Briefspiel:Eteria 1036 BF/Die Causa Wellenfels

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Beteiligte (irdisch)
Familie Menaris klein.png Haus Gabellano klein.png Athanasius
Haus Calven.png Calven
Haus di Matienna klein.png Di Matienna
Familie di Ulfaran.png Di Ulfaran
Haus ya Papilio.png Gishtan re Kust
Haus Carson klein.png OrsinoCarson

Die Briefspielgeschichte Causa Wellenfels ist Teil der Eteria-Debatte im Rondra-Mond 1036 und befasst sich mit dem - schließlich abgelehnten - Vorschlag Endor Doréns Truppen des Hauses Dorén auf der Yaquirinsel Wellenfels zu stationieren.

Orsinos vorsichtige Unterstützung

Orsino fuhr schließlich fort: “Kommen wir nun zum nächsten Punkt. Da mir das Ansinnen Signor Endors, den Wellenfels im Yaquir zu besetzen, nichts zu sein scheint, was unseren Bund in Gänze betrifft, so schlage ich vor, dass ihm als erlaubt gelte, worum er uns ehrenwerter Weise gebeten hat, sollte sich keine Gegenstimme erheben. Ich weise hierbei lediglich daraufhin, dass Signor Endor seinen Plan uns zwar zu Gehör gebracht und um unsere Meinung gebeten hat, ohne formellen Beschluss letztlich jedoch sein Tun bei eventuell entstehenden Kalamitäten erst einmal selbst zu verantworten hat, wobei er natürlich bei größeren Schwierigkeiten der Unterstützung des Bundes ebenso sicher sein kann, wie es ein jeder von uns kann.” Orsino blickte fragend in die Gesichter der Anwesenden.

Cusimos Befinden

Kurz blitzte Wut in Cusimos Blick auf, als er Orsino ansah. Wenn es etwas gab, dass Cusimo rasend machte, dann war es der Umstand ignoriert oder übergangen zu werden. In früheren Zeiten, als er noch unerfahren und ungestüm war, hätte er Orsino für die Ignoranz zum Duell gefordert, zumindest auf das erste Blut. Zum Glück für Cusimos Ansehen, war er mittlerweile etwas gemäßigter, was der Erfahrung wohl mehr als der Vernunft geschuldet war.
Wahrscheinlich trägt er mir den Kampf von damals noch immer nach. Mach du nur, Carson, du wirst schon sehen was du davon hast, irgendwann kommt meine Zeit der Revanche, dachte Cusimo bei sich, wohl wissend, dass der Zorn schon bald verflogen sein würde. Vielleicht hatten ja die anderen Anwesenden Eteri den Anstand auf das Angebot und die Anfrage, die Cusimo gestellt hatte, einzugehen.
Cusimo nahm noch einen tiefen Zug von seiner Zigarre und ließ den Qualm genießerisch aus den Nasenlöchern wieder herausströmen, während er die anderen Mitglieder der Eteria der Reihe nach ansah. Er versuchte sie einzuschätzen und überlegte für sich, sollte sein Antrag angenommen werden, wohl ein sinnvoller Verbündeter wäre. Er musste sich beizeiten mal nach den Domänen der einzelnen Familien erkundigen, vielleicht fand er ja doch noch einen interessierten Unterstützer für seine Idee einer Schwertgesellenschule in diesem Landstrich.

