Briefspiel:Erste Rondratage

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: Anfang Rondra 1033 BF Schauplatz: mehrere Stadtpaläste in Urbasi Entstehungszeitraum: Herbst 2010
Protagonisten: Romualdo di Salsavûr, Therengar Aspoldo, mehrere Mitglieder des Hauses Urbet Autoren/Beteiligte: Familie Aspoldo.png Aspoldo, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus di Salsavur.png Rondrastein

Die vorliegende Briefspiel-Geschichte Erste Rondratage beschreibt verschiedene Reaktionen urbasischer Machthaber auf den Fortgang der Ende Praios 1033 BF ausgebrochenen Marudreter Fehde. Sie setzt insofern die Geschichten Fehdebrief mit Verspätung und Nach dem Manufakturbrand, aber auch Piras Dank (aus anderer Perspektive) fort.


Autor: Rondrastein

Palazzo Nemoblesco in Urbasi, am frühen Mittag des 1. Rondra 1033 BF:

Romualdo di Salsavûr, Gonfaloniere Urbasis

Romualdo hatte sich gerade in seinen Schreibtischstuhl fallen lassen.
Was war nur im Moment los? Schossen ihm die Gedanken durch den Kopf. Ein Verbündeter Urbasis war im Krieg mit den Marvinko-Grafen, der Tod zweier Familienoberhäupter, die Vernichtung der Arbalettieri, der Überfall auf die Silbertaler Bank, der Manufakturbrand, der Mord am Bargello … Was sollte denn noch alles kommen? Warum prüften ihn die Götter so sehr?
Fünf Tage war er jetzt im Amt und in diesen fünf Tagen war so viel geschehen, wie sonst in einem Mond nicht.
Der Gonfaloniere schüttelte den Kopf. Wenigstens waren jetzt wieder Truppen in der Stadt, die er kontrollierte und dem Rest der Armillaneri hatte er heute den Befehl gegeben ihr Lager nach Tamarasco zu verlegen. Lorian war momentan dabei die Paritor Praetoria oder "Eisenwölfe", wie das Volk sie nannte, zusammen zu ziehen. Lorians Schwester Larissa war auf dem Weg nach Urbet und weiter nach Arivor. Seine Tante hatte eine Nachricht an den Erzherrscher gesandt, damit dieser eventuell Unterstützung schickte.
Wieder schüttelte er den Kopf, genug der Grübelei, er musste Taten sprechen lassen, um zu zeigen, dass er nicht so Entschluss schwach wie sein Vorgänger, der Flaviora, war.
Der Priore militaris nahm ein Blatt, tunkte die Feder in die Tinte und begann ein Brief an den Priore urbis aufzusetzen, in dem er verdeutlichen würde, wie wichtig die Aufklärung des Bargello-Mordes sei.


Autor: Gonfaloniere

2. Rondra, abends im Palazzo Casciano:

Rondralio von Urbet

Rondralio trippelte nervös mit den Fingern auf der hölzernen Bank, auf der er sich soeben niedergelassen hatte. Er hoffte inständig, dass der Familienrat heute nicht allzu lange andauern würde. Gleichwohl gestand er sich ein, dass dies eine weit hergeholte Hoffnung war. Zuviel war in den letzten Tagen passiert, zu viel galt es sicherlich zu besprechen, zu viel jedenfalls für ihn um seine heimliche Verabredung später noch rechtzeitig wahrnehmen zu können.
Ein Räuspern schreckte ihn aus seinen Gedanken auf. Seine Schwester Yandriga war neben ihn getreten und sah vielsagend auf seine ausgestreckte Hand. Es dauerte einen Augenblick, bevor er dessen gewahr wurde und sie umgehend zurückzog, um der Älteren neben sich Platz zu machen. “So öde wird’s schon nicht werden”, versuchte Yandriga ihn aus seiner Grübelei zu reißen – und lächelte doch so gezwungen, dass man ihr diese Hoffnung selbst nicht abkaufte.

Es dauerte noch eine Weile, bis überhaupt alle erwachsenen Familienmitglieder anwesend waren. Auricanius hatte früh während seiner Ägide auch die Ehepartner, vor allem Travianos Fürstenwitwe Preciosa, eingeladen am Familienrat teilzunehmen. Und so versammelten sich in der Sala Alverana nun Panthino mit Gemahlin Areda, Udora, Auricanius, Preciosa, Yandriga, Rondralio, Abelmir und Lovisa. Tsabella lag einmal mehr siech danieder, Corvino war wie einige weitere Angehörige außerstädtisch unterwegs. Als einziger Nichtangehöriger war zudem der langjährige Privatsekretär (des nun schon dritten Familienoberhaupts) Salquirio della Pena beteiligt.

