Briefspiel:Argentum in Corde (5)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: ab Phex 1037 BF Schauplatz: Urbasi und Bassalo Entstehungszeitraum: ab August 2014
Protagonisten: Pamina und Norinia di Bassalo, einige weitere Autoren/Beteiligte: Haus Urbet.png Gonfaloniere, Familie di Bassalo.png Klimpermädchen, Familie di Bassalo.png Neli, Haus Doren.png Dorén
Zyklus: Übersicht · Der Unfall · Das Erwachen · Die Ankündigung · Der Freundschaftsbesuch · Eine unverhoffte Visite · Erstes Kennenlernen

Eine unverhoffte Visite

Autor: Neli

Ehrenwerter Phedrino Galetta,

ich schreibe Euch, da mir mitgeteilt wurde, dass Ihr nicht nur ein Diener der Herrin Peraine seid, sondern auch ein ausgebildeter Medicus.
Ihr seid nicht der erste gelehrte Herr, den ich kontaktiere, und werdet vermutlich auch nicht der letzte sein, aber ich will die Hoffnung nicht aufgeben, dass irgendjemand meinem Vater helfen kann. Er erlitt vor über einem Mond einen schweren Jagdunfall und lag daraufhin lange Zeit ohne Bewusstsein darnieder. Nun ist er zwar aufgewacht, doch er hat große Schmerzen und immer noch ein Leiden, das ihn daran hindert das Bett zu verlassen.
Unsere ansässigen Ärzte haben getan, was sie können, und ich danke Peraine demütigst für ihre Hilfe. Doch nun wissen sie sich keinen Rat mehr.
Aus diesem Grund wende ich mich nun an Euch, hoffend, dass Ihr gewillt seid uns zu helfen. Ich bitte euch, kommt nach Urbasi und versucht ihn zu heilen.

In der Hoffnung Euch bald bei uns willkommen zu heißen,

Norinia di Bassalo



Autor: Dorén & Autor: Neli

Wiederholt, zwei-, dreimal klopfte es laut an die Türe des Palazzo di Bassalo in Urbasi. Da scheint es jemand eilig zu haben, dachte sich der Diener, der sich behände daran machte die doppelflüglige Türe zu öffnen. Als die Türe so weit offen war, dass es genügte den Kopf hindurch zustecken, tat dies der Diener und erblickte einen kleinen Mann mittleren Alters in geistlicher Tracht der gütigen Herrin Peraine. Kurz nickte der Priester dem Diener zu. „Mein Name ist Monsignore Phedrino Galetta, meldet mich eurer Herrin oder bringt mich gleich zu ihr, der Signora di Bassalo. Sie ließ nach mir rufen.“ „Und eilt euch, es scheint Verletzte zu geben“, legte Phedrino eine seiner alten Gewohnheitsfloskeln nach, die das Tempo des Dieners etwas steigern sollte.

„Signora, Signora!“ Norinia drehte sich verwirrt um, als ein Diener etwas atemlos auf sie zugelaufen kam. „Da ist ein Mann am Tor, ein Monsignore Galetta, offenbar ein Diener Peraines. Er sagt, ihr habt nach ihm geschickt?“ Das Gesicht der Signora hellte sich sogleich auf und der Diener entspannte sich. „Ganz recht, ich schickte nach ihm. Führe ihn bitte in den grünen Salon.“ Wenige Minuten später begrüßte sie den Geweihten, der etwas ungeduldig in dem Salon wartete. „Ich danke euch für eure schnelle Anreise, Monsignore Galetta. Ich bin Norinia di Bassalo. Doch nun entspannt euch erstmal, momentan besteht keine akute Gefahr für das Leben meines Vaters. Seine Lage ist nicht gut, aber stabil.“ Sie seufzte und blickte dem kleinen Mann, in den sie so viele Hoffnungen setzte, in die Augen. „Ich hoffe dennoch, dass Ihr in der Lage seid ihm zu helfen. Ihr genießt einen ausgezeichneten Ruf, wie ich hörte. Habt Ihr viel Erfahrung mit solcher Art Verletzungen?“

