Briefspiel:Retter des Amtes

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Sheniloneu3k klein.png Briefspiel in Shenilo Sheniloneu3k klein.png
Beteiligte (irdisch)
Familie Menaris klein.png Athanasius
Familie Cordur klein.png Cordur
Haus re Kust.png Gishtan re Kust
Familie di Asuriol.png Travin

außerdem mit Stimmabgabe

Haus Aurandis klein.png Randulfio
Familie Brahl klein.png Brahl
Haus Calven klein.png Calven
Haus Carson klein.png OrsinoCarson
Haus di Matienna klein.png Di matienna
Haus Gabellano klein.png Gabellano
Familie Tuachall klein.png Lagoil
Haus ya Papilio klein.png Sharane

Die Briefspielgeschichte Retter des Amtes? spannt sich um die Magistratswahlen in Shenilo im Praios 1034 BF. Außer der dritten Wahl eines Gransignore von Shenilo, zudem der ersten nach dem Ende der verheerenden Landherrenhändeln, steht auch die Entscheidung über die Ämter des Ersten Rates, Iustitiars und des Secretarios an. Über allem steht jedoch die Frage, ob sich die reformierte Ordnung der Civitas Shenilo und das zu wählende neue Stadtoberhaupt bewähren wird, um das Amt von der Beschädigung durch den (bzw. die) Vorgänger zu reinigen. Angesichts der Tatsache, dass während der Balia von Shenilo gar debattiert wurde, das belastete Amt ganz abzuschaffen, kein leichtes Erbe.
Seine erste Bewährungsprobe findet der neue Gransignore in der Auswahl und Nominierung neuer Magistrate.

