Briefspiel:Ein Praiostag im Rondramond (8)

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png

Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: 9. Rondra 1033 BF, im Zuge der Marudreter Fehde Schauplatz: Magistratspalast in Urbasi Entstehungszeitraum: Winter 2010 bis Frühjahr 2011
Protagonisten: etliche Mitglieder der Signoria Urbasis Autoren/Beteiligte: Familie Aspoldo.png Aspoldo, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus dell'Arbiato.png Dellarbiato, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai
Zyklus: Übersicht · Im Vorfeld · Eröffnung · Der Mund der Wahrheit · Machtwort und Valpoza-Problematik · "Der Löwe brüllt" · Militärische Gesamtüberlegungen · Nach der Pause · Abstimmung

Teil 8: Abstimmung


Autor: Rondrastein

Protocollaria Selina Deraccini schaute unsicher in die Runde, bis ihr Blick schließlich auf dem Gonfaloniere Urbasis hängen blieb. Dieser, mit sichtlich nicht der besten Laune, nickte ihr zu, so dass sie fortfuhr.

„Werte Signori, kommen wir nun zur Abstimmung über die Themen. Abgestimmt wird per Handeichen.”

Die Protocollaria schaute wieder in die Runde, ob alle der Anwesenden ihr folgten und verstanden hatten, was jetzt passieren sollte.

„Kommen wir nun zum ersten Thema, wer stimmt für diesen Vorschlag….”

Fast alle Stimmberechtigen hoben die Hand, mit einem leicht unsicheren Gesichtsausdruck fing Deraccini an zu zählen, während Schreiber die Zählergebnisse, die sie nannte, notierten.

Dieses Prozedere wiederholte sich weitere sieben Male, wobei bei einigen Themen ob der Abstimmungen Buhrufe, Diskussionen und bösartige Zwischenrufe kamen, was dafür sorgte, dass sich die händezählende Protocollaria noch unwohler fühlte und immer nervöser wurde.

Nach einem Stundenglas war es dann soweit. Über Themen war nun abgestimmt worden. Selina erhob und räusperte sich, bevor sie, mit leicht zittriger Stimme, wusste sie doch, dass eine Ergebnisse nicht gefallen würden, zu sprechen begann.

„Die Abstimmung zu den einzelnen Themen ist beendet und ausgewertet. Folgender Maßen wurde abgestimmt:

Der Antrag von Signora Areda wurde mit 35 Stimmen, bei einer Enthaltung, angenommen.

Ebenfalls angenommen, mit 23 zu 12 Stimmen, bei einer Enthaltung, wurde der Antrag des Signore Therengar Aspoldo.

Mit 5 zu 29 Stimmen, bei zwei Enthaltungen, wurde der Vorschlag des Priore structuris Alessandero abgelehnt.

Der Antrag des Priore pecunis wurde ebenfalls, mit 8 zu 26 Stimmen, bei zwei Enthaltungen, abgelehnt.

Des Weiteren wurde die Genehmigung eines Passierrechts für den Condottiere Uolbo Valpoza abgelehnt.”

Hier und dort, wurde ob der Ablehnung dieses Antrags applaudiert, was die Protocollaria dazu veranlasste aufzuschauen. Kurz darauf schaute sie wieder auf das Papier in ihren Händen und führte die Aufzählung fort.

„Seine Hochgeboren zu Sibur schlug vor die städtische Miliz auszuheben, die Söldnereinheit ‚Kettenhunde’ in Condotta zu nehmen und den Heerbann dem Gonfaloniere zu unterstellen. Dieser Antrag wurde mit 25 zu 9 Stimmen, bei zwei Enthaltungen, angenommen.

Der Antrag die Silbernen Löwen als Ordnungsmacht in Brasimento zu erklären wurde mit 16 zu 18 Stimmen, bei zwei Enthaltungen abgelehnt.“

Die Erwähnung, dass damit wohl die Söldner, die Brasimento momentan besetzt halten oder bewachen, je nachdem, wen man fragt, erst einmal weiter dort verbleiben, unterließ sie lieber, wollte sie doch keine neue Diskussion anheizen.

