Briefspiel:Eteria 1036 BF/Die Klagen des Gesandten des Waldes

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Beteiligte (irdisch)
Haus de Maltris.png Familie Menaris.png Athanasius
Familie di Ulfaran.png Di Ulfaran
Haus ya Papilio.png Gishtan re Kust
Haus Carson klein.png OrsinoCarson


Die Klagen des Gesandten des Waldes

Ilmordro de Maltris erhob sich, mit stocksteif durchgedrücktem Kreuz und bleichem Gesicht. Er schien lange mit sich gerungen zu haben, dann aber verriet eine geschwollene Ader auf seiner Stirn, dass er einen Entschluss gefasst hatte.
“Ich kann nicht länger schweigen, verehrte Signori. Wenig kann ich über die Dinge sagen, die im Norden passiert sind und genausowenig weiß ich, ob die Ehrenhaftigkeit des Hauses di Selshed infragezustellen ist, aufgrund der Kunde, die uns der tapfere Signore di Ulfaran heute hier gebracht hat. Ich muss aber ein weiteres zur Liste der Dinge hinzufügen, die wir in diesem Kreis zu besprechen haben.“ Ilmordros Blick suchte die Schlachtfahnen hinter den Sitzenden, er wollte sich nicht ablenken lassen, nun, da er den Mut gefunden hatte, der Wahrheit eine Stimme zu verleihen.
„Sicher haben sich manche von Euch gefragt, wo ich in den Wochen seit dem letzten Zusammentreffen der Eteria verweilte. Und so manche besorgte Nachricht aus meiner Heimat Sodanyo hat mich erreicht, die nach meinem Befinden und dem, was mir vor Shenilos Mauern widerfahren ist, gefragt hat. Nun, hört denn, was ich zu dieser Sache zu sagen imstande bin.”
„Wenige Tage vor der Wahl, in der dieser Rat den ehrenwerten Baron von Gilforn zum neuen Gransignore gemacht hat, suchte mich der Landvogt Endor in Begleitung mehrerer Bewaffneter in Porta Pertakia auf. Er glaubte wohl, ich würde meine Erhebung zum Cavalliere zum Anlass nehmen, dem Favoriten des scheidenden Gransignore Leomar meine Stimme zu geben. Er stellte meine Eignung als Gesandter des Waldes infrage und drängte mich, stattdessen dem Baron von Gilforn meine Stimme zu geben. Er sagte zwar, er wolle mir vorerst keinen Schaden zufügen, aber ich musste damals fürchten, was wohl geschehen würde, würde ich seinem Wunsch nicht nachkommen. Immerhin war er in Begleitung seiner Bewaffneten und hatte mich nicht etwa im Haus des Bundes aufgesucht, sondern in den Straßen vor den Stadttoren aufgehalten. ”
Ilmordro rieb sich den Hinterkopf, wo die Verletzung noch immer nicht ganz verheilt war.
„Nur wenige Tage später wurde ich dann abermals, diesmal aber ohne dass mir Namen oder Gesichter gezeigt wurden, in den Straßen von Porta Pertakia aufgehalten. Ich wurde überwältigt und schwer verletzt. Ich glaubte schon die Schwingen Golgaris zu vernehmen. Dann jedoch beugte sich der Anführer der Bande zu mir hinunter und als ich sein Flüstern vernahm, wusste ich, warum ich verschont worden war: ‚Dein Landvogt wünscht, dass du seinen Kandidaten unterstützt.‘ Das waren seine Worte, so wahr ich hier stehe.“
Der Gesandte des Waldes hatte sich jetzt offenbar Mut an- und in Rage geredet, man spürte ihm merklich an, dass er sich als Opfer eines großen Unrechtes sah. „Damit nicht genug, hat mich der Landvogt auch nach dem Vorfall und den Wahlen noch einmal aufgesucht, da ich mich angesichts der Überfälle zunächst nicht nach Sodanyo zurückbegeben hatte. Ohne es deutlich auszusprechen, so sprach er doch von einer Gefahr, in der ich mich befände. Er bot mir an, sollte ich mich von meinem Amt zurückziehen und nach Orsofina gehen, wolle er dort mit einer Abteilung seiner Kämpfer für meine Sicherheit sorgen.“ Ilmordro war die Empörung über diesen Vorschlag deutlich anzumerken. „Ich muss euch nicht erklären, in welche Wut mich diese Eröffnung versetzt hat, als den gewählten und ernannten Gesandten Sodanyos. Erst versucht man mich einzuschüchtern, damit ich die Politik des Landvogts verfolge, dann hetzt man mir Schläger auf den Hals, um sicher zu gehen, dass ich auch so abstimme und nachdem ich mich anders entscheide, bietet man mir an, mich gewissermaßen in ‚Schutzhaft‘ zu begeben und Sodanyo ganz dem Signore Endor zu überlassen.“
„Ich muss mich entschuldigen, dass ich mich nicht früher zu dieser Sache geäußert habe, aber ich gebe unumwunden zu, dass ich nach der wiederholten Gewaltanwendung gegen meine Person und der Drohung mit weiteren Schikanen zunächst einmal um meine Sicherheit besorgt war. Dankenswerterweise haben mich Freunde meines Hauses in Côntris“, er neigte den Kopf in Richtung des jungen Barons Dartan, „während der zurückliegenden Wochen aufgenommen und meine Sicherheit garantiert.“
„Ich weiß, es zeugt nicht von großem Mut, dass ich diese Worte spreche, wenn Signore Endor nicht da ist, sich zu verteidigen. Er mag jene Gelegenheit erhalten, wenn es der Wille der Eteria ist. Aber ich musste meine Erfahrungen nun preisgeben und um die Meinung des Bundes in dieser Sache bitten. Immerhin ist meine Heimat ebenfalls Teil des Bundes – und das nicht ob der Zugehörigkeit des Hauses Dorén zur Eteria, sondern aus eigenem Recht!“ Ilmordro blickte nun einige der Anwesenden eindringlich an. „Man wird mich jetzt nach Beweisen fragen, um meine Worte zu untermauern. Nun, mehr als meine Verletzungen kann ich nicht vorbringen, bin aber bereit, meine Aussage unter Eid zu bekräftigen.“

