Briefspiel:Malbeth und Delhena (15)

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Datiert auf: Ende 1012 BF Schauplatz: vor allem Ankram und Onjaro Entstehungszeitraum: im letzten Jahrtausend
Protagonisten: siehe Übersichtsseite Autoren/Beteiligte: Christel Scheja, Markus Hattenkofer, Niels Gaul; bearbeitet von Michael Hasenöhrl und (fürs Wiki) Armin Bundt
Zyklus: Übersicht · Malbeths Aufbruch · Von Onjaro nach Ankram · Delhenas Warten · Weitere Gäste ... und ein Tanz · Malbeths Zweifel · Treffen in der Nacht · Die Einladung · Jaarns Antwort · Die Feier zu Ankram · Eine besondere Überraschung · Jaarns Ankunft · Weitere Gäste · Das Fest beginnt · Unterbrochene Zeremonie · Bankett, Tanz und allerlei Reden · Gespräche abseits der Feier · Ein wenig festliches Ende · Die Kreisweihe ... · ... und eine druidische Trauung · Die Geburt der Erben Ankrams und Onjaros

Bankett, Tanz und allerlei Reden

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nterdessen geleitete Seine Hochgeboren Malbeth Glandore seine Anvermählte zu ihrem Platz und setzte sich zur Linken, Herzog Timor aber nahm den zur Rechten ein, keinen Blick von den Tänzerinnen lassend, die ihrer Lehrmeisterin nur Lob und Ehre machten und ein wenig von tulamidischer Fröhlichkeit in die Halle brachten.
Töchter und Söhne Ankrams brachten unterdessen allerlei Getränke und Leckereien in die Halle: Zu den Weinen Ankrams wurde auch Bosparanjer serviert, selbst das Fäßchen Seiner Hochgeboren Macrin war nicht vergessen.
Blütengeschmückte Mädchen reichten Platten mit kleinen Leckereien der Region umher, würzige Gebäckstücke, die mit aromatischen Soßen nach freier Wahl bestrichen worden waren, süße kleine Kuchen, kandiertes und frisches Obst.
Selbst die verwöhntesten Gaumen kosteten nach dem vorsichtigen ersten noch ein zweites Mal, ein drittes Mal, und ließen sich auch die tulamidischen Süßspeisen - Gelee und Gebäck mit Zimt und Dattelkuchen - wohl schmecken und spülten sie mit den erlesensten Weinen hinunter. Selbst der schwere Landwein war mit Veilchen und anderen Essenzen so verfeinert worden, daß er den Edlen wohl mundete.
Baron Baryatoc allerdings fiel unter der Gesellschaft durch seine geringe Zurückhaltung auf und erregte bei seinen Nachbarn leisen Unwillen, den sie aber artig zu überspielen suchten. So erkannten die edlen Gäste, daß an dem alten Sprichworte nichts Falsches war, das sie alle kannten: „Während der Grangorer im Festsaal weint, lacht der Sikramer im Kerker!“ In der Bescheidenheit und dem Ideenschatz liegt der Reichtum und der Prunk der Bewohner Ankrams.

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ährenddessen spielten Barden auf, und die bekannteste Sängerin der Region, die junge Edle Azielle Cesnaro, trug fröhliche und unterhaltsame Balladen vor, die fast schon verlockten, mitzusingen. Noch erstaunlicher aber war das Kind an ihrer Seite, das Mädchen, das seine Mutter auf der Flöte begleitete oder die Refraine wiederholte ...
„Wahrlich“, stellte da Seine Hochgeboren Macrin vom Rauhen Berg schließlich fest, „ich sollte meine beabsichtigte Akademie der Künste nicht in Marudret errichten, sondern hier in Ankram. Ihr habt die Wahrheit gesagt, als ich Euren Brief erhielt, und keiner der bisher Aufgetretenen enttäuschte mich.“
„Warum ...“, Ihre Hochgeboren nippte an ihrem aus Früchten gepreßten Saft, den sie in ihrem Zustande dem Wein vorzog, „warum sollten wir nicht darüber reden. Ich würde mich freuen, hier eine Akademie zu fördern, und mit ihr als Mäzenin alle Künstler diese Landstriches. Laßt uns diesen Plan nicht vergessen.“ seufzte sie. „Hier, wo die Menschen der Kunst sehr aufgeschlossen sind und sie lieben, würden Künstler sich wahrlich wohlfühlen!“
Sprach sie da nicht wahre Worte?
Nun, da die Herren und Damen zusammen in einer Runde saßen, nutzte Seine Hochgeboren Macrin vom Rauhen Berg diese Gelegenheit, um alle anzusprechen.
„In dieser Runde, die die Freuden der Künste genießet und von der Herrin von Ankram wahrlich verwöhnt wird, sollten wir doch nicht anderes vergessen und die Gelegenheit nutzen, nun da wir an diesem Orte versammelt sind, über die Kunst und Kultur des Alten Reiches zu sprechen. Doch zunächst vermag ich kraft meines Amtes zu verkünden, daß ich einen kaiserlichen Sonderbeauftragten für tulamidische Kultur im Alten Reich ernannt habe. Seine Hochgeboren Agadir Elmayano von Suderstein. Und so möchte ich das Wort an ihn übergeben!“

