Briefspiel:Kronkonvent Tsa 1035 BF (3)

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Horasreich-klein.png Briefspiel im Kronkonvent Horasreich-klein.png
Datiert auf: Tsamond 1035 BF Schauplatz: Konventshalle zu Vinsalt Entstehungszeitraum: Sommer 2012
Protagonisten: etliche Delegierte des Edlenhauses Autoren/Beteiligte: Familie Menaris.png Athanasius, Haus Calven.png Calven, Haus di Camaro.png Dajin, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Haus di Piastinza.png DiPiastinza, Haus Efferdas.png Elanor, Stadt Ramaud.png Gishtan re Kust, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie Luntfeld.png Luntfeld, Haus Carson.png OrsinoCarson, Haus Veliris.png Schatzkanzler, Familie Zorgazo.png Toshy
Zyklus: Übersicht · Einladung nach Albernia · Eine Heiratskandidatin? · Zur Abstimmung! · Causa Amaryll · Die Kandidatinnenwahl

Eine erste Abstimmung

Autor: Schatzkanzler

In das Schweigen, das den Ausführungen Signor Amaldos folgte, meldete sich Signora dil Cordori, die Sprecherin des Hauses zu Wort:

"Soweit ich es überblicke, sind die ersten Meinungen ausgetauscht und neben der Frage wen das Haus entsenden will - an dieser Stelle sei mir die Bemerkung erlaubt, dass man der holden Damen Vormünder sicherlich auch noch zu befragen hat - stehen sich zwei Positionen gegenüber: Die eine, die für die Auswahl einer Candidata potentialis steht und die andere, die jegliche Verbindung mit dem Fürstenhaus Bennain-Galahan ablehnt."

Zustimmendes Gemurmel war im Saal zu vernehmen.

"So fasse ich daher den Einwurf des Signors Gabellano als einen Antrag zur Geschäftsordnung auf und stelle daher die Frage an die Mitglieder des hohen Hauses, ob zunächst darüber abgestimmt werden soll, ob das Haus der Edlen überhaupt einen Vorschlag in dieser Frage unterbreiten soll. Ich bitte daher um das Handzeichen."

Sheniloer Absprachen

Autor: Gishtan re Kust

Unverzüglich steckten Gransignor Leomar de Shenilo und sein Erster Rat Gishtan die Köpfe zusammen. Nach einer kurzen, leisen Beratung schritt der Rat hinüber zum Platz der Baronin Guiliana von Arinken, um mit ihr einige Worte zu wechseln. Die Hochgeborene Dame lächelte dem Delegierten wohlwollend zu, zuckte dann mit den Schultern, ehe sie auf einen für Dritte nicht zu verstehenden Vorschlag re Kusts hin zustimmend nickte.

Mit zufriedenem Blick trat dieser sodann an den Schirmer der Flut Marino heran, um sich auch mit dem jungen Mann auszutauschen. Nebensitzende der Parteiung der Unabhängigen verstanden lediglich die Worte "zu alt" und "früher wissen können". Doch auch dieses kurze Gespräch schien in einer Übereinkunft zu kulminieren.

Nachdem Gishtan re Kust zuletzt auch mit Baron Orsino von Gilforn in vertraulicher Weise geredet hatte, kehrte er zu seinem eigenen Platz zurück und berichtete Shenilos Gransignor von den Ergebnissen der Beratungen. Alsdann hielten sich die vier stimmberechtigten Mitglieder aus Sheniloer Patrizierfamilien bereit zu votieren.

So sieht's der Baron von Gilforn

Autor: OrsinoCarson

Orsino Carson hatte sich, gleichwohl aufmerksam hinhörend, ein wenig zurückgelehnt und ließ mit gelassener Mine seine Augen durch den Saal schweifen, die Gedanken bisweilen wohl weit entfernt. Die ganze Debatte um den albernischen Prinzen amüsierte ihn, da allzu offensichtlich viele hier eine wohl nicht so bald wiederkehrende Gelegenheit witterten, einen großen Wurf hinzulegen. Ihm war Albernia herzlich gleichgültig, selbst wenn man dort mit den Galahanisten im Bunde stand. Das war Geschichte. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, doch dann meldete sich ein Gedanke, der seine Laube verfinsterte: Wenn eine Ambition seines eigenen hauses nicht derart bwegig und aussichtslos wäre, würde er sich doch mit ganzem Ernst diesem Spiel anschließen. Hatte der Baronstitel und die Klärung der Clameth-Frage ihn etwa so schnell bequem werden lassen? Ein kräftiger Schluck Wein wischte den Gedanken weg, als sich Gisthan zu ihm wandte und vorschlug, die Gesandten des Sheniloer Bundes mögen sich beraten.