Leomars Bedenken

Nachdem der neue Gransignore seine Frage gestellt hatte, erhob sich der ehemalige. Leomar Gabellano wandte sich zunächst mit einem knappen Nicken in Richtung des Signore di Ulfaran, um zu signalisieren, dass man ihn nicht vergessen hatte, bevor er dem Baron von Gilforn antwortete. Er hatte das Barett, das seinen Schädel - und vor allem das allmählich dünner werdende Haar darauf - meistens verbarg, aufgrund der stickigen Luft des Gewitters vor einiger Zeit abgenommen.
“Angesichts der Tatsache, dass die Insel und der daraufliegende Turm Wellenfels, von der soeben die Rede war, vor der Küste der Herrschaft meines Hauses in Mesaverde liegt, erscheint es mir geboten, zu eurer Frage Stellung zu nehmen, Gransignore Orsino. Freilich könnten wir Signore Endor am Yaquir in ein Abenteuer reisen lassen, wie auch immer die Gefahren letztlich aussehen würden, derer er sich dort zu erwehren hätte. Nicht ganz teilen kann ich aber zwei Ansichten, die Ihr geäußert habt: Zunächst die Aussage, er habe eventuelle ‘Kalamitäten’ alleine zu verantworten. Dieses mag rechtlich zutreffen, wird sich allerdings politisch wohl nicht halten lassen.”
“Shenilo hat sich zur Erhaltung des Friedens mit Pertakis verpflichtet - alle, die hier sind, wissen aus eigener Erfahrung oder guter Kenntnis, welche Opfer uns der Krieg und zumal der Waffenstillstand mit Pertakis gekostet hat.” Er wies mit der Hand auf die teilweise noch immer kriegsgezeichneten Fahnen, die die Wände der Halle schmückten.
“Ich fürchte, Gransignor Alessandro, der im kommenden Jahr sein zehntes Jubiläum als Stadtoberhaupt der Yaquirstadt feiert, würde eine solche Provokation sicherlich für politische Zwecke nutzen - in welchem Ausmaß vermag ich nur zu vermuten. Sicher ist aber, dass er der Eteria - und das nicht einmal gänzlich zu unrecht - die Frage stellen wird, warum wir tatenlos zugesehen haben, wie ein Mitglied des Bundes gepanzerten Fußes auf die Insel getreten ist, die uns in den vergangen Jahren wiederholt in Konflikt und schließlich auf das Schlachtfeld mit Pertakis geführt hat.” Leomar fuhr sich mit einer Hand durch den Bart, bevor er fortfuhr. “Ich wünschte, ich könnte für alle sprechen, aber ich kann sagen, dass das nicht mein Wille ist.”
“Schließlich, eure zweite Einlassung, in der ihr schon selbst den gerade angesprochenen Sachverhalt treffend angedeutet habt. Was den Schwertern des Hauses Dorén auf dem Wellenfels begegnen wird, wissen wir nur insoweit, als dass es wahrscheinlicher Söldlinge der pertakischen Flussgaleeren als axtschwingende Nordmänner sein werden. Sollte aber meine Befürchtung über die Sichtweise Pertakis’ in dieser Angelegenheit zutreffen, dann würden wir uns nicht nur durch unsere Passivität angreifbar machen, nein, durch die vorgeschlagene - und im Frieden verankerte - Zusicherung der Bundeshilfe würden wir uns zudem zu einem möglichen Kampf zwischen Haus Dorén und Pertakis hinzugesellen müssen.”
“Bedenkt man, dass wir hier gerade beschlossen haben - und dies unter beträchtlichen Unstimmigkeiten zwischen einzelnen Eteri - wie wir den Bund im Norden vor einer Gefahr bewahren können, kann ich nichts Weises daran erkennen, ihn jetzt im Süden mutwillig einer weiteren Gefahr auszusetzen.”
Schon schickte sich Leomar Gabellano, der mit großem Ernst und ohne Anklage in der Stimme gesprochen hatte, an, wieder Platz zu nehmen, als sein Blick auf den nur andeutungsweise verdrießlich dreinblickenden Cusimo di Ulfaran fiel.
“Ah, Signore Ulfaran. Eure Frage ist unvergessen und nicht unberechtigt. Als Person von Stand gebietet Euch gemäß der Rechte des Bundes das Privileg, auch ohne längere Residenz in den Mauern Shenilos das Bürgerrecht zu erwerben. Dafür müsstet ihr lediglich einen formellen Antrag vorlegen. Da Euer Leumund bereits bestätigt wurde und ihr Euch anschickt, dem Bund im Norden in kurzer Zeit zum dritten Mal zu Diensten zu sein, würde zumindest ich eure Chancen bei diesem allerdings als nicht unbeträchtlich einschätzen!”

