Briefspiel:Ein Wiedersehen nach vielen Jahren

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Briefspielgeschichte aus: Stadt Unterfels klein.png Briefspiel in Unterfels
Datum (aventurisch / irdisch): Mitte Hesinde 1037 BF / 2014
Beteiligte (aventurisch / irdisch): Erlan Sirensteen von Irendor und Magus Antaris Hevelsen (ein alter Freund von ihm) / Erlan, Von Scheffelstein und Dajin


Mit dem Magier Antaris Hevelsen, ist ein alter Bekannter Erlan Sirensteens (aus der Zeit, als er noch nicht Herr über Irendor war), nach vielen Jahren wieder im Horasreich angekommen. Bei einem Treffen erzählen sich die beiden alten Weggefährten, was in den vergangenen Jahren so passierte. Während der Magus von seinen Reisen durch Aventurien und den damit verbundenen Questen berichten kann, bleibt Erlan es “nur” übrig über Geschehnisse aus dem Yaquirbruch und dem Vinsalter Königreich zu berichten. Hier aber vor allem persönliche Dinge, die der lange abwesende Magus so nicht wusste und ihn brennend interessieren.

Autor: Erlan

Vorgeplänkel…

Erlan Sirensteen von Irendor

Immer wieder faszinierend, wie voll die Hauptstadt im Hesindemond wird, dachte sich Erlan, als er vom Palasthügel aus in Richtung Altstadt unterwegs war. Er hielt bei einem Windstoß seinen Caldabreser fest und fragte sich in dem Moment, warum er eigentlich gerade diese Kopfbedeckung sich gegriffen hatte - er war ja in Vinsalt und nicht weiter yaquiraufwärts.

Da er schon ein wenig spät war, musste er sich ein wenig beeilen. Aber was sind schon Minuten gegenüber Jahren, dachte er sich, während er schneller wurde und sich dem Magistratsgebäude der Stadt näherte. Als er gerade den Ratskeller betreten wollte, wurde er noch von Provost Deredan Bergenoor gesehen, der ihn in einen kurzen zu seinem neuen Plausch verwickelte und ihm eine schöne Saison wünschte. Anstatt ihm zu erklären, dass er nicht unbedingt vor hatte die diesjährige Opernsaison in Vinsalt zu verbringen, dankte er dem Administrator der Capitale und betrat die heimelige Atmosphäre des Ratskellers und blickte sich suchend um.

Noch bevor er sich fragend an das Schankpersonal wenden musste, sah er den Grund seines Besuches an einem Tisch in dem hinteren Bereich sitzen. Wie in der Vergangenheit dachte sich Erlan - auf keinen Fall mit dem Rücken zur Tür sitzend. Erlan ging zu dem Tisch, an dem ein mittelalter Mann mit langen, dunklen Haaren und einem voluminösen Bart saß. Vor ihm eine Journaille, in der er blätterte, und ein bisher fast ungenutzter Weinpokal. Sowohl seine Gewandung als auch beispielsweise der an der Wand lehnende Stab zeichneten ihn als Meister der arkanen Künste aus.

Erlan baute sich vor dem Tisch auf, räusperte sich kurz und richtete das Wort: “Magister Antaris Hevelsen! Schön Euch, ach was sag ich so förmlich: Es ist schön Dich hier zu sehen - und das Du Dich freiwillig nach Vinsalt traust, hätte ich ja gar nicht gedacht…” - mit den letzten Worten lachte Erlan schon ein wenig. Der aus seiner anscheinend spannenden Lektüre aufgeschreckte Magus blickte überrascht auf:

Antaris Hevelsen im Ratskeller

“Erlan! Alter Freund! Ich habe Euch ... ich habe Dich gar nicht kommen hören, dafür las ich gerade von Dir…” und wies mit seiner Hand auf das vor ihm liegende Bosparanisches Blatt Nr. 39, während er aufstand und ihn dann zur Begrüßung umarmte. “Ach das - da darf man nicht immer alles ernst nehmen” erwiderte Erlan. "A propos nicht ernst nehmen - seid wann trägst Du denn einen solchen Bart?" hakte er leicht amüsiert beim Magier nach, der sich daraufhin über seinen Bart strich und erwiderte, dass sich das lohne, vor allem, wenn man nicht regelmäßig einen Barbier aufsuchen könne.

Kaum dass Erlan sich auch hingesetzt hatte, kam schon eine Schankmaid und fragte ihn nach seinen Wünschen, die Erlan mit “das übliche” beantwortete. “Du scheinst häufiger hier zu sein?” lautete die naheliegende rhetorische Frage, die Erlan entsprechend beantwortete.

“Ich muss aber sagen, ich bin immer noch beeindruckt. Das Du gerade ein Treffen in Vinsalt vorgeschlagen hast - und dann noch hier im Ratskeller, wo ich gerne mal zu Besuch bin, wenn ich in Vinsalt weile. Woher wusstest Du das?”

