Briefspiel:Rebenblut (10)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: Herbst 1035 BF Schauplatz: Urbasi, besonders Palazzo Solivino Entstehungszeitraum: Februar 2014
Protagonisten: führende Mitglieder der Familie Solivino, dazu weitere Patrizier Urbasis Autoren/Beteiligte: Familie Solivino.png Dunkelklinge, Haus Urbet.png Gonfaloniere, Familie Zorgazo.png Toshy
Zyklus: Übersicht · Ausbrechender Bruderzwist · Briefe unter Geschwistern · In unruhigen Bahnen · Rahdrigos Rückkehr · Auf Kollisionskurs · Wie Eis und Feuer · Ist er tot? · Seines Bruders Blut · Bolzen und Dispute · Aufbruch

Aufbruch

Autor: Toshy

Eronia stand da und blickte besorgt und nachdenklich zu ihrer Zofe, die neben dem gestürzten Oberhaupt der Solivnio kniete und scheinbar noch Hoffnung sah, diesen vor Borons Zugriff zu bewahren.
"Macht Platz da", kam ein ruppiger, männlicher Befehl und Eronia blickte sich um. Sie sah zwei Männer mit einer Trage, die soeben die lästernden Frauen beiseite schoben, die sich das Maul so schändlich über Urbasis Patrizier zerrissen.
"Noch scheint es Hoffnung zu geben", pflichtete Eronia dem sorgenvoll dreinblickenden Bruder Rahdrigos bei.
Doch dieser schien die Signora Zorgazo nicht zu hören.
Sein Blick war sorgenerfüllt und starr auf den schlaffen Körper seines Bruder gerichtet, der soeben auf die Trage gehoben wurde. So plötzlich sie gekommen waren, so schnell verschwanden die beiden Männer mit ihrer Trage und dem daraufliegenden Rahdrigo.
"Kann ich noch etwas für euch tun?" fragte Eronia in Rahjalins Richtung und diesmal schien der junge Patrizier sie wahrzunehmen ...


Autor: Dunkelklinge

Rahjalin kam nicht umhin sich über das plötzliche Erscheinen der beiden Männer und ihrer Bahre zu wundern. Es waren wohl nicht alle Zuschauer gänzlich untätig gewesen und eine noch nicht hervorgetretene Person musste für diese Unterstützung verantwortlich sein, dachte er bei sich. Gleichzeitig zerfraß ihn die Unkenntnis über den genauen Zustand seines Bruders und schien seinen Sinn zumindest noch teilweise zu blockieren. So schnell wie sie gekommen waren, so schnell wurde der bewusstlose Rahdrigo auch davon getragen.
Die Frage von Eronia wusste er nicht so recht zu beantworten: "Ihr habt schon viel getan, mehr als das untätige Volk umher, das nur mit stumpfsinnigem Glotzen gedient hat. Doch bin ich in Anbetracht der Lage selbst nicht sicher, was es für uns überhaupt noch zu tun gibt. Das Leben Rahdrigos liegt nun in der Hand des Medicus. Wenn es Euch jedoch nichts ausmacht, so könntet Ihr mich auf dem Weg dorthin gerne begleiten, denn immerhin auf diese Weise kann ich meinen Geist beruhigen."
Er erfasste, dass sich das weiße Tuch der Bahre immer weiter im Meer aus Leibern verlor, und wollte schon hintendrein folgen. Rechtzeitig fiel es ihm noch ein, Auricanius und die fürsorgliche Signora Zorgazo zu informieren: "Sollte ich weiter säumen, dann verliere ich meinen armen Bruder aus den Augen. Würdet Ihr Euch mir also anschließen wollen...", dabei blickte er die Angesprochenen einzeln an, "... so wäre ich Euch sehr dankbar."
Mit diesen Worten begann er mit langen Schritten auf die umherstehende Menschenmenge zuzulaufen ...


Autor: Toshy

Eronia blickte sich unsicher um. Ihre Zofe war wieder an ihre Seite getreten, aber durch Rahjalins Drängen war Eronia noch nicht dazu gekommen sie über Einzelheiten bezüglich des Zustandes Rahdrigos zu befragen.
Eigentlich hatte sie vorgehabt sich an diesem Tag zu Zwecken der Rechtsstudien ein paar Bücher zu besorgen. Aber angesichts der geänderten Umstände und ihrer nicht zu bändigenden Neugier, verwarf sie in ihrem Kopf die Möglichkeit, die Bitte des Solivino abzuschlagen.
"Selbstverständlich werde ich alles tun um euch in dieser schweren Stunde beizustehen", sagte sie nickend und gab auch ihrer Zofe zu verstehen, dass sie sich zu sputen hatte.
Beide eilten Rahjalin nach und Eronia warf noch einen letzten Blick zurück. Sie hatte Auricanius aus den Augen verloren. War er einfach gegangen ohne sich zu verabschieden oder schon vorweggeeilt als die beiden Männer Rahdrigo mit sich genommen hatten? Vielleicht war er auch nur zwischen der Traube von Menschen verdeckt die sich soeben aufzulösen begann ...


Autor: Dunkelklinge

Rahjalin hatte mittlerweile aufgeholt und war aus der engen Menschenansammlung herausgetreten, die sich teilweise eilig daran machten, der hüpfenden Bahre mitsamt seinem Bruder hinterher zu laufen. In den meisten Gesichtern zeigte sich unverhohlene Neugierde, welche die Schaulustigen alle Tagespläne verwerfen ließ, allein um zu erfahren wie es dem Patriarchen der Solivinos weiter erging.
Der nicht mehr ganz junge Rahja-Geweihte hatte schon weit aufgeschlossen, und nur noch wenige Spannbreiten trennten ihn von dem ohnmächtig über die Pflastersteine dahingleitenden Bruder. Neben ihm erschien Eronia, deren Haare vom Wind bewegt wurden. Rahjalin hob erstaunt eine Augenbraue angesichts des Tempos der jungen Signora. Während ihm Muskeln brannten und die Atemzüge stoßweise gingen atmete seine Begleiterin völlig geräuschlos. Als er sich umblickte erkannte er auch die Zofe, die sich bedeutend schwerer tat mit seinem Spurt mitzuhalten.
"Wo bleibt Auricanius?", fragte er vor Anstrengung leicht gepresst. Gleichzeitig dachte er: 'Die Bahrenträger erledigen ihre Aufgabe schon fast etwas zu gut. Lange werde ich wohl nicht mehr durchhalten!'