Briefspiel:Drache gegen Delphin/Teil I

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Die Briefspielgeschichte Drache gegen Delphin spannt sich um die Magistratswahlen in Shenilo im Praios 1032 BF. Ihre Fortsetzungen finden sich hier und hier.

Ein Treffen am Eulenturm

Solstono Anfang Rahja 1031 BF

Ein Treffen am Eulenturm

Einige Zeit vor der Wahl zum neuen Gransignore von Shenilo reiste Brigona d.Ä. Menaris, Curatorin Shenilos und Schwester des Familienoberhauptes, nach Solstono um Rondrigo Amando Schwarzenstamm zu sprechen, der das Familienoberhaupt Teucras Schwarzenstamm in der Signoria Nobili und bei der Wahl vertreten sollte. Ungewöhnlicherweise fand das Treffen nicht im Anwesen der Schwarzenstamms, sondern bei einem Ausritt am Rande des Eulenturms statt, Rondrigo hatte darauf bestanden. Nachdem die Magierin einige Zeit interessiert Fragen über Geschichte, Architektur und derzeitige Bewohner des alten Gemäuers gestellt hatte, in dem schon mehrere Magier gelebt und gestorben waren, kam sie auf eigentlichen Hintergrund ihres Besuches zu sprechen.

„Derzeit entspannen sich wichtige Gespräche zwischen den alteingesessenen Häusern Aurandis und Dorén. Ziel der ehrenwerten Signori scheint zu sein, einen erneuten Triumph des Ruthorers Ludovigo von Calven-Imirandi zu verhindern.“ Brigona wischte mit ihrem Stab eine Fliege beiseite, die in der Mähne ihres Pferdes umherspazierte. „Ansonsten droht eine Dominanz fremder, hinzugezogener Häuser und Familien in Shenilo und der Ponterra. Ich muss Euch sicher nicht an die Vergangenheit des Hauses Gabellano oder die Hintergründe der Flucht der Salkyaner aus dem Hause Carson und der in Ruthor entmachteten Calven-Imirandi erklären, Vogt Rondrigo.“ Sie meinte sogar sehr genau zu wissen, dass es eher ein Nachteil war, den Straßenvogt mit zu vielen Details zu langweilen.
„Da das Haus di Matienna allen mir zugänglichen Informationen zufolge die Familienbande nach Calven über das Wohl der Heimat stellen werden, ist es essentiell, dass das altehrwürdige Haus Schwarzenstamm“, sie neigte den Kopf in Richtung des verhalten lächelnden Rondrigo, „die Allianz unterstützt und den Kandidaten der beiden Häuser bei der Wahl seine Stimme gibt."
„Die Intervention meiner ... Person“, erläuterte Brigona weiter, „ist nötig, um zu vermeiden, dass Ludovigo von Calven zu bald von den Anstrengungen erfährt und dann durch Bestechung und andere Machenschaften einzugreifen versucht. Ich muss Euch daher sicher nicht erläutern, warum meine Beteiligung nicht öffentlich gemacht werden sollte?“ Brigona unterbrach einen Moment und ließ den Schwarzenstammer nachdenken.
„Was sagt ihr zu unserem Vorschlag, Straßenvogt Rondrigo?“
Der derzeitige Herr von Solstono und mächtigster Mann im Westen der Ponterra schien sich nicht auf eine Antwort festlegen lassen zu wollen, gab vor, sich erst noch mit seinem Neffen Teucras besprechen zu müssen. Brigona hatte nicht mit überschwänglichen Unterstützungszusagen gerechnet, doch ein Anfang war gemacht. Sie wendete ihr Pferd, verabschiedete sich in der gebotenen Form und führte das Pferd wieder in Richtung Solstono. Sie hatte noch einen weiten Weg vor sich.

Ein Brief an einen Unbekannten

Valsinian öffnete die Botschaft...

