Briefspiel:Schwertfest in Urbasi (1)

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png

Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: 15. Rondra 1033 BF, im Zuge der Marudreter Fehde Schauplatz: Magistratspalast und Renascentia-Platz in Urbasi Entstehungszeitraum: Juli bis September 2011
Protagonisten: etliche Patrizier Urbasis, dazu auswärtige Gäste Autoren/Beteiligte: Haus della Pena aeH.png Dellapena, Haus dell'Arbiato.png Dellarbiato, Haus di Onerdi.png Di onerdi, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Haus di Salsavur.png Rondrastein, Familie Dalidion.png Storai, Familie Zorgazo.png Toshy, Haus della Turani.png Turani, Familie van Kacheleen klein.png Van Kacheleen, Familie Carasbaldi.png ZarinaWinterkalt


Teil 1: Eröffnung und ein erstes Gespräch (Panthino-Malvolio)


Autor: Gonfaloniere

Priore Panthino

“Schwertfest – das hat etwas von Palio …”, hatte Panthino einen Urbasier einmal sagen hören, als er selbst noch Statthalter seiner Familie in Urbet war und weder das eine noch das andere erlebt hatte – hier in Urbasi. Es fiel ihm damals schwer, die Reihenfolge oder besser Vergleichsfolge nachzuvollziehen, die durch diese wenigen Worte bereits ausgedrückt wurde. Das Schwertfest kannte er aus Urbet und auch Arivor, wo es zu den wichtigsten Daten des ganzen Jahres gehörte. Doch erst hier in Urbasi lernte er den Palio kennen … und fürchten.

Den Zorn der einfachen Urbasier zu erregen, war nie leichter als zu jenen Zeiten, da sie ihre Nachbarschaftstraditionen besonders hoch hielten. Wie zum Palio – oder eben Schwertfest. Dabei standen die Nachbarschaften diesmal nur indirekt im Mittelpunkt: Cavallieri und Miliz Urbasis, oder anders ausgedrückt die bewaffneten Vertreter von Patriziat und Popoli, hatten ihre Militärparade zum höheren Gefallen Rondras abzuhalten. Die Nachbarschaften aber waren die Miliz, jede einzelne von ihnen stellte formell eine eigene Bandiera, ganz gleich ob sie dabei Sollstärke erreichte oder nicht. Und so war das Schaulaufen der Bandieras auch der eigentliche, erste Höhepunkt des heutigen Tages, zu dem die Urbasier auf den Renascentia-Platz strömten, bevor sie später doch den sich in den Turnierschranken messenden Cavallieri ihre Aufmerksamkeit schenken würden.

Panthino war spät dran, auch wenn der Weg zum Magistratspalast, von dem aus das Patriziat der Stadt der Parade beiwohnte, kein weiter war. “Zwölf Schritt Luftlinie, vom Schlafgemach in den Signoriasaal”, wie sein Vetter Auricanius gerne hervorhob. Sich nun noch durch das Gedränge auf dem Renascentia-Platz kämpfen zu wollen, wäre nichtsdestotrotz sinnlos gewesen. Panthino wählte stattdessen den Weg durch das Seitentor, über die schmale Gasse, und unter den Arkaden zum rückwärtigen Portal des Magistratspalasts. Dass er mit dieser Wahl nicht ganz allein war, zeigten ihm schon die dort im Innenhof stehenden Kutschen entfernter wohnender Geschlechter.

Er kramte noch kurz in einer Tasche, vergewisserte sich, dass einige rasch am Morgen ausgefertigte Dokumente nicht im Studiolo liegen geblieben waren, sah dann auf und erhielt von der Wache Einlass. Sofort quoll ihm ein Gewirr bekannter Stimmen entgegen – seiner Kollegen unter den Priori, der anderen Signori, Patrone und Praetoren. Eines Haufens Hyänen, der nicht minder gefährlich war als der Mob auf der Straße, wie er manchmal – insgeheim – dachte.


Autor: Turani

Aus dem Tumult der Klänge drang eine Stimme sofort ins Ohr. Sie war kratzig wie ein Wetzstein und erinnerte durch den tiefen Bass an die völlige Dunkelheit, die in sternlosen Nächten auf See herrscht. Diese Stimme hatte eine Art zu sprechen, die den Zuhörer in einen Zustand der Unbehaglichkeit versetzte, und sie schwappte in einer Welle der Geräusche direkt zu Panthino herüber.