Wahlreden

Leomar Gabellano

Shenilo, 15. Praios 1034 BF, Geronsplatz

Leomar Gabellano

Leomar Gabellano war nur an seinen auffälligen blonden Haar als der erkennbar, der er war. Ansonsten trug er die schlichte, fast schmucklose Kleidung eines Septimaners, mit dem klassischen Kragen. Wäre er nicht in Begleitung eines Bewaffneten zur Dorén-Halle geschritten, hätte man ihn für einen sorgenfreien, wenn auch nicht wohlhabenden Krämer oder Handwerksmeister aus Nuovo Ruthor gehalten. Doch der Patriarch des weitverzweigten Hauses war nicht zum Topfverkauf oder zur Schneiderarbeit nach Shenilo gekommen. Er betrat die Stufen, die zur Dorén-Halle hinaufführten und nickte den beiden wachhabenden Gardisten knapp, aber ohne besondere Achtung zu und wartete bis sein Begleiter seinen Waffengurt abgelegt hatte. Nach dem folgenschweren Tag, als Ludovigo von Calven vom Popolo zum Gransignore ausgerufen worden war und man den Hohen Lehrmeister Menaris niedergestochen hatte, hatte die Balia entschieden, fürderhin ab den Treppen der Dorén-Halle keine Waffen mehr zu dulden. Er betrat nach einigen raschen Schritten durch die Eingangshalle des Gebäudes den Sitzungssaal, wo sich bereits die meisten der Signores und Gesandten der neugebildeten Eteria zusammengefunden hatten. Um den kreisrunden Tisch saßen und standen die Oberhäupter der Sheniloer Patrizierfamilien, aber Leomar erblickte auch Gilmone Silandris, die Gesandte der Felsen und deren Pendant aus Côntris, Rahjadan Korbmacher. Der alte Rechtsgelehrte hatte sich seinen mächtigen Bart sauber gestutzt und das schwere Amulett mit dem Wellensymbol ragte unter dessen weißen Spitzen nur wenig hervor. Leomar ging die Reihen der Patrizier entlang und nickte jedem – die Baronin von Arinken erhielt eine knappe Verbeugung – der Anwesenden respektvoll zu, begrüßte aber nur den jungen Baron von Côntris, Dartan dessen älteres Pendant von jenseits des Yaquirs, Orsino Carson und den Gesandten der Ockerfelsen aus Chetan mit Namen und kurzem Gespräch. Die kommenden Minuten verbrachte Leomar mit meist belangloseren Worten mit einem der drei, ging aber im Geiste währenddessen seine Worte durch. Dabei blickte er einige wenige Male in Richtung der beiden Cordur, die beieinandersaßen und sich in stillem Gespräch befanden. Dorio war ihm während der Verhandlungen in der Balia vertrauter geworden, aber er wusste nur wenig über dessen Verwandten Tolman, der seit fast einem Jahr als Herold fungierte. Leomar wandte den Blick von den Cordur ab und bedeutete dem sich nun mit nicht unerheblicher Kraftanstrengung erhebenden Potros Tuachall, dass er zu sprechen wünschte. „Der alte Krüppel steht immer noch“, dachte Leomar nicht ohne abschätzige Verwunderung, „obwohl Bessere und Jüngere um ihn herum gefallen sind.“ Das Gesicht des Patriarchen der Gabellano blieb ausdruckslos. Nun erteilte ihm Potros, der als ältestes Mitglied des neuen Rates noch immer den formellen Vorsitz führte, das Wort. Leomar erhob sich, dankte dem Tuachall für das Wort, faltete die Hände hinter dem Rücken und richtete sich auf. „Eteri Shenilos, es ist Zeit für einen Neuanfang nach den Verirrungen des vergangenen Götterlaufes. Die Zwistigkeiten von Stadt- und Landadel, von Patriziat und Popolo, von Sheniloern und Shenilern haben unsere Civitas an den Rand des Abgrunds geführt. Es gilt, neue Wege zu beschreiten und die alten Pfade, gesäumt von Schmähungen, Schändungen und Schmerzen innerer Zwistigkeiten zu verlassen. Die Fahnenschlacht hat uns allen gezeigt, dass wir zusammenstehen müssen, um den wahren Feind Shenilos von unserer Kehle fernzuhalten. Sie muss uns aber auch gezeigt haben, dass das Schlachtfeld nicht der Weg zum Sieg über die Yaquirstadt sein kann. Dies nicht, solange Pertakis’ Panzer glänzt, seine Speere blitzen und sein Gold schimmert, während unsere Rüstungen rosten, unsere Schwerter erblinden und unser Kupfer von Grün überzogen wird.“ Er griff in seinen Ärmel und zog ein Pergament hervor, dass er aufrollte und den Versammelten entgegenhielt. „Dies sind die Namen der führenden Familien der Stadt und ihre Schulden.“ Er wies auf eine große Zahl am Ende des Dokumentes. „Wenn der Abakus nicht trügt, dann stehen die Stadt und ihre Geschlechter bei anderen Kaufherren, Geldleihern und Bankhäusern mit fast 50.000 Dukaten in Schuld. Wenn wir verhindern wollen, dass das Gold der Ilsandro, der di Pertakir oder der ya Lerdis obsiegt, wo Kalman von Schelfing versagte, dann müssen wir auf Phexens Pfaden wandeln und von Rondras Ritt absehen.“ Leomar rollte das Pergament wieder auf und steckte es zurück in seinen Ärmel. „Die Gabellano haben überdauert, obwohl all unsere Verwandten und Verbündeten an ihrem Verrat zugrundegingen. Gemeinsam mit den Familien der Eteri Jeanos und Dorio schicken wir uns an, die Geronsbank wieder aufzurichten. Wenn Ihr, die Ihr hier versammelt seid, mir Eure Stimme gebt, werde ich als Gransignore Sorge tragen, dass fürderhin der Camerlengo und nicht der Constabler zum wichtigsten Magistraten Shenilos wird!“ Er nahm wieder Platz und wartete ab.

Tolman Cordur

Als Leomar Gabellano mit seiner Rede geendet hatte, erhob sich Tolman Cordur nach angemessener Zeit und schritt zum Podest um seine Wahlrede zu halten. Seine Kleidung in den Farben Shenilos saß akkurat und die Haare waren gestutzt. Als er am Pult angekommen war, ließ er seinen Blick kurz über die Anwesenden schweifen um schließlich mit seiner Rede zu beginnen.