Hevelsen legte seinen Magierstab, den er bisher in der Hand hielt und lächelte ein wenig: “Nun, wenn in Kuslik ein Fürst Romin herrschen würde, dann hätte ich das als Treffpunkt vorgeschlagen. Aber Vinsalt liegt für Dich ja näher aus diesem Ober... oder war es doch Unterfels? Und bezüglich des Kellers - ich habe mich erkundigt, wo man problemlos einkehren kann und da wurde mir dies hier vorgeschlagen. Dass Du das hier kennst hatte ich vermutet. Jedenfalls vermutete ich, dass Du eher hier verkehrst als im fliegenden Schwan.”

Die Schankmaid brachte einen goldenen Pokal Arivorer Blut und nachdem sie wieder ging informierte Erlan seinen Gesprächspartner darüber, dass es einen Fürsten Romin in Kuslik wohl so schnell nicht mehr geben könne, was den Magus ein wenig erzürnte. “Beruhige Dich, und nein, ich weiß schon was Du fragen willst - aber es waren nicht wir, die … sich darum gekümmert haben, es war das Raul’sche Reich höchstselbst was den Vertragsbrecher des Friedens von Oberfels bestraft hat. Es gibt inzwischen eigentlich keine Galahanisten mehr, hier höchstens den einen, der mir gerade gegenübersitzt.” “Ach, was ist denn mit dem Baron aus Veliris, der Euch wackere Yaquirbrucher da ober oder unter Eurem Felsen immer piesackte?”

Erlans Blick wurde leicht melancholisch als er zu antworten begann: “Baron Ariano… nun … er ist tot. Im Horasischen Thronfolgekrieg. Ihr habt scheinbar einiges verpasst, aber es ist ja auch lange her, dass wir uns zuletzt sahen. Wie lange muss es sein? Sind es gar 10 Jahre?” Doch diese Frage konnte ihm Antaris nicht genau beantworten, man einigte sich aber, dass es einige Jahre sicherlich gewesen sein müsse und da sicherlich einiges passiert sei. Erlan wollte dazu mehr wissen und hakte nach: “Ich weiß, dass es Euch zuletzt nach Thorwal geführt hat. Kurz bevor es für Horasier nicht nur von den Temperaturen her kalt dort im hohen Norden wurde.” Antaris lachte laut auf: “Als Horasier vielleicht, aber als Liebfelder aus Kuslik, der immer noch den einen oder anderen Spottreim auf die Horas parat hatte, war das in Thorwal recht kommod. Von Thorwal aus ging es aber weiter über Drôl, Brabak, Al’Anfa und sogar Maraskan.”

“Maraskan?”, Erlan zog eine Augenbraue hoch und hakte nach: “Das verfluchte Eiland? Ich las in den Memoiren meines Ahnen Refano Sirensteen davon, das war schon damals unwirtlich und jetzt doch sicherlich erst recht, mit all den unheiligen Kreaturen dort. Aber beschreibt mir das ganz genau, das klingt spannender als die Politik zwischen den Reichen!”

Von Thorwal nach Al’Anfa

“Ich hoffe Du hast genug Zeit Erlan, denn gerade der Weg nach Maraskan war mehr als eine abenteuerliche Queste. Davon erzähle ich gerne, aber ihr solltet erst mal wissen, was auf dem Weg gen Al’Anfa passierte. Lehn Dich zurück, ich erzähle gerne davon.” Der Yaquirbrucher Adlige tat wie ihm geheißen, nippte noch kurz an seinem Pokal und lauschte dann den Erzählungen. […]

“… und so verließ ich dann Al’Anfa gen Osten. Was bis dahin passierte ist eigentlich nicht der Rede wert…”

Erlan lachte laut los und entgegnete “Nicht der Rede wert? Alleine das was Du in Brabak erlebt hast, schreit nach einem Theaterstück.”

Ein Todesfall

Der Magier winkte leicht ab und entgegnete “Nein, nein. Das muss nicht jeder wissen. Aber jetzt weisst Du so viel neues über mich, jetzt erzähl Du auch doch mal was. Wie geht es Aldar…”

Doch noch bevor er die Frage komplett stellen konnte, unterbrach ihn Erlan mit einer schneidenden Stimme, wie er sie zuvor so nicht gehört hatte: “Tot." Nach einer kurzen Pause und mit gesenktem Ton, aber dennoch eisig: “Horasio della Pena sei Dank.”

War Erlan noch wenige Augenblicke zuvor die Freude an dem gemeinsamen Gespräch und dem Wiedersehen nach langer Zeit anzusehen, verschwand diese von einem Augenblick zum anderen. Sein Lächeln erstarb, das Gesicht wurde zu einer starren Maske und bevor Antaris noch etwas sagen konnte, entschuldigte sich sein Gegenüber und verließ den Tisch in Richtung der speziellen Örtlichkeiten.

Antaris Hevelsen wusste nicht, wie er jetzt reagieren sollte, er merkte natürlich, dass er - unbewusst - einen wunden Punkt angesprochen hatte. Den Namen della Pena kannte er auch - schon aus alten Erzählungen aber auch aus dem aktuellen Bosparanischen Blatt. “Das war doch dieser Unhold, der sich den Grafenthron von Bomed ergaunern wollte”, dachte er sich und blätterte noch einmal in der aktuellen Ausgabe des Bosparanischen Blatts bevor Erlan wieder am Tisch erschien.