Shenilo, Palazzo Carolani, 7. Rahja 1031 BF
Valsinian nahm das Messer und löste vorsichtig das wächserne Siegel von der Botschaft, nachdem er den Diener hinausgeschickt hatte.
„Hesinde mit uns,
wie nicht anders zu erwarten, hat mein Gesprächspartner sich alle Optionen offen gehalten. Im Wesentlichen habe ich die gleichen Argumente benutzt wie zuvor am Eulenturm, aber der alte Kämpe war ein anderes Kaliber als dieser Intrigant es ist. Ich nehme an, dass er zu allem pflichtschuldig nicken wird, nur um dann nachzuprüfen ob unser gemeinsamer Feind nicht mehr bietet als der Drache. Falls wir ihn jedoch überzeugen können, haben wir wenigstens den Vorteil nicht ihn selbst als Constabler ertragen zu müssen. Einer seiner Brüder käme ihm – und uns – da wohl eher gelegen. Es wartet noch ein hartes Stück Arbeit auf uns.
Asmodena sei uns gewogen, B.“
Valsinian faltete das Pergament zusammen und ließ sich in den Sessel fallen. Er war sich noch nicht über jede Implikation im Klaren, die das soeben Gelesene bedeutete aber eines war sicher: Monsignor Tankred Menaris musste sofort davon erfahren!

Potros' Plan

Shenilo, Villa Carus, 8. Rahja 1031 BF Niando öffnete die Tür zum Arbeitszimmer seines Vaters Potros. Er saß wartend auf seinem Sesseln, der schon Brendan, seinem Urgroßvater, gehörte. Niando wusste, warum ihn sein Vater rufen ließ. Bald würde der neue Gransignore gewählt, und die Curiamitglieder konnten nicht an der Wahl teilnehmen.
Die Begrüßung fiel knapp aus. Potros bot seinem Sohn einen Platz an, aber Niando blieb lieber stehen, dabei konnte er besser denken. -“Niando, mein Sohn, wir müssen verhindern, dass dieser Ludovigo Calven-Imirandi wieder zum Gransignore gewählt wird.“
-“Ich weiß Vater, aber was sollen wir tun? Wenn wir uns offen gegen ihn stellen, würde die Signoria erst recht ihn wählen. Ihre persönlichen Streitigkeiten vergessen sie, wenn sich die Städter in ihre Angelegenheiten einmischen.“
Beide wussten, dass die Landadligen die aufstrebende Stadtritter hassten. Nie würde ein Landadliger seine Reputation aufs Spiel setzen und sich auf die Seite eines Kaufherren schlagen. Potros erhob wieder das Wort:
„Ludovigo hat im letzten Jahr nichts für die Stadt getan. Die Straßen sind unsicher und kaum befahrbar. Er erhöht die Gebühren und besetzt die Ämter mit unfähigen Gefolgsleuten. Er nimmt all die Vergünstigungen seines Amtes als sein angeborenes Recht wahr und vergisst seine Pflichten. Mit ihm an der Spitze, werden unserer Umsätze weiter fallen.“
Niando nickte, er kannte all die Probleme. Seit dem Krieg verfielen die Landstraßen, trotz der Versuche des verstorbenen Benedict. Sie brauchten einen tatkräftigen Gransignore, der wusste, dass das Geld erst verdient werden muss, bevor man Steuern zahlen kann. Potros sprach weiter: „Ich denke wir sollten Endor Dorén unterstützen. Er ist umgänglich und pragmatisch.“
„Und wie willst du ihn unterstützen? Welchen Einfluss haben wir denn?“
„Wir haben sehr wohl Einfluss. Finde heraus, welche offenen Fürsprecher Endor Dorén hat. Und finde auch heraus welche Pläne die Wankaras haben. Ich werde mir die Grundbücher genau ansehen, vielleicht kennen wir ein paar der Landpächter der Adeligen.“ Niando nickte, und wandte sich zum gehen. Als er die Türklinke in der Hand hielt, sagt Portos noch: „Ach, und versuch irgendetwas über den Ludovigo herauszufinden...“

Niando inspizierte die Lagerräume des Kontors. Er streifte zwischen den Säcken umher, Katzen strichen um seine Beine. Seine Anwenheit trieb die Tagelöhner wie immer zur schnellen Arbeit. An der Seilwinde fand er Brunnengerold und nickte ihm zu und ging weiter.
Es war ein merkwürdiger Name. Niando nahm sich vor bei Gelegenheit nach seine Entstehung zu fragen. Im Stall blieb er stehen und wartete einen kurzen Moment, bis Brunnengerold von der anderen Seite kam. Niando reichte ihm eie gefüllte Geldkatze: „Du kannst dir noch mehr hinzu verdienen.“ „Was soll ich dafür machen?“ „Finde über Ludovigo von Calven-Imirandi alles heraus, wirklich alles. Mit wem trifft er sich? Hat er Feinde oder Freunde in der Stadt? Ist er dem Glücksspiel verfallen?“ Brunnengerold wiegte die Geldkatze in der Hand und nickte: „Wenn er etwas Unangenehmes gemacht hat werde ich seine Missetat finden. Wollen Sie, dass Herr Calven-Imirandi eine gute Gelegenheit erhält, gegen gute Sitten zu verstoßen?“
„Nein, Brunnengerold, soweit sind wir noch nicht.“ Brunnengerold nickte zum Abschied und verließ den Stall. Er war ein zuverlässiger Mann. Wenn es Spuren gab, würde er sie finden.