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er Angesprochene erhob sich mit einem dankenden Nicken, räusperte sich und hielt eine bewegende Rede, in der er seine Aufgabe und sein Anliegen erklärte, daraufhin die Anwesenden bittend, in Frage kommende Kulturbesitztümer zu erfassen. Besonders Bauwerke sollten es sein, Tempel und Einrichtungen, aber auch andere Kunstobjekte der Malerei und Bildhauerkunst. Dabei wandte er sich vor allem an die Barone des „wilden Südens“, aber auch jene, die wie er aus dem sonnendurchglühten Ebenen der Khôm oder den Städten des Mhanaditales stammten. Unsere Herrin zeigte sich sehr interessiert und stimmte zu, mitzuhelfen. Mit bewegenden Worten schlug auch sie vor, das lebende Kulturgut - Gedichte und Erzählungen - aufzuschreiben ...
Nun, da der Anwesende Sinne auf diese Dinge gerichtet waren, ergriff auch Seine Edelgeboren Ascanio das Wort. Aus seinen prunkvollen Gewändern, die der neuesten Vinsalter Mode folgten, zauberte er eine kleine, alte, handgeschriebene Fibel mit wunderschönen Illuminationen hervor und überreichte sie galant Ihrer Hochgeboren Delhena. Das Büchlein trug die Aufschrift „Mähren und Legenden aus den Landen des Horas“, und nachdem er sein Bedauern ausgedrückt hatte, nicht selbst zur rechten Zeit um die Hand Ihrer Hochgeboren angehalten zu haben, sprach auch er von seinen Plänen, das Büchlein in absehbarer Zeit bei dem reputablen Drucker Manuzius Gutmund in Grangor neu auflegen zu lassen, ein Vorhaben, für das er auch Unterstützung suchte. Auch wolle er Legenden aus den einzelnen Landstrichen sammeln. um sie zu einem neuen ergänzenden Werek zusammenzufassen.

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ewegende Reden, die Seine Hoheit Herzog Timor sichtlich langweilten, sodaß er schließlich vorschlug, „dem Reden ein Ende zu machen und endlich das zu tun, weswegen man zusammengetroffen ist, zu feiern, mit Tanz und Musik, höfischen Spielen und leichter Unterhaltung.“ Sogleich forderte er Ihre Hochgeboren Delhena-Naila zu einem höfischen Tanz auf und befahl „Musik“, eine Bitte, die die Musikanten außerordentlich schnell und trefflich erfüllten. Kaum, da er sie auf die Tanzfläche geführt hatte, folgten andere seinem Beispiel, rasch erhob sich auch Seine Hochgeboren Jaarn Firunwulf ter Severijn und forderte mit einer artigen Bitte Ihre Hochgeboren Elanor auf, sie in den Tanz geleitend, aber dabei stolz und herausfordernd blickend.
Nach und nach füllte sich der Tanzboden, und nur wenige blieben zurück, nutzen den Augenblick, sich miteinander zu unterhalten - so auch Seine Hochgeboren Malbeth mit Seiner Hochgeboren Baryatoc, die Worte guter Freunde austauschend, wobei des stattlichen Zwerges Stimme nicht zu überhören war. Immer wieder drangen Wortfetzen an der anderen Ohr - „kriegstreibender ausbeuterischer Sklavenschacherer“ oder gar „bornischer Sohn einer gehirnkranken Elchstute“. Wie man später erfuhr, sprach er über den Handelsherren Stoerrebrandt. Wahrlich, ein jähzorniger Vetreter seines Volkes. Als ihm zu Ohren kam, daß auch Seine Hochgeboren Cedor Khelianada anwesend war, denn in dieser fröhlichen Runde hatte man auf allzuviel Zeremonie verzichtet, konnte ihn der Baron von Onjaro nur mit Mühe beruhigen und davon abhalten, seinen Zorn über jenen auszuschütten.

