Briefspiel:Malbeth und Delhena (16)

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Horasreich-klein.png Briefspiel Horasreich-klein.png
Datiert auf: Ende 1012 BF Schauplatz: vor allem Ankram und Onjaro Entstehungszeitraum: im letzten Jahrtausend
Protagonisten: siehe Übersichtsseite Autoren/Beteiligte: Christel Scheja, Markus Hattenkofer, Niels Gaul; bearbeitet von Michael Hasenöhrl und (fürs Wiki) Armin Bundt
Zyklus: Übersicht · Malbeths Aufbruch · Von Onjaro nach Ankram · Delhenas Warten · Weitere Gäste ... und ein Tanz · Malbeths Zweifel · Treffen in der Nacht · Die Einladung · Jaarns Antwort · Die Feier zu Ankram · Eine besondere Überraschung · Jaarns Ankunft · Weitere Gäste · Das Fest beginnt · Unterbrochene Zeremonie · Bankett, Tanz und allerlei Reden · Gespräche abseits der Feier · Ein wenig festliches Ende · Die Kreisweihe ... · ... und eine druidische Trauung · Die Geburt der Erben Ankrams und Onjaros

Gespräche abseits der Feier

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er dunklen Halle entfliehend, und den heftigen politischen Gesprächen, die sie in ihrem Zustand nur ermüdeten, wanderte Delhena auf dem Wehrgang von Burg Ankhelet umher. Sie genoß das helle, leuchtende Sonnenlicht und den lauen Wind, der ihre Haut kühlte. Die ruhige Idra Cowoneer, Gemahlin des Trodinars des Thegûner Bundes, Cedor Khelianada, hatte sich ihr angeschlossen, und die beiden Frauen befreite es, einmal über einfache, frauliche Dinge sprechen zu können, unbehelligt von anderen. Natürlich hatte sich auch Idra besorgt über ihr Befinden erkundigt, aber Delhena wußte sie zu beruhigen.
„Mir ist wohl, und ich fühle mich durchaus stark genug, dieses Fest zu überstehen. Aber ich mag diese Burg nicht ...“
„Ein finsterer Ort ist es in der Tat. Warum wurde sie so erbaut?“
„Die Menschen hier sagen, aus Angst vor einer großen Gefahr, aber all die Legenden zu erzählen, die sie um Ankhelet spinnen, damit könnte ich einen Abend verbringen. Aber vielleicht werde ich sie einmal aufzeichnen lassen, für die Idee Seiner Edelgeboren Ascanio ...“
Idra Cowoneer schmunzelte, doch dann wurde sie wieder ernst. „Habt Ihr über meinen Vorschlag nachgedacht? Und den meines Gemahls?“ fragte sie dann sanft. „Nur Eure Bemerkung habe ich nicht verstanden ...“
Delhena lehnte sich gegen die Mauer und nickte müde. „Ja, es ist auch schwer zu verstehen, aber ich spreche nicht gerne darüber. Ich vertraue Euch. Vor über zwanzig Jahren war ich schon einmal Mutter ... es waren Zwillingstöchter, aber noch bevor sie drei Jahre alt waren, entführte man mich. Bis zum heutigen Tage sah ich sie nicht mehr, und ich kenne auch ihr Schicksal nicht ... Wenn sie noch lebten, wären sie erwachsene Frauen, vielleicht selber Mütter.“
Delhena schloß einen Augenblick die Augen und legte die Hände auf ihren gewölbten Bauch. Doch sie bemerkte das Mitgefühl der anderen durch die sanfte Geste, mit der diese ihr über den Arm strich.
„Ich bin einem solchen Bund nicht abgeneigt, aber laßt mir noch einige Monde Zeit. Erst soll das Kleine geboren werden ...“ „Und Euer Gemahl?“
„Ich glaube, er hält nicht viel von einem solchen Vertrag und plädiert für die Freiheit der Entscheidung. Können wir jetzt schon bestimmen, wie unsere Kinder sich entscheiden werden?“
„Nein, natürlich nicht. Aber wir können ihnen einen Lebensweg bieten, und verwandtschaftliche Bande können unsere Domänen noch stärken. Ich werde mit meinem Cedor sprechen, und ich denke, er wird einem Aufschub zustimmen ...“
„Ich danke Euch.“ Delhena lächelte und seufzte leise. „In nicht mehr als zwei Mondläufen ist es soweit. Es wird ein Rondrakind sein ...“