Rahjadas Einwand

Noch mehr Gewalt? Im Norden und im Süden des Bundesgebiets zudem? Rahjada schüttelte den Kopf, überwand sich selbst und meldete sich erneut zu Wort, was sie selbst mehr überraschte als die meisten Eteri: “Wäre es im Sinne Tsas, Hesindes und Praios’ nicht angebracht, das Yaquirufer, soweit es an das Bundesgebiet grenzt, systematisch zu überwachen und nicht nur punktuell? Die alten Befestigungen entlang dieser Efferdsgrenze zu besetzen, namentlich die vor allem geschichtlich bedeutsame Insel Wellenfels, ist eine denkbare Maßnahme, würde aber vermutlich viel zu viele Bewaffnete binden und unsere Nachbarn beunruhigen. Vor allem solange ungewiss ist, ob es Thorwalpiraten tatsächlich gelingen kann, an Kuslik vorbei bis an den Mittleren Yaquir vorzudringen."
"Es mag genügen, an strategisch günstigen Punkten bewegliche Kampfeinheiten zu platzieren - etwa einen Teil der in Chetan stationierten Drachenreiter -, ergänzt um kleine Spähtrupps in größerer Zahl mit Signalmöglichkeiten, um bei einer Gefahr rasch die Kämpfer zu konzentrieren. Dies könnte vor allem des Nachts eine sinnvolle Ergänzung zu den Semaphoren darstellen. Baronet Endors Angebot, einige Kämpfer seines Hauses auf die bereits genannte, historische Inselfestung zu schicken, möchte ich aber ausdrücklich unterstützen. Um so wichtiger ist in dem Fall aber, was unsere Nachbarn betrifft: Um die Gefahr von Irritationen in Pertakis zu verringern, sollte Shenilo zumindest in dieser Angelegenheit einen Schulterschluss suchen, wenigstens aber die Signoria der Nachbarstadt über die Ziele des Bundes in Kenntnis setzen. Niemand kann verantworten, auf Grundlage uneindeutiger Informationen zu überreagieren, ein Bedrohungsgefühl in Pertakis zu erzeugen und womöglich unnötiges Waffengeklirr heraufzubeschwören."
"Indes, ich bin nur eine Schreiberin und verstehe vom rondrianischen Handwerk nur wenig. Falls diese Vorschläge also nicht praktikabel oder gar unsinnig sein sollten, ignoriert diese bitte und macht kein Aufhebens darum…”, schloss sie mit immer leiser werdender Stimme, so dass man ihre letzten Worte kaum noch hörte. Dann widmete sie mit hochrotem Kopf wieder ihre gesamte Aufmerksamkeit ihren Notizen.

Ein Entgegenkommen aus Arinken

Nachdem Guiliana di Matienna zuvor zufrieden die weitere Debatte über die Entsendung der Drachenreiter verfolgt hatte - es war zweifellos die beste Lösung, die Drachenreiter zu entsenden, anstatt einzelne Bundesmitglieder aufzufordern, und niemand hatte wie von ihr befürchtet den absurden Vorschlag gemacht, der Sheniloer Bund benötige in Zukunft eine Flotte - fragte sie sich beim Anblick der Rauchwolken, die über Cusimo di Ulfaran aufstiegen mittlerweile, ob wirklich nur die Tabakrolle ihr Ursprung war. “Werte Signora Rahjada, werte Eteria, ich bin überzeugt, dass auch in Pertakis hinreichend Vernunft herrscht, um besonnen auf jegliche unerwartete Aktionen zu reagieren. Zuletzt gab es keinerlei Anzeichen für weitere Feindseligkeiten von ihrer Seite. Könnten wir uns nun endlich den weiteren Themen widmen? Signore Cusimo, wenn ihr ein Domizil in Shenilo besitzt, oder beabsichtigt, eines zu erwerben, sehe ich keinen Anlass, gegen euren Antrag zu stimmen.”

