Briefspiel:Königsturnier/An der Wetttafel

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Horasturnier.png Geschichten am Rande des Königsturniers Horasturnier.png
Datiert auf: 21. Rahja 1038 BF Schauplatz: Die Blutlese, ein Weinkeller in Arivor Entstehungszeitraum: Mai 2015
Protagonisten: Navina ya Malachis, Thersion Gedra, Rahjada ya Papilio und weitere Autoren/Beteiligte: Sheniloneu3k transparent.png Athanasius Familie ya Malachis.png Cassian Haus ya Papilio klein.png GrK


Während es am Tisch der verirrten Adeligen lustig und zwanglos zuging, war die Stimmung im hinteren Teil der Blutlese phexisch. Hier hatte der Wirt eine große Schiefertafel anbringen lassen, die mit Kreide in Zeilen und Spalten unterteilt war, in denen die Namen der Streiter, die am morgigen Tage um den Einzug in die Finalrunde kämpfen würden müssen angeschrieben waren. Neben den Namen der werten Signori prangten die Wettquoten.
Beispielsweise stand da zu lesen Mondino von Calven 3:1 oder Gaspard Slin 12:1 und natürlich wurden nicht einfach Beträge gesetzt, nein, es wurde auch heiß diskutiert, wie die Chancen der einzelnen Streiter denn nun standen und wo das hart verdiente Silber wohl besser angelegt sei.
„Also wenn du mich fragst ist das sicher wie das Praiosunser, dass Sirlan di Matienna die Papilio aus dem Sattel hebt. Der gewinnt und kommt weiter, da wett ich drauf!“ „Meinst du wirklich ich soll auf den Koromar setzen? Immerhin ist sein Gegner der Gabellano... hast du gesehen wie der heut den armen Tropf aufgespießt hat? Also der is durch nichts und niemand zu stoppen... Ne, ne, das dürfte Geldverschwendung sein.“
„Hast du´s schon gehört? Zwischen dem della Pena und dem Sirensteen da hat´s böses Blut. Denen ihr Duell morgen, das wird ernst, tödlich ernst.“ „Ach ja? Keine Ahnung, aber ich hab gehört, dass der schwarze Calven eine Zahorihexe dabei hat, die seinen Gegnern die Sinne vernebelt.“
„Ach was, die stärkt wohl ehr seine Lanze...“ Grölendes Gelächter war die Antwort darauf.
Navina ya Malachis errötete bis unter die Haarwurzeln bei diesem rüden Scherz, machte sich aber trotzdem eine Notiz auf ihren Block. Der neben ihr sitzende Thersion hüstelte und schenkte ihr einen entschuldigenden Blick: „Nun, das Vokabular des Popolo neigt doch gelegentlich zur Vulgarität. Ihr müsst das verzeihen, Teuerste.“ „Oh macht euch keine Sorgen um mich, mein lieber Freund. Ich werde die ein oder andere starke Metapher schon verkraften. Immerhin war es ja mein Wunsch euch bei eurer Recherchearbeit zu begleiten, um zu hören, was das Volk so spricht.“
"Nun, nicht alle Gerüchte sind haltlos, vieles basiert auf Tatsachen. Ich bin mir sicher, das an der Sache mit der Zahori etwas dran ist.“ „Wollt ihr das Signor Calven etwa fragen?“ Navina klang entsetzt.
Ihr Gegenüber lachte. „Ist das nicht unser Auftrag für die Gazette der Ponterra und für alle anderen Interessenten?“ Er macht eine beschwichtigende Geste. „Nein, ich denke, das wäre unschicklich. Aber ob der junge Dareius tatsächlich gedenkt das Turnier als Sühne für die Verletzung seiner Mutter zu gewinnen, nun, das wäre doch von Interesse, findet ihr nicht?“ Nun nickte die Gelehrte zustimmend. „Ja, aber dafür werden wir ihn wohl schon selbst fragen müssen. Morgen findet doch nur noch ein Lanzengang statt, danach sind die Gewinner doch bestimmt gewillt einem Schreiber einige Fragen von allgemeinem Interesse zu beantworten, was meint ihr?“
„Eine gute Idee, meine Liebe, aber wir sollten uns aufteilen. Habt ihr Präferenzen?“ „Nun, dann bleibe ich doch gleich bei Dareius Amarinto und Luca di Onerdi, je nach dem, wie die Entscheidung fällt, würde ich mich noch an Tarquinio della Pena oder Usvina Cordur wenden.“
Thersion nickte seiner Assistentin lächelnd zu. "Gut gewählt. Alles vielversprechende Streiter fürwahr. Aber sollte es der della Pena schaffen, dann lasst ihn meine Sorge sein – ich habe mich bereits mit ihm beschäftigt. Vielleicht findet ja einer seiner Verwandten aus Veliris euer Interesse? Ariano der Jüngere wäre eurer Gesellschaft bestimmt nicht abgeneigt - und seine Schwester Rondrajane wird sich euch eher öffnen als mir altem Schreiberling! Ich will mir dann unter denjenigen, die am kommenden Tage vom Glück geküsst sind, die spannendsten aussuchen!“