Mit nicht ganz so fester Stimme wie zuvor wandte er sich an seinen Freund: “Entschuldige bitte. Ich möchte darüber jetzt nicht reden. Das war einer der schwärzesten Stunden damals.”

Bei den Thorwalern

Erlan fuhr fort: "Lass uns über was erfreulicheres reden. Erzähl doch noch mal, wie kam es eigentlich dazu, dass Du gerade nach Thorwal gegangen bist?”

“Thorwal stand tatsächlich nicht auf der Liste der Destinationen, die ich unbedingt sehen wollte. Akademisch gesehen sowieso kein Ziel und auch ansonsten ist das für arkane Fragen nicht unbedingt das Ziel der Wahl. Außer man sucht willfährige Opfer die beim kleinsten Flim Flam einen schon für einen Archomagus halten. Aber tatsächlich war es schlicht und ergreifend Geld, was mich bzw. eine Gruppe von tapferen Questadores und mich dazu verleitete nach Thorwal zu reisen. Das ganze begann in einer edlen Schänke, nicht unähnlich dieser hier, in Kuslik. […]”

Antaris Hevelsen erzählte fast eine Stunde lang von den Abenteuern die sie in Thorwal erlebt hatten und beantwortete jede Zwischenfrage genau.

Erlan im Krieg der Drachen

Antaris Hevelsen und Erlan Sirensteen im Plausch

“[…] und so kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass ich Ehrenmitglied dieser Ottajasko geworden bin. Das hätte ich mir vorher nie träumen lassen, half mir dann aber doch tatsächlich im Süden Aventuriens mehr als einmal. Aber ich würde gerne auch von Dir und dem hiesigen Geschehen was wissen. Klar, am Rande hat man natürlich alles mögliche mitbekommen: Die Horas ist tot, es lebe die Königin, es lebe der Horas, es lebe die andere Königin - die aber wohl nicht so lang - und jetzt wieder: es lebe der Horas. Aber was ist da genau geschehen? Und hattet Ihr im Yaquirbruch da bei eurem unteren oder oberen Felsen auch was damit zu tun?”

Erlan nahm noch einen tiefen Schluck aus seinem inzwischen zweiten Pokal, räusperte sich und fing an zu sprechen: “Dein Wort in der Zwölfe Ohr! Auch wenn es im Yaquirbruch keine zentralen Schlachten im Krieg der Drachen gab, Auseinandersetzungen gab es zur Genüge. Viel mehr als mir lieb waren. Anfangs blieb alles recht ruhig, doch dann …” Der ehemalige Statthalter von Unterfels, schilderte natürlich vor allem aus der Perspektive Unterfels’ das ganze Geschehen und natürlich nahm er kein Blatt vor dem Mund als es beispielsweise um die Gräueltaten des Horasio della Pena ging.

“Übrigens: Unterfels heißt es. Und natürlich auch Oberfels. Den Unterschied wirst Du noch lernen. Hättest Du mich, hättest Du uns, mal in Unterfels besucht, dann wüsstest Du es schon. Aber die Kusliker - so richtig genau haben sie es ja nie genommen.” - bei den letzten Worten begann Erlan leicht zu lachen.

Ein Lachen in das sein Gegenüber einstieg und mit der provokanten Aussage, wonach man bei den Yaquirbruchern ja sowieso nie wissen würde, ob sie jetzt gerade für das eigene Reich oder eine andere Macht seien. Da könne man oben und unten schon mal verwechseln.

“Aber wen meintet ihr mit uns? Ich dachte …” - den letzten Teil des zweiten Satzes vollendete der Magier nicht mehr, der hier wieder einmal schneller gesprochen als gedacht hatte und dem gerade noch rechtzeitig die Erinnerung kam, wie geradezu verstört Erlan ein, zwei Stunden vorher reagiert hatte. Doch diesmal war dies scheinbar kein Thema.

Rahjenbund beider Yaquirien

“Nun, wenn Du nach Unterfels gekommen wärest, dann hätte ich Euch meine geliebte Frau und die Kinder vorstellen können. Lass mich überlegen, die Kinder kennst Du auf keinen Fall, aber auch Shahane dürftest Du nicht mehr gesehen haben, bevor es Dich auf Deine reichumspannenden Questen geführt hat, oder?”

Sowohl erstaunt als auch extrem neugierig reagierte Antaris auf die Frage und musste diese verneinen und fragte stattdessen nach wer denn Shahane sei: “… und erzähl mir alles! Was für ein verphexter Geselle Du doch bist, dass Du das spannendste erst zu so später Stunde erzählst!”

Erlan lachte laut auf und fing dann an zu erzählen:

Erstes Treffen nach Venga

Der sirensteen’schen Erzählung zufolge begann das ganze im Jahr 1026 BF. Damals fand zu Venga eine Handelsmesse beider Yaquirien statt, an der Erlan als Vertreter des Yaquirbruchs teilnahm und bei der auch zahlreiche Gäste aus Almada zugegen waren. Die sich damals anbahnenden Kontakte, die über die phex’schen Aspekte teilweise hinausgingen, sorgten im Jahr darauf zur Gründung der Loge vom goldenen Strome beider Yaquirien, von der Erlan eines der horasischen Gründungsmitglieder ist.