Gabellano schlägt ein Vertagen vor

Leomar Gabellano präzisierte seine Worte noch einmal. “Dann schlage ich hiermit vor, dass wir über den Bürgerschaftsantrag des Signore di Ulfaran sofort in der nächsten Sitzung nach seiner Rückkehr aus dem Norden abstimmen. Gibt es Einwände, Signori?”

Orsino sorgt wieder für seinen Sitzungsvorsitz

Orsino blickte verärgert zu Leomar: “Ich danke meinem Vorgänger für diesen konstruktiven Vorschlag. Signor Ulfaran, ich werde Euren Vorschlag mit großen Wohlwollen unterstützen, es wäre mir eine Ehre anderen zu gewähren, was ich selbst erhielt, als ich darum bat. Ob ihr schon heute einen solchen Antrag stellt oder erst in der kommenden Sitzung, überlasse ich - wie es in einer Situation gebührlich ist - natürlich Euch, ob der Zeitpunkt das Ergebnis beeinflussen mag, weiß ich nicht einzuschätzen. Überlegt und formuliert ggf., während wir den aktuellen Punkt abschließen. Zu dieser Frage hinsichtlich des Wellenfels würde es mich freuen, nachdem zahlreiche Argumente zu hören waren, konkrete Anträge zu hören, über die wir abstimmen können, sofern mein bzw. Signor Endors Vorschlag des Vorgehens nicht allgemeine Zustimmung findet, was der Fall zu sein scheint.” Ich muss Endor dankbar sein, dass er eine Gelegenheit geboten hat, Einblick in die Haltung der anderen zum Umgang mit Pertakis zu erhalten. Schön, schön.

Cusimo zeigt sich zufrieden

Cusimo nickte in Richtung Leomar und zeigte ein dankbares Lächeln bevor er sich Orsino zuwendete. "Ich danke Euch Gransignore. Ich werde meinen Antrag zur nächsten Sitzung der Eteria vorbringen, wenn ich aus dem Norden des Bundes zurück kehre. "

Leomars Gegenantrag

Leomar Gabellano schaute sich eine Weile unter den Anwesenden um, als wolle er sich vergewissern, dass ein größeres Interesse an einem Antrag bestehe. Dann schien er sich zu einer Entscheidung durchzuringen.
“Dann hört nun also meinen Vorschlag, wenn es den Gransignore nach einem eindeutigen Votum verlangt.
Ad primum: Die Civitas Shenilo unterrichtet ihre Nachbarstadt, der Civitas Yaquirensis Pertakis, von den Vorkommnissen im Norden, namentlich dem Angriff von Nordmännern auf die Hafenstadt Calven.
Ad secundum: Die Civitas Shenilo bekennt sich zum Waffenstillstand, geschlossen im Mond des grimmen Firun im eintausend und vierunddreißigsten Jahr nach dem Fall des Hunderttürmigen Bosparan. Sie verurteilt daher jede Gefährdung dieses Vertrages seitens einer der Vertragsparteien in diesen Tagen oder in der Zukunft.
Ad tertium: Die Civitas Shenilo soll Sorge tragen, dass in das ganze Bundesgebiet Kunde von den Vorkommnissen an der septimanischen Küste dringt. Insbesondere die yaquirseitig gelegenen Ländereien von Bund und Bundesmitgliedern, namentlich die Baronien Côntris und Gilforn und die Herrschaften Balthar und Mesaverde sollen durch ihre Herrschaften, Präfekten, Barone und Cavallieri in Kenntnis und in Bereitschaft gesetzt werden.
Leomar wartete ab, fügte dann aber erläuternd hinzu. “Sollten sich keine Ergänzungen oder Korrekturen ergeben, schlage ich vor, um die weiteren dringlichen Fragen zu klären, von der Annahme auszugehen, wenn sich keine oder eine kleine Zahl von Gegenstimmen finden.”