Dann wurden die beiden auf eine zierliche Frau aufmerksam, die an einen Stützbalken gelehnt am Rande des Gewühls stand und eilig etwas von der Schiefertafel an der Wand auf eine Wachstafel in ihrer Hand kopierte. Die Kapuze ihres mausgrauen Umhangs war ihr in den Nacken gerutscht und gab den Blick auf ein junges Antlitz mit vor Aufregung geröteten Wangen frei. Navina und Thersion grübelten beide einen Moment. Irgendwoher kam sie ihnen bekannt vor.

„Seht ihr die Dame dort drüben?“ Thersion gab Navina einen unauffälligen Wink. „Ich musste kurz nachsinnen, aber in der Tat, sie ist es. Rahjada re Kust, frisch gebackene Baronin von Ramaud.“
Navina musterte die ihr bezeichnete Person. Eine junge Frau von eher unscheinbarem Äußeren - als hochgestellte Persönlichkeit hätte sie sie wohl nicht erkannt. „Was tut sie denn hier?“
„Nun, vielleicht hat sie ja ähnliche Interessen wie ihr Gatte? Diesem würde ich eine rege Beteiligung an allerlei Wetten durchaus zutrauen.“ Thersion schmunzelte. „Und vielleicht ist sie sogar ähnlich gut informiert wie dieser. Ich finde wir sollten sie an unseren Tisch bitten.“
Navina nickte, erhob sich und schlenderte zu der jungen Dame hinüber: „Einen guten Abend wünsche ich euch. Mein Begleiter und ich haben uns gerade gefragt, ob ihr uns nicht auf ein Krüglein Wein Gesellschaft leisten wollt? Wir beobachten das Turnier für das Sheniloer Hesindeblatt und konnten nicht umhin euch zu erkennen.“

Einen Augenblick wirkte Signora Rahjada erschrocken darüber, dass sie jemand beachtete. Ihr Blick nahm einen gehetzten Ausdruck an und huschte zur viel zu viele Schritte entfernten Türe, die aus dem Schankraum führte.
Dann straffte sich ihr Rück und die junge Frau zwang ein Lächeln auf ihre Lippen. Navina fiel jetzt auf, dass die Adelige sehr dezent, aber von kundiger Hand geschminkt war.
"Meine Familie hat das Hesindeblatt stets wohlwollend unterstützt und nie Grund zur Klage über falsche Berichte gehabt. Und mein Gemahl hat lange für die Gazette korrespondiert. Es wird also nicht schaden, wenn ich mit Euch spreche", schien sie mehr sich selbst Mut zu machen denn dass sie Navina antwortete. Sie nickte ergeben und ließ sich von Fräulein Malachis zu deren Tisch führen.
Mehr zögerlich denn huldvoll reichte sie Thersion die Linke zum Handkuss: "Meister Gedra..." Dem Schriftleiter fiel ein einzelner, schmaler Ring aus bläulich schimmerndem Metall auf. Dann nahm er den leichten Duft eines fraglos teuren Parfums wahr.