„Gonfaloniere di Salsavûr verwies darauf die Gefahren aus Efferdas und Sibur nicht zu unterschätzen. Außerdem schlug er vor, dass die Miliz vorerst als Reserve in Urbasi verbleibt und Condottiere Valpoza anderweitig über den Sikram setzt. Dieser Antrag wurde mit 18 zu 16 Stimmen, bei zwei Enthaltungen angenommen.”

Sichtlich erleichtert die Aufzählung der Themen und der Abstimmungsergebnissen hinter sich zu bringen, setzte sich die Protocollaria wieder auf ihren Platz und trank erst einmal ihr Weinglas aus, um sich zu beruhigen.


Die Miene des Gonfaloniere hatte sich ob der Abstimmungsergebnisse leicht aufgehellt. Er räusperte und erhob sich um nun ein paar Worte an die Mitglieder der Signoria zu richten.

„Nun da wir über die vorher diskutierten Themen abgestimmt haben, sollten wir unseren Worten Taten folgen lassen.”

Er schaute in die Runde der Anwesenden. Viele schauten ihn erwartungsvoll an und warteten darauf, dass er weiter sprach.

„Wir werden den hinterhältigen Angriff des Grafen von Marvinko auf ein Mitglied unserer Gemeinde und damit ein Angriff auf die Gemeinde als Ganze nicht tatenlos durchgehen lassen!“

Er wandte sich an Therengar Aspoldo. „Teilt eurem Sohn Nestor mit, dass das Arsenalum geöffnet werden soll, auf dass sich die Miliz bewaffnet. Signore della Pena, würdet ihr euren Schwiegersohn bitte kontaktieren und ihm mitteilen, dass die Stadt Urbasi ihn und seine Kettenhunde unter Condotta nehmen möchte. Für Verhandlungen möge er sich bitte bei mir einfinden.“

So viel dazu, Romualdo wandte sich mit einem über freundlichen Lächeln an Panthino von Urbet. „Da ihr so frei wart, schon einmal Verhandlungen mit Valpoza zu führen, überlasse ich es euch, eine Möglichkeit zu finden, seine Truppe über den Sikram zu setzen. Der Ponte Phecchio bleibt ihm und seiner Schar versperrt. Wenn ihr soweit seid, teilt mir bitte mit, wie die Cohorta über den Sikram setzen möchte und wann dies geschieht.“

Immer noch lächelnd wandte er sich vom Oberhaupt des Hauses Urbet-Marvinko ab.

„Was die Neuaufstellung der Garde Urbasis, die so schändlich im Hinterhalt aufgerieben wurde, sei hier mit kundgetan, dass sie neu aufstellt. Wie dies vonstatten gehen soll, werde ich mit Fachleuten diskutieren und die Signoria dann darüber unterrichten. Selbiges gilt für die Anwerbung der Donnerer oder der Bandiera Bianca.“

Ein weiterer Blick in die Runde folgte. „Die Cavallieri Urbasis oder ihre Vertreter sollen sich in Urbasi einfinden, soweit sie nicht hier weilen, und sich bereit halten. Della Pena, dell’Arbiato, Aspoldo, ich würde sie bitten sich in den nächsten Tagen in meinem Amtszimmer einzufinden und sich dem Kriegsrat anzuschließen.“

Er schaute dabei die drei Oberhäupter der Familien della Pena ä. H., dell’Arbiato und Aspoldo an. Danach schaute das nominelle Oberhaupt der Fürstlichen Gemeinde in die Runde.

„Signori, sollte es nicht noch irgendwelche Fragen oder Anmerkungen geben, schließe ich hiermit die heutige Sitzung.“

Mit diesen Worten erhob sich das Oberhaupt des Hauses di Salsavûr und verließ den Sitzungssaal der Signoria, um mit den Kriegsvorbereitungen zu beginnen.


Autor: Dellarbiato

"...und so ruft das Haus dell'Arbiato alle getreuen Söhne und Töchter unserer geliebten Stadt auf: Meldet Verräter in Eurer Nachbarschaft, achtet auf die Gesinnung Eurer Herrschaft und die Loyalität Eurer Diener und zögert nicht, verdächtige Vorkommnisse zu melden. Zu diesem Zwecke und besorgt um das Wohl Urbasis, hat das Haus dell'Arbiato, auf eigene Kosten und ohne Rücksicht auf die damit verbundenen Mühen, einen Mund der Wahrheit, wie man ihn auch in Belhanka finden kann...."

