Briefspiel:Goldfelser Affären (6)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: ab Ende Phex 1034 BF Schauplatz: Urbasi, Sant'Ageriyano und die Goldfelsen Entstehungszeitraum: ab Herbst 2012
Protagonisten: Tarquinio della Pena, Elfa d'Auspizzi, Pira Rahjalina della Pena, Malvolio della Turani, Carolan della Turani und viele weitere Autoren/Beteiligte: Haus della Pena jH.png Horasio, Haus della Turani.png Turani
Zyklus: Übersicht · Süße Rahjasdienste · Auf dem Weg nach Sant'Ageriyano · Der Salmansforst · Der Keiler · An den Ufern des Mardilo · Weiter flussabwärts · Im Salmansforst (II)

Weiter flussabwärts am Mardilo

Eben dort, am 2. Peraine 1034 BF

Pira hatte den Stein zu fassen bekommen. Sie zog sich daran nach oben und hob ihren völlig durchnässten Körper auf das braune Ufer. Stöhnend robbte sie einige Spann nach oben, ehe sie spürte, dass auch ihre Füße nicht mehr von Efferds Element umschlossen waren.
Einen Augenblick lang drohte sie die Besinnung zu verlieren, rollte sich aber über die Seite auf den Rücken und rang um Luft. Röchelnd setzte sie sich auf um das Wasser, das sich seinen Weg bis in ihre Lungen gesucht hatte, besser ausspucken zu können. Erst als sie halbwegs frei atmen konnte, wagte sie es ihre feuchten Haare aus dem Gesicht zu streifen. Ihr erster Blick galt dem Himmel, der klar und wolkenlos über ihnen lag. Die Dämmerung hatte schon eingesetzt, am Horizont konnte sie den ersten Planeten am Firmament erkennen. Nicht mehr lange und es würde dunkel werden. Sie wäre dann ganz allein. Allein.
"Carolan", fiel es ihr plötzlich ein. Im Kampf ums eigene Überleben hatte sie ihren Begleiter, ihren Retter beinahe vergessen. Mit einem Mal erinnerte sie sich wieder. An den Keiler, an die Flucht und an den beherzten Sprung Carolans zu ihr in den Mardilo, der beide mit seiner reißenden Strömung mit sich gezogen hatte. Er hatte den Kräften des Wasser getrotzt und war zu ihr geschwommen, hatte sie an sich gedrückt und es vermocht zu verhindern, dass ihre Körper von den Urgewalten des Flusses gegen einen der glattgespülten Felsen geworfen wurden. Sie erinnerte sich, wie das beängstigende Tosen immer lauter wurde, wie sie einander tief in die Augen sahen und die Gewissheit größer wurde, dass sie nicht entkommen konnten. Dann stürzten sie.
Was sie hier an das Ufer getrieben hatte, vermochte sie nicht mehr zu sagen. Es war als läge ein grauer Schleier über diesen Bildern. Sie wusste nur, dass sie leben wollte. Sie wusste, dass sie nicht zu den Zwölfen betete, sondern an das Leben dachte. Und sie lebte! Doch was war mit Carolan?
Mit wackelnden Knien erhob sie sich und suchte mit ihren Augen den hier ruhig fließenden Strom ab. Tatsächlich! Sie sah ihn flussabwärts treiben, um ihn herum hatte sich das Wasser dunkelrot von seinem Blut gefärbt. "Carolan!", kreischte sie und rannte, ohne nachzudenken, das Ufer hinab. Er näherte sich einer kleinen Gruppe von Felsen, die in das Gewässer hineinragten. Sie kletterte zittrig über einige kleinere Steine, sprang auf einen größeren hinüber und rutschte auf dem glitschigen Untergrund beinahe aus. Nach Gleichgewicht suchend griff sie einen langen Ast, den ein Baum wie einen ausgestreckten Arm über den Strom hatte wachsen lassen. Sich daran festhaltend, beugte sie sich hinunter und versuchte Carolan zu fassen zu bekommen.
Es gelang! Ihre Hand krallte sich in sein feuchtes Wams und zog. Es war ihr, als spürte sie jeden Muskel, jede Sehne ihres Körpers als sie gegen die Fluten ankämpfte. Sie hörte ein Knacken des Astes, der nachgab. Wie lange würde er sie noch halten können? Kaum hatte sie dies gedacht, hörte sie es wieder knacken und wußte, dass das Holz brach und sie nicht mehr halten konnte. Verzweifelt ließ sie los, griff mit der anderen Hand auf die andere Seite des Wamses und warf ihren ganzen Körper nach hinten um Carolan auf den Fels zu wuchten. Sie fiel selbst auf den Rücken, auf ihren Beinen lag der Edelmann. Sie hörte leise sein schmerzerfülltes Wimmern und stellte damit überrascht fest, dass er noch lebte. Sie sog die Luft kurz tief ein, nur um sich sogleich zu befreien und den Geretteten nun mit allerletzter Kraft an Land zu ziehen. Woher kam nur die Kraft und Entschlossenheit dieser jungen, sonst so schüchternen und verletzlich wirkenden Dame?
Endlich hatten sie das sichere Ufer erreicht. Sie sprang an die Seite des Verletzten und untersuchte eilig und wenig geschickt die Wunde, aus der Blut quoll. "Peraine hilf!", richtete sie verzweifelt ein Stoßgebet an die heilende Mutter gen Alveran und legte ihre Hände auf das offene Fleisch um den Blutstrom zu stoppen. Er drehte langsam seinen Kopf zu ihr, konnte die Augen jedoch nicht öffnen. Die langen kastanienbraunen Haare lagen wie nasse Schlieren auf seinem Antlitz. "Ihr dürft nicht sterben! Ihr dürft nicht! Hört ihr!", schrie sie ihn an. Sie konnte nichts tun, spürte nur wie er leiser wurde und seine Augen völlig schloss. Eine Träne kullerte ihre Wange hinab.
Plötzlich ein Schnüffeln. Sie schreckte auf. War der Keiler zurückgekehrt? Hatte er sie verfolgt? Die Gedanken waren absurd, doch noch einmal sah sie das monströse Untier vor sich. Doch aus dem Schatten der Bäume lösten sich andere Wesen. Sie gingen auf zwei Beinen, waren kleingewachsen und von dichtem roten Fell bedeckt. Ihre entfernt an Menschen erinnernden groben Gesichter waren flach, von einer breiten Nase und hervorstehenden Zähne geprägt. Sie gingen vorsichtig, hatten lauernd hölzerne Speere auf sie gerichtet. Obwohl sie noch nie solche Wesen gesehen hatte, wußte sie: Das also mussten Goblins sein!