Briefspiel:Feuernacht (10)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: ab 7. Rondra 1035 BF, abends Schauplatz: Stadt Urbasi, besonders Palazzo Casciano Entstehungszeitraum: Juni bis Dezember 2013
Protagonisten: Haus Urbet und viele zum Fest geladene Patrizier Urbasis Autoren/Beteiligte: Familie Aspoldo.png Aspoldo, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Haus Doren.png Dorén, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie ya Ranfaran.png Ranfaran, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai, Haus di Tamarasco.png Tamarasco, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, Familie Carasbaldi.png ZarinaWinterkalt


Eulenflug in die Feuernacht

Autor: Storai

Leonore eilte hustend über die Piazza di Renascentia, vorbei am fast fertigen Hesindetempel und dem Palazzo Deraccini. Dort blieb Rodrigo zurück und klopfte den Camerlengo seiner Verwandtschaft heraus, teilte ihm in hastigen Worten mit, was gerade geschah, und eilte dann weiter zum Palazzo Dalidion um dort die Dienerschaft für die Löscharbeiten zu mobilisieren.

Leonore kam in der Zwischenzeit an der Medici-Schule hinter ihrem eigenen Palazzo an. Die Medici zu alarmieren hatte Vorrang, mussten diese doch zunächst zumindest ihre notwendigsten Materialien zusammenstellen. Sie klopfte heftig an dem Eingangsportal.
Zögerlich öffnete ein junger Scholar, der heute die Nachtwache hatte.
„He... Hesinde zum guten Abend. Wie kö... können ...“
„In der Stadt ist ein Feuer ausgebrochen mit vielen Verletzten“, fiel Leonore dem Scholar ins Wort, „alarmiere er sofort die ganze Schule, es gibt viele Menschen, die eurer Künste bedürfen.“
Als Leonore das gesagt hatte bekam sie einen Hustenanfall und ihr wurde schwindelig. 'Vielleicht hätte ich mich nicht so ungewohnt hetzen sollen. Mir ist auf einmal so übel', schoß es ihr durch den Kopf. Leonore rang darum Contenance zu bewahren. Sie durfte jetzt nicht versagen.
Kaum hatte sie sich gefangen stand ein Magister der Schule vor ihr in der Tür und erkannte sie sofort.
„Signora Dalidion, geht es euch nicht gut? Ihr hättet doch nach uns rufen lassen …“
Leonore winkte ab und hustete noch einmal.
„An der Piazza di Renascentia steht der Palazzo Casciano in Flammen. Viele Menschen bedürfen eurer Künste. Eilt euch, Magister und …”
Leonore bekam einen weiteren Hustenanfall. Sie bekam noch mit, wie der Magister sie auffing, dann wurde ihr schwarz vor Augen.

Nevinia saß gerade über einer Korrekturliste des Inventars und ließ die heutige Lehrstunde mit Ihrer Nichte Revue passieren. Sie machte gute Fortschritte. Im Gegensatz zu dieser verdammten Inventarliste. Eigentlich sollte Alricio heute als Strafarbeit aufgeräumt haben, aber der Nichtsnutz hatte sich so dumm angestellt, dass sie jetzt doppelte Arbeit hatte.
Plötzlich flog die Tür der Bibliothek auf. Nevinia schaute mit einem Blick zur Tür, der Wasser hätte verdampfen können. Der Scholar verbeugte sich sofort sehr tief.
„Verzeiht Magistra, aber es gibt einen Notfall in der Stadt und ihr werdet dringend gebeten sämtliche Reagenzien zusammenzustellen, die man bei Brandopfern und ähnlichen Verletzungen benötigt. Ihr werdet darüber hinaus gebeten danach so schnell wie möglich in die Empfangshalle zu kommen. Mit den Reagenzien.“
„Was? Ja natürlich, sofort“, erwiderte Nevinia perplex.
Der Scholar beeilte sich den Moment zu nutzen und zu verschwinden.