Bei dieser Beratung verschwand Orsinos Gelassenheit in dem Moment, als der Name Aralzin fiel. Schnell versuchte er in Gedanken, die Nähe der Vorgeschlagenen zu den ehemaligen Herren von Gilforn abzuschätzen, was ihm, wegen der angeregten Unterredungen um ihn herum, kaum gelingen wollte. Der Sippschaft seiner alten Feinde wäre ein solcher Aufstieg natürlich um keinen Preis zu gönnen. Nachdem er seine Gedanken geordnet und eine beruhigende Distanz der Verwandtschaft festgestellt hatte, wandte er sich dennoch zu Gishtan, um möglicherweise noch kommenden, potentiell noch weitaus unerfreulicheren Kandidaturen, einstweilen den Boden zu entziehen:

"Ich denke, Shenilo sollte bei einer solchen Spielerei keine allzu sichtbare Rolle spielen. Das Ganze wird doch am Ende aussichtslos und daher lächerlich und uns den Ruf übermäßig ambitionierter Provinzler einbringen. Ebenso schädlich wäre es natürlich einen Kandidaten zu dulden, der in irgendeiner mittelbaren Beziehung zu dem Gefüge in und um Shenilo stünde, würden sich daraus doch unabsehbare Folgen ergeben können, die wohl kaum im Interesse unseren Bundes sind, der sich froh schätzen sollte, wenn die Augen der großen Politik sich auf Anderes richten. Wir sollten also einen solchen Kandidaten in Wort und mit Stimme abweisen, uns ansonsten aber gelassen einer sichtbar werden Mehrheit anschließen und uns so das Wohlwollen der höchsten Herren sichern.

Abstimmungsergebnis

Autor: Schatzkanzler

"Damit stelle ich fest", schloss die Sprecherin der Edlen die Abstimmung, "hat das Haus mit knapper Mehrheit für die Auswahl einer Heiratskandidatin für Fürst Finnian ui Bennain votiert." Nach verhaltenem Beifall und einzelnen wütenden Zwischenrufe stellte Polyana dil Cordori die Ruhe im Haus der Edlen wieder her und fuhr vor: "Folgende Namen sind vom Hohen Haus hier bislang genannt worden:

Larona Garlischgrötz, die Comtessa ist 2 Jahre alt und Tochter Herzog Cusimos,
Gharena Aralzin, die Comtessa aus Bethana ist 20 Jahre alt und Tochter Gräfin Hesindianes,
Rahjada von Urbet-Marvinko, die Signora ist 5 Jahre alt und Tochter des seinerzeit Fürst genannten Traviano von Urbasi,
und Amaryll di Camaro, die Signora ist 14 Jahre alt und Tochter Efferdobals, des Bewahrers von Wind und Wogen zu Efferdas.

Vier wohlklingende Namen, über die nun zu sprechen sein wird oder denen man neue Namen hinzufügt. Hierzu erteile ich nun das Wort an ..."

Otravios Empörung

Autor: Gonfaloniere

„Comtessa! Rahjada ist Comtessa, Signora dil Cordori.“

Otravio war sofort aufgesprungen, als die Edlensprecherin die Tochter Travianos ‚vorgestellt‘ hatte. Die Empörung zeichnete sich auch in seinem Gesichtsausdruck ab, während er die geballte Faust geradezu drohend erhoben hielt.

