Briefspiel:Ponterraner in der Wildermark

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png

Sheniloneu3k klein.png Briefspiel in Shenilo Sheniloneu3k klein.png
Beteiligte (irdisch)
Familie Menaris klein.png Athanasius
Haus Aurandis klein.png Randulfio

Die Briefspielgeschichte Ponterraner in der Wildermark gibt eine "liebfeldische" Episode am Rande der Befreiung dieses seit Jahren umkämpften Teils Darpatiens während des Jahres 1035 BF wieder. Sie beschreibt schicksalshafte Ereignisse der vom darpatischen Landedlen Ilsandor von Hauerndes, einem Mitglied des Falkenbundes Ucurian von Rabenmunds, in das Mittelreich geführten horasischen Söldner mit darpatischen Wurzeln. Diese, namentlich die Rommilyser Reiterei und die Darpatengarde, hatten sich noch einige Monde zuvor bei der Fahnenschlacht von Gilforn gegenübergestanden. Alte und neue Animositäten unter den Kämpfenden sorgen für besondere Gefahren im ohnehin blutigen Zwist gegen Kriegsfürsten, Mordbrenner und Herren der Schattenlande.

Die Wildermark im Travia-Mond 1035 BF, Turm Sveldrûn in der Baronie Rosenbusch

‘Bewacht den Sveldrûn‘, hatte er gesagt. ‚Ich bin vor Sonnenaufgang mit den Reitern zurück‘, hatte er gesagt. Tydor Gorbas, Leutnant der Darpatengarde, spuckte aus. Dann parierte er den Schlag einer bulligen Frau mit dreckigem Haarschopf mit seiner Glefe, ließ den Stiel der Waffe in deren Bauch fahren und rammte ihr sein plattenverstärktes Schulterblatt in den herabsinkenden Schädel. Die Frau ging mit einem Stöhnen zu Boden und Tydor machte einen Schritt zurück in die Reihen der anderen Glefenträger.
Der braune Säbelzahntiger war erst vor wenigen Stunden über dem Horizont aufgetaucht. Fast schien es, als habe die Kriegsherrin Chayka, deren Banner ihren barbarischen Kämpfern vorangetragen wurde, den Abzug der Reiterei gen Oppstein abgewartet, bis sie sich dem Turm Sveldrûn zugewandt hatte. Gorbas hatte Condottiere Gernbrecht gewarnt, dass der Feind Späher ausgesandt haben mochte. Der Condottiere der Rommilyser Reiter hatte seine Bedenken aber mit einer Geste weggewischt „Der Turm hat Schützen, es gibt nur einen Aufgang, der Rest wird von undurchdringlichen Wäldern umschlossen. Selbst wenn der Feind kommen sollte: Mit Euren Leuten und den Bogenschützen könnt ihr ihn gegen die doppelte Zahl an Männern halten, bis wir wieder zurück sind.“
Keine falsche Einschätzung der Lage. Aber Gernbrecht von Oppstein war von falschen Voraussetzungen ausgegangen. Der Wald bot keinen Schutz, wenn er in Flammen stand. Genau das wäre aber geschehen, hätte Tydor Gramzahns Fackelträgern nicht den Weg verstellt. Nun starrte er auf die Reihen der Horde, zwei Hundertschaften bis an die Zähne – und mit Zähnen – bewaffneter Männer und Frauen, Barbaren und Halsabschneidern, die das Wort Söldner nicht verdienten. Der erste Ansturm war zurückgeschlagen worden, die Barbaren kämpften wild, aber nicht überlegt und hatten sich an den Glefen der Garde mehr als nur blutige Nasen geholt. Jetzt kündeten Trommeln und Hörner von einer veränderten Strategie der Barbarenprinzessin: Sehnige Ferkinas mit Schleudern und zottelige Barbaren mit Speeren drängten sich nach vorne und ließen Stein, Bein und Holz auf die Reihen der Garde niederfahren.
Gorbas duckte sich, aber noch waren die Feinde zu weit weg, die Wurfgeschosse markierten den Weg ins Tal, wenige Dutzend Schritt entfernt. Tydor wandte sich an den Mann, der als einziger ein eigenes Emblem führte, die goldene Hand mit dem Horn. „Sie werden uns aus der Ferne dezimieren und dann angreifen, wenn wir schwach sind. Dann ist der Tross ohne Verteidiger!“ Der alte Hauerndes nickte. „Ich werde Euch all‘ meine Männer unterstellen, bis auf elf meiner Besten.“ Ilsandor runzelte die Stirn, unterbrach ihn aber nicht. „Das sind Wilde, ihre Wut ist größer als ihre Klugheit. Wir verschaffen Euch die nötige Zeit, Euch zurückzuziehen. Ihr könnt die Festung halten, bis von Oppstein kommt.“ „Falls er kommt“, warf der darpatische Adlige jetzt ein.
Unterdessen hatten sich die Werfer und Schleuderer weiter nach vorne gewagt, waren aber von einigen gezielten Pfeilen aus dem Turm abgeschreckt worden. „Er wird kommen“, sagte Tydor mit mehr Überzeugung in der Stimme, als er insgeheim fühlte. Dann gab er die Befehle. Die Frauen und Männer nickten, diejenigen, die zurückbefohlen wurden zögerlicher, als die, die zum Sterben vor dem Turm bleiben würden. Deshalb hatte er Ilsandor den Befehl über die Reste der Garde gegeben. Er würde keine Freunde oder Familienmitglieder im Stich lassen und er war erfahren genug. „Was ist, wenn sie mit Feuer zurückkehren, Leutnant?“ Tydor schüttelte grimmig den Kopf. „Sie haben geblutet, jetzt wollen sie uns bluten lassen!“ Er betete zu den Zwölfen, dass er damit recht behielt.
„Herr Ilsandor“, hielt Tydor den Adligen zurück, der sich schon zum Gehen gewandt hatte. „Würdet ihr ein Auge auf meinen Sohn halten, Herr?“ Als Ilsandor ernst genickt hatte und gegangen war, wandte sich Tydor Gorbas endlich wieder den Feinden zu. Bald wären sie in Reichweite. Der Leutnant erhob seine Stimme, reizte den Feind, nannte die Barbaren feige Hunde, die nicht tapfer genug seien, sich seinen Klingen zu stellen. Es brauchte nicht lange, bis die ersten hünenhaften Krieger aus den Feindesreihen ausbrachen und brüllend den Hang hinauf liefen. Ein Horn kündete davon, dass die Befehlshaberin sich entschieden hatte, dem Beispiel der Wilden zu folgen. Reiter auf kleinen wendigen Pferden setzten sich in Bewegung und Tydor hörte das Rattern der Streitwägen. „Für Darpatien, Gardisten!“ rief der Leutnant seinen Männern zu. „Feuer den Freunden!“ intonierte er. „Feinden den Brand!“ antworteten die elf Kämpfer, die mit ihm zurückgeblieben waren. Das Hochgefühl, das den Leutnant bei diesen Worten umbrandet hatte, verflog schnell, als durch die Reihen des Feindes ein Streitwagen brach. Rücksichtslos sensten die Klingen an den Rädern zwei Krieger, die nicht schnell genug gewesen waren, von den Beinen. Eine bullige, kleine, bärtige Gestalt hielt die Zügel und hetzte seine Pferde den Abhang hinauf. Die Pferde waren schneller als alle anderen, sie flogen die Anhöhe geradezu hinauf. Tydor erkannte, dass ihre Mähnen in Flammen standen. Der Reiter trieb sie an und lachte. Tydor Gorbas betete.

