Briefspiel:Teilhaberversammlung der Silbertaler Bank 1032 BF

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png

Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: 4. Tsa 1032 BF Schauplatz: Urbasi Entstehungszeitraum: ?
Protagonisten: diverse Teilhaber der Silbertaler Bank Autoren/Beteiligte: Familie Menaris.png Athanasius, Familie Brahl.png Brahl, Familie Wankara.png Esotaras, Familie Silbertaler.png Fam.Silbertaler, Familie Flaviora.png Flaviora, Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie Luntfeld klein.png Luntfeld, Familie Degano klein.png Marakain, Familie Raloff.png Raloff, Haus di Salsavur.png Rondrastein

Am 4. Tsa des Jahres 1032 BF findet in Urbasi die alljährliche Teilhaberversammlung der Silbertaler Bank statt. Die über mehrere Filialen und Tochterbanken im Lieblichen Feld verstreuten Teilhaber des Unternehmens sind zur Wahl der Recalculatoren und eines vakanten Directorenpostens sowie zur Abstimmung über die Erweiterung der Bank durch einen weiteren Teilhaber geladen.

Einladung

„Signore/a [Name des/r Teilhabers/in],

wir, die Directoren der Banca Argentale di Sant’Agreppo, laden in diesem Götterlauf, dem 1032ten nach dem Falle Bosparans, am 4. des TSAmonds, welcher da ist ein Horastag und dem Handel heilig, zur Versammlung, Berichterstattung und Beratung aller Anteilseigner über die gegenwärtige und zukünftige Situation unseres gemeinsamen kommerziellen Unterfangens nach Urbasi. Für die Versammlung besteht seitens der Civita Principesca di Sant’