„Dies hat der Protector selbst zuletzt im Frieden auf der Albornsburg noch einmal bestätigt.“

Amaldos Plädoyer für Amaryll

Autor: DiPiastinza

Als die erste Abstimmung vorüber war, kamen Signor Amaldo Zweifel an seinem Plädoyer: welche Meinung könnte Gräfin Hesindiane dazu haben, dass hier ihre Tochter vorgeschlagen wurde? Erst kürzlich hatte er auf einer Jagdgesellschaft eine Unterredung mit ihr gehabt - nicht, dass die Invitation auf ihre Initiative hin erfolgt wäre! Aber über seinen Stief-Oheim Harro, ihren Gatten, hatte er sich eine Einladung verschafft. Das war ungewöhnlich, da Amaldo sein Haus für gewöhnlich aus dem politisch dominanten Umfeld der Aralzins heraushielt. Aber in diesem Fall hatte er einen wichtigen Grund gehabt. Der hatte allerdings nichts mit dieser Finnian-Geschichte zu tun, eher schon mit den Ursachen seiner opportunistischen Fürsprache für Efferdobals Vorschlag. Aber er hatte ihr Töchterchen Gharena bei dieser Gelegenheit kennen gelernt. Sechs Jahre älter als Finnian, also eigentlich zu alt. Aber zugleich erstaunlich unbeschwert - sie hatte die meiste Zeit über mit irgendwelchen Höflingen herumgealbert - ihr unentwegtes, teils verspieltes, teils kokettes Lachen, das so etwas wie einen Ernst des Lebens offenbar nicht anerkennen wollte, hatte er noch immer im Ohr.

Aber die Frage war: würde Hesindiane erwarten oder goutieren, dass er die Vermählung dieses Mädchens hier befürwortete? Einen Rückzieher von seiner eben erst vorgetragenen Stellungnahme für die Geweihtentochter konnte er sich ohnehin kaum leisten, das würde einen verheerenden Gesichtsverlust bedeuten. Und andererseits standen ihm die Aralzins, ob er nun wollte oder nicht, nahe genug, dass er ihnen keinen Dienst erweisen wollte, den sie nicht sicher wünschten. Völlig übergehen wiederum konnte er diese Kandidatin auch nicht, das könnte man ihm als Ignoranz auslegen, was wiederum ein Affront wäre. Also musste er eine Bewerbung von Backfisch-Gharena wenigstens pro forma würdig in Betracht ziehen. Die kleine Larona wiederum, die gut und gern noch an der Brust ihrer Amme trinken konnte, fiel nicht nur des Alters wegen durch - wer von den Aralzins etwas wollte, würde niemals in irgend einer Weise für das Haus Garlischgrötz plädieren! Hesindianes kalter Haß auf Herzog Cusimo, über dessen Ursprung so viel gemutmaßt und so wenig gewusst wurde, war weithin bekannt! Und die nur wenig ältere Rahjada würde er ebenfalls außen vor lassen - das würde ihn nur in urbasische Affären verwickeln, mit denen er sich nicht auskannte.

Da es niemand eilig zu haben schien, die neuerliche Diskussionsrunde zu eröffnen, nutzte er die Gelegenheit, um Khardan Luntfeld erneut seinen Redewunsch zu signalisieren, den dieser sogleich bei der Edlensprecherin beantragte. Erneut erhob sich Amaldo.

"Edlensprecherin, verehrte Anwesende! Vier Damen Horasiens sind in diesem Hause zur möglichen Verehelichung mit Prinz Finnian von Albernien vorgeschlagen worden - erlaubt mir, edle Damen und Herren, gegen zwei davon sogleich abschlägig zu plädieren! Nicht darum, weil ich die Würde ihrer Abkunft in Frage stellen möchte! Dies sei mir fern! Doch steht Prinz Finnian nun an der Schwelle zur Mannbarkeit - und zwei der Maiden, deren Hand ihm anzutragen hier vorgeschlagen wird, sind in gar zu zartem Alter! Eine eingegangene Ehe sollte, da ja Nachkommenschaft von ihr erwartet wird, auch in nicht allzu ferner Zukunft den Vollzug gestatten! Und bedenken wir den praktischen Umstand, dass dem erhofftem Bräutigam zur Grundlage seines Urteils nach alter Gepflogenheit ein Porträt der Kandidatin übersandt wird! Delegierte des edlen Hauses! Wie wollt ihr zarte Mägdelein von zwei und fünf Sommern zum Gefallen ihres hochwohlgeborenen Zukünftigen ins Bild setzen? Die Zweijährige - trinkend an der Brust ihrer Amme?! Die Fünfjährige - geduckt vor der Rute ihrer Hauslehrerin, die soeben beginnt, ihr die Kusliker Zeichen einzubleuen?!" Manche im Saal lachten, einige höhnten - und offensichtlich nicht über den Redner! Amaldo beschloss, lieber nicht zu dick aufzutragen.

