Briefspiel:Feuernacht (11)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: ab 7. Rondra 1035 BF, abends Schauplatz: Stadt Urbasi, besonders Palazzo Casciano Entstehungszeitraum: Juni bis Dezember 2013
Protagonisten: Haus Urbet und viele zum Fest geladene Patrizier Urbasis Autoren/Beteiligte: Familie Aspoldo.png Aspoldo, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Haus Doren.png Dorén, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie ya Ranfaran.png Ranfaran, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai, Haus di Tamarasco.png Tamarasco, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, Familie Carasbaldi.png ZarinaWinterkalt


Eine Geburt unter denkbar schlechten Umständen

Autor: Gonfaloniere

„Aaahhh!“
Tsabellas Schreie waren außerhalb ihrer Kammer nicht mehr zu hören – da stand das Inferno vor – doch innerhalb derselben waren sie das dominante Geräusch.
„Pressen, du musst pressen“, gab ihr Areda, die sechsfache Mutter, die eigentlich selbstverständlichen Anstrengungen vor. „Ich sehe den Kopf schon, gleich ist es da!“
„Aaaahhhh!“
„Du machst das gut, sehr gut“, versuchte Areda der werdenden Mutter weiter Mut zuzusprechen. Doch auch wenn sie sich selbst nur auf die Geburt zu konzentrieren versuchte, gingen ihr längst tausend andere Gedanken durch den Kopf.
Hatte es Udora geschafft noch Hilfe zu holen? Wie lange würden die nassen Tücher, die sie in die Türritzen gestopft hatten, um den giftigen Qualm auszusperren, diesen noch zurückhalten können. War inmitten des Infernos, das im Palast ausgebrochen war, überhaupt noch ein Fluchtweg frei? War am Ende alles umsonst und dem Neugeborenen sowieso ein allzu schneller … und grausamer Tod beschieden? Würde Tsabella die Geburt überleben?
„Aaaaahhhhh!“
„Noch einmal, noch einmal …“
Auch aus den Augenwinkeln sah Areda, wie sich auf dem Boden und an der Tür allmählich schwarze Flecken bildeten. Gleich würde das Feuer sie erreicht haben.
„Aaaaaahhhhhh!“
„Es kommt, es kommt!“
Flammen züngelten über den Boden …

„Sie lebt, sie kommt wieder zu sich!“
Panthino nahm den Jubel in seinem Rücken nur am Rande war. Pira Rahjalina, die er gerade noch aus dem Palast getragen hatte, zählte offensichtlich nicht zu den Opfern dieses Abends. Der Baron hörte aber mehr dem Befehlshaber seiner Garde zu, der soeben Bericht erstattete.
„Vermisst werden noch Preciosa, Auricanius, Rahjada und Aureliana, Selinde, Aventurion, Viburn, Tarquinio und Salquirio, Tsabella, Udora, Areda und Nandoro …“ Thion zählte die Namen in einem Satz herunter, auch wenn er selbst bei jedem hätte schlucken wollen.
Für Panthino war es viel schlimmer. Die letzten drei Namen waren die von seiner Mutter, seiner Frau und seinem jüngsten Sohn. Er war so auf die Verteidigung der Familie als ganzer fixiert gewesen, dass er gar nicht speziell an sie gedacht hatte. Bis jetzt. Entsetzt sah er sich um, zum Palast zurück, von dem mittlerweile Dachschindeln und Teile der umlaufenden Fresken herabfielen. Das Feuer drohte längst auf Rahja-Tempel und Magistratspalast überzuspringen.
Dann entdeckte jemand in einer der oberen Fensteröffnungen zum Renascentia-Platz hin, deren Glas längst geborsten und gesplittert war, eine einzelne Person. „Da oben ist noch jemand“, schallte es über den Platz. Panthino rannte näher zum Palast zurück, suchte verzweifelt die Fassade ab – und entdeckte seine eigene Frau, wie sie mit einem Bündel im Arm hilflos nach einem Ausweg aus dem Inferno Ausschau hielt.
„Areda!“
Der Baron rannte weiter, jede Todesgefahr außer Acht lassend, auf das Hauptportal zur Eingangshalle zu. Die Flammen und den schwarzen Qualm schien er gar nicht mehr zu registrieren.
Krachend stürzte vor ihm ein Teil der Kuppel zu Boden, zog einen Windstoß hinter sich her, der den Rauch für kurze Zeit verdrängte. Die Sala Alverana war längst eine Todesfalle geworden. Die Hitze allein schien ihm schon Haut und Haare zu versengen.
„Areda!“
Er brüllte, so laut er konnte.
Und tatsächlich sah er einige Stockwerke über ihm plötzlich seine Frau am Rand der Balustrade stehen, noch immer mit einem Bündel im Arm. Sie hatte ihn gehört, sah zu ihm herunter. Doch es gab für sie keinen Ausweg mehr.
Panthino sah ihr diese Gewissheit an und wollte erneut schreien, brachte aber vor Verzweiflung keinen Ton mehr heraus.
„Ich liebe dich“, brüllte ihm Areda entgegen – und ließ das Bündel über die Brüstung hinweg direkt zu ihm herunterfallen. Der Stoff entzündete sich, verglühte regelrecht und brachte einen gerade entbundenen Säugling zum Vorschein. Panthino fing ihn, nein sie, auf, ohne wirklich darüber nachzudenken. Seine Hände brannten, der Schmerz war schier unerträglich, doch er hielt die jüngste Tochter seines Hauses fest mit seinen Fingern umklammert. Sie machte nicht einen Laut, schien ihn nur voller Neugier anzugucken. Ihr fehlte nichts.
Seine Frau aber war verschwunden – und während weitere Teile der Kuppel zu Boden fielen, ging Panthino plötzlich ohne jede Angst aus seinem brennenden Palast auf den Renascentia-Platz zurück. Die Flammen schienen vor ihm sogar zurückzuweichen.
Einzig die Brandnarben an seinen Händen, die er sich beim Fangen der Neugeborenen zugezogen hatte, die blieben …