Briefspiel:Ratssitzung

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Beteiligte (irdisch)
Haus della Pena jH klein.png Horasio
Der Sinnreiche Junker von Aranjuez

Unterfels, 9. Rahja 1032 BF

Autor:Horasio Im Palazzo della Signoria, Ratssitzung (2. Rondrastunde)

Lächelnd nahm Savinya Romeroza einige Bögen Papier entgegen, überflog die Zeichnungen und reichte sie an die neben ihr sitzenden Ratsmitglieder weiter. "Fahrt fort, Maestro Marciano," befahl sie dem Künstler, der eilig nickte.
"Also, auf den Skizzen könnt ihr die von mir angedachte Anordnung der Gestirne auf dem Fresko erkennen, es soll der komplette aventurische Sternenhimmel abgebildet werden mit dem zentralen Motiv der neun Wandelsterne, welche für die neun Stadtteile von Unterfels stehen sollen. Umrahmt und geschützt vom Zwölfkreis, der damit seine schützende Hand über Unterfels legt. Die Position der anderen Sternzeichen habe ich mit dem Astrologen Amando Sfandini abgesprochen."
"Es macht einen guten Eindruck," meinte Ansvino Rizzi unterbrechend und drehte die Skizzen in seinen Händen etwas. "Allerdings habt ihr uns bereits die Kosten dieses Auftrags erläutert und ich glaube nicht, dass wir uns ein solches Fresko, so schön es auch sein möge unter Sternen zu beraten," er drehte sich zu den anderen Mitgliedern des Rates um, blickte dann zu der leeren Decke und fuhr fort, "leisten können. Außerdem stellt sich mir die Frage, weshalb ihr solch überzogene Forderungen stellen müsst.
Entlohnt euch euer Graf nicht mehr ausreichend."
Der Künstler wandte sich zu dem Prälaten des hiesigen Tempels der Travia und biss sich auf die Lippen. "Vielmehr ist mein großzügiger Auftraggeber bereit mich für diese Arbeiten von anderen Arbeiten frei zu stellen, mich aber weiterhin zu bezahlen. Ansonsten wären die Kosten für die Signoria erheblich teurer, letztlich kommt die Stadt damit nur für die Materialien und meine Gehilfen auf."
"Sollen wir uns nun bei Signor Horasio bedanken?", rief Erlan Sirensteen herein und zeigte dem von ihm genannten Grafen, der ihm gegenüber saß, ein falsches Lächeln. Dieser reagierte jedoch nicht, zu sehr war er die Sticheleien des Signors von Irendor gewohnt.
"Auf mich macht das einen ausgezeichneten Eindruck," erklärte Savinya Romeroza und durchbrach damit das Schweigen im Saal, "allerdings sind die Einwände seiner Hochwürden," sie nickte dem Travia-Geweihten zu, "durchaus angebracht wenn wir uns die leeren Stadtkassen vor Augen führen." Sie raffte die Skizzen zusammen, die wieder bei ihr angekommen waren. "Ich bin jedoch zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden können. Vielleicht findet sich ein Gönner," nun schweiften ihre Augen zu Orlan Telmian, "der uns diesbezüglich unterstützen kann. Der Centenario und ich, werden sich persönlich darum bemühen, nicht wahr Signor Tilfûr?" Der Patron der della Trezzi nickte gelassen.
"Gut, dann könnt ihr euch wieder setzen, Maestro Marciano und wir fahren mit nächsten Puncto des Tages fort. Der da wäre, Nandaia?" - "Verschiedenes," antwortete die Base der Senescalia.
Diese nickte. "Wer hat etwas vorzubringen?", fragte sie in den Raum, doch scheinbar hatte keiner der Patrizier den Wunsch die Sitzung unnötig zu verlängern. "Wenn das so ist, dann werde ich die heutige Sitzung schließ...," begann sie, wurde jedoch von Vascal ya Berîsac unterbrochen, der theatralisch aufsprang und mit großen Schritten nach vorne ging, in seinen Händen eine Mappe mit Pergamenten. "Ihr habt das Wort Signor Vascal," erklärte sie.
Er nickte und blickte hinüber zum selbsternannten Grafen Horasio della Pena, seinen Erzfeind, den er trotzig in die Augen sah. "Signor Horasio, wir wissen dass im Yaquirbruch um den Stuhl der Grafen zu Bomed erbittert gefochten wird."
"Verschont uns bitte mit Tatsachen, die allen in diesem Raum bewusst sind," entgegnete ihm der Angesprochene kalt.
"Beantwortet mir einstweilen nur diese Frage: Ihr habt euch aber doch einverstanden erklärt, auf dem Gebiet der Stadt Unterfels auf rondrianische Handlungen zu verzichten und die Rechtmäßigkeit der Organe dieser Stadt, also ihrer Räte und Gerichte, anerkannt."
"Selbstverständlich."
"Kommt bitte auf den Punkt Signor Vascal," tadelte Savinya Romeroza genervt.
"Geehrte Signoras und Signori des Rates, ich," er legte die Mappe der Senescalia auf den Tisch, "klage Signor Horasio della Pena vor dem Gericht der Stadt an. Nicht seinen unrechtmäßigen Anspruch auf den Grafenstuhl klage ich an, dies soll meinetwegen auf dem Schlachtfeld oder von einem königlichen Gericht entschieden werden. Doch dieser Mann," er wies nun mit seiner Hand auf Horasio della Pena, "hat den Mord an Gräfin Alwene von Oberfels-Phecadien angeordnet oder gar selbst verübt. Darüber hinaus hat er meiner Familie Grund und Boden gestohlen und bewohnt nun das SchloßTelorodanya, das rechtmäßig im Besitz der Berîsac sein sollte."
"Das ist doch lächerlich," entgegnete der Angeklagte laut um das Stimmenwirrwarr, welches ausgebrochen war, zu übertönen.
"Ich halte das nicht für lächerlich," schaltete sich Erlan Sirensteen ein, der als Praetor nobile immerhin höchster Richter der Stadt war. "Immerhin wurden beide Taten hier in Unterfels verübt. Und für die Verfolgung von solch schweren Verbrechen in unserer Gemeinde ist nun einmal das Gericht unter meinem Vorsitz verantwortlich." Wieder lächelte Erlan Sirensteen.
"Vascal ya Berîsac, ihr werdet das bereuen!", rief Graf Horasio quer durch den Raum. "Ihr werdet das bereuen, ihr riskiert den Frieden in dieser Stadt. Und das wisst ihr!"
"Beruhigt euch!", versuchte sich nun Savinya Romeroza einzubringen. "Ich denke bevor es zu einem Verfahren kommt, sollte das Consilio della Ufficio mit der Beratung durch die Gemeinschaft des Lichts zunächst einmal prüfen, ob wir über Ereignisse vor der Konstituierung unserer Gemeindeordnung richten dürfen." Zornig nickte Horasio, während Vascals und Erlans Lippen ein leichtes Lächeln zierte. "Auf der nächsten Sitzung der Signoria wird der kleine Rat seine Entscheidung bekannt geben. Die Sitzung ist geschlossen!"