Der zweite Anwärter - Tolman aus der Familie Cordur

„Ehrenwerte Herrschaften,

heute spreche ich zu Euch damit ihr mir bei der kommenden Wahl Eure Stimme gebt. Warum ich dies tue, obwohl ich in den Landherrenhändel sehr lange auf der Seite von Ludovigo von Calven-Imirandi gestanden habe, werden sicherlich einige von Euch denken. Ganz einfach“ er machte eine kurze Kunstpause „Nicht nur auf der Seite der Calvenisten wurden Fehler gemacht. Fehler sind des Menschen Natur und keiner hier ist ohne Fehl. Aber ich will niemanden hier anprangern, nein ich will, dass es mit dieser Stadt wieder aufwärts geht. Doch dies gelingt nicht mit gegenseitigen Schuldzuweisungen, sondern indem jeder sich seine eigenen Fehler eingesteht und uns zusammen für das Wohl unserer schönen Stadt einsetzen. In den letzten Jahren hatte unsere Stadt mit Krisen zu kämpfen, mein Ziel als Gransignor ist es die Nachteile, die uns entstanden sind in Vorteile unsererseits umzuwandeln. So können wir beweisen, dass wir die Tugenden die diese Stadt groß gemacht haben, immer noch besitzen und einzusetzen wissen. Denn diese Stadt würde heute nicht mehr existieren wenn die Menschen die hier in den letzten Jahrhunderten gelebt und gewirkt haben, die Tugenden wie Stärke in der Not, Erfindungsreichtum und Göttertreue nicht gehabt hätten. Desweitern werde ich natürlich für die Anliegen der Stadt bei höheren Stellen eintreten um diese voran zu treiben, sowie es schon die Gransignore vor mir getan haben. Mein Ziel wird es auch sein, Shenilo noch attraktiver für Reisenden aus fernen Ländern zu machen, sei es die Pilgerstätte um Gerons Grab mehr hervorzuheben oder die guten Weine zu preisen. Und jeder von Euch ehrenwerte Herrschaften, kann dazu beitragen.“
Er machte wieder eine kurze Pause um dann fortzufahren. „Bevor ich meine Rede beende möchte ich danken. Ich danke Gisthan re Kust für seine Arbeit als vorübergehender Gransignor, die er geleistet hat und wünsche ihm alles Gute für seine Ziele und Wünsche in Ramaud Ich danke weiterhin Ihnen die heute hierher geeilt sind und der Bevölkerung von Shenilo, für das was sie für diese getan haben und noch tun werden. Ich freue mich über jede Eurer Stimmen, damit wir zusammen die Ziele erreichen können, die wir uns gesetzt haben. Rondra und Hesinde sowie ihre Geschwister werden mir dabei helfen. Ich danke Euch.“

Nachdem der Applaus abgeklungen war, schritt Tolman Cordur wieder zu seinem Platz neben Dorio um das Votum der Anwesenden abzuwarten.

Der Wahlgang

Tankred Menaris rieb sich mit den Fingerspitzen seiner rechten Hand über den harten Knoten der Narbe, die noch immer von dem nun fast einen Götterlauf zurückliegenden Messerstich kündete. Bei den Verhandlungen zur Balia hatte man für die neue Adelsversammlung verschiedene Regularien der Wahlabfolge durchgespielt: Die Wahl nach Rangfolge erschien manchen als Perpetuierung des alten Zweikammersystems hätten doch so fast alle Landadligen getrennt von den Stadtadligen abgestimmt. Schließlich hatte man sich für die Anziennität entschieden: Das Alter des Wählenden entschied über den Zeitpunkt seiner Stimmabgabe. Zunächst hatten mithin die jüngsten Ratsmitglieder ihre Stimme abgegeben.

So hatten zunächst die jüngsten unter den Anwesenden abgestimmt, die zum Teil erst im 11. Jahrhundert nach dem Fall des Hunderttürmigen Bosparans geboren worden waren: Dartan di Côntris, Marino von Calven, Tyerka Wankara, Guiliana di Matienna, Daryl Brahl und Randulfio Aurandis.
Unter den dann Abstimmenden befand sich auch Tankred Menaris selbst, genauso Orsino Carson, Sharane ya Papilio, Travin di Asuriol, Dorio Cordur, Endor Dorén und außerdem der zur Wahl stehende Leomar Gabellano. Älter als Tankred und deshalb erst nach ihm zur Abstimmung gerufen waren Rondrigo Amando Schwarzenstamm, Potros Tuachall und Mazarina di Selshed. Erst am Ende würden die Gesandten des Landes, die drei Vertreter der Bundesstädte Chetan, Côntris und Sodanyo ihre Wahl treffen.

