Onkels trachteten?" Kurz bevor sie das Gasthaus erreicht hatten fügte Angrond hinzu. "Es wird die Aufgabe des Cavalleristo in Friedenszeiten sein, das Oberhaupt der Familie zu schützen, wenn nötig auch mit seinem Leben."

Bei seinen Gläschen lässt sich besser sprechen - Ignacio di Storpa

Während des Weges über den Platz hatte Rondrigo aufmerksam Angrond gelauscht. Er öffnete die Tür des Gasthauses und folgte Angrond ins Innere. Dem Wirt Ignacio di Storpa grüßte er mit einem "Travia zum Gruße Ignacio, bringt mir und meinem Schwurbruder einen kühlen Rosé, bringt ihn bitte an den Ecktisch hinten rechts!" Der Wirt nickte und antwortete: "Kommt sofort" , dann ging er nach hinten. Zu dieser Zeit waren noch nicht so viele Gäste anwesend und Ignacio konnte die Gaststube noch allein bedienen. Rondrigo geleitete Angrond an den Ecktisch, bot ihm einen Platz an und setzte sich dann auch. "Führwahr ruchlose Gesellen, aber man kann nicht von allen Söldner erwarten das sie ehrenhaft sind." Mit diesen Worten wollte er seinem Gesprächspartner zeigen, dass er Rondrigo selbst schon als Söldner gekämpft hatte.

Angrond wartete eine Weile, bis eine knochige, aber hübsche Schankmagd den bestellten Wein gebracht hatte, nahm einen kleinen Schluck und erwiderte dann. "Man kann von jedem Menschen ehrenhaftes Verhalten erwarten, Bruder Rondrigo. Aber ihr habt recht: Auch ich erwarte nicht von jedem ehrenhaftes Verhalten." Er lächelte in sein Trinkgefäß hinein. "Es ist zunächst nichts ehrloses daran, sich für den Dienst mit der Klinge bezahlen zu lassen, auch wenn es natürlich etwas anderes ist, als einen Stuhl zu schreinern oder Wein zu keltern, die Schwertkunst auszuüben." Er musterte Rondrigo. "Der Mann, der Cavalleristo meiner Familie sein soll, muss jedoch die Loyalität gegenüber seinem Dienstherren vor die Loyalität zum Dukaten stellen können. Ich halte Euch für einen solchen Mann."

"Und ihr habt recht mit dieser Annahme, sonst hätte ich nicht in Gareth gegen die Untoten gekämpft und verloren was mir am Liebsten war." Ein bitters Gefühl kam in Rondrigo hoch aufgrund der Gedanken an die Schlacht in den Wolken, als die fliegende Festung von Galotta über Gareth kam und mit ihr der unendliche Heerwurm von Rhazzazor. Er hatte seine Loyalität bewiesen und schwer dafür gelitten. Um endlich ganz diese schrecklichen Gedanken aus dem Kopf zu kriegen, nahm er einen großen Schluck aus seinem Becher und sprach weiter. "Einen Auftrag den ich bekomme, führe ich auch aus, darauf könnt ihr euch verlassen und von normalen Söldnern lasse ich mich nicht schrecken."

"Dann scheinen wir die gleichen Vorstellungen zu haben, Schwurbruder - das vermag mich nicht zu überraschen! Sollen wir denn dann den Pflichtteil dieses Gespräches hinter uns lassen, indem ich Euch frage: Wollt ihr in meiner Nachfolge Cavalleristo der Menaris sein?" Er stellte den Weinkelch ab und reichte Rondrigo die Rechte.

"Ich werde eure Nachfolge antreten und euch nicht in euren Erwartungen entäuschen." Bei diesem Satz reichte Rondrigo seinem gegenüber auch seine Rechte und der Handel war besiegelt. Danach nahm er seinen Becher prostete Angrond zu. 'Das passte vielleicht nicht ganz in deine Pläne Großmutter, aber jetzt ist es besiegelt, du kannst nur noch toben" dachte er sich und schmunzelte. "Für einen weiteren Becher habt ihr doch noch Zeit oder ruft die Pflicht?"