"Nein, verehrte Anwesende! Damit die zukünftige Verbindung auch von Herzen komme, und zudem Beständigkeit finden kann, bevor in der Zeit eines unnötig verlängerten Zuwartens auf das rechte Alter der Braut in das Herz des Prinzen neue Reize sich einschleichen - bevor nagende Zweifel, ob die Jugendblüte der Versprochenen sich zum Gefallen des Bräutigams entfalte, den Angetrauten auf Abwege führt - bevor solches geschieht, sollte lieber der Bräutigam aufgrund ihres offensichtlichen Liebreizes sogleich für die Braut und von Herzen entflammen! Belasten wir also nicht die geplante Verbindung mit müßigem Warten! Belasten wir auch nicht das zarte Alter der Mägdlein, welche nicht und kaum den Unterschied kennen, um dessentwillen das Connubium von Rahjen und Travien instauriert! Wenden wir uns dem geeigneten Alter zu!"

Kunstpause. Wieso musste ihn gerade jetzt die Blase drücken?! Er hatte zuvor zu viel Zeit mit trägem Sitzen verbracht! Nun jetzt! Bei der Aralzin-Tochter durfte er gar nicht erst auf die Person eingehen - er musste die Sache über den Status anpacken!

"Ein Geschlecht von hohem Rang regiert Albernien, ein hohes Geschlecht wünscht einen der seinen zu vermählen! Reiflich bedacht will dies stets sein, denn mit der Höhe des Rangs steht stets auch die Ehre auf dem Spiel! Wohlgereift muss nicht nur die Entscheidung - wohlgereift muss zuvor bereits das Angebot sein! Ein hohes Gut wird ausgeschrieben, wenn eine fürstliche Hand zur Vermählung gereicht werden soll! Mag man auch erhoffen und erwarten, der Sohn oder die Tochter im rechten Alter, geboren einem Hause von vortrefflichem Rang, möge sich Braut oder Bräutigam erwählen - so wird doch nicht der Junker den Herzog bedrängen, das reif gewordene Töchterchen herauszugeben, nicht die Adeptin den Magister, nunmehr den Ältesten zu vermählen, nicht der Baron den Kaiser, er möge doch endlich den unverheirateten Anhang unter die Haube bringen!
Selbstverständlichkeiten all dies, so mögt ihr euch ennuyieren! Wann kommt der Sewamunder endlich zur Sache, denken gewißlich die ersten von euch! Hat die septimanische Kanzleiratte der Langeweile zu viel, mögt ihr vermeinen, dass ein Advokat die Zeit des edlen Hauses mit Allgemeinplätzen vergeudet? Nun, edle Damen und Herren - was tun wir?
Sind wir nicht wie der Junker, der den Kaiser behelligen will, wenn wir vermeinen, nach unserem Willen eine Tochter von höchsten Rang der Verheiratung zuzuführen? Wer sind wir, die Gräfin von Bethana zu bedrängen, sie möge ihre Jüngste inferiore Travia aus dem Hause schicken?! Wie kann es uns anstehen, eine Frage zu präjudizieren, die allenfalls im Haus der Fürsten zu besprechen wäre?!

Ihr mögt darauf verweisen, dass diese Ständevertretung mit gutem Grund ihre Rechte hat und wahrnimmt! Gewiss - doch sollten wir nicht ohne Not unsere Grenzen überschreiten! Die Geschicke der Töchter der Gräfin von Bethana obliegen der Gräfin von Bethana! Sie mag sie, wenn es ihr beliebt, im Haus der Fürsten disputieren! Doch wir sollten uns auf unsere eigenen Mittel besinnen! Und siehe da - wir haben einen Vorschlag, der unserem Hause besser ansteht, einer, der aus den eigenen Reihen stammt! Lasst uns betrachten, ob er auch dem Reiche zu dienen vermag und die Würde Alberniens nicht schädigt!