Der Mann, aus dessen Kehle sie kam, war ein stattlicher Herr mittleren Alters mit graumeliertem Haar und stechenden grünen Augen. Seiner dunklen Gewand aus Brokat und der schweren Goldkette um die Schultern konnte man den Anspruch entnehmen, mit dem er hier auftrat. Gerade schien er in ein Gespräch verwickelt, bei dem er oft auf düstere Weise die Augenbrauen verzog und in finsteren Tönen über gewisse "Emporkömmlinge" spottete. Untermalt wurden seine Worte dabei vom glasklaren Lachen, das seine junge Begleiterin hin und wieder von sich gab. Sie konnte höchstens halb so alt sein wie er, und wo er wie eine dunkle Regenwolke wirkte, war sie gewiss der Sonnenschein. Ihr Kleid aus weißer Seide war bis weit übers Knie geschlitzt und kam gefährlich nahe an die Grenze dessen, was noch züchtig genannt werden konnte. Die rötlich braunen Haare wirkten wie Blutstropfen in ihrem Nacken. Wer es nicht wusste, musste sie zweifellos für seine Geliebte halten, doch war sie seine Tochter- eine uneheliche noch dazu, was der Situation eine sehr pikante Note verlieh.

Langsam zerfiel die Gesprächsrunde. Der Blick des Malvolio della Turani traf auf den Panthinos, als dieser gerade sein Lächeln aufsetzte. Er durchmaß den Platz zwischen ihnen mit wenigen, schnellen Schritten, und reichte die Hand zum Gruß. "Seid mir gegrüßt, Priore", schnarrte er. Die junge Dame, der man wirklich ein hinreißendes Äußeres zusprechen musste, gesellte sich mit einem koketten Lächeln an seine Seite. "Ihr kennt meine Tochter, Viviona?"


Autor: Gonfaloniere

„Flüchtig, ja“, antwortete Panthino und deutete zur Erwiderung des Grußes eine leichte Verbeugung an.
„Vom Sehen her“, fügte er hinzu, „doch zu näherer Bekanntschaft hatten wir bisher keine Gelegenheit.“ Ihm lagen noch andere Formulierungen auf der Zunge, die er aber lieber für sich behielt. Die Koketterie der jungen Dame war ihm schon in der Vergangenheit mehrfach aufgefallen – und das nicht erst, als sie ihm von seiner Mutter als eine der zahlreichen Affären seines Vetters Traviano enthüllt worden war. Ihrem Vater gegenüber bemühte er sich aber nun, weder Vorurteile durchscheinen noch anderweitige Missverständnisse aufkommen zu lassen.
„Signora.“ Die ihm von Viviona dargebotene Hand ergriff er kurz und deutete seinen Kuss nur an, gerade so, dass es sie nicht brüskieren musste, ihr aber gleich zu erkennen gab, das kein weiteres Begehren zu erwarten war. Zumindest nicht von ihm.

Schnell wechselte er das Thema: „Signore, ich hörte, eure Familie habe sich entschlossen, der Fürstlichen Gemeinde in dieser finsteren Stunde mit jugendlichem Elan beizuspringen. Ist es richtig, dass wir heute gleich zwei neue Cavallieri bewundern dürfen, die sich dem Dienst an Urbasi verschrieben haben?“


Autor: Turani

Sein wenig verhohlenes Desinteresse schien die junge Dame nur wenig zu bekümmern, denn sie löste sich vom Arm des Vaters und entschwand in die Menge, als habe sie einen alten Bekannten erblickt. Malvolio sah ihr einen Augenblick lang nach, bevor er sich lautstark räusperte.

"Ganz recht, Priore. Es war höchste Zeit, dass unser Haus sich wieder in gebührlichem Umfang an der Verteidigung der Stadt beteiligt. Solche Dinge kann man nicht einfach jedem Dahergelaufenen überlassen, sonst gehen Dinge schief, und hinterher ist das Geschrei groß", sagte er ernst. "Doch seid unbesorgt, mit meinem Neffen wird uns das ganz sicher nicht geschehen. Ein formidabler junger Mann, dem es recht gut tat, dass er fernab von seinem Vater aufgewachsen ist." Bei diesen Worten lachte er leise. "Und seine Schwester scheint ebenso ihr Schwert halten zu können, was für eine Frau eine beachtliche Leistung ist", fügte er schließlich hinzu.

"Aber sagt, wie laufen die Geschäfte, Signore?" wechselte er dann das Thema, bevor Nachfragen zu seiner Nichte in den Raum gestellt werden konnten.