„Puh“, schnaufte der Priester, als er vernahm, dass noch niemand auf Golgaris Schwingen enteilt war. Er stellte die schwere Ledertasche neben sich und verbeugte sich leicht, die flache Hand auf die Brust gelegt. „Dass der Zustand Eures Vaters stabil ist, freut mich zu hören, Signora di Bassalo. Ich kam so schnell es mir möglich war und die Kutschenpferde liefen.“ Nachdem Galetta einen weiteren Atemzug getan hatte, fuhr er fort. „Nun, Signora di Bassalo, bin ich froh, hier in Eurem prächtigen Palazzo angekommen zu sein. In Eurem Schreiben berichtet Ihr von einem Jagdunfall? Diese Verletzungen können natürlich unterschiedlich sein.“ Phedrino war sich nicht sicher, was genau die junge Patrizierin über ihn und seinen Ruf gehört hatte, deshalb versuchte er auszuweichen. „Ja, früher, ja bevor sich mir die Gütige offenbarte, verstand ich mich ganz passabel auf das Öffnen von Kranken und Verletzten, um deren Schmerzen zu lindern. Auch Amputationen führte ich einst durch. Die Werkzeuge dazu führe ich stets mit.“ Sein Blick richtete sich mit Stolz auf die schwere Ledertasche. „Aber das ist viele Götterläufe her und seitdem vertraue ich auf die Gnade und den Willen der Göttin. Ich werde zweifelsohne mein Bestes geben und bitte Euch darum, mir Euren Vater alsbald sorgsam anschauen zu dürfen.“ Wieder verbeugte sich Phedrino, um seine Worte zu bestätigen. Nach einem kurzen Moment ergriff er erneut das Wort. „Es ist natürlich unabdingbar, dass ich so viele Einzelheiten als denn möglich über den Patienten erfahre und ich hoffe, Ihr missversteht mich nicht“, Galetta schienen nicht die richtigen Worte nicht in den Sinn zu kommen für das, was er sagen wollte. „Solche Zwischenfälle bei der Jagd gibt es in den namhaften Familien des Öfteren und nicht immer kommen ebenso viele Jäger zurück, wie einst freudig im Namen des grimm´gen Herrn Firun loszogen sind. Gibt es irgendjemanden, der gegen Euren Vater einen Groll hegt oder ihm nach dem Leben trachtet? Nicht dass es mir zustände so was zu unterstellen, doch sind die Mittel des einen Jagdunglücks nicht immer die gleichen wie die des anderen Jagdunglücks, wenn ihr versteht, Signora.“

Bei diesen letzten Worten runzelte Norinia leicht die Stirn und ein kühler Ausdruck trat in ihre Augen. „Feinde? Nein ich denke nicht, dass es jemanden gibt, der meinem Vater nach dem Leben trachtet. Außerdem war es eine kleine, familiäre Jagdgemeinschaft. Ich würde euch jedoch bitten, Fragen dieser Art in Gegenwart meines Vaters zu unterlassen, da er sich an die genauen Umstände des Unfalls leider nur sehr verschwommen erinnern kann.“ Sie schwieg kurz, dann wurde ihr Blick wieder weicher. „Natürlich möchte ich, dass Ihr ihn alsbald untersucht und Euer Bestes gebt, um ihm zu helfen. Eine Amputation wird aber, so hoffe ich jedenfalls, nicht von Nöten sein.“ An dieser Stelle verweilte sie kurz, wie um zu überlegen, was jetzt zu tun sein, dann bedeutete sie dem Medicus sich zu setzen und begann: „Ich möchte euch zunächst alles berichten, was ich über seinen Zustand weiß. Ihr müsst wissen, dass mein Vater ein eher ungeduldiger Mann ist und ungerne Fragen zum wiederholten Male beantwortet. Wie Ihr euch sicherlich denken könnt, haben schon unterschiedliche Gelehrte seinen Zustand begutachtet und diverse Fragen gestellt. Inzwischen ist er sehr genervt, da ihm bis jetzt niemand wirklich weitehelfen konnte. Übt Euch im Gespräch mit ihm also etwas in Nachsicht.“ Sie lächelte entschuldigend und fuhr dann fort: „Zu den genaueren Details, …“ Und sie berichtete Ihm, was sie wusste. „Meint Ihr, es besteht Hoffnung, dass er vollständig genesen könnte?“

„Salva venia , das kann ich Euch nicht versprechen, verehrte Signora di Bassalo. Auch ich lernte meine Heilkunst an einer Akademie, wie auch die Gelehrten, die sich euren Vater vor mir angesehen haben. Und ob die Gütige Herrin mir heute die Hand führt und euren Vater genesen lässt, das wird sich zeigen. Sollte es mir zur Stunde nicht gelingen, werde ich in meinen Gebeten Fürbitte für Euren Vater halten.“ Der in die Jahre gekommene Tempelvorsteher führte seine Handflächen vor der Brust zusammen, als wolle er sogleich mit dem Gebet beginnen. „Ich werde kein Wort über meine Einschätzung solcher Jagdunfälle am Krankenbett eures Vaters verlauten lassen, darauf mein Versprechen.“, bekräftige Pehdrino. „Möchtet Ihr mich nun zu Eurem Vater führen?“ Der Geweihte folgte der jungen Matriarchin in den Teil des Palazzo, der von Ihrem Vater bewohnt war. Vor der schweren Türe des Krankenzimmers angekommen griff er fast vertraut Norinia am Unterarm „Bitte gestattet mir Euren Vater zuerst alleine zu untersuchen. Ich möchte möglichst viele Erkenntnisse sammeln, um dem Kranken zu helfen und mit einem ihm vertrauten Menschen an meiner Seite würden diese eventuell verfälscht.“

