Briefspiel:Rebenblut (11)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: Herbst 1035 BF Schauplatz: Urbasi, besonders Palazzo Solivino Entstehungszeitraum: Februar 2014
Protagonisten: führende Mitglieder der Familie Solivino, dazu weitere Patrizier Urbasis Autoren/Beteiligte: Familie Solivino.png Dunkelklinge, Haus Urbet.png Gonfaloniere, Familie Zorgazo.png Toshy
Zyklus: Übersicht · Ausbrechender Bruderzwist · Briefe unter Geschwistern · In unruhigen Bahnen · Rahdrigos Rückkehr · Auf Kollisionskurs · Wie Eis und Feuer · Ist er tot? · Seines Bruders Blut · Bolzen und Dispute · Aufbruch

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Autor: Gonfaloniere

Gerade hatte Auricanius noch den Männern gewunken, die mit der behelfsmäßigen Bahre aus dem Solivino-Palast gekommen waren … vielmehr dem Majordomus Vincipella, der für ihre Entsendung wohl verantwortlich war und mit ihnen aus dem großen Tor herausgetreten war. Doch jetzt war er mitten in einen Disput hineingeraten, der sich unter den umher stehenden Popoli abspielte.

Ausgangspunkt war das „Macht Platz da“ der beiden Träger, die sich nach dieser Warnung nicht lange bitten ließen, sondern durchaus ruppig in Richtung des winkenden Praios-Geweihten vorstießen.
„Entschuldige, aber hier stehe ich“, reagierte der erste Angerempelte nur dem Wortlaut nach, nicht aber im Tonfall noch besonnen – ehe er sich überhaupt vergegenwärtigte, wer ihn gestoßen hatte.
„Ey, hört auf zu drängeln“, drehte sich der nächste bereits mit Zornesfalten im Gesicht um.
„Rumschubsen ist aber auch das einzige, was ihr könnt, nicht!“
Die letzte unsanft aus dem Weg geschobene Person ließ sich auch nicht mehr davon beirren, dass es Bahrenträger waren, die sich hier Platz zu machen versuchten. Dass einer gar ein Livree trug, wie es nur von Bediensteten des städtischen Patriziats getragen wurde, wirkte ebenso wenig beruhigend … eher im Gegenteil: „Oho, die hohen Herrschaften haben mal wieder nichts besseres zu tun als die armen Leute zu malträtieren …“
Und so ging es noch eine Weile weiter.
Dass Rahjalin ihn bat, ihm weiter Beistand zu sein, als sein Bruder bereits auf der Trage lag, nahm Auricanius gar nicht bewusst wahr. Und dass der Rahja-Geweihte mitsamt der Zorgazo-Dame den Bahrenträgern hinterher eilte auch nicht. Ihm reichte es jetzt …

„He, du“, schritt er entschlossen auf den vor sich hin schimpfenden Passanten zu, „maße dir kein Urteil an, das du nicht zu fällen hast! Und bei Praios und seinen elf Geschwistern, nimm dich besser zusammen, bevor wir dich in den Turm stecken … oder uns noch etwas anderes einfallen lassen!“
Der so unvermittelt vom Praios-Geweihten Angegangene wirkte überrascht und verängstigt. Wahrscheinlich hatte er gar nicht damit gerechnet, dass einer der Patrizier selbst seine dreisten Worte vernahm.
Dafür rief allerdings ein Anderer, den Auricanius in der Menschenmenge gar nicht ausmachen konnte, in die kurze Stille, die den Worten des Geweihten folgte, mit krächzender Stimme: „Siehste, wenn sie nicht aufeinander schießen können, dann wollen sie uns einschüchtern …“


Autor: Dunkelklinge

Eronia schüttelte nur knapp mit ihrem Kopf und zeigte damit an, dass sie es genau so wenig wusste wie Rahjalin.
Schnurstracks wanderte die Bahre während der gesamten Zeit und mit großer Zielstrebigkeit durch die breiten Straßen. Jetzt wo der Rahja-Tempelvorsteher seinen Bruder aus der Nähe betrachten konnte, da stellte er zu seiner Erleichterung fest, dass sich dessen Brust regelmäßig senkte und hob. Auch war wieder ein gesunder Farbton in das Gesicht des Patriarchen zurückgekehrt und die blutende Stelle am Kopf war mit einem sauberen Leinenstoff verbunden worden. Der Zug der Menschen hinter dem Verbund aus Bahre, Eronia und Rahjalin hatte sich jedoch, und das wiederum ärgerte den Patrizier der Familie Solivino, noch um einiges vergrößert.
Plötzlich stutzte der Signor und rieb sich während des Laufens die Augen: 'War das doch tatsächlich Datames, der Haushofmeister in ihren Diensten, der sich dort aus der Menschenmenge herausschälte?' Eigentlich wunderte sich Rahjalin nicht wirklich über diese Tatsache - schließlich war Datames im Herrenhaus seines Bruders dauerhaft untergebracht -, doch hatte er in seiner Panik nicht einen Gedanken an den alternden Angestellten verwendet.
"Ihr seid es, ehrenwerter Signor?", erhob sich Datames' Stimme gut hörbar für alle umher, "und trügen sich meine Augen nicht, dann müsste dies die junge Dame Eronia Zorgazo sein? Irre ich mit dieser Annahme?" Wie immer hatte der Tonfall des Haushofmeisters etwas kratzend sarkastisches.
Eronia neben ihm sog scharf die Luft an, als der Grauhaarige so scheinbar unbedacht ihre Identität enthüllte. Das Interesse der Masse fokussierte sich jetzt auf die junge Adlige. Erste neugierige Fragen über ihre Anwesenheit wurden gestellt ... nicht alle mit freundlicher Absicht ...