Briefspiel:Steine kommen ins Rollen (2)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: EFF 1038 BF Schauplatz: Urbasi Entstehungszeitraum: Sommer 2016
Protagonisten: Lucrezia ya Scalior und andere Mitglieder der Familie Scalior, weitere Mitglieder der Steinzunft Urbasis Autoren/Beteiligte: Familie Scalior.png Djamilla
Zyklus: Übersicht · Die letzte Sitzung vor der Patronatswahl · Neroli - die Maurer · Frappante - die Ziegelei · Triffon - die Steinmetze · Landor Maddalari – der Malergeselle · Die Ratssitzung mit Wahl des Patrons · Epilog

EFF 1038 BF, Zunfthaus der Steinzunft Urbasis

Nach der Sitzung blieb Lucrezia etwas zurück und beschäftigte sich umständlich mit dem Einsammeln ihres Schreibzeugs, während Signora dell'Arbiato eiligst aus dem Zimmer rauschte, wie immer von einem eilfertigen, plappernden Fedesco Maddalari begleitet. Lucrezia wartete bis auch die anderen Ratsmitglieder den Raum verlassen hatten. Dann eilte sie heraus und schloß zu Elaria Neroli auf, die alles andere als guter Stimmung war. Verständlicherweise – die Abneigung der geradlinigen Maurermeisterin gegen Aliena di Taresellio war allgemein bekannt. Sie auf ihre Seite zu bringen würde also nicht schwierig werden, doch ein wenig mehr Loyalität zu ihrer Familie als den gemeinsamen Feind konnte auch nicht schaden. Elaria war eine robust gebaute Frau Mitte 50, die seit knapp 40 Jahren auf den Baustellen Urbasis zu Hause war. Es gab keinen erfahreneren und besseren Maurermeister als die Matronin der weitverzweigten Neroli Familie, die einem florierenden Maurerbetrieb vorstand, zu dem mehrere Meister, Gesellen und Lehrlinge gehörten. Der Großteil davon war durch Elarias Ausbildung gegangen und die guten Arbeitsbedingungen in dem Familienbetrieb führte zu einer hohen Loyalität auch der Familien-externen Mitarbeiter. Die meisten Familienmitglieder besetzten einen Posten in dem Betrieb, neben diversen handwerklichen Tätigkeiten mußte ein Unternehmen solcher Größe ja auch verwaltet werden. Allerdings wußte Lucrezia von einem Enkel, Jesare, den es in die Bildhauerei zog. Seine Großmutter war davon weniger angetan, letztlich hatte sie Lucrezias Onkel Ugolino angesprochen, den Jungen sozusagen als Kompromiss in die Ausbildung des Steinmetzes zu geben.
Ihr Onkel hatte jedoch mit der ihm eigenen uncharmanten Art und Weise geantwortet – zwar nicht ablehnend, aber doch so, dass Elaria genervt von dannen gezogen war. So gut Ugolino auch handwerklich mit seiner perfektionistischen Art war, so sehr nervte er seine Mitmenschen mit seiner Pedanterie. Er hätte schon wesentlich mehr Lehrlinge ausgebildet, wenn viele Ausbildungsverträge nicht schon von vornherein durch Lappalien nicht zustande gekommen wäre. Von ihrem Cousin Ilsandor - der durch die Ausbildung seines Vaters gegangen war und doch so anders als ist dieser - wusste Lucrezia, dass Ugolino seine Lehrlinge zwar an den Rande der Verzweiflung trieb, aber auch die beste Steinmetz Ausbildung in Urbasi bot. Nur wenige Gesellenbriefe trugen die Signatur Ugolinos, aber seine wenigen Schützlinge waren hochbegehrt. Lucrezia war sich sicher, dass es sie vor keinerlei Problem stellen würde, erfolgreich zwischen ihrem Onkel und Elaria Neroli zu vermitteln.
„Meisterin Neroli, auf ein Wort!“ sie lächelte die ältere Frau gewinnend an. „Die gelehrte Dame“ nickte Elaria Lucrezia leicht zu „was kann ich denn für Euch tun?“ ein guter Einstieg befand Lucrezia „es ist weniger was Ihr für mich tun könnt, denn was ich für Euch tun kann“ antwortete sie. Ein Hochziehen der linken Augenbraue war die einzige Reaktion darauf. „Nun, mir ist zu Ohren gekommen, daß Ihr Euren Enkel Jesare gerne bei meinem Onkel in die Lehre geben wollt.“ Sie holte kurz Luft, doch bevor die andere Frau darauf etwas erwiedern konnte, fuhr sie fort „Ich weiß wie schwierig mein guter Onkel Ugolino sein kann“ ihre den Worten begleitende Grimasse brachten ihren Gegenüber zu einem leichten schmunzeln „aber im Kern ist er ein herzensguter Mensch. Und ein wirklich guter Meister.“ fügte sie hinzu. „Aber das wisst Ihr selbst – sonst hättet Ihr sicher nicht in Erwägung gezogen, Euren Enkel in seine Hände zu begeben.“ „Da habt Ihr vollkommen Recht – würde ich das nicht denken, hätte ich nicht einmal im Traum daran gedacht, Meister Scalior meinen Enkel anzubieten.“ sie schaute fragend „Aber was habt Ihr damit zu tun?“ diese Frage hatte Lucrezia erwartet „Irgendjemand muss ja das Wohlergehen der Familie im Auge behalten.“ Sie zuckte leichthin mit den Schultern „mein Vater und meine Onkel sind so beschäftigt – mein Vater widmet der Zunft einen großen Teil seiner Zeit und meine Onkel gehen voll in ihren handwerklichen Aufgaben auf – da obliegt es mir, die Augen nach Möglichkeiten offen zu halten und Gelegenheiten zu ergreifen.“ Sie lächelte gewinnend „Eure Familie hat einen hervorragende Ruf, ich gehe davon aus, daß Euer Enkel einen sehr guten Lehrling abgeben wird. Und“ sie legte eine kurze Pause ein „zwei Familien die dem Steinhandwerk so sehr ihr Leben widmen wie die unseren sollten in diesen Zeiten zum Wohle des Handwerks auch näher zusammenrücken.“ Nun verengten sich Elarias Augen leicht, sie schien zu verstehen „Ihr wollt also eine Allianz mit meiner Familie, ist es das worauf Ihr hinauswollt?“ Lucrezia lachte leichthin „Nun – so hätte ich es jetzt nicht genannt“ wiegelte sie ab „aber es würde sicherlich zu unser beiderseitigen Nutzen sein, wenn sich unsere Beziehungen vertieften.“ Die ältere Frau nickte leicht „Wie auch immer Ihr es nennen wollt.... Ihr bietet mir also an, Mittelsmann zwischen Eurem Onkel, Meister Ugolino Scalior, und mir in der causa des Lehrlingsvertrags für meinen Enkel Jesare zu sein?“ Lucrezia nickte „Genau das biete ich Euch an.“ Sie hielt der anderen Frau die Hand hin „wenn jemand Verträge verhandeln kann dann ich.“ „Nun gut“ Elaria Neroli ergriff die Hand „auf einen Ausbildungsvertrag und gute Beziehungen.“ Nummer Eins – dachte Lucrezia zufrieden als sie die Hand fest drückte.