Denn das, verehrte Anwesende, ich entnahm es schon eben euren Gesichtern, scheint eure drängende Sorge zu sein: wie kann das Haus eines Geweihten glauben, die Gunst eines so hochgestellten Prinzen zu finden? Wie kann ich, da ich soeben auf den hohen Rang einer Gräfin verwies, nun mit dem niederen Rang von Geweihten buhlen? Niederer Rang?
Sagte ich niederer Rang? Haben wir niederen Rang im Sinn, wenn wir unsere Gebete den Zwölfen zuwenden? Ist es geringschätzig, den HErrn Praios anzurufen, oder die HErrin Hesinde? Kann ein Staat, der der See so viel verdankt wie das wiedererstandene Horasien, geringschätzig sein, wenn es die Gunst des HErrn Efferd erfleht? Nein, sage ich - denn noch eine zweite Säule der Würde erhebt sich neben dem weltlichen Adel!
Betrachten wir Prinz Finnian nicht unter dem weltlichen Rang seines Hauses! Denn mag er auch diesem entstammen, so ist sein Sinn und Trachten, wie der ehrenwerte Herr di Camaro so trefflich ausführte, dem geistlichen Adel zugeneigt! So sehr vielleicht, dass er sich jenem andren entfremdet, und es mit Unwillen betrachten würde, wollte man diesem ihn wieder zuwenden! Ich sprach zuvor vom irdischen Liebreiz unserer Töchter, der bereits zur Zeit der Verlobung erkennbar sein soll.
Doch gibt es auch einen geistlichen Liebreiz, welcher gar manchen Mensch zum Dienst in den Tempeln der Zwölfe geneigt macht, ein Adel des Geistes, welcher dem edlen Weben innerer Kräfte entstammt! Darum, verehrte Anwesende - appellieren wir auch mit geistlichem Liebreiz an Neigung und Wesen des Prinzen! Unterstützen wir seinen persönlichen Willen, seien wir ihm verbündet in seinem dringlichen Wunsch, dem grobstofflichen Gepräge weltlicher Macht zu entrinnen - unterstützen wir seine Neigung, und machen wir ihn selbst zum Verbündeten unserer horasischen Offerte!

Und schließlich - die Kandidatin aus dem schiffsmächtigen Efferdas ist selbst noch jung, zudem in demselben Alter wie der Prinz - gewiß ist es möglich, dass sie in den folgenden Jahren in den Tempeln des HErrn Efferd zu hohen Würden gelangt! Auf mancherlei vielversprechende Anwartschaft ließe sich auch heute schon hinweisen, um diejenigen ins Kielwasser unseres Vorschlags zu ziehen, welche bislang auf den äußeren, weltlichen Status so sehr viel gaben!

Ich habe, edle Damen und Herren, genug eure Geduld strapaziert! Laßt mich also schließen mit dem Antrag, man möge Amaryll di Camaro erwählen, dem Prinzen Finnian von Albernien als das Angebot Horasiens für seine zukünftige Braut vorgestellt zu werden! Ich bedanke mich, edle Damen und Herren, für das Privileg, zu Euren Ohren sprechen zu dürfen!"

Amaldo atmete tief durch und spürte, als er sich wieder setzte, erneut und verstärkt den Druck in seinem Unterleib. "Einer Wortmeldung höre ich noch zu", dachte er, "aber dann muss ich dringend mein Wasser abschlagen!"

Marinos Replik auf Amaldos Worte

Autor: Calven

Während der Worte Amaldos straffte sich der junge Geweihte, der die Diskussion im Convent zusammengesunken, mit hängenden Schultern angehört hatte. Auch das kurze Gespräch mit Signore re Kust hatte er mit ruhiger (mancher mochte sagen versteinerter) Miene geführt. Es war ja schon richtig: Seine Kandidatin war eigentlich zu alt für den Prinzen, die Gräfin schätzte politische Ehen zudem überhaupt nicht.

Aber dennoch: Es war eine gute Wahl gewesen. Konnte, sollte er sie noch zurückziehen? War es nicht seine Pflicht als treuer Lehnsmann, hier im Edlenhaus für ihre Familie zu werben? Was war eigentlich seine verdammte Pflicht? Beim Herrn Efferd, dem Unergründlichen: Lieber wollte er in tausend wilden Meeresfluten um das Leben kämpfen als zu Vinsalt auf dem Parkett Politik treiben! Aber ach: Er hatte es so gewollt - wer unter die Wölfe geht, muss mit den Wölfen heulen.