Tankred verschaffte sich einen Überblick über das bisherige Wahlgeschehen. Es zeichnete sich eine knappe Entscheidung ab, was einerseits nicht überraschend, andererseits nicht unbedingt zu seiner Zufriedenheit war. Leomar und Tolman waren trotz ihrer unterschiedlichen Stellung in Familie und Stadt, ihres unterschiedlichen Alters und ihres unterschiedlichen Äußeren in Vielem gleich: Die politische Vergangenheit beider Männer wies bemerkenswerte Parallelen auf, immerhin hatten sich beide zuletzt bei einer schlussendlich gescheiterten Usurpation auf Seiten eines Potentaten gewesen, die sich später als ruchlose Opferer ihrer Verbündeten herausgestellt hatten. Beide hatten durch ihre Abkehr von ihren Herren, schier im letzten Augenblick, Schlimmeres für sich und ihre Familien verhindert. Beide waren mithin auf dem politischen Parkett geschult, wenn auch vor allem in der Niederlage und würden das besondere Augenmerk nicht nur von Popolo und Patriziat der Civitas Shenilo, sondern darüber hinaus genießen. Außerdem waren beide Männer in geschäftlichen Dingen geschult, Leomar als ehemaliger Camerlengo Romin Galahans, Tolman, der von der ehemaligen Maestra [[[Selina Cordur|Selina]] selbst in den Künsten des Herren Phex ausgebildet wurde. Beide besaßen also Fertigkeiten, die angesichts der prekären finanziellen Lage Shenilos von großer Bedeutung für den künftigen Gransignore waren. Schließlich hatten beide durch ihre Herkunft und ihre Fähigkeiten eine angemessene Nähe sowohl zum Stadt- wie zum Landadel: Tolman war als Herold insbesondere bei den wichtigen Beratungen der Signoria Nobili nach dem Ende der Landherrenhändel anwesend gewesen und hatte zudem als Angehöriger der rondragläubigen Cordur von allen Stadtadligen die größte ideelle Nähe zum mehrheitlich rondrianisch-gesinnten Landadel. Leomar dagegen entstammte zwar einem alten Landadelsgeschlecht, war jedoch ob seiner Kenntnisse in der Oikonomia natürlicher Gesprächspartner für die Kaufherren unter dem Stadtadel und hatte sich bei der Stabilisierung der Geronsbank einen Namen gemacht.

Dementsprechend knapp stellte sich das Ergebnis bisher dar: Beide Kandidaten hatten zunächst je drei Mitglieder des Rates der Gefährten für sich gewinnen können: Dartan, Orsino und Guiliana hatten für Tolman, Marino und Endor für Leomar gestimmt, genauso wie der Gabellano selbst, der seinen eigenen Fähigkeiten offenbar Vertrauen schenkte. Das Votum Endor Doréns für Leomar überraschte Tankred nur kurz: offenbar hatte der unglückliche Amtsvorgänger des nun zu Wählenden den Cordur deren Parteinahme für Ludovigo von Calven nicht verziehen, auch wenn sie sich schließlich vom Tyrannen abgewendet hatten. Ob sich Dartan di Côntris von einem Gransignore Cordur eine procôntrisische Politik erhoffte, konnte man als Hintergrund seiner Wahl ebenfalls nur mutmaßen.
Tyerka Wankara hatte dagegen Leomar Gabellano unterstützt, vielleicht hatte er wegen der engen Kontakte bei der Wiederaufrichtung der Bank einen guten Eindruck von Leomar gewonnen? Randulfio Aurandis, der ehemals selbst für die Galahans gestritten hatte, brachte Leomar Gabellano eine weitere Stimme ein, so dass dieser seinem Konkurrenten nun zwei Stimmen Voraus war.

Tankred blickte die Reihe der Patrizier entlang, diejenigen, die unmittelbar vor ihm ihre Wahl abgegeben hatten, waren sich ebenfalls uneins: Sharane ya Papilio und Daryl Brahl votierten für den Gabellano, Dorio Cordur unterstützte seinen Onkel, genauso wie Travin di Asuriol, der sich immer mehr an die Familie Cordur anzulehnen schien. Nunmehr stand es also sieben zu fünf für Leomar.