Die Wildermark in der Mitte des Boron-Mondes 1035 BF, vor den Toren Wehrheims

Gilbrecht wischte sich den Schweiß von der Stirn und starrte prüfend auf den Reiterhammer auf dem Amboss vor ihm. Es war eine Schande. Die Waffe stammte aus der Fertigung eines Meisters seines Faches, der Liebfelderin Horanthe aus Arivor. Eine Arbeit wie diese hätte der Schmied selbst niemals herstellen können. Nun versuchte er, sie zu zerstören. Er seufzte und legte die Zange beiseite.
Ebenfalls in der Feldschmiede der Rommilyser Reiter, nur wenige Schritt von ihm entfernt, stand der junge Travin Gorbas und hämmerte auf ein Stück Stahl ein, dass ihm Gilbrecht zum Üben gegeben hatte. Der Junge war gerade erst zwölf Sommer geworden, aber er hatte bereits drahtige Muskeln und stellte sich mit den Eisen gut an. In den vergangenen Wochen arbeitete er um so verbissener, stürzte sich ganz in die harte Arbeit, um Gedanken zum Tod seines Vaters vor dem Sveldrûn zu entgehen, wie Gilbrecht vermutete. ‚Travin hätte keine Waise werden müssen, zumindest nicht an diesem Tag‘, dachte der Schmied und nahm die Feile zur Hand.
Nach einem sichernden Blick hinter sich und in Richtung des Jungen zog er mit dem Eisen feine Furchen in die Unterseite des Schnabels der Waffe. Dann schob er den Parierkorb einige Finger beiseite und wiederholte die Prozedur direkt unterhalb der Halterille. Als er fertig war schob er den Korb wieder an seinen Platz. Er nahm ein Brett und hieb mit dem Schnabel darauf. Die Waffe verfing sich. Travin drehte sich in seine Richtung um, sagte aber nichts. Gilbrecht löste die Waffe wieder aus dem Holz, zog dabei aber nicht am Griff sondern hebelte sie unter dem Schnabel vorsichtig aus der Bruchstelle. Einiger Splitter verfingen sich in den Furchen, die der Schmied geritzt hatte. Das gleiche würde geschehen, wenn der Schnabel in Metallplatten oder einen Schild fahren würde. Und wenn der Träger des Hammers dann mit Wucht am Griff zog... „Kommt her, Travin!“ sagte Gilbrecht und reichte dem Jungen den Reiterhammer, nachdem er ihn mit einem Tuch poliert hatte. „Bring das gute Stück zu Condottiere von Oppstein. Es sollte jetzt wieder gute Dienste leisten!“ Der Junge nickte, nahm den Hammer behutsam an sich und eilte davon. Gilbrecht blickte ihm hinterher. Er verzog das Gesicht. Eine Schande. Um die Waffe.