Alessandero dell'Arbiato schloß das Fenster zur Piazza d'Agendayo und ließ den Ausrufer verstummen. "Alles in allem, ist es doch gar nicht so schlecht gelaufen", resümierte seine Frau Aliena, die das Protokoll der Sitzung der urbasischen Signoria durchlas und in Gedanken an einem Weinkelch nippte. "Ich meine, niemand hat auch nur den Versuch gemacht, Dich für den Brand der Manufactura verantwortlich zu machen, Alessandero. Und Panthino von Urbet hat mit seinem Vorschlag, den Valpoza anzuwerben und Geleit durch Urbasi anzubieten, wohl in ein Wespennest gestochen."

"Wohl wahr, Aliena" antwortete Alessandero und entrollte eine Karte Urbasis, "weswegen wir uns nunmehr um Amaldo Balestriano kümmern sollten. Zum einen fällt es in meinen Aufgabenbereich, den Bereich der ehemaligen Manufactura zu räumen und einen entsprechenden Bebauungsplan aufzustellen. Zum anderen gefällt es mir überhaupt nicht, und mehrere Signori haben mich darauf angesprochen, daß Balestriano eigenmächtig Drohbriefe im Namen der Signoria nach Silas verschickt hat. Und natürlich wird von mir erwartet, das Gelände der ehemaligen Manufactura wieder zu bebauen. Ich dachte an Mietwohnungen. Dies würde sowohl Wohnungen für die Contadori bedeuten, welche auf der Suche nach Arbeit nach Urbasi kommen, wie auch diesem Haus das Wohlwollen von Hesinde, Ingerimm und der Steinzunft einbringen."

"Und diesem Haus einen beträchtlichen Dukatenbetrag als Mieteinnahme. Wer waren diese besorgten Signore? Die di Salsavûr?"

Alessandero nickte: "Man hält ihn wohl für einen Klienten von mir. Aber es waren auch andere." Aliena blätterte durch das Protokoll und blickte dann verwundert auf. "Ja, ich weiß", seufzte Alessandero, "der Punkt 'Drohung an Silas' stand auf der Tagesordnung, aber in dem ganzen Trubel hat die Protocollaria dem wohl keine große Bedeutung zugemessen. Aber sei sicher, daß dies noch nicht vergessen ist." Alessandero blickte auf den in der Ecke schweigend wartenden Scipione Gonfarra. "Und Du bist sicher, Scipione, daß Deine Information betreffend Sibur zutreffend ist?" Der Spitzel nickte nur.

"Also schön, lassen wir das", Alessandero richtete sich auf und machte eine wegwerfende Handbewegung, "ich werde über diese Brücke gehen, wenn wir angekommen sind. Nun aber zu etwas anderem. Jeder Urbasier, der einen Groll hat, sich ungerecht behandelt fühlt oder als selbsternannter Wächter Urbasis sieht, wird nunmehr einen Weg haben, dieses Haus, also mich, über seine Beobachtungen und Verdächtigungen zu informieren. Zweifellos ist der größte Teil davon Unsinn, aber man findet Goldkörner nunmal nur in einem Haufen wertlosen Gesteins."

"Und wie wollt Ihr diese Goldkörner verwerten", fragte Scipione höflich.

"Nun, ich bin natürlich ein treuer Sohn dieser Stadt", antwortete Alessandero lächelnd. "Ich werde sie also an einen Experten für Verrat übergeben - Leomar della Pena. Wer sonst als der selbsternannte 'Held von Urbasi', der seine Zeit als Speichellecker des Traviano gerne vergessen lassen möchte, kennt sich besser im Schattenreich des Verrats und der Halbwahrheiten aus." Nach eine kleine Pause ergänzte er, immer noch lächelnd: "Aber nur, wenn diese Goldkörner nicht meinen eigenen Zwecken dienlich sind."