Von Seiten Almadas war unter anderem Gujadania von Kornhammer ein Gründungsmitglied der Loge und im Rahmen diverser Begegnungen lernte Erlan ihre Nichte Shahane Sforigan y Scheffelstein im Rahmen eines Ball kennen: "Als ich sie das erste Mal sah, dachte ich mir nur, dass sie eine schönsten Personen im ganzen Saal sein müsse und sich da eine Person wohl sehr glücklich schätzen könne, sie an der eigenen Seite zu wissen. Einige Gläser Wein und vor allem ein, zwei Tänze später stellte sich aber heraus, dass sie unvermählt war." Dem Funkeln in Erlans Augen zufolge schien er sehr erfreut endlich seinem alten Freund davon erzählen zu können.

"Und nach dem Ball?" hakte Hevelsen nach und der Sirensteen schmunzelte nur: "Gemach, gemach. Nach dem Ball gingen wir unsere jeweiligen Wege - getrennt, bevor ihr noch da nachfragt. Aber wir trafen uns schon kurze Zeit später wieder."

Reise zum Infanten

Nachdem Erlan sich kurz einen Schluck aus dem Weinpokal genehmigte, erzählte er gleich weiter: "Im Rahmen eines Empfanges zu Ehren des damaligen Infanten trafen wir uns in Punin wieder und haben uns dann auch bei gutem Yaquirbrucher Wein lange angeregt unterhalten. Mehr oder weniger spontan entschloss ich mich sie in unsere Heimat einzuladen und wir schifften uns yaquirwärts ein. Du glaubst ja nicht, wie gut man über den Yaquir von Punin nach Vinsalt kommt. Und an Bord des Schiffes war alles standesgemäß - einzig und allein die Vinothek war etwas begrenzt von der Auswahl her."

Erlan berichtete seinem Freund von der mehrtägigen Reise nach Vinsalt und der sich dann daraus folgenden Reise in das weitere Land, so z.B. nach Kuslik, Shenilo und den Zyklopeninseln.

"Und dann habt Ihr Euch verlobt und geheiratet?"

Der Thronfolgekrieg

Erlan winkte leicht ab und seufzte etwas melancholisch: "Tja, wenn es so einfach gewesen wäre. Wer weiß, was dann gewesen wäre..." - und Erlans Blick ging in die Ferne, bevor er sich sammelte und fortfuhr: "Wir hatten uns zuletzt in einer Nacht etwas gestritten und die stolze Shahane ließ mich wie einen begossenen Bosparaniel zurück. Wir verloren uns dann ein wenig aus dem Augen, denn wir beide waren wohl zu stolz um über unsere Schatten zu springen.

Doch dann fasste ich mir ein Herz und wollte insbesondere dem Soberan ihrer Familie, dem Cronvogt Hesindian von Kornhammer-Scheffelstein, meine Aufwartung machen. Jedoch sollte kurz nach meinem Entschluss das beginnen, was in den Annalen später als Krieg der Drachen bezeichnet werden sollte.

"Im Thronfolgekrieg hatten wir keinen Kontakt und wenn man morgens aufsteht um von den Burgzinnen zu schauen, ob vielleicht irgendein Heerbann sich hierhin verirrt habe, dann setzt man leider andere Prioritäten" fuhr Erlan fort und berichtete weiter, wie er Statthalter von Unterfels wurde und kurz darauf die Schlacht von Morte Folnor gegen die Almadaner stattfand: "Die bittere Ironie war, dass nicht nur ich jemanden bei der Schlacht verlor. Erst später erfuhr ich: Shahane verlor ihren Gemahl - ironischerweise durch die Armee meines Oheims. Vielleicht auch durch einen von mir kommandierten Trupp?"

Der Magier hustete leicht auf, da er sich beim Zuhören und gleichzeitigem Trinken verschluckt hatte: "Gemahl sagtest Du? Sie hatte zwischenzeitlich geheiratet?!"

Der kleine Ludovigo

Erlan nickte bestätigend: "Sie hat einige Zeit nach unserem letzten Treffen auf den Zyklopeninseln einen von Rebenthal geheiratet. Die Umstände waren halt so. Vermutlich auf Initiative des Soberans - wenn die Familia was will, dann wird das gemacht. Da trennen uns Yaquirer zwar Grenzen aber nicht Gebräuche. Nun denn, ihr Gemahl fiel und ließ sie und den kleinen Ludovigo alleine zurück."

"Jetzt hör aber auf, Erlan! Erst heiratet sie überstürzt und dann hat sie auch noch ein Kind von dem nun toten Vater. Die Zuneigung Deinerseits schien wohl ziemlich einseitig zu sein, oder?"

Erlan lachte leicht auf: "Vorsicht, mein Lieber! Du sprichst von meiner Frau! Und glaube mir, ich bin mir der Zuneigung, nein, nicht der Zuneigung, ich bin mir der Liebe Shahanes damals wie heute sicher. Die Früchte unserer Liebe würden Euch auch überzeugen."

