Briefspiel:Argentum in Corde (3)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: ab Phex 1037 BF Schauplatz: Urbasi und Bassalo Entstehungszeitraum: ab August 2014
Protagonisten: Pamina und Norinia di Bassalo, einige weitere Autoren/Beteiligte: Haus Urbet.png Gonfaloniere, Familie di Bassalo.png Klimpermädchen, Familie di Bassalo.png Neli, Haus Doren.png Dorén
Zyklus: Übersicht · Der Unfall · Das Erwachen · Die Ankündigung · Der Freundschaftsbesuch · Eine unverhoffte Visite · Erstes Kennenlernen

Die Ankündigung

7. Ingerimm 1037

Norinia fand Pamina nach einigem Suchen in den Ställen. „Ah Schwester, ich hätte mir gleich denken können, dass ich dich hier finde.“
Pamina grinste ihr zu und klopfte ihrem Rappen den Hals. „Natürlich, diese wunderschönen, neuen Reitstiefel, die du mir zu unserem Tsatag geschenkt hast, müssen doch getestet werden! Heute war endlich perfektes Wetter dafür.“ Sie strich sich eine Strähne ihres leicht zerzausten, langen Haares aus dem Gesicht und sah Norinia fragend an. „Warum hast du mich denn gesucht?“
„Ich muss mit dir reden, aber vielleicht warte ich damit besser, bis du gebadet hast! Würdest du, wenn du fertig bist, in den kleinen Salon kommen, bitte?“
„Ja sicher, ich beeile mich!“ Pamina lachte und lief beschwingt über den Hof zum Wohngebäude hinüber.
Hoffentlich hält ihre Laune über unser Gespräch hinaus an, dachte Norinia. Sie hatte ihrer Schwester die Aussicht auf ihre baldige Verlobung so lange wie möglich vorenthalten, nicht nur weil sie wusste, dass es Pamina nicht gefallen würde. Sie wollte ihr noch einige Wochen jugendliche Unbeschwertheit gönnen, bevor sie sich dem Willen der Familie zu beugen hatte. Vater hat klar gemacht, dass er keinen Widerspruch in dieser Angelegenheit dulden wird, was allerdings nicht heißt, dass Pamina es nicht versuchen würde. Hoffentlich ändert sie ihre Meinung, wenn sie Naziro kennen lernt. Er ist wirklich eine gute Partie für sie. Sonst hätte ich ihn Vater schließlich nicht vorgeschlagen. Zertos Vorschläge wären ihr sicherlich noch weniger Recht gewesen, sie dachte da vor allem an den alten da Mura. Solchermaßen grübelnd suchte sie den Salon auf, der ihrer verstorbenen Mutter am liebsten gewesen war, und wartete auf Paminas Rückkehr.