Er hörte der Rede des sewamunder Edelmannes, der gerade wortreich seine Position verdeutlichte, zunächst nur mit einem halben Ohr, dann jedoch mit steigender Aufmerksamkeit zu. Anfangs fiel Marino in das fröhliche Lachen mit ein, welches auf die geistreichen Scherze Amaldos folgte - was der Signore Piastinza aber des Weiteren von sich gab, mochte ihm garnicht schmecken. So erhob er sich ganz gegen seinen Vorsatz ein weiteres mal, nachdem sein Vorredner geendet hatte.

"Signores, gemeinhin sind wir Septimaner nicht dafür bekannt, viele Worte zu machen - nun können der Signore Piastinza und ich ein im wahrsten Sinne beredtes Gegenbeispiel bieten.
Amaldo di Piastinza sprach davon, der Knappe dürfe seinen Ritter nicht drängen. Richtig! Es hat der Herre Praios vorgesehen, dass nur der Obere dem Unteren befiehlt und nicht andersherum. Aber will er mich einen hochfahrenden Narren schimpfen, weil ich den Namen Ihrer Hochwohlgeboren Tochter hier vorbrachte?"

Marino fühlte Zorn in sich aufsteigen. Durfte er sich in dieser Umgebung in Rage reden? Seine Gefühle durfte man nicht verbergen, lehrte der Herr des Meeres. Da brach es auch schon aus ihm heraus:

"Soll ich ein Spinner sein, der die Ordnung der Dinge umkehrt? Ich will die Gräfin nicht drängen, ihre Tochter zu verheiraten - sie ist die Mutter, sie ist Oberhaupt ihres hochedlen Hauses, und einer jeden Mutter steht es an, über die Hand Ihrer Tochter zu verfügen. Aber wenn, wie auch ihr, Signore Piastinza, bemerkt haben solltet, die ritterlichen und freien Stände des Reiches beschlossen haben, eine für sie wünschenswerte Kandidatin zu küren, dann muss es erlaubt sein, sich dazu zu äußern! Und wäre es nicht gleich eine Beleidigung des Prinzen, wenn wir nicht die Beste küren wollten, sondern - nur - die Beste niederadligen Standes? Was wir hier erreichen wollen ist ein Vorschlag, eine Aufforderung, kein Befehl!
Und Vorschläge dem Haus Aralzin zu unterbreiten erdreiste ich mich - ja, es ist meine Pflicht als treuer Lehnsmann. Mein Haus findet sich am Hofe der Grafen nicht durch Ränkespiel aus der Kanzleistube, sondern durch vielhundertjährigen Dienst in Treue bis auf das Blut!"

Er sprach laut, wesentlich lauter, als er eigentlich wollte. Marino wollte versöhnlich enden, aber noch war Unwille in ihm.

"Und was ihr von geistlichem Liebreiz sprecht, ist wohl wahr, Signore. Wer wüsste das besser als ein Diener der Zwölfe? Solcherart Liebreiz mag die Novizin Amaryll haben, zur Ehre des Herrn. Aber der Prinz sucht keine Priesterin für den Platz an seiner Seite, der Prinz sucht eine Fürstin! Und eine Fürstin muss aus fürstlichem Haus stammen!
Priester hat das fromme Haus Bennain selber genug und gerade in der Kirche des Herrn Efferd mächtigen Beistand - diese Kunde sollte auch bis ins ferne Efferdas und ins weite Sewamund gedrungen sein."

Ärgerliche Rufe drangen aus den Richtungen, wo er die Coverner und die Vertreter der Stadt St. Stordians vermutete. Nun, endlich, war sein Zorn verraucht. Er hoffte, nicht zu viel Porzellan zerschlagen zu haben.

"Was aber Kandidatinnenfrage im Weiteren angeht, will ich der Debatte weiter lauschen und meinen Antrag bezüglich der Comtessa Aralzin, falls es mir geraten scheint, zu berufener Stelle erneuern. Signora dil Cordori, betrachtet meinen Antrag bis dahin als ruhend."

Marino setzte sich, ohne noch jemanden anzublicken und trank seinen Kelch, mit Quellwasser gefüllt, in einem Zug aus.