Doch Hevelsen ließ nicht locker: "Und den Ludovigo hast Du auch noch als eigenes Blut angenommen oder was?"

Erlan lächelte verschmitzt und erklärte dazu, dass es dazu keinen Anlass gäbe, denn es sei klar, dass der kleine Ludovigo von Rebenthal oder Ludovigo von Scheffelstein, wie er jetzt genannt wurde, im Travienstande Shahanes mit ihrem Gemahl Girolamo geboren wurde.

Das Ende der Zeit als Statthalter von Unterfels

Bevor Antaris noch weiter nachhaken konnte fuhr Erlan fort: "Aber lass mich weiter erzählen: Im Praiosmond des Jahres 1031 BF endete meine Amtszeit als Senescalio von Unterfels. Meine Gegner sagten mir nach, ich sei amtsmüde geworden, doch das war es nicht. Der Krieg hatte zuviele Wunden hinterlassen. Satinav soll diese zwar heilen, aber das braucht bekanntlich seine Zeit und nach den Schicksalsschlägen hier und dem abgebrochenen Kontakt mit Shahane wollte ich einfach nur etwas anderes sehen."

Panhylailischen Spiele

Antaris drängte Erlan weiter fortzufahren, so dass dieser - zu inzwischen schon vorgerückter Stunde weiter erzählt: "Ich nutzte daher eine Gelegenheit die Panhylailischen Spiele zu besuchen. Mit den Zyklopeninseln verband ich die schönsten Momente der vergangenen Jahre und ich nutzte die Möglichkeit, um endlich nicht mehr Krieg, Leid und Tod sehen zu müssen. Ich war sogar im selben Hotel wie damals... als wir mitten in der Nacht nach einem Streit ohne ein freundliches Wort füreinander getrennte Wege gingen. Hätte ich damals in einem dieser schwarzen Augen in die Zukunft sehen können, ich hätte das ganze mit dem kleinen Streit verhindert. Aber wie es dann der Götter Fügung wollte traf ich sie ausgerechnet dort wieder!"

"Das ist fürwahr ein kleines Mirakel, das ihr beide Euch ausgerechnet dort treffen solltet.", so der inzwischen wieder etwas beruhigte Magus.

"Eigentlich nicht, denn ihr Zwillingsbruder Esidio Sforigan y Scheffelstein residiert zu Shenilo und gelegentlich auch zu Kuslik und von dort ist es ja zu den Zyklopeninseln nicht mehr weit", erläuterte Erlan. "Im Hesinde haben wir dann in Unterfels den Rahjabund geschlossen und damit in Teilen der Gesellschaft für ein wenig Verstimmung gesorgt."

Hevelsen der gerade an den Fingern was abzählte und sich versuchte - der schwere Yaquirbrucher Wein beeinträchtigte ihn doch mehr als er dachte - zu erinnern, ob Erlan ihm sagte, wann die Pan-Hylailischen Spiele stattfanden, griff Erlans Aussage auf: "Verstimmung? Heiraten Adlige nicht im Monat der Hesinde? Welch Rückschlüsse lässt das auf die Adligen zu? Oder heiraten nur die Adligen nicht, die eine Witwe und Mutter ehelichen wollen, die einen vorher auf den Zyklopen verlassen hat?”

Die eigentliche Vermählung

"Jetzt sei nicht so hart, das steht Dir nicht gut zu Gesicht. Nun, die Hochzeit fand recht nahe an der Schlacht von Morte Folnor statt. Einer Schlacht in der sich die beiden Reiche nichts schenkten. Und ihr damaliger Gemahl kämpfte auf der einen Seite und ich auf der anderen. Ich gebe zu, das wäre Stoff für die Vinsalter Oper und würde dort wohl abgelehnt werden, weil zu unwahrscheinlich, aber so ist es nun mal. Tatsächlich wurde in der Gesellschaft mehr als nur ein bisschen getuschelt, sowas bekommt man ja natürlich mit. Leider konnte jedoch mein Schwager Ralman nicht bei der Vermählung zugegen sein, so dass Erlgard alleine dort war. Das brachte sogar das tolle Gerücht auf, der Horas selbst sei verstimmt über die Hochzeit. Als ob ihn das interessieren würde. Ralman war sogar schon mit Erlgard auf dem Weg von Vinsalt nach Unterfels als ihn eilige Botenreiter abfingen und ihm mitteilten, dass er sofort in den Sangreal kommen müsse, da er dort dringendst erwartet wurde. Was ist da schon der Rahjabund seines Schwagers dagegen?"

"Ach, ich dachte die Familie wäre alles?" fragte Magus Hevelsen mit einem leicht ironischen Unterton. "Man könnte meinen, Du suchst das kleinste Haar in der Suppe, guter Freund" reagierte Erlan etwas schroffer als er dachte und fragte sein Gegenüber noch, ob er denn weiter erzählen solle, was dieser natürlich bejahte.