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ährenddessen hatten sich Ihre Spektabilitäten, die Magister der arcanen Künste, zusammengefunden, um in einer ruhigen Ecke des Saales ausführlich über ihre Lebenswerke und die magische Kunst höchstselbst zu sprechen: Seine Hochgeboren Kemoc der Schwarze, Seine Spektabilität Ceytorax, Magister Chryscion, Magister Hyronimus von Rommilys. Sie wagte keiner zu stören.
Nun leerte sich nach einer Weile die Tanzfläche wieder, und nur seine Edelgeboren Kadron Ilmar von Carson mit seinen Begleitern blieb zurück, um seltsameren Klängen zu folgen, die eine neue Vinsalter Torheit zu sein schienen. Indessen begleitet sie Seine Hochgeboren Macrin am Spinett.

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ittlerweile erfrischte man sich mit den gekühlten Weinen und Säften und fand sich zu kleineren Gesprächskreisen zusammen. So scharte Seine Edelgeboren Ascanio eine Gruppe gespannter Zuhörer um sich, um ihnen von seinem fast halbjährigen Aufenthalt bei dem Stamm der Tey-Pi auf der Insel Ulikkani zu erzählen. Über seine Haft in der trahelischen Inselfestung Re'Cha schwieg er sich recht aus, betonte nur, man habe ihn korrekt behandelt, um dann sogleich wieder zu seinen blumigen Schilderungen der Tey-Pi zu wechseln. Die anmutigen Stammestänze der jungen Männer und Frauen lobte er über alle Maßen und verglich sie mit den tulamidischen, denen sie Konkurrenz bieten könnten. Er habe dank seiner Kenntnisse einiger mohischer Dialekte die Sprache der Tey-Pi leicht erlernen können und einen tiefen Einblick in deren Leben erfahren - ihre bemerkenswerten handwerklichen Fähigkeiten, die sie zur Herstellung von Ziergegenstaänden anwenden, ihr meist so sorgenfreies und unkriegerisches Leben, aber auch die überraschende Grausamkeit, die sie im Umgang mit ihren Feinden, mit Mittelländern und Tulamiden noch mehr als mit fremden Stämmen, an den Tag legen.
Nein, aber kannibalistische Riten, die man ihnen nachsagte, habe er nicht gesehen. Stattdessen bewundere er ihren Umgang mit Peraines Gaben - in Bescheidenheit und Einfachheit leben zu können.
Die Dame Palinai hielt sich wie üblich an seiner Seite, sprach aber nicht viel, und dann nur mit dem Landherrn in einem unbekannten Dialekt. Sie sei etwas scheu und beherrsche die Sprache des Landes noch nicht, entschuldigte er sie.
Nun, eine andere Gruppe scharte sich um Seine Hochgeboren Cedor, unter anderem auch der Baron von Kabash, um seinen Schilderungen von der geplanten und nun auszuführenden Güldenland-Expedition zu lauschen. Herzog Timor von Vinsalt gab seine freundlichen Kommentare hinzu, gesellte sich aber schon nach kurzer Zeit zu einer anderen Gruppe, während seine Edelgeboren Kadron sich interessiert den Schilderungen des mittelreichischen Gastes zuwandte und seine Fragen dazu stellte.
Ihre Hochgeboren Delhena aber widmete sich lieber anderen, von der Politik entfernteren Dingen, man sah sie mit des Trodinars Verlobter die Halle verlassen und auf den Wehrgängen der Burg wandeln, um frische Luft zu schöpfen und dabei angeregt über der Mütter liebstes Thema zu sprechen.