"Baronin von Ramaúd, hochgeborene Signora Rahjada, ihr seid es tatsächlich!" Thersion spitzte die Lippen und tat, was erwartet wurde. "Eine Freude, wenn auch eine überraschende, euch in diesen Räumlichkeiten zu treffen. Ich war zunächst nicht sicher, ob ich meinem Augenlicht trauen kann. Es hat schon bessere Tage gesehen, wie manch anderer auch."
Ohne lange zu warten fing Thersion einen vorbeieilenden Knecht ab und bat diesen, nicht ohne Nachdruck, um Weinkrug und Weinpokal für den hochgeborenen Gast. Als er dieser eingeschenkt hatte wies er mit dem Daumen zur Wetttafel: "Wagt Ihr ein Spiel, Signora? Ich meine, Eure Base Aldare nimmt ebenfalls am Turnier teil, wiewohl ich fürchte, dass ihre Aussichten eben so strahlend sind wie diese schmucken Hallen."

Es schien ja kaum noch möglich zu sein, ohne Aufsehen in die Öffentlichkeit zu gehen, selbst hier, fern der alten und der neuen Heimat. Fast könnte frau sich in jene Tage zurück sehnen, als ich nur eine Secretaria war und leicht unbeachtet blieb, dachte Rahjada bei sich.
An Bosparanjer hatte Gishtan sie inzwischen gewöhnt, aber gleich einen ganzen Pokal voll schwerem Vergorenem? Aber sie wollte nicht unhöflich sein - Adel verpflichtete - und nippte zögerlich an dem Wein.
"Eigentlich wette ich nicht selbst", antwortete sie dann mit einer Lautstärke, die kaum über dem Rauschen der Stimmen im Raum lag. "Ich vermerke die Quoten für meinen Gemahl, damit dieser seiner Leidenschaft mit möglichst umfangreichen Kenntnissen nachgehen kann." Ihr Blick nahm einen entspannteren, fast verträumten Ausdruck an, als sie den beiden dies erzählte. Thersion und Navina erkannten in diesem Augenblick, dass wahr war, was ihnen Quellen zweiter Hand zugetragen hatten: Signora Rahjada war ihrem deutlich älteren Ehemann in tiefer Liebe zugetan. eine politische Heirat? Von ihrer Seite wohl kaum.
Etwas nüchterner fuhr sie fort: "Obwohl er meinen Berechnungen und Empfehlungen nicht immer folgt. Aber vom Waffenhandwerk versteht er einfach mehr als ich. Wie auch Kusine Aldare. Deren Aussichten, wie Ihr richtig beschreibt, gering sind, Ritterin des Horas zu werden. Sie ist doch eher eine Fechterin kusliker Schule denn eine Arivorer Lanzenreiterin. Da sah ich bessere Chancen bei Cavalleristo Koromar - aber mein Gemahl ist überzeugt, dass jener auf keinen Fall Miles Horanthis werden wird."

Deutlich verblüfft musterte Navina die junge Baronin, bevor sie blinzelte, einen Blick mit Thersion wechselte und schließlich kopfschüttelnd lächelnd erwiderte: „Auf Ideen kommt ihr! Daran muss man erstmal denken. Nun aber die Götter haben euch jedenfalls mit einem sehr scharfen Verstand gesegnet. Nun, aber um eure Bedenken zu zerstreuen, uns beiden geht es in erster Linie darum dem Volke seine Heroen vorzustellen. Der Popolo will nicht nur den Ritter in ehrener Rüstung sehen, sondern auch wissen was für ein Mensch darinnen steckt. Wir möchten gerne zu dem ein oder anderen Finalisten einen kleinen Artikel schreiben in dem etwas mehr zu lesen steht als das Offensichtliche, daher rührte meine neugierige Frage nach Stärken oder auch Schwächen der Streiter.“