Bedenkenswerte Worte

Cusimo räusperte sich vernehmlich, nachdem Ilmordro geendet hatte und der Vorwurf einige Momente unbeantwortet im Raum stand.
“Verzeiht, Signor de Maltris aber seid Ihr Euch absolut sicher, dass es sich bei den Malefikanten, welche Euch derartig übel zurichtete tatsächlich um Leute von Signor Dorén handelte? Um den Hintergrund meiner Frage zu beleuchten, möchte ich erklären, dass ich Signor Dorén seinerzeit als sehr ehrenhaften Mann und guten Strategen kennengelernt habe. Wenn wir nun aber ehrlich sind, passt dieses Vorgehen doch zu keinem von Beiden, oder irre ich hier? Wäre es vielleicht möglich, dass jemand, der dem Signor Dorén möglicherweise schaden möchte, Euer Gespräch in Porta Pertakia belauscht hat und die daraus resultierenden Informationen nun zu nutzen versucht? Ihr erklärtet ja unlängst selber, dass die Angreifer maskiert waren und auch der Satz ‘Euer Landvogt wünscht, dass du seinen Kandidaten unterstützt’ erscheint mir wenig verwertbare Hinweise zu geben, abgesehen davon, dass Signor Dorén mit seinem Titel benannt wurde."
"Es sind doch sehr schwere Vorhaltungen, die Ihr hier macht und in der Tat zu einem Zeitpunkt, der sehr ungünstig gewählt ist, bedenkt man, dass Signor Endor vor gar nicht allzu viel Zeit abgereist ist und so noch die Möglichkeit gehabt hätte, sich zu den Vorwürfen zu äußern, anstatt nun durch Dritte oder aber erst sehr spät davon zu erfahren, indes die Saat der Wut und des Misstrauens ihm gegenüber kann solange gedeihen.” Cusimo zog die linke Augenbraue etwas hoch, er war sich bewusst, dass diese Wortmeldung von seiner Seite nicht der Etikette entsprach, war er doch nur als Gast mit beschränkten Rederechten vor Ort. Trotzdem erschien Cusimo die Geschichte unglaubwürdig. Es wäre einfach viel zu leicht. Selbst ein blutiger Anfänger in der Intrige würde nach einem Angriff keine Visitenkarte hinterlassen.

Kvalor Menaris nickte bedächtig, nachdem er selbst der Versammlung gerade erst beigetreten war, hielt er eine Zurechtweisung des Signore di Ulfaran für dessen Wortmeldung offensichtlich für unnötig. “Es ist nicht falsch, Signore Ilmordro, was der Schwertmeister Cusimo da erklärt. Sicher wäre es hilfreich die Sicht des Signore Endor zu diesen Dingen möglichst bald einzuholen. Die Warnung des Angreifers allein ist noch kein Beweis.” Kvalor rieb sich mit Mittelfinger und Daumen der rechten Hand über die Schläfen. “Allerdings gibt mir jene Aufforderung, Sodanyo zu verlassen, von der ihr berichtet, zu denken. Warum, so frage ich, muss denn der Gesandte Sodanyos sich nach Orsofina zurückziehen und sein Amt niederlegen, um sich den Schutz des Hauses Dorén zu verdienen? Seid ihr gar in Eurer Amtsführung mit dem Landvogt in der Vergangenheit aneinandergeraten, Signore Ilmordro?”