Autor:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez

Wie so oft in letzter Zeit versteckte Hernán von Aranjuez sein Gähnen hinter dem rasch zu den Lippen geführten Weinpokal. Man konnte nicht sagen, dass er mittlerweile Gefallen an den täglichen Ratsgeschäften gefunden hatte, und entsprechend machten bereits Gerüchte die Runde, dass er für keine weitere Amtsperiode kandidieren würde. Nun, zumindest nicht höchstselbst, denn zweifellos würde er den guten Klang, dessen sich der Name Aranjuez im Almadinquartier erfreute, dafür nutzen, einen Kandidaten seines Vertrauens wählen zu lassen. ‚Deckenfresken...’, dachte sich der Condottiere, und schüttelte das Haupt, ehe er sich einen Schluck des Weines genehmigte. Wenn schon die zu beratenden Angelegenheiten staubtrocken waren, so musste das nicht für seine Kehle gelten. ‚Verschiedenes...oh ihr guten Götter...’ Wenn es noch etwas Langweiligeres gab als Deckenfresken, dann die kleingeistigen Nichtigkeiten, die zumeist unter diesem abschließendem Punkt behandelt wurden. Sein Vetter Rafik würde nun genau seine Ohren spitzen. „Kenne die Motivation Deiner Mitmenschen. Sie sind der Schlüssel sie zu beherrschen.“, pflegte dieser stets zu sagen. Freilich hatte er leicht reden, schließlich saß er nicht in diesem Raum. Doch wie es schien, kam der Almadaner heute um diesen Punkt herum, und er hatte den Seufzer der Erleichterung schon auf den Lippen, als Vascal ya Berîsac aufsprang und das Wort ergriff. Sofort richtete sich der Condottiere ein wenig auf, und die plötzliche Drehbewegung des Spazierstocks, auf den er die andere Hand gestützt hatte, war das untrügliche Zeichen dafür, dass er nun tatsächlich interessiert die Ohren spitzte...