Briefspiel:Am Rande des Krönungskonvents (12)

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Letzte Worte

Salvinko von Trequerce

Der alte Trequerce, der zur Überbrückung seiner Zahnlosigkeit eine bestimmte Sprechtechnik entwickelt hatte, mußte sich von Signor Amando angesprochen fühlen und erhob daher seine Stimme. Einleitend fuhr er sich mit der zittrigen Hand durch das weiße Haar, seine Gebrechlichkeit in Würde zu verwandeln:

"Ich möchte einleitend zu meiner Replik feststellen, dass ich hier im festen Glauben an einen uneigennützigen und unkorrumpierbaren Adelsstand spreche."

Diese Worte wurden unter den Edlen zunächst durch verhaltenes Räuspern, endlich jedoch durch desto entschlosseneres Nicken beantwortet.

"Im Sinne dieses festen Glaubens, und da ich in meinem langen leben schon viele und fruchtlose Auseinandersetzungen mitansehen mußte, halte ich es für wenig hilfreich, seitens des Kronkonvents eine Politik der Eskalation zu verfolgen. Ich konstatiere zunächst, daß das Haus Torrem, mit dem ich - dies sei eingeräumt - verschwägert bin, mit dem Verlassen der Versammlung lediglich auf einen unerwiderten Affront seitens des Gransignore von Urbet reagierte. Item sei festgestellt, dass in der Behauptung des letztgenannten Territorialherrn, des Traviano Nepolemo von Urbet-Marvinko, seine Gefolgschaft gelte dem Reich, keineswegs jedoch dem horaskaiserlichen Hause, der Willen zum Hochverrat bekundet wurde. Gegen diese Perduellio [d.i. Hochverrat] hat sich dieses Haus mit aller Entschlossenheit zu verwahren, will es nicht seine Glaubwürdigkeit verlieren. Hingegen sehen wir auf der Seite des Hauses Torrem im Kampf um die Wahrung des Reiches in der Baronie Sewamund den Ausdruck vorzüglichster Loyalität gegenüber Recht und Rechtmäßigkeit, also keinerlei Verschulden oder doch wenigstens keinerlei Grundübel."

Der alte Trequerce machte endlich eine Pause, um seine Stimme zu erholen.

"Ich beantrage daher, das Haus Torrem von einer möglichen Exklusion auszunehmen, hingegen alleinig dem Gransignore von Marvinko aufzuerlegen, vor dem Kronkonvent seine hochverräterische Gesinnung zu widerrufen und ihn anschließend wieder in die Reihen der Versammlung aufzunehmen."

Der alte Mann schien erschöpft, doch wagte er noch einige Worte.

"Ferner halte ich es für unzweckmäßig, die gesamten Familien samt ihrer Versippungen unter einem Interdikt zu knechten. Eine solche Maßnahme müßte die Geschlossenheit des Familienverbandes und ein fortgesetztes Opponieren gegen diese Versammlung fördern, was niemand wollen kann. Hingegen fördert diese Versammlung den Druck auf die abweichlerische Einzelperson, wenn sie den Sippenverband als solchen exkulpiert. Also keine Maßnahme gegen das Kollektiv. Dies gebietet die Staatsräson. Sollte der Gransignore von Urbetien einlenken, so dürfte die Eintracht unseres Reiches erneut gesichert sein."

Endlich setzte sich der alte Trequerce wieder, sichtlich erschöpft, die Hand zitterig auf seinen Krückstock gestützt.


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Infolge dieser Konventssitzung wurde schließlich dem Gransignore Traviano von Urbet-Marvinko sowie dem Erbsignorino Silem Torrem-Punta solange die Teilnahme an weiteren Sitzungen des Kronkonvents versagt, bis sie sich – wie gefordert – für ihr ungebührliches Betragen öffentlich entschuldigt hätten. Was gleichwohl nie geschah, gerieten doch das Reich und die Versammlung hernach in allgemeine Drangsal …

Christian Agi, Michael Ballocco, Armin Bundt, Martin Eggers, Felix Füzi, Pascal Johann, Jens Matheuszik, Dennis Schmidt, Bernhard Sieber, Olaf Tomaszewski


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