Otravio kündigt den Herrn della Pena an

Autor: Gonfaloniere

„Nun, wo wir schon beim Zurückziehen eilfertig in den Raum geworfener Kandidaten sind“, sprang Otravio ya Quast nach dem Calvener erneut auf, „so empfinde ich es nur als gerecht, dies im Fall der COMTESSA [Otravio betonte den Titel wie zur Bestätigung noch einmal] Rahjada ebenfalls zu tun. Denn ich konnte natürlich leider noch keine Rücksprache mit dem Baron [es war wohl Baron Panthino gemeint] oder der Fürstin [Preciosa] nehmen.“

Otravio verbeugte sich entschuldigend in Richtung der Edlensprecherin, die schon erleichtert schien ob des sich andeutenden Endes seiner Rede. Leider zu früh …

„Mit wem ich aber Rücksprache nehmen konnte“, fuhr Otravio fort, „das ist Signore Alvaro della Pena, der obzwar – schändlicherweise, wenn ich das hinzufügen darf – ohne eigenes Wortrecht in diesem Haus doch eine sehr geschätzte Meinung zu diesem Thema der Verheiratung und der wirklich geeigneten Kandidatinnen besitzt. Darum, hohe Herren, schenkt ihm Gehör, es wird niemandes Schaden sein.“

Und nun endlich setzte sich der Delegierte aus Cindano wieder.

Bewerbung Rondralia Lutisana della Pena j.H.

Autor: Horasio

Alvaro della Pena erhob sich, verneigte sich kurz dankend zum Delegierten des Barons von Cindano und wandte sich sodann an die Versammlung. "Hohes Haus, leider bin ich kein solch geschickter Redner wie der Herr Piastinza, doch möchte ich euch dennoch um Gehör bitten." Er räusperte sich. "Wollen wir uns wirklich vor dem versammelten Adel des Raul‘schen Reiches blamieren und keine standesgemäße Kandidatin entsenden? Oder wollen wir damit den stolzen albernischen Adel beleidigen?“

Er blickte fragend in die Runde. „Keins von beiden kann unsere Antwort sein.“ Er blickte hinüber zum Hochgeweihten von Efferdas. „Und so sehr ich den Herrn Efferd schätze, so ist doch die Launenhaftigkeit des Gottes bekannt. Sollten wir da nicht ein Edelfräulein entsenden, das den zukünftigen Fürsten im sprichwörtlichen Sinne auf den Boden der Tatsachen zurückbringt?“

Erneut räusperte er sich und sann einen Moment nach. Wie würde er seinen Vorschlag nun formulieren? Das demagogische Talent anderer Delegierter ging ihm völlig ab. Sollte er doch geradlinig sprechen, schalt er sich. „Ich möchte euch, Hohes Haus, auf Comtessa Rondralia Lutisana aus dem jüngeren Haus der della Pena aufmerksam machen. Als Tochter des Grafen von Bomed,“ wie erwartet war lautstarker Protest die Folge seiner Worte, doch mit seiner als Offizier auf dem Schlachtfeld erprobten Stimme versuchte er dies zu überspielen, „und Spross des Geschlechts der Marvinko, deren Ahnfrau immerhin eine Heilige selbst gewesen war, gehört sie zu den hohen Geschlechtern des Reiches.“

Die Zwischenrufe aus dem Gefolge des Rimon Sâlingor nahmen nicht ab, doch Alvaro war noch nicht ganz fertig. „Der Graf von Bomed ist bereit seine Tochter mit einer entsprechenden Mitgift auszustatten, sollte der Kronkonvent ihre Bewerbung wohlwollend zur Kenntnis nehmen und sie als Braut dem Fürstenhaus Bennain vorschlagen.“

Alvaro setzte sich. Er atmete erschöpft aus. Eigentlich hatte er vorgehabt noch etwas mehr über die Ahnenlinie des jungen Mädchens zu erzählen, sie dem Konvent geschickter anzupreisen. Doch er war Kämpfer und niemand, der Kinder verwöhnten Salonlöwen wie ein Markthändler anpreisen konnte. Die Proteste des Lilienbundes taten ihr übrigens um ihn zu ermüden.

Womöglich fanden sich aber auch noch andere Unterstützer dieser jungen Kandidatin im Haus, die etwas geschickter mit dem Wort umzugehen wussten. Er suchte den Blick der Delegierten der Barone von Sibur und Cindano.