Gespräch im Garten

Der Garten der Tuachall

Shenilo, Im Garten der Familie Tuachall, 10. Rahja 1031 BF

Es war überaus selten, dass man Nestor Dorén außerhalb der Mauern von Burg Yaquirstein doch noch seltener findet man ihn plötzlich im Garten der Tuachall. Eine junge Frau mit stolzem Blick und offentsichtlich eine Magierin begleitete ihn, wobei sie recht distanziert wirkte. Der alte Dorén ging bedächtigt und auf seinen Gehstock gestützt durch den Garten und beschaute sich die Zucht. Dann hob Nestor seinen Blick zu Potros.

„Mein verehrter Potros, verzeiht mir mein plötzliches Erscheinen. Ich muss sagen, dass eure Familie gut gediehen ist in den letzten Dekaden. Ich möchte keine langen Reden schwingen, dazu kennt Ihr mich zu gut!“

Da konnte einjeder sehen, dass der alte Nestor wiedergekehrt war. In seinen Augen nichts mehr zu sehen von flackerndem Wahn. Doch ein tiefer Schrecken lag wie ein Schatten auf seinem Gesicht. Ein Schatten den wohl kein Licht mehr erhellen konnte.

„Ich ersuche Euch nicht nur in einer Sache unser beiden Häuser betreffend, sondern ebenso im Namen Hesindes.“ Dabei strich er über seine Schärpe, eine die Potros schon lange nicht mehr am Leibe von Nestor sah - es war die Schärpe - die ihn als Superior des Ordo Draconis auszeichnete.

„Doch ist das Gedeihen unserer Familien in Gefahr nicht nur durch Machenschaften, oder besser gesagt Unachtsamkeit eines Ludovigo, sondern auch durch das Dunkel, das sich im Arinkelwald erhebt. Die Straßen werden unsicher und selbst im Holz trachten Mächte nach den Früchten unserer Arbeit. Wenn Ihr meinen Sohn Endor bei der Wahl unterstützt wird dieser sich dem Problem der Straßen kümmern und ich sowie meine Enkelin wollen dafür sorgen, dass Ihr Land bekommt am Arinkelwald, das würde einmal euren Kontor dort stärken zudem könntet Ihr so besser Wacht über den Arinkelwald halten - im Namen Hesindes. Auch werde ich mit meinem Sohn sprechen, das der leichte Groll, den er hat, sich legen wird. Wenn Ihr insbesondere zum Arinkelwald fragen habt oder etwas mitzuteilen habt, sprecht bitte mit der Schwesternschaft der Mada.“

Offensichtlich fielen ihm insbesondere die letzten Worte schwer und er wirft dabei einen seltsamen Blick zu der Magierin.

„Habt dank Potros für Eure Zeit. Möge Hesinde Euch und Eurer Familie Ihren Segen schenken.“ „Mein Kind, die Zeit ist kostbar - bring mich heim.“

„Wie Ihr wünscht Großvater!“

Sodann verneigten sich beide kurz und verließen das Anwesen.