Geburt von Amando Rahjin Sirensteen

"Im Rahjamond wurde dann unser Sohn Amando Rahjin geboren. Doch sollten die ersten Jahre nicht wirklich unbeschwert sein, denn auch wenn im Horasreich selbst wieder Frieden herrschte - im Yaquirbruch gab es immer noch ungeklärte Herrschaftsfragen. Selbst Unterfels als der ruhende Pol in der gesamten Gegend, kam nicht zur Ruhe." Weiter erklärte Erlan wie in den folgenden Monaten sich seine Frau in Unterfels und insbesondere im Almadinquartier heimisch fühlte, während er oftmals mit seinen Truppen im Yaquirbruch nach dem rechten sah.

"Warum habt Ihr diesen finsteren Gesellen della Pena nicht einfach erledigt, als ihr die Chance hattet?" hakte Hevelsen dazu nach. "Als ob das so einfach wäre! Erst einmal hat er starke Unterstützer, zum zweiten galt und gilt in Unterfels trotz unterschiedlicher Positionen dahingehend eine Art Burgfrieden - wir mussten zum Wohle der Stadt sehr wohl zusammenarbeiten, und Du kannst Dir denken, wie sehr mich das teilweise schmerzte. Natürlich hätte man mit ganz anderen Methoden das Problem vom Deregrund tilgen können, aber wäre das dann richtig? Ich glaube nicht und so wollte ich nie handeln. Immerhin war Horasio della Pena ein zwölfgöttergläubiger Mann vom edlen Geblüt. Ich habe daraufhin entschieden, dass meine Waffenträger sich primär um die ungläubigen Wüstensöhne kümmern sollten. Während der namenlosen Tage 1032 BF sollte sich das beinahe rächen, denn da griffen sie in großer Zahl die Burg Irendor an und nur unter einem hohen Blutzoll konnte die Burg gehalten werden." antwortete Erlan, der jetzt feststellte, dass der Weinpokal inzwischen leer war und noch einen weiteren Pokal orderte und fortfuhr:

Besetzung von Unterfels

Die Flucht Erlans aus Unterfels

"Dann ging es Schlag auf Schlag. Die almadanische Kommandantin Josmina von Bregelsaum, die sich selber als Gräfin von Bomed ansah, kam Unterfels bedrohlich nahe. Shahane und ich entschieden daraufhin Ludovigo und Amando nach Vinsalt zu schicken. Dort waren sie sicher. Ein Großteil der in Irendor verweilenden Truppen beorderte ich nach Unterfels um dort Flagge zu zeigen, doch nachdem die selbsternannte Gräfin auf Unterfels zumarschierte erhielt ich eine dringende Depesche des Grafen Rimon. Dieser forderte mich auf, dass sich meine Truppen mit den gräflichen zu Bomed vereinigen sollten. Ich musste mich gegen Unterfels und für den Grafen entscheiden. Das bedeutete gleichzeitig auch meinen Abzug aus Unterfels. Und natürlich auch von Shahane und unserem ungeborenen Kind, welches sie damals im Leib trug. Wir hatten damals Angst, dass ein großer Tross von den Spähern der Almadaner gesehen und angegriffen werden würde, so dass wir uns aufteilten. Erst die Truppen und dann getrennt von einander Shahane und ich. Noch heute ärgere ich mich darüber, dass ich diesem Plan zugestimmt habe, doch ich hielt ihn damals für vernünftig. Zu einem Zeitpunkt als ich Shahane schon in Sicherheit vermutete verließ ich Unterfels mit den letzten Getreuen und als ich in Bomed mit einer kleinen Barkasse ankam, war Shahane nicht dort. Auch nach zwei Tagen nicht und ich befürchtete das Schlimmste. Ich übergab das Kommando über meine Truppen an meinen guten Freund Vascal, den müsstest Du ja auch noch kennen, und setzte mich aus Bomed ab um ins von den Almadanern eroberte Unterfels zu gelangen."

Unter almadaner Besatzern

"Ich vermute, dass es kein Spaziergang nach Unterfels war?" fragte Hevelsen, der jetzt deutlich gespannter den Ausführungen des Sirensteen lauschte.

"Natürlich nicht, zum Teil gab es an diversen Stellen in der Stadt und im Umland die Aufrufe die Unterstützer des wahren Grafen den neuen Machthabern zu übergeben. Gegen hart klingendes Geld natürlich. Doch es gelang mir unbemerkt nach Unterfels zu gelangen und ich erfuhr dort, dass die Häscher Josminas zwar die beiden Gardisten, die Shahane begleitet hatten, dingfest machen konnten, es ihr aber mit der Götter Hilfe gelang zu fliehen und unterzutauchen. Als ich dies hörte fiel mir ein Stein vom Herzen, das kann ich Dir wohl sagen. Doch nun musste ich Shahane suchen, was gar nicht so einfach war, wie man es sich vorstellen kann. Doch schon zwei Tage später bestätigte sich eine meiner Vermutungen. Sie hatte sich ins Almadinquartier durchgeschlagen und kam dort bei Dom Hasrolf von Culming unter, der sie aufnahm und niemanden etwas davon verriet und seine schützende Hand über seine Landsfrau hielt.