Salquirio della Pena, Segretario Segreto

Letzterem überließ es Patriarch Panthino dann auch, über die früher am Tag stattgefundene Sitzung der Signoria zu berichten. Angefangen bei der verzweifelten Anklage Amaldo Balestrianos gegen die Stadt Silas, die ihm seine Manufaktur abgebrannt habe, über einen kurzen und noch wenig aufschlussreichen Untersuchungsbericht des Priore urbis zu möglichen Ursachen, einen sehr offensiven Vorstoß des Priore structuris mit Hinweisen auf Verrat innerhalb der Fürstlichen Gemeinde und einen aufgebrachten Appell Aredas vom Rauhen Berg, die Fährnisse ihrer Familie darüber nicht außer Acht zu lassen, bis hin zum Antrag des Priore curatoris zum Wiederaufbau des Castello Sikramara bei gleichzeitiger Vorsicht in der Marudret-Affäre hatten sich dabei viele Stimmen erhoben. Nur Panthino selbst ließ sich in der Signoria zu keiner Stellungnahme verleiten.

“Entschuldigt, wenn ich hier dazwischen springe”, unterbrach Yandriga irgendwann den völlig gefühlskalten Redefluss Salquirios, wandte sich jedoch an Panthino. “Warum ist den dreisten Andeutungen des dell’Arbiato nicht sofort widersprochen worden?”
“Weil schon seit gestern Gerüchte ausgestreut werden, die genau ihm eine Mitschuld am Niederbrennen der Manufaktur geben. Es sieht so aus, als habe ihn der Gonfaloniere selbst im Visier”, erklärte Panthino sein Schweigen.
“Wird Alessandero aber nicht auch sofort wieder das Volk aufzustacheln versuchen?” Yandriga war mit der Antwort noch nicht zufrieden.
“Sicher, doch ein Widerspruch in der Signoria hätte ihm vermutlich verraten, wer hinter den gegen ihn gerichteten Gerüchten steckt. Und diese Gewissheit wollte ich ihm noch nicht geben.”
“Steckt denn nun überhaupt Silas hinter dem Brand”, mischte sich Rondralio ein – wohlwissend, dass er sich durch jede neu angestoßene Diskussion mehr von seiner Verabredung entfernen mochte, doch immerhin in der Hoffnung, eine langwierige Diskussion so durch eine kürzere zu ersetzen.
“Für Amaldo muss es so aussehen, da er sich in seinem Unglück natürlich selbst der Nächste ist”, äußerte sich wieder Panthino. “Plausibler dürfte jedoch eine Verbindung zur Fehdeerklärung Croenars sein.”
“Auf die Signoria und besonders Gonfaloniere noch immer keine passende Antwort gefunden haben”, warf nun Auricanius ein.
“Genau! Was gibt es da überhaupt so lange zu überlegen …” Abelmir war die Empörung ins Gesicht geschrieben. Ein missbilligender Blick seiner Großmutter zügelte ihn jedoch.
“Mein Neffe, deinen Eifer in allen Ehren, doch überstürzte Kriegszüge helfen da momentan auch nicht. Schon gar nicht von jugendlichen Grünschnäbeln.” Panthino meinte natürlich die ‘Freischärler Fevons’, mit denen auch Abelmir sympathisierte, nicht ihn direkt. Doch der verzog nur wieder empört das Gesicht und schwieg nun.

