Briefspiel:Am Rande des Krönungskonvents (2)

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Den Beginn einer überaus hitzigen Auseinandersetzung, die gleichsam in die tiefen, das Reich durchziehenden Gräben hineinzustolpern und neue Gruben auszuheben schien, markierte die Rede eines Bürgers der Stadt Urbasi. So trat ein Herr namens Amaldo Balestriano vor die Versammlung der Edelfreien und Edelgeborenen, die Causa seiner unlängst vom blindwütigen Condottiere Uolbo Valpoza besetzten und gepeinigten Heimatstadt vorzutragen (BB#26).


Ausgangspunkt allen Streits: des Bürgermeisters Rede

Im Mittelpunkt: Urbasi

„Eure Majestäten, werte Hoheiten und Hochwohlgeborenheiten, Hochgeborene und Edelgeborene, Hochachtbare Herren und Damen,

Es ist mir eine außerordentliche Ehre ein Sprachrecht vor Eurer erlesenen Versammlung zu haben, wofür ich nochmals der Benevolenz der Versammelten Kronen meinen untertänigsten Dank aussprechen möchte. Um den Tenor meines Vorredners, seiner hochgeschätzten Wohlgeborenheit Signor ya Ranfaran aufzugreifen, möchte ich dieser Versammlung im Namen der Bürgerschaft der Stadt Urbasi im Sikramlande von dem Leid berichten, welches uns durch die glücklose Administration des hochgeborenen Comto Ulmessan von Urbasi-Agendayo, der sich mit dem Titel eines Schöffen des Ucuri-Hofes schmückt, zuteil wurde.

Vor wenigen Wochen erstürmten die Truppen des ruchlosen Condottiere Uolbo Valpoza vor dem Castello des Comto Ulmessan unsere liebreizende Stadt, ohne dass ihr durch die Hausmacht unseres Stadtherren nenneswerter Widerstand entgegengesetzt wurde, dieser gab die Bürger der Stadt Urbasi verloren und überließ uns den Launen eines trunksüchtigen Söldnerführers, unter denen die Bevölkerung unserer kleinen Stadt auch in diesen Tagen noch immer zu leiden hat, da seine Hochgeboren in keinster Weise auch nur den Ansatz einer Anstrengung unternimmt, um unsere Stadt von den Häschern des Condottiere und seiner blutrünstigen Tyrannei zu befreien, wie es seine Pflicht als sorgender Stadtherr zu sein hätte.

Es erscheint mir befremdlich, dass sich der Comto mehr um die Verfolgung einer Lappalie wie der Sikramara-Affäre, die man kaum als eine Solche bezeichnen möchte, beschäftigt, denn sich um das Wohl seiner treuen Untertanen in der Stadt Urbasi zu sorgen.

Das Bürgertum der Stadt Urbasi fühlt sich aufgrund dieser Entwicklung entschieden von ihrem Stadtherren entfremdet und um die Garantien seiner Sicherheit betrogen. Daher möchte ich in Vertretung der Interessen der Stadt und Stellvertretend für die Bürger Urbasis folgenden Botschaft an diesen erlesenen Kreis richten:

Die Bürger der Stadt Urbasi leiden unter der Willkür eines trunksüchtigen Monstrums, welches sich in seinen Wegen von den Pfaden der Zwölfe bereits entfernt hat und die Bevölkerung auf das Blutigste auspresst. Willkür und Gräueltaten sind an der Tagesordnung. Wir, die Bürger der Stadt Urbasi, richten daher einen Apell an alle edlen Herren von Stand und Adel, welche von den Göttern mit der Gabe der Güte und des Wohlwollens gesegnet, dass man den Bürgern von Urbasi in ihrer beispiellosen Not beistehen möge und den götterverlassenen Söldlingsführer, welcher sich der Stadt bemächtig, mit Waffengewalt aus dieser entfernt und seiner gerechten Bestrafung zuführen möge. Im Gegenzug sehen sich die Bürger der Stadt Urbasi einzig imstande, ihre Loyalität und ihre Zugehörigkeit derjenigen hochgeschätzen Herrschaft zuzusprechen, welche sie aus ihrer Miseria befreien zu vermöge.

Zu diesem Behufe distanziert sich das Bürgertum Urbasis von dem Stadtherren Ulmessan von Urbasi-Agendayo und deklariert, nicht länger diesem zu Diensten sondern jenem Herren treue Untertanen sein zu wollen, welcher die Ordnung der in Stadt wiederherstellen und die Truppen des Condottiere vertreiben würde.

Ich möchte untertänigst um etwas Ruhe bitten! Ich danke den anwesenden adligen und hochadligen Herrschaften noch einmal für diese Gelegenheit vor diesem erlauchten Kreis die Anliegen der Stadt Urbasi vortragen zu dürfen.

Ich verbleibe mit demütigster Verbeugung vor den zahlreichen gekörnten Häupter im Saal und werde mich nun demütigst entfernen. Vielen Dank.“


Die Reaktion des Konvents

Tarquinio della Pena

Dieser Vortrag traf die Edlenversammlung mit aller Härte, rief er doch einen lautstarken Tumult in allen Bänken hervor, dass die einzelnen Flüche, Verfluchungen und Gegenworte im einzelnen nicht mehr an das Ohr auch des aufmerksamen Zuhörers zu dringen vermochten. Hier nur schlug der wutentbrannte Ausruf „Hochverrat!“ empor, dort erscholl ein erbostes „An den Galgen mit dem Hund!“, doch wollte der nachfolgende Schlagabtausch der Adelsfaktionen eine unerwartete Wendung nehmen, wollte dem frechen Bürgerlein Fürsprecher der einen und Widerworte der anderen verleihen. Jener im übrigen, kaum hatte er seine Worte vorgebracht, entzog sich der Urgewalt der zusammenschlagenden Parteiungen mit einer leisen Verbeugung und verließ vorsichtig die brodelnde Lokalität.

Wir fassen zusammen: Die Stadt Urbasi hatte sich von ihrem Herren losgesagt und dem Kronkonvent eine Art invitatio ad offerendum vorgelegt, einen neuen Herrn zu empfangen. Das war zu stark! Aber das war auch eine Verlockung, welche die Einigkeit des horasischen Adels auf eine schwere Probe stellen musste.

“Jawohl! Ja!“ meldete sich der Herr Tarquinio della Pena mit lauter Stimme zu Wort, „dem frechen Söldling muss das Handwerk gelegt werden. Besser jetzt als morgen, wer hier ist so wagemutig, sich Uns anzuschließen und mit Rondras Segen die Stadt zu befreien?"

Das Brodeln und köchelnde Gemurmel der Edlenversammlung erfuhr eine weitere Steigerung, doch der Comto Kronmarschall stieß einstweilen resolut mit seinem Stab auf den Boden gemahnte zur Ruhe, zur Wahrung travienschuldiger Friedfertigkeit: „O Ihr Herren und Damen von Geblüt, dass doch Travia unter uns weile! Ruhe tut hier bitter not!“ Wieder – und nicht zum ersten Mal, bei den Göttern! – hatte er wohl die äußerst undankbare Aufgabe, die ubiquitären Hassausbrüche, geballte Fäuste und flammenschießenden Reden unter die Ordnung des Hauses zu zwingen. So ergriff er denn auch sehr bald ein kleines Tuch und tüpfelte sich den Schweiß von der geprüften Stirne. Es sollte tatsächlich noch schlimmer kommen.


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