Bei Dom Hasrolf

Vielleicht war es meine Freude über die Entdeckung Shahanes - aber auf jeden Fall wurde ich dann leichtsinnig, denn als ich sie des nachts dort heimlich aufsuchen wollte, machte ich einen Fehler und wurde von einem Häscher Josminas entdeckt. Wir lieferten uns ein Duell in der Nacht, welches ich für mich entscheiden konnte. Doch ein anderer Spießgeselle der vermeintlichen Gräfin kam hinzu und zog eine Armbrust. Die Stelle, wo mich der Bolzen im Bein traf, schmerzt noch heute gelegentlich. Doch ich hatte auch - ohne es zu dem Zeitpunkt zu wissen - Verbündete vor Ort. Denn der Armbrustschütze hatte nicht lange Zeit sich über seinen Treffer zu freuen, da er selber überwältigt wurde. Mit meinem verletzten Bein schleppte ich mich noch zum Palazzo des Dom, mir gelang es heimlich einzudringen und Shahane im Gästetrakt zu finden, doch bevor wir auch nur viele Worte wechseln konnten, erschien plötzlich Dom Hasrolf höchstpersönlich im Quartier Shahanes, lachte leicht auf und sprach zu uns: "Der alte Senescalio. Dom Erlan. Ihr hier und nicht in Bomed? Das wird die Gräfin sicherlich erfreuen, wenn Sie davon hört. Jetzt seid sowohl Ihr als auch Eure bezaubernde Gemahlin meine Ge... Gäste." Es erforderte einiges Verhandlungsgeschick den Almadaner davon zu überzeugen, dass es nicht sinnvoll sei, uns an die selbsternannte Gräfin zu verraten - trotz oder gerade wegen schmerzlicher Entscheidungen dazu."

Den fragenden Blick Hevelsens ignorierend fuhr Erlan fort: "Der Dom sorgte dafür, dass meine Verletzung behandelt wurde und eigentlich wollten Shahane und ich kurz darauf aus Unterfels fliehen, doch dann ging es ihr plötzlich immer schlechter. Die herbeigerufene Medica meinte, dies sei in diesem Stadium der Schwangerschaft, kurz vor der Geburt normal, und man könne davon ausgehen, dass das ganze dann kurz vor der eigentlichen Niederkunft sich bessern würde. In diesem Zustand wäre Shahane nicht in der Lage gewesen normal zu reisen, geschweige denn inkognito auf der Flucht.

Die Flucht aus Unterfels

Damals war ich mehr als einmal im geheimen in Unterfels unterwegs und eines Abends wurde ich von jemanden angesprochen: Der junge Alrigio war ein loyaler Anhänger meiner Herrschaft über Unterfels und im Untergrund kämpfte er in einem Cirkel gegen die Besatzer. Er versuchte meine Unterstützung vor Ort zu gewinnen, doch ich musste ihm klar machen, dass es mehr bringen würde, wäre ich außerhalb von Unterfels und könnte um entsprechende Unterstützung werben.

Zwei oder lass es drei Wochen später sein, da ging es Shahane wieder besser und wir planten nun unsere Flucht bei Nacht und Nebel aus der Stadt. Doch wir hatten Pech - die Häscher des unseligen Ohan Basso, der die Kontrolle über Unterfels ausübte, entdeckten uns. Mir gelang es einen der beiden außer Gefecht zu setzen, doch sein Kompagnon konnte Unterstützung rufen und plötzlich stand ich dreien dieser Haudraufs gegenüber. Mit meiner hochschwangeren Frau, die nun wirklich keine Unterstützung in ihrem Zustand darstellte. Doch wir hatten erneut Glück, denn Alrigio tauchte wie aus dem Nichts auf und half mir. Mit seiner Hilfe gelang es mir die Prätorianer Bassos zu besiegen und wir konnten fliehen. Alrigio wurde jedoch schwer verletzt und da ich befürchtete, dass er von anderen Gardisten geschnappt wurde, setzte ich kurz eine eher verschmierte denn leserliche Nachricht auf und gab diese zusammen mit dem eigenen Siegelring an Alrigio und forderte ihn auf das Schreiben Dom Hasrolf zu zeigen, der ihm dann helfen würde."

Hevelsen fragte interessiert nach: "Was stand denn in dem Schreiben drin?"

"Das war eigentlich nur ein Satz. Er lautete wie folgt: "Behandelt diesen jungen Mann so als ob ich es selbst sei - oder eher noch: Als ob er Shahane selbst sei, damit unsere Vereinbarung bestehen bleibt. E.S.v.I." Mit dem Siegelring und dem Schreiben sollte er Unterschlupf bei Dom Hasrolf finden. Was auch geschah, wie ich erst Monde später erfuhr.