Etwa eine Stunde später …

Pamina ließ sich in einem der bequemen Sessel nieder und angelte einen Apfel aus dem Obstkorb, der auf dem Tisch stand. Sie sah ihre Schwester auffordernd an: „Also was gibt es so wichtiges? Du siehst ja fast nervös aus, Schwesterchen! Ist etwas mit Vater?“
Norinia seufzte schwer und sah Pamina dann in die Augen: „Nein, keine Sorge. Vater geht es … nun, so wie die letzten Tage auch.“
Zertos Zustand war zwar nicht gut, aber zumindest stabil geblieben.
„Es geht um dich, und ich dachte es wäre besser wenn du es von mir erfährst und nicht von Vater.“ Ich kann mich zumindest wehren, was man von dem ans Bett gefesselten Mann nicht gerade behaupten konnte.
„Vater plant dich zu verheiraten“, sagte sie direkt heraus. Es noch länger hinaus zu zögern würde ja doch nicht helfen. Sie blickte ihre Schwester an und wartete auf den Sturm, der sicher gleich kommen würde.
Paminas Gesichtszüge veränderten sich, wo gerade noch ein leicht besorgtes Lächeln gewesen war, zeigte sich jetzt nur noch Entsetzen. Der angebissene Apfel in ihrer Hand war vergessen. Pamina war sprachlos. Das konnte doch einfach nicht sein! Wie oft hatte sie mit ihrem Vater über ihre Freiheit gestritten, immer kleine Siege errungen, bis sie schließlich die Kriegerakademie in Methumis besuchen durfte. Sie hatte gedacht, damit ihre Selbstbestimmtheit erlangt zu haben, aber wie es schien, sah ihr Vater das anders.
Als sie nach einiger Zeit immer noch keine Antwort von sich gab, sprach Norinia weiter: „Es soll ein Erbe aus der Silberzunft sein. Naziro Cestor, du hast ihn schon ein paar Mal gesehen. Er war letztes Jahr auch auf dem Zunftfest, falls du dich daran erinnerst. Er ist nur wenig älter als wir.“
Norinia sah ihre Schwester aufmerksam an, ihr anhaltendes Schweigen beunruhigte sie.
Endlich sah Pamina ihr in die Augen: „Wie kommt Vater nur darauf? Warum kann er mir nicht einfach meinen Weg lassen? Und wie lange weißt du schon davon? Ich werde das nicht akzeptieren.“ Sie sprach leise, unwillig. Es muss doch einen Weg geben, das zu verhindern!
„Mina, es tut mir leid, aber du wusstest, dass dieser Tag kommen würde. Diese Hochzeit festigt unsere Position in der Zunft ungemein. Vater lässt nicht mit sich darüber reden, jetzt erst recht nicht mehr. Er befürchtet, es könnten die anderen versuchen, seine derzeitige Schwäche auszunutzen. Wir müssen starke Zeichen setzen.“
„Und dafür soll ich verkauft werden? Norinia das kannst du doch nicht von mir verlangen?“ Pamina sprang auf und schmiss den Apfel mit aller Wucht gegen die Wand. Die Frucht zerplatzte und kleine Stückchen flogen durch den Raum – wie meine Welt, dachte sie bitter. Sie drehte sich auf dem Absatz um und stürmte aus dem Raum, ohne ihre Schwester noch einmal anzublicken. Norinia legte das Gesicht in die Hände und seufzte. Diese Reaktion passte sehr viel mehr zu ihrer impulsiven Schwester als das vorhergehende Schweigen.

Im Flur wäre Ivica fast mit ihrer älteren Schwester Pamina zusammengestoßen. Diese kam mit einem wahren Firunsgesicht aus dem kleinen Salon gestürmt. Was ist denn nun passiert? fragte die junge di Bassalo sich und trat durch die offen stehende Tür in den gemütlichen Raum. Dort saß Norinia mit gesenktem Kopf und überall waren Spritzer von … hm einem an die Wand geworfenen Apfel, wie es schien.
„Was ist denn hier vorgefallen? Pamina hätte mich gerade fast umgerannt und hier sieht es nach einem kleinen Schlachtfest aus?“
Ivica trat zu ihrer anderen Schwester und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
Norinia sah zu ihr hoch und lächelte gequält: „Ich habe ihr gesagt, dass sie heiraten muss. Vater hat es beschlossen.“ Sie deutete auf die Überreste des Apfels.“ Es hat ihr nicht gefallen. Aber das wird nichts an den Tatsachen ändern.“
Ivica runzelte die Stirn. „Oh“, sagte sie leise „das erklärt die Lage. Arme Mina.“
„Jetzt müssen wir wohl warten, bis der Sturm sich legt, und ihr erklären, dass es viel schlimmer hätte kommen können.“ Norinia stand auf und ging an das Fenster.
Ivica folgte ihr und sah dann leicht misstrauisch zu ihrer Schwester. „Aber Vater hat doch noch keine Pläne für mich, oder?“
Norinia sah sie ernst an und Ivica erblasste. Dann lächelte sie: „Keine Sorge, wir haben das Glück, nicht als Erbin geboren zu sein. Wir dürften erstmal in Ruhe gelassen werden.“
„Dank den Göttern dafür!“ Ivica seufzte trotzdem und dachte traurig an Pamina.