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och auch andere hohe Herren und Damen zog es für eine Weile aus der Halle, um den schönen Sonnenuntergang zu beobachten und dort ihre Gespräche fortzusetzen. Seine Edelgeboren Troyan scherzte und lachte angeregt mit der Dame Azielle und der getreuen Vogtin unserer Herrin, Synella Edle zu Nepailo, und erzählte ihnen wortreich von seinen Taten.
Ich sah die edle Begleiterin Kemocs des Schwarzen, die Dame Zahrina, mit den jungen Tänzerinnen Ankrams plaudern, während Seine Hochgeboren Agadir verzweifelt nach einem Spielpartner für eine Partie Rote und Weiße Kamele suchte.
Die derzeitige politische Lage des Mittelreiches wurde lautstark erörtert, und während Seine Hochgeboren Baryatoc laut das Fehlen seiner linken Hand erklärte, erfuhren die Anwesenden nun das Opfer seiner Beschimpfungen, den großen Handelsherren Stoerrebrandt. Aber auch über die Orken und den Answinaufstand wußte er viel zu berichten, was Baron Kadron zu der Bemerkung veranlaßte: „... allerdings dürfen wir dabei nicht zu Verbündeten der Orks werden. Hier sollten alle Reiche wie eine Front zusammenstehen. Wie groß die Gefahr für die Menschen ist, kann man sicher noch nicht abschätzen, doch jeder verlorene Schritt ist einer zu viel. Ich bin davon überzeugt, daß die ‘Garethier’ die Orks bald wieder verjagt haben werden, doch sollte man ihnen trotzdem Hilfe zukommen lassen. Und sei es nur dadurch, indem die Hauptmacht des Lieblichen Feldes weiter nach Süden verlagert wird, so daß die Almadaner sich weniger bedroht fühlen brauchen und so die Möglichkeit erhalten, mehr Truppen in den Norden zu entsenden.“
Dies veranlaßte einige andere Herren, zu ähnlichen Themen überzuwechseln, Politik, die auch Baronin Elanor interessiert aufhorchen ließ. Zudem Herr Jaarn Firunwulf ter Severijn für längere Zeit außer Landes und am Hofe der Khefer Königin verweilt hatte, um dort den „Vinsalter Vertrag“ vorzulegen und zu unterzeichnen. Dies habe ihn davon abgehalten, noch häufiger um die Hand der Baronin zu werben, erklärte er bedauernd, wenn er auch darüber hinweggekommen zu sein schien, daß unsere Herrin Delhena ihn verschmäht hatte.
Nun denn, den ganzen Tag schon hatte er sich auffallend freundlich und fröhlich verhalten, so als sei nichts vorgefallen, und auch jetzt war er der Mittelpunkt eines größeren Gesprächskreises, der die militärischen und diplomatischen Erfolge Ihrer Allerkaiserlichsten Majestät im Süden lobte - die Angliederung von Drôl, das mit seinen neuernannten, verdienten Adligen nun getreu zur Krone stand, aber in seiner Angliederung Schwierigkeiten gemacht hatte.
Auch die Lossagung Seiner Majestät des Seekönigs Mermydion von Rethis von der garethischen Herrschaft und der Anschluß der Städte Rethis und Teremon wurde gewürdigt, und man munkelte von einer baldigen Verlobung Ihrer Hoheit der Kronprinzessin Aldare Firdayon mit des Meerkönigs Sohn Haridiyon, die aber Herzog Timor nicht zu bestätigen wußte. Nun setzte auch noch einmal Seine Edelgeboren Ascanio ein, um das Gesagte mit seinen Erlebnissen in trahelischer Gefangenschaft und den dortigen Ereignissen zu ergänzen. Immerhin, so befand man nach Abschluß dieser hochpolitischen Debatten, habe das Alte Reich an Stärke gewonnen und könne den kommenden Zeiten, die sicherlich eine Konfrontation mit den Mittelreichern bringen würden, voller Zuversicht entgegensehen.
Endlich - und nun, da Praios’ Auge hinter dem Horizonte versunken war, beschloß man, sich wieder den Freuden des Festes und der Feierlichkeiten zuzuwenden und beobachtete erneut die Tänzerinnen, die die Gäste unterhielten, bevor das Festmahl hineingetragen wurde.
Nach und nach fanden sich auch jene ein, die sich draußen anderen Vergnügungen zugewandt hatten.