Briefspiel:Feuernacht (13)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: ab 7. Rondra 1035 BF, abends Schauplatz: Stadt Urbasi, besonders Palazzo Casciano Entstehungszeitraum: Juni bis Dezember 2013
Protagonisten: Haus Urbet und viele zum Fest geladene Patrizier Urbasis Autoren/Beteiligte: Familie Aspoldo.png Aspoldo, Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Haus Doren.png Dorén, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie ya Ranfaran.png Ranfaran, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai, Haus di Tamarasco.png Tamarasco, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, Familie Carasbaldi.png ZarinaWinterkalt


Die Suche der Fürstin

Autor: Gonfaloniere

Ein lautes Krachen schreckte den sich stumm seinen Weg durchs Feuer suchenden Auricanius auf. Irgendwo musste ein Teil des Dachs niedergegangen sein, vermutete er.
„Praios, gib mir Kraft“, flehte er nicht zum ersten Mal seinen Gott an.
Er war mittlerweile auf dem Wirtschaftshof des Palasts angekommen. Viele Wege hatte ihm das Inferno durch das einstige Labyrinth an Räumlichkeiten auch nicht mehr gelassen. Und auf dem Hof konnte er zumindest noch ein wenig atmen.
Beinahe teilnahmslos betrachtete er, was die Flammen auch hier schon verzehrt hatten oder gerade noch verzehrten: Die große Küche an der Nordwestseite loderte in vollen Zügen, der obere Stall im Südosten war bereits weitgehend ausgebrannt. Zumindest die Rösser schienen rechtzeitig gerettet worden zu sein und liefen nun wahrscheinlich verstreut durch alle Straßen der Silberstadt. Der Rahjadansturm mit dem Gesindetor hatte dem Feuer länger standgehalten, brannte jetzt aber auch bis ins oberste Stockwerk. Wo früher eine riesige verborgene Falltür Angreifern eine böse Überraschung bereiten sollte, klaffte nun ein ebenso gewaltiges Loch, dass diesen möglichen Fluchtweg versperrte.
Flucht? Ein Gedanke mit dem er sich immer mehr anfreunden musste, sagte sie ihm sein rationales Gemüt. Doch sollte er die, die er liebte, wirklich in diesem Inferno zurücklassen? Und wollte er, wenn sie tot waren, überhaupt noch weiterleben? Er musste an Aurelianas Lächeln denken, das sie ihm, obwohl sie ihn nicht für den Vater hielt, der er war, so häufig schenkte. Und an Preciosas distanzierte Zuneigung, die sie ihm nur in unbeobachteten Momenten, fernab aller anderen Familienmitglieder zeigen durfte.
Erinnerungen wie diese gaben ihm selbst inmitten der Flammenhölle, in der er sich jetzt befand, noch Trost.
Rahjaaaada?“
Was war das?
„Aureliaaana?“
War das Preciosas Stimme?
„Kommt her zu Mama. Kommt her, und ihr bekommt ein Krönchen …“
Auricanius traute seinen Ohren nicht.
„Ihr braucht euch nicht zu verstecken! Das Feuer tut euch nichts …“
Es war Preciosa, ganz sicher, auch wenn sich Auricanius aus ihren Worten keinen Reim machen konnte. Dann sah er sie: das Witwenkleid zerrissen, eine blutige Platzwunde am Kopf, die so häufig hochgesteckte Frisur völlig zerzaust, und über und über von schwarzem Ruß bedeckt. So wunderschön wie eh und je. In der Hand aber hielt sie ein brennendes Stück Holz.
„Seht ihr …“, schien sie sich an ihre Töchter zu wenden – und fasste mit der anderen Hand direkt das glühende Ende des brennenden Holzes an. Auricanius hörte geradezu, wie sie sich selbst ihr Fleisch verbrannte.
„Neeeiiin“, schrie er die Geliebte entsetzt an.
Preciosa drehte sich langsam zu ihm um. „Ach, du bist es“, lächelte sie ihn wie in Trance an, „hast du zufällig meine Töchter gesehen?“
Auricanius schoßen unwillkürlich Tränen in die Augen. „Nein“, schluckte er.
„Hilfst du mir, sie zu suchen?“ Sie sah sich erneut nach allen Seiten um. „Sie sind hier irgendwo, haben sich nur ein wenig versteckt …“
„Preciosa, wir müssen hier verschwinden“, versuchte ihr der Geweihte die aussichtslose Lage klar zu machen. „Komm mit, bitte!“
„Nein, ich will noch nicht“, gab sich die Fürstin trotzig.
„Doch, wir müssen!“ Auricanius‘ Worte wurden entschiedener, während er sich auf Preciosa zu bewegte.
„Aber sie sind hier irgendwo“, widersprach sein Gegenüber und wies mit der verbrannten Hand einmal im Kreis in alle Richtungen.
„Bitte, Preciosa.“
Auricanius griff nach dem ausgestreckten Arm, versuchte die offensichtlich Verwirrte daran zu sich zu ziehen. Doch die wehrte sich plötzlich heftig, entriss ihm den Arm wieder und rannte in Richtung der hell lodernden Küche. „Lass mich“, fauchte sie ihn dabei an.
Der Geweihte lief ihr hinterher, versuchte sie erneut zu packen zu bekommen. „Nein“, brüllte er nun gleichermaßen verzweifelt wie wütend.
„Rahjaaa…“, setzte die Flüchtende wieder an, stolperte dann aber und stürzte in einen brennenden Türrahmen. Ihr Kleid fing sofort Feuer.
Auricanius sprang hinterher und bekam nun ihre Füße zu fassen, an denen er sie aus der Türöffnung herauszuziehen versuchte.
„Nein, lass mich“, schrie sie ihm immer noch wie von Sinnen entgegen, und trat mit den Beinen nach ihm aus.
„Ich kann nicht“, antwortete der Geweihte und warf sich schließlich selbst mit seinem ganzen Gewicht auf die in Flammen stehende Frau.

„Nicht mich“, giftete Auricanius die Heilmagierin Peraijana, ehemals Hofadeptin seines Bruders, mit letzter Kraft an.
„Kümmere dich … um sie“, wies er auf den kaum mehr Mensch zu nennenden Körper aus verbranntem Fleisch, der neben ihm lag. Wie er es mit der schließlich überwältigten und bewusstlosen Fürstin aus dem brennenden Palast geschafft hatte, daran erinnerte er sich selbst schon nicht mehr. Vor seinen Augen spielten sich nur immer wieder dieselben Bilder ab: wie Arme, Oberkörper, Gesicht und Haare Preciosas direkt vor ihm in Flammen aufgingen, die Haut binnen kürzester Zeit verschmorte – und die Wahnsinniggewordene sich dennoch gegen seine Rettungsversuche wehrte.
Yandriga hatte sich ebenfalls über ihren Bruder gebeugt. „Aber du hast selbst etliche Verbrennungen“, versuchte sie ihm zuzureden, „und sie …“ Sie wies auf Preciosa. „… ist quasi tot.“
Doch Auricanius richtete sich nur zur Heilmagierin hin auf. „Wenn sie stirbt, stirbst du auch …“