Ilmordro schüttelte den Kopf, wog seine Worte zunächst ab, bevor er dem Magus antwortete. In Arinken hatte man ihn nicht nur einmal vor den Menaris gewarnt - zumal, wenn sie magisch begabt waren. “Nein, Gelehrter Herr, niemals. Bis zu jenem unrühmlichen Treffen in den Straßen Porta Pertakias hatte ich keinerlei Streit mit dem Landvogt, der mir gewusst geworden wäre. Ich kann aber nicht umhin zu vermuten, dass Signore Endor vielleicht einen … weniger unabhängigen Gesandten bevorzugen würde. Allerdings hätte ich bis zum letzten Mond nicht vermutet, dass er für dieses Ziel zu Drohung oder gar Gewalt greifen würde!”
Er wandte sich nun kurz dem Schwertmeister Cusimo zu. “Nun zu euren Einwänden, Signore Cusimo. Sicher hat der Angreifer mir nicht den Gefallen getan, ein Pergament mit der Handschrift seines Auftraggebers zurückzulassen. Sicher hat sich der Landvogt auch eher auf dem Feld der militärischen Auseinandersetzung hervorgetan - wenn auch nicht in den letzten Jahren. Über das Talent des Landvogts zur politischen Intrige oder gar zum Attentat vermag ich wenig zu sagen - wenn er so ehrenwert ist, wie ihr sagt, dann kann er hier kaum viele Erfahrungen gesammelt haben, dünkt mir.” Einige Eteri, die sich noch an die Politik Endors in seiner Amtszeit als Gransignore zurückerinnerten, nickten hierauf vorsichtig.

Cusimo hob beschwichtigend die Hände.
"Ich bitte Euch, mich nicht falsch zu verstehen, Signor de Maltris. Nichts läge mir ferner, als Eure Worte und damit Eure Ehre in Zweifel zu ziehen, einzig, es sind schwere Anschuldigungen die Ihr erhebt und das lässt sich guten Gewissens nicht leugnen. " Cusimo nahm einen Schluck Wein, änderte nochmals seine Sitzposition und fuhr fort. “Ob Signore Dorén ein guter oder schlechter Politiker ist, vermag ich nicht zu sagen, denn ich lernte ihn bei der Schlacht auf den Schwarzen Marschen ausschließlich als ehrenhaften und taktisch bewanderten Feldherren kennen. Was ich durch meine Worte anregen wollte war, dass ihm die Möglichkeit gegeben werden sollte sich dazu zu äußern, bevor ein Urteil in allen Köpfen gefällt wurde. "
So ein streitbarer Kerl, dachte Cusimo bei sich. Aber wenn er ehrlich war, würde er genauso vorgehen. Angriff ist immernoch die beste Verteidigung.

Orsinos Miene verfinsterte sich. Nur mühsam vermied er einen Wutausbruch. Gegen wen eigentlich? Dorén, diese Krämerseele, dessen Mittel er noch nie besonders gemocht hatte. Oder gegen diesen zweitrangigen Signor, dessen unbedachte Anschuldigungen auch ihm selbst noch mehr schaden als nützen werden. Endor hatte natürlich wieder alle Register gezogen und diesen Wicht unter Druck gesetzt, aber der zweite Überfall konnte von sonstwem verübt worden sein. Die Ereignisse um Gishtan hatten doch einmal mehr gezeigt, dass kaum etwas so ist, wie es scheint. In jedem Fall sollte ich mich nun schön zurückhalten, dies gebietet der Zusammenhang mit meiner Wahl. Nur gut, dass Ilmodro nicht für mich gestimmt hat, trotz allem. Mut hat er also.

Rahjada ya Papilio kruschtelte ein Weilchen in ihren Notizen. Als aber gar niemand sonst das Wort schien ergreifen zu wollen, erbat sie dieses, um ganz sachlich festzuhalten: “Das Haus ya Papilio ist einer gleichen Meinung wie Signor di Ulfaran: Es wäre wenig zweckdienlich, die Beschuldigungen des Signors de Maltris in Abwesenheit des Beschuldigten zu debattieren. Zumal diese keine Angelegenheit dieses Gremiums zu sein scheinen, sondern policeylicher Nachforschungen bedürften.” Dann kratzte wieder ihr Gänsekiel über das Papyr.