Papilios Verfahrenskritik

“Korrekterweise müsste der Vorsitzende nach Gegenstimmen und Enthaltungen fragen”, erklang es so leise vom Sitz des Hauses ya Papilio, dass die Anmerkung für Leomar und Orsino kaum zu verstehen war. “Wenn deren Zahl geringer oder gleich der Hälfte der anwesenden Eteri wäre, gälte Euer Vorschlag als angenommen. Das sagt zumindest das Statutum, also die Geschäftsordnung für dieses Gremium, unter Artikel 30…. und ich stimme für Euren Beschlussvorschlag, Signor Gabellano...”

Carsons Inhaltskritik

“Ich danke euch, Signor Gabellano für euren konkret und umfassend formulierten Antrag. Mir scheint allerdings die Wortwahl des zweiten Punktes etwas seltsam: Warum sollten wir uns ggf. selbst verurteilen? Das erscheint mir wenig sinnvoll. Es kann doch nur so sein, dass entweder, insbesondere folgend auf das Bekenntnis zum Frieden, wir keine Gefährdung von unserer Seite aus anstreben, will sagen ins Werk setzen würden, oder aber, sollten wir es doch tun, sicherlich aus gutem Grund und als Reaktion auf Vorkommnisse, die nicht in unserer Verantwortung liegen. Dann aber gäbe es keine Berechtigung, dies zu verurteilen. Ich denke daher, wir können diesen Satz streichen, das Bekenntnis zum Frieden drückt aus, was gesagt werden soll. Möglicherweise meintet ihr allerdings, dass die Civitas ein Bundesmitglied, oder auch mehrere, verurteilen solle, wenn diese den Frieden gefährden. Wenn dem so ist, Signor, sollte es auch deutlich werden. Ein erzieherischer Antrag also, der unsere Einheit absichern soll und sie zugleich infrage stellt. Nun, ich denke, dies gilt es zu bedenken, wenn wir über den Antrag befinden. Ich fordere euch auf, werte Eteri, euch dazu zu äußern, und euch, Signor Gabellano, diese kleine Unklarheit in eurem Antrag zu präzisieren. Oh, und ich danke euch für den Hinweis bezüglich der Statuten.” Nun bin aber gespannt, was die Damen und Herren zu diesem Vorstoß zu sagen haben, ich hoffe, man hat nicht übersehen, dass ich meine Meinung zu diesem Antrag bislang nicht kundgetan habe. Orsino setzte sich wieder und lächelte in Richtung Leomars.