Geburt in Vinsalt

Doch zuvor mussten Shahane und ich weiter fliehen. Bomed selber wurde, wie wir nun feststellen mussten, von den Truppen der Bregelsaum belagert, also konnten wir nicht wie geplant dorthin. Wir versuchten den Belagerungsring weiträumig zu meiden und es gelang uns dann gen Vinsalt zu reisen. Ich weiß nicht ob wir tatsächlich verfolgt wurden, mehr als einmal sahen wir am Horizont hinter uns Staubwolken, so dass wir uns mit einem Gewaltritt Vinsalt näherten und erst zur Ruhe kamen als wir bei Erlgard mitten in der Nacht des 22. Boron angekommen waren. Doch so wirklich zur Ruhe kamen wir nicht, denn die anstrengende Flucht war für Shahane fast zu viel. Oder eher gesagt für die kleine Elissa Yaquiria. Denn noch während wir gerade in einem Saal das familiäre Wiedersehen feiern konnten, kamen die Wehen Shahanes und noch am selben Ort wuchs unsere Familie. Wir hatten Glück, dass die Geburt hier stattfand, denn nach dem anstrengenden Ritt war Shahane recht geschwächt, doch zwei fähige Absolventen der Anatomischen Akademie waren zugegen und konnten heilende Sprüche wirken. Aber das ist ja ein Geschäft, womit Du Dich besser auskennst, Antaris."

"Nun, die Magica Curativa gehört nicht zu den Kernbereichen meiner magischen Fähigkeiten, aber die Grundlagen sind jedem Magus, der von einer der großen Gilden stammt, bekannt. Ihr hattet anscheinend wieder mal großes Glück, dass ihr mitten in der Nacht solche Unterstützung hattet" - so kommentierte Hevelsen das zuvor geschilderte Geschehen.

"Ich weiß gar nicht genau ob es nicht statt Glück vielleicht die richtigen Verbindungen waren. Ich weiß gar nicht mehr, ob nicht auch der Hofmagus selbst seine gelehrten Kollegen gerufen hatte, aber auf jeden Fall waren die beiden zugegen und konnten der geschwächten Shahane helfen. Danach wich ich ihr Tage und Wochen lang nicht mehr von der Seite, denn noch einmal wollte ich sie nicht alleine lassen.

Zurück nach Unterfels

In den Folgemonaten versuchte ich meinen Schwager davon zu überzeugen für Graf Rimon Partei zu ergreifen, doch dieser wollte keinen neuerlichen Waffengang riskieren. Anfang Peraine endlich gab Josmina die Belagerung von Bomed auf und ich weiß nicht wirklich, was in der Depesche des Comto Protectors stand, die Josmina erreichte, aber auf jeden Fall war das Ergebnis klar. Es sollte noch einige Wochen dauern, bis wir endlich wieder nach Unterfels, welches sich seiner feindlichen Besatzer entledigt hatte, reisen konnte.

Eigentlich hatte ich dann vorgehabt unseren Wohnsitz nach Irendor zu verlegen, denn so eine Burg hat schon ihre Vorteile gegenüber einem städtischen Palazzo. Aber Shahane war nicht davon zu überzeugen und so blieben wir in der Stadt. Der Stadt in der einige mir und meiner Familie feindlich gegenüberstanden, weil sie dachten wir hätten sie im Stich gelassen. Ich persönlich glaube zwar nicht, dass dem so war und ich bin mir sicher, dass meine Gespräche mit Ralman sicherlich dazu beigetragen haben, dass sich die almadanischen Truppen vor Bomed zurückzogen - aber es ist eine Tatsache, dass wir Unterfels verlassen mussten und jetzt zurückkehrten, in einer Zeit, in der die Patrizier immer mehr Macht gewonnen hatten.”

“Hört, hört. Die Patrizier erhalten jetzt auch formell die Macht in diesem Unterfels?” hakte Antaris leicht höhnisch nach.

“Der Wein löst Deine Zunge immer noch… pass nur auf, wer Dir zuhört! Aber es ist wirklich schade, dass ich alleine nach Vinsalt reisen musste. Shahane war leider unpässlich und konnte nicht mitkommen - sonst wäre sie mitgekommen, da sie traditionell die Opernsaison besucht. Dann hätte ich Euch einander vorstellen können. Aber das werden wir zu einem anderen Mal nachholen. A propos: Anderes Mal - wir sollten den Abend vielleicht jetzt beschließen, es ist schon spät und morgen habe ich einige Geschäfte zu erledigen. Sag an, Antaris, in welcher Herberge bist Du untergekommen? Ich will morgen mal fragen, ob vielleicht noch das eine oder andere Gästegemach zur Verfügung steht.”

Der Magier stimmte dem Plan, den jetzigen Abend zu beenden zu, umarmte den nach langer Zeit wieder getroffenen Freund und nachdem er ihm mitgeteilt hatte, wo er in Vinsalt zu erreichen sei, machten sich die beiden Männer jeweils in die entgegengesetzten Richtungen auf dem Weg. Während Erlan froh war, dass sein alter Freund, von dem er jahrelang nichts gehört hatte, wieder da war, machte sich dieser so seine Gedanken über Erlans Hochzeit, die Kinder usw. - doch kaum, dass er sich in seiner Herberge zur Ruhe legte, übermannte ihn schon der Herr Boron - der dahingehend wie so oft im Leben der Aventurier auf die Vorarbeit der Frau Rahja zurückgreifen konnte, denn die beiden Freunde hatten nicht gerade wenig Wein genossen.