Tankred musterte das zerfurchte Gesicht des alten Haudegens Potros und das kaum minder alte, aber stolze Antlitz Mazarina di Selsheds. Auch Rondrigo Schwarzenstamms Miene war unlesbar. Würde der Tuachall den Zwist mit den Cordur, der aus dem Thronfolgekrieg herrührte begraben? Und wie stand Mazarina zum Familienoberhaupt ihres Mannes, der ebenfalls ein Gabellano war? Tankred schüttelte den Kopf, er konnte es nicht vorhersehen. Am Ende des Tisches steckten die Gesandten der Bundesstädte die Köpfe zusammen. Berieten sie über eine gemeinsame Wahl zum Wohle ihrer Interessen? Die Ockerfärberstadt und die Spiegelstadt sah Tankred von ähnlichen Interessen vereint, aber die Stadt am Rande des Arinkelwaldes und ihre Vertreter waren schwer einzuschätzen. Sie galten als Traditionalisten.
Tankreds Wahl war nicht schwer zu treffen: Er würde keinen Calvenisten zum Gransignore wählen. Er musste den Eindruck vermeiden, dass alte Bündnisse in die Zeit nach den Landherrenhändeln hinüberragten. Der Patriarch der Menaris war nicht der Ansicht, dass Tolman ein besonderer Bewunder Ludovigos gewesen war, aber er war immerhin der Mann der Cordur am Hofe des Tyrannen gewesen. Es galt vielmehr, den neuen Bündnissen der Familie Kontur zu verleihen, immerhin war Tankreds Nichte nunmehr mit einem Gabellano verheiratet. Der Hohe Lehrmeister von Shenilo nahm einen Schluck Wasser aus einem irdenen Kelch, den er vor sich abgestellt hatte und verkündete mit klarer Stimme seine Wahl: "Die Menaris für Leomar Gabellano!"

Der alte Rondrigo Schwarzenstamm hatte im Namen seines Neffen, Teucras de Solstono, Tolman Cordur gewählt, vielleicht aufgrund der mäßigenden Rolle, die dieser in den Wochen der calvenistischen Besetzung Solstonos gespielt hatte? Damit hatte Leomar einen Vorsprung von nur einer Stimmen, ein kleiner, aber möglicherweise feiner Vorsprung. Denn wenn Potros Tuachall den Verrat der Cordur nicht vergeben hatte, dann konnte nicht einmal mehr eine einheitliche Stimmabgabe der Gesandten des Landes für Tolman Cordur den Gabellano als Gransignore verhindern. Tankred fixierte den alten Tuachall und harrte seiner Entscheidung.

Seine Vermutung hatte sich als richtig erwiesen: Die Tuachall und die Cordur waren noch immer keine Freunde, damit hatte Leomar mit neun zu sechs Stimmen einen gerade noch einholbaren Vorsprung errungen. Kurz nach Potros erhob sich auch Mazarina di Selshed, die Vikarin der Salzstadt, und verkündete ihre Wahl: "Das Haus di Selshed unterstützt die Kandidatur des wohlgeborenen Leomar Gabellano!" Tankred wusste um die verworrenen familiären Verbindungen der Vikare von Selshed mit den Gabellano, hatte aber schon länger vermutet, dass Leomar nach dem Bedeutungsverlust des Hauses Calven versuchen würde, zum neuen Wortführer der Ruthorer in Shenilo zu werden. Nun war der Vorsprung also uneinholbar, Leomar Gabellano würde nächster Gransignore werden.

Tankred Menaris zwang sich zur Ruhe, denn noch hatten nicht alle Stimmberechtigten ihre Entscheidung verkündet. Die Gesandten der Bundesstädte hatten ihre erste Chance auf Mitbestimmung noch nicht ergriffen, sondern standen noch immer dicht beisammen. Ilmordro de Maltris und Gilmone Silandris, die beiden Gesandten aus Sodanyo und Chetan redeten nun im Wechsel mit gedämpfter Stimme auf den dritten Gesandten, Rahjadan Korbmacher aus Côntris ein. Mit einem Kopfschütteln wandte sich dieser schließlich von den beiden anderen Gesandten ab. Seufzend richtete zunächst der jüngste Gesandte, Ilmordro aus dem Hause de Maltris das Wort an die Versammelten: "Der Gesandte des Waldes und Sodanyo stimmen für Tolman Cordur." Nur wenige Augenblicke verstrichen bis auch Gilmone, die Gesandte aus Chetan sich erhob und ihre Entscheidung lautete ebenso "Tolman Cordur wäre der geeignetste Gransignore!" Mit unbewegter Miene, allerdings einen Seitenblick auf Dartan di Côntris werfend, nickte schließlich der alte Rahjadan Korbmacher in Richtung des Patriarchen des Hauses Gabellano. "Côntris unterstützt die Wahl Leomar Gabellanos zum neuen Gransignore. Möget Ihr Euer Amt ganz in die Dienste des Bundes stellen!" Wütende Blicke und geflüsterte Worte tauschten daraufhin die beiden Gesandten von Wald und Felsen aus, die aber bald vom Applaus der Versammelten erstickt wurden. Die Wahl war entschieden, mit drei Stimmen Vorsprung war Leomar Gabellano für die kommenden beiden Jahre zum Gransignore Shenilos gewählt worden.