Gabellano muss (sich) erneut erklären

Leomar nickte seinem Amtsnachfolger zu und fragte sich zum ersten Mal, ob er die Gefahr für den Frieden in der Ponterra, die von der Entscheidung zwischen Mazarina und Orsino ausgehen konnte, vielleicht falsch eingeschätzt hatte. Er war von einem Zwist innerhalb des Bundes ausgegangen - nun schien es ihm, dass mancher darüberhinaus auch einen Zwist mit der mächtigen Nachbarstadt heraufbeschwören wollte. Das ist vor allem deshalb verwunderlich, als es der gesamten Hilfe des Bundes und mancher Verbündeten bedurft hat, um dem Gilforner seine Residenz zurückzubringen und er darüber jeglichen Anspruch auf Clameth endgültig verloren hat. Das Wunden lecken hat offensichtlich nicht lange gedauert.
Mit bitterer Erheiterung fragte er sich, ob es nicht sinnvoll wäre, neben die Schlachtfahnen eine Karte der Bundesgebiete und ihrer Herrschaften beizufügen - dann hätte vielleicht manch einer gesehen, dass ein Zwist mit Pertakis diesmal vielleicht Chetan, Côntris - oder eben Mesaverde - treffen würde, während man sich in Sodanyo hinter den Bäumen verstecken konnte, wenn einen der Mut verließ. Nun, das wird die Abstimmung erweisen.
Mit nachdenklicher Miene antwortete er dem Baron von Gilforn: “Sollte der Bund auf eine Gefährdung des Waffenstillstands seitens Pertakis’ oder eines seiner Verbündeten reagieren, dann wäre nicht er es, der den Frieden gebrochen hätte. In solchen Fällen gäbe es den Rechtsweg oder den Weg der Fehde, das Recht wiederherzustellen. Von seinem Bekenntnis zum Waffenstillstand wäre demnach der Bund nicht abgerückt, seine Verurteilung träfe die Kräfte der Yaquirstadt.
In der Tat aber kann es einem Bundesmitglied in seinem Interesse liegend erscheinen, mit Pertakis, einer Herrschaft in dessen Contado oder anderen Bundesgenossen der Yaquirstadt in einen Streit einzutreten - ich sage nicht, auf ein Unrecht zu antworten! - , der imstande ist, den Frieden zwischen den beiden Städten zu gefährden. Mit meinem Vorschlag erklärte der Bund, dass er in einem solchen Fall von seinen Bündnispflichten entbunden wäre. Damit befinde ich mich, soweit ich sehe, Signore Orsino, vollumfänglich mit Wort und Geist des Friedens von Shenilo im Einklang, der da festhält: ‘Als Freunde und Bundesgenossen seien sie einander zu Hilfe in der Not verpflichtet und sollen gegen jeden äußeren Feind beisammenstehen, wo nicht einer von ihnen die Schuld trägt an der Gefährdung der Gemeinschaft.’ ”

Marinos Zustimmung

Marino von Calven richtete sich auf seinem Stuhl auf. “Signores, es ist nun genug mit Formulierungen und juristischen Spitzfindigkeiten, wer nun wen und wer sich selbst verurteilt. Die Geschichte wird ihr Urteil über uns schon zu fällen wissen. Der Vorschlag des Signore Gabellano scheint mir halbwegs brauchbar. Sollten wir etwa so sehr die Gefahr lieben, dass wir uns eine schaffen wollten, wo keine war? Ich denke nicht. Also, lasst uns abstimmen und nicht bereits den Antrag zerreden.” Er setzte sich wieder, in Gedanken mit anderen Dingen beschäftigt - und hatte dann doch noch etwas beizutragen: “Was im Übrigen den Wunsch des Signore Ulfaran angeht, bin ich ganz auf der Seite meiner Vorredner. Selbst als einst Fremder hier aufgenommen, wäre es für mich auch infam, einem offensichtlichen Freund die Tore zu weisen. Shenilo sollte dankbar sein, einen solchen Mann in seinen Mauern zu beherbergen. Viele aufrechte Freunde”, Marino blickte merklich zu Elysmenia di Selshed hinüber, “gibt es in diesen Zeiten nicht mehr.”

Die Abstimmung in der Causa Wellenfels

Einer nach der Anderen gaben die Eteri ihre Stimme ab, bis alle 18 verschiedenen votiert hatten. Das Ergebnis war ein zählbares, wenn auch knappes Votum für den Vorschlag des ehemaligen Gransignore Leomar, der ohne Gegenstimmen, aber mit ganzen sieben Enthaltungen angenommen wurde. Für den Antrag stimmten die Häuser Calven, di Côntris, Gabellano, Aurandis, ya Papilio sowie die Familien di Asuriol, Wankara, Tuachall und Menaris, unterstützt vom Gesandten der Wellen. Enthalten hatten sich dagegen vor allem die alten Vorkämpfer gegen Pertakis, die Barone von Arinken und Gilforn sowie die Maestra von Chetan und Gesandte der Felsen, Gilmone Silandris, die ihrerseits vom Gesandten des Waldes, der Familie Brahl und den Häusern di Selshed und Schwarzenstamm unterstützt wurden.