Mit gepackter Tasche kam Nevinia in die Empfangshalle. Sie hatte nur einige mineralische Mittel und Pulver. Den Rest hatten wie erwartet die Apotheker mitgebracht. Offenbar war wirklich die ganze Schule auf den Beinen. Allerdings fehlte die Primadottora. Was hatte das zu bedeuten?
„Magistra Dalidion, nehmt euch Tutor Emeranza und drei Scolari“, hörte sie den Comprimodottore rufen. „Das wäre dann die vierte und letzte Gruppe. Wer es bis jetzt noch nicht weiß: An der Piazza di Renascentia wütet ein Feuer. Es gibt viele Verletzte. Die Scolari betrachten dies bitte als außerordentliche Einheit über Brandwunden. Für je zwei Gerettete gibt es einen Leistungspunkt. Transportfähige Schwerverletzte können hier her gebracht werden. Unter meiner Leitung richten wir die Unterrichtsräume als Hospital her. Und jetzt los, los, los!“
Nevinia rief drei Namen, die sofort bei ihr waren, und wetzte mit Tutor Emeranza den Weg zur Piazza hinauf. Aus den Häusern kamen schon die ersten Menschen um bei den Löscharbeiten zu helfen. Unbeobachtet von allen setzte sich eine Schleiereule auf die Kuppel des Hesindetempels und beobachtete den ganzen Platz.

Ingalfa blinzelte auf. Sie war tatsächlich über ihrer Arbeit eingeschlafen.
Die letzten, sehr ereignisreichen Monate waren wohl doch anstrengender, als sie zugab. Erst der hohe Besuch aus Kuslik, dann die Seance um diesen seltsamen Splitter. Dazu auf einmal der Disput mit den Praioten deswegen. Mit dem Tod von Magister Fastrado vor genau zwei Monaten war dazu die Arbeitsbelastung für alle noch gewachsen, hatte man doch mit der Leitung der hesindianischen Gemeinde Urbasis alle Hände voll zu tun. Sie wünschte sich zu der Zeit zurück, als ihre Hauptsorge dem Tempelbau San Francidio gegolten hatte. Dazu die Nachricht aus Shenilo über Oleanas Noviziat unter Hochwürden Menaris. Ausgerechnet Menaris.
Ingalfa stand auf und ging herüber zu dem Ofen, auf dem der Tee warm gehalten wurde, um sich nachzuschenken. Es gab noch viel zu tun.
Unvermittelt wurde die Tür geöffnet. Bernardo, ein Novize im vierten Lehrjahr trat ein.
„Hochwürden, draußen ist ein Feuer ausgebrochen und es werden viele Verletzte vor den Tempel gebracht.“
Ingalfa war von einem Moment auf den anderen hellwach.
„Was stehst du dann hier herum? Sag Mentor Laurenzo Bescheid, er soll sich sofort mit mir um die Verletzten kümmern, danach läufst du runter zum Tempel der jungen Göttin und bittest um Hilfe bei den Verletzungen. Hopp, hopp!“
„Ja... Jawohl“, stammelte der Novize.
Ohne ihre halbvolle Teetasse abzusetzen rauschte Ingalfa hinter dem Novizen her und läutete die Glocke vor Ihrem Arbeitszimmer um alle zu wecken. Dies musste alles Teil der großen Prüfung sein, welche die weise Herrin ihr auferlegte. Sie hatte vor sie zu meistern. Der erste Novize der fertig auf den Flur trat, wurde angeherrscht: „Steh da nicht rum. Lauf so schnell du kannst zur Medici-Schule und hol Hilfe. Sag Ihnen vor dem Tempel liegen viele Verwundete.“
Ingalfa rauschte durch den Altarraum zum Eingang um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Sie erteilte den nach und nach erscheinenden Geweihten und Novizen Anweisungen ihr entweder zu helfen, Material heranzuschaffen oder die Brandwache zu besetzen. Der Feuerschein kam zur offenen Tür herein, und als Ingalfa zur Tür heraustrat fiel ihr vor Schreck die Teetasse aus der Hand, ohne dass sie das freilich bemerkt hätte. Etwa zehn Personen lagen verletzt auf den Tempelstufen und auf der anderen Seite brannte der Palazzo Casciano lichterloh und drohte auf den Tempel der schönen Göttin überzugreifen. Obwohl es am anderen Ende des Platzes war, konnte Ingalfa die Hitze deutlich spüren. Die Prüfung der Götter für Urbasi war heute Abend wohl etwas größer.

Nevinia erreichte mit ihrer Gruppe endlich den vom Feuerschein erleuchteten Platz. Es war viel heißer, als sie sich das vorgestellt hatte. Dabei war sie gerade erst ein paar Schritte auf den Platz gegangen. Zielstrebig ging sie zu einem Punkt vor dem brennenden Palazzo, von dem sie wusste, dass die Verletzten dort noch nicht versorgt wurden. Jetzt ging es darum schnell zu sein.
Fing es auf einmal an zu regnen?