Der Gedanke, ihren Vater alleine mit dem Arzt sprechen zu lassen, behagte Norinia im ersten Moment nicht so recht, allerdings wollte ihr auch kein Grund einfallen ihm diese Bitte zu verwehren. Also nickte sie nur und wies ihm die Tür zu den Gemächern Zertos. Der Arzt betrat den Raum des Kranken und schloss leise die Tür. Norinia verharrte einen Moment reglos, widerstand aber dem kurz aufflackernden Drang zu lauschen und verließ den Flur. An der Treppe passte sie einen Diener ab, dem sie auftrug in Rufreichweite zu bleiben und sie zu holen, sobald es Signor Galetta genehm wäre.

Nach einigen Stunden trat der Diener der Gütigen Göttin wieder aus dem Zimmer des Kranken. Nachdem der wartende Diener ihn wieder zu Signora Norinia gebracht hatte, schlenderten die beiden nun durch den gepflegten Garten des Anwesens. „Gnädige Signora di Bassalo.“ Dem Priester schienen die Worte schwer zu fallen. Mit einem Stoßseufzer, den Blick auf Norinia gerichtet, fuhr er fort: „Es ist ernst! Trotz meiner heilbringenden Kunst konnte ich Eurem Vater nicht tatsächlich helfen. Er muss sich beim Sturz am Rücken verletzt haben. Die Beine, das sind nur die Symptome, nicht die tatsächliche Ursache. Sagt Eurem Medicus, er soll sich um den Rücken Eures Vaters sorgen, nicht um die Beine. Ich bin mir aber nicht sicher, ob außer einem göttlichen Wunder, ihm überhaupt etwas helfen kann.“ „Mein Besuch soll aber nicht umsonst gewesen sein, verehrte Signora.“ Phedrino reichte Norinia einen mittelgroßen Tiegel mit einer dunklen Salbe. „Sagt Eurem Diener, er solle Euren Vater damit einreiben, dort wo dieser Schmerzen verspürt. Aber nicht mehrmals gleich aufeinanderfolgend! Seid vorsichtig hört Ihr? Euer Vater könnte Schaden nehmen, falls er zu viel davon bekommt. Schaden, den kein mir bekannter Medicus wieder richten kann.“

Norinia nahm den Tiegel mit ernstem Gesicht entgegen. „Ich danke Euch, Doctore. Ich werde seinem Medicus berichten, was Eure Untersuchungen ergeben haben.“ Sie wirkte zwar etwas enttäuscht, dass der Gelehrte kein Heilmittel für ihren Vater finden konnte, doch das minderte nicht ihre Dankbarkeit für seine Bemühungen. „Nicht mehr als einmal täglich meint Ihr? Ich werde es mir merken und ihn selbst damit einreiben, nicht dass irgendwas passiert. Ich danke Euch sehr für dieses Mittel. Wenn es vermag seine Schmerzen zu lindern, ist das schon ein kleines Wunder. Ich werde auch der Herrin Peraine danken und beten, dass sie uns vielleicht auch noch ein großes Wunder schickt, damit er vollständig genese.“ Sie verneigte sich leicht, aber respektvoll vor dem Mann. „Und was immer Ihr für Eure Medizin und Behandlung verlangt, ich werde es gerne zahlen. Kann ich Euch sonst noch etwas anbieten? Ein stärkendes Mahl? Ein Bett für die Nacht vielleicht? Oder eine Führung durch unsere schöne Stadt? Ward Ihr bereits einmal in Urbasi?“

Der Geweihte lächelte die urbasische Signora wohlwollend an. So stur der Vater, umso sympathischer die Tochter, dachte er. Dann schoss ihm durch den Kopf, dass er womöglich etwas Wichtiges über die Verwendung der Salbe vergessen hatte. „Signora, die Salbe ist ein sehr starkes Mittel gegen Schmerzen. Die Hauptzutaten sind Weißer und Grauer Mohn. In der richtigen Dosierung könnt ihr sie sorglos verwenden. Solltet ihr jedoch zu viel davon gebrauchen, besteht die Möglichkeit, dass der Patient in eine Art Schlaf verfällt und seine Seele den Körper verlässt. Ihr solltet auch Lederhandschuhe tragen, so ihr mit der Salbe in Berührung kommt. Für meine Dienste ist mir Euer Dank genug, verehrte Signora. Ich werde noch 1-2 Tage hier in der Stadt bleiben. Gerne würde ich unter Eurem Dach in einer einfachen Kammer übernachten.“ Phedrino verneigte sich tief vor der urbasischen Patrizierin.

„Ich danke euch für alles. Man wird euch sogleich eine Kammer bereiten. Ich wünsche euch noch ein paar angenehme Tage in Urbasi!“ Damit verneigte sie sich ein letztes Mal und geleitete ihren Gast zu seinem Zimmer.