Panthino von Urbet, Priore pecunis

Rondralio musste unwillkürlich an den Altersunterschied von gerade einmal zwei Jahren denken, die ihn von Abelmir trennten. Exakt diese zwei Jahre der Schlachterfahrungen im Thronfolgekrieg fehlten ihm jedoch – neben einer mörderischen Gemahlin – zur Gelassenheit, die Rondralio mittlerweile erlangt zu haben glaubte.
“Nun ja, über die Methoden mag man streiten, doch will die Signoria ernsthaft gar nichts tun, um Croenar davon abzuhalten, die Gemeinde nach und nach zu zerpflücken?” Yandrigas Frage brachte ihr einen anerkennenden Blick der Fürstenwitwe Preciosa ein, den sie aber gar nicht bemerkte. “Nicht dass ich das Wirken meines Bruders sonderlich geschätzt hätte, aber das kann doch auch nicht unser aller Ziel sein.” Gerade der erste Teil der Nachbemerkung ließ das Wohlwollen Preciosas wieder zu einer kalten Maske erstarren.
“Das Problem ist nicht die Motivation, sondern die juristische Ausgangslage”, kam Auricanius Panthino zuvor, der diesem jedoch gerne das Wort überließ. “Denn das muss man Croenar lassen, er hat die Gemeinde in eine verzwickte Lage gebracht. Die Fehde ist nur dem Baron von Marudret erklärt, der zu allem Überdruss noch verschollen ist. Antwortet die Gemeinde mit einer überstürzten Gegenfehde, die den Graf …” Ein böser Blick Udoras ließ Auricanius kurz innehalten. “… die Croenar militärisch durchaus gefährden würde, dann könnte aus Vinsalt oder Horasia jederzeit das Interdikt und eine Anerkennung des – wohlgemerkt: faktischen – Status Quo drohen.”
“Nichtsdestotrotz besteht unter den maßgeblichen Leuten”, übernahm von hier an Panthino die Initiative, “Einigkeit darüber, dass man Croenar die Stirn bieten muss. Erster Ansatzpunkt dazu ist, dass Signora Elfa ihn umgehend wegen Übergriffs auf ihre Güter bei Terrena anklagt. Darüber hinaus braucht die Gemeinde jetzt Gewissheit über das Schicksal Macrins und die Lage in Marudret selbst. Denn bislang ist kein Bote bis dorthin durchgedrungen – oder wieder zurückgekehrt. Zuletzt hemmt die noch immer ausstehende Vergabe vieler Ämter derzeit die Politik. Von besonderer Bedeutung ist dabei unter anderem die Position des Defensors. Yandriga, Rondralio, ich erwarte, dass ihr das Turnier zum Schwertfest angeht, als ginge es um euer Leben …”
Die Erstgenannte funkelte daraufhin mit ihren Augen empört zurück, als wollte sie untermauern, dass dies bei ihr ohnehin eine Selbstverständlichkeit sei. Rondralio nickte hingegen wie einstudiert auf die Nennung seines Namens hin, war in Gedanken aber längst schon wieder bei seiner Verabredung …


Autor: Aspoldo

Anfang Rondra, im Palazzo Aspoldo:

Therengar Aspoldo

Therengar Aspoldo war schlechter Dinge. Das war seit dem Tod seines Erstgeborenen vor einigen Jahren nichts ungwöhnliches, aber dieser Tage war es besonders schlimm. Therengar war nicht dafür bekannt ein sanftes Gemüt zu besitzen und seitdem er die Nachricht erhalten hatte, dass das Haus da Brasi die Brüder des Blutes angeworben hatte, um ihre Güter zu verteidigen, war seine Laune weiter gesunken. Er hatte seine Söhne ausgeschickt, um die Bande ein wenig aufzumischen, derweil wartete er sehnsüchtig auf die Ankunft der Söldner. Er hatte Unterhändler ausgeschickt, um einen kostengünstigen Soldhaufen zu finden, aber bisher hatte er noch von keinem wirklichen Erfolg erfahren. Einer der Unterhändler hatte in den Nordmarken einen Haufen im Auge, aber der war derzeit noch nicht zu haben.
Die Einbruchsserie hatte seine Laune weiter gesenkt. Die Schmiede Urbasis waren bisher überproportional betroffen gewesen und so versuchte er das Problem auf seine Art zu lösen. Er hatte die Zunfttruppen unter Waffen gestellt und ließ das Viertel scharf bewachen. Auf dem Turm im Palazzo hatte er einen scharfäugigen Mann postiert, der nach verdächtigen Gestalten Ausschau hielt. Wer zur Zeit in den Palazzo herein wollte, wurde von den bisher schon nicht für ihre Freundlichkeit bekannten Wachen durchsucht und misstrauisch beäugt.
Und nun gabs in Marudret auch noch Probleme. Der Baron war ihm reichlich egal, aber der militärische Konflikt war eine gute Möglichkeit Ländereien zu erwerben. Wenn die Söldner doch nur endlich eintreffen würden. Therengar würde auf einen Ausweitung der Fehde und notfalls die Anwerbung von Soldtruppen dringen. Die Donnerer lagerten doch in Urbet. Die hatten schon im Krieg gezeigt, dass sie eine Einheit waren mit der mann rechnen musste.
Der Diener legte Therengar den schweren Mantel um, dann prüfte er den Sitz seines Schwerts und schwang sich aufs Pferd. Zwei bewaffnete Knechte sattelten hinter ihm auf. Neben all den Problemen mit dem Grafen, den da Brasis und den Dieben zerbrach er sich auch den Kopf über die arroganten Hausgarden der alten Häuser. Das wuchs sich langsam zum Problem aus und so verließ auch Therengar das Haus nicht mehr ohne eine bewaffnete Eskorte.
Die Hufe klapperten über das Pflaster, als die drei Reiter sich aufmachten. Therengar würde es sich nicht nehmen lassen die Zunftwachen auf seinem Weg zu inspizieren.