Ein Spiel wie Garadan

Shenilo, Palazzo Luciano, 12. Rahja 1031 BF

Der Garadanspieler Ludovigo

Das schlichte Bethanische Kabinett im zweiten Stock des Palazzo lag an diesem frühen Morgen in einem seltsamen Zwielicht, und auch die wenigen flackernden Leuchter konnten an der düsteren Stimmung nichts ändern. Odarin von Calven-Imirandi hatte seinen Zeigefinger immer wieder mahnend empor gerissen, während er im Sprechen unruhig durch das Zimmer strich. „... dass also offensichtlich die Regentschaft meines lieben Neffen der Stadt zum allergrößten Vorteil gereicht. Wir können dem Dorén sein Shenilo nicht lassen.“ Odina von Urbet-Marvinko säuberte ihren Mund mit einem weißen Spitzentaschentuch und entgegnete: „Lieber Odarin, ich nehme an, dass wir uns in diesem vertrauten Kreise Wahlreden sparen können - die solltet Ihr vermutlich unten auf dem Khadan-Platz halten. Was uns zu interessieren hat, ist doch vielmehr, wie wir die Signoria auf Ludovigos - unsere - Seite bringen.“
„Das ist wohl richtig, Odina. Wer also soll was erhalten? Wie wollen wir die Signoria beeinflussen? Es scheint mir, die Magistratssitze könnten ein Schlüssel sein.“
Nun endlich wand sich Ludovigo um, der amtierende Gransignore von Shenilo, der bisher nur aus dem schmalen Eckfenster auf „seine“ Stadt geblickt hatte, die noch unter leichtem Morgennebel lag. „In der Tat, mein Onkel. Und deshalb habe ich mir zu diesem Thema schon Gedanken gemacht. Der Carson wünschte für sein Haus das Amt des Constablers. Unsere Base Giuliana erstrebt ebenfalls Constablerin oder aber Cancellaria zu werden. Nun ist diese offensichtlich einfach zu lösende Konstellation aus zwei Gründen problematisch. Einmal sollten wir Rücksicht auf die Interessen des alten Amaldo nehmen und einen Ausgleich im Haus di Matienna anstreben. Andererseits dürfte Tankred Menaris das Amt des Cancellario behalten wollen.“
„Nun, mir scheint das Problem weniger schwierig, geben wir doch Orsino oder einem seiner Anverwandten das Constableramt, Giuliana wird Cancellaria. Nur scheinbar ist hier ein Widerspruch zu Amaldos Interessen - damit entfernen wir sie schließlich aus Arinken, was ihm nur recht sein kann.“
„Wohl recht gesprochen“, mischte sich Odina ein, „aber der Menaris?“ Der Name hallte lange im Raum nach.“ Nach einiger Zeit sprach Ludovigo: Helas Ruh. Ja, Helas Ruh lassen wir durch die Signoria mit Privilegien ausstatten, und Tankred wird der Abt dieses kommenden Hesindeklosters. Das dürfte seiner Ei... .“ Ludovigo blickte sich auf ein lautes Auflachen der Gestalt in der Ecke unwillkürlich um. „... seinen Fähigkeiten entgegenkommen."
„Bravourös! Weiter also, Carson, Matienna - auch Menaris - sind versorgt. Dorén können wir uns sparen, er tritt ja selbst an. Wen das Haus Aurandis nominiert und ob überhaupt, darüber ist noch nichts verlautet.“
Odina ließ mit schmalem Lächeln die Mitglieder der Signoria vor ihrem inneren Auge Revue passieren. Leomar Gabellano - er muss endlich in der Stadt den Rang einnehmen, der ihm gebührt. Diese Schmähung wegen der Galahan-Geschichte, so traurig diese war, muss ein Ende haben. Es beginnt eine neue Zeit. Du solltest dich, Ludovigo, mit ihm öffentlich zeigen, ihn als Ehrengast an die Tafel laden. Später könnte man ihn auch mit einem Sonderamt versehen, ihm ein Bündnis unserer Häuser vorschlagen. Vielleicht kann er auch gegenüber den Bankhäusern eine bedeutendere Stellung einnehmen?“
„Gut. Dieser Rondrigo Schwarzenstamm. Sein Amt des Straßenvogtes wird durch die Connetabelia Vetera des Reiches und seine Stellung auf dem Land durch die Baronin von Piastinza bedrängt. Wir sollten uns bei der Comtessa Aralzin als Familie und dem Comto-Protector als ganze Stadt für ihn verwenden, wenn das Teucras de Solstono nicht vermag.“ Ludovigo war erst recht in Fahrt gekommen. Seine Augen leuchteten. Odina legte ihre Hand auf die seine. "Ich stimme dir zu, mein Gemahl, auch wenn ich auf Gehör bei Prinz Ralman wenig Hoffnung habe.“"
Ein leises, meckerndes Kichern drang aus einer Ecke des Saales, wo alle die Gestalt in der Robe wussten. Odarin wandt sich um: „Ist etwas, Magister?“ Die Gestalt schüttelte nur schweigend den Kopf.
„Nun denn, bleibt zuletzt das Haus ya Papilio. Hat jemand von euch Vorschläge?“
Odina wandte bedächtig den Kopf. „Ich habe mich einmal kundig gemacht. Der alte Caron soll, so sagt man, immer noch nicht recht genesen sein. Sharane ist eine friedfertige Natur. Vielleicht können wir ihr einige Ländereien im Norden abtreten? Zudem könnten für ihren schwunghaften Handel mit Saaten und - ja, meine lieben - Blumenzwiebeln unsere überregionalen Kontakte zu Handelshäusern hilfreich sein. Man sollte ihre Vermittlung und gute Konditionen anbieten.“ Odarin schaute missmutig: „Das klingt mir noch nicht überzeugend.“
„Gegenvorschläge?“ Ludovigo antwortet statt seines Onkels: „Nein. Aber einen Zusatz: Wir sollten die gesamte Signoria auf das Côntriser Feld, ja, das alte Schlachtfeld führen, und dort ein Fest geben, auch als Zeichen, das die Zeit des Friedens unter meiner Herrschaft angebrochen ist und alter Hader vergessen.“
Die Versammlung brach in heiteres Gelächter aus.
„Nun gut, und was für ein Fest?“
„Ein ... ja, oh: Alte Rittertugenden müssen gezeigt werden. Es soll ein Minnefest werden. Ein Wettbewerb, dazu ein gewaltiges Bankett unter freiem Himmel, Gaukler..." Odina schien im Kopf zu rechnen: „Aber Ludovigo, wer soll das bezahlen?“
Die Gestalt mit dem Stab, die Odarin „Magister“ genannt hatte, verließ mit angedeutetem Gruß den Raum. Ihre Gefühle waren zwiespältig - die politische Linie erregte durchaus Gefallen, aber der Ton der Selbstverständlichkeit, mit dem städtische Posten zu Schachfiguren von Familienherrschaft gemacht wurden, sagte ihm überhaupt nicht zu.
Ludovigo setzte fort: „Wir werden dann wohl leihen müssen. Das sollte bald nicht mehr das Problem sein..." Er lächelte. „Also, mein lieber Oheim, ihr solltet die Angebote schriftlich aufsetzen lassen und den Signores überbringen. Viel Glück, und wenn einer eine private Unterredung wünscht: Sie sei im Vorraus gewährt.“

Magier und Geweihte

Shenilo, Villa Carus, 12. Rahja 1031 BF
Der überraschende Besuch des alten Nestor Dorén beschäftigte den alten Potros. Was könnte er mit seinen Andeutungen über den Arinkelwald gemeint haben? Sicher, seit dem Krieg der Drachen gab es vagabundierende Söldner. Die Gutsherren boten ihren Knechten und Mägden aber nun besseren Lohn, wodurch viele Straßenräuber jetzt wieder auf den Feldern arbeiten. Aber immer noch nicht konnten alle Felder bestellt werden, es fehlten die Menschen. Es gab zu viele Tote in diesem sinnlosen Krieg. Solche Tatsachen interessierte aber Ludovigo und seine Anhänger nicht. Siewollten die Stadtämter ausschließlich für den Ruhm ihrer Familien. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie sie die Ämter untereinander verschacherten. Potros schickte nach seiner Frau Theria. Er dachte weiter über die Landstreicher nach. Ihre Überfälle wurden gezielter. Sie mussten einen Informanten in der Stadt haben, aber er wurde noch nicht gefunden.
Theria kam zu ihm, und gemeinsam wandelten sie durch den Garten. Vor ihrem neuen Tulpenbeet hielten sie einen Moment an bis Potros sie fragte: „ Theria, was weißt du über die Schwesternschaft der Mada? Der alte Dorén sagte, ich solle mich an sie wenden. Sie wissen etwas über den Anrikelwald. Du kennst die Gerüchte.“
Theria dachte einen Moment nach: „ Ich bin mir nicht sicher, aber erinnerst du dich, dass wir von diesen Folianthen der Kreuterkunde eine Abschrift haben anfertigen lassen? Ich glaube, dass das Original einer Schwester der Mada gehört.“ Potros nickte: „Wir sollten sie fragen. Vielleicht kann sie uns helfen, sei es bei der anstehenden Wahl oder dem Problem mit den Straßenräubern. Besuche sie und frage sie nach dem Arinkelwald. Ich werde meinen alten Freund Menaris besuchen. Die anstehende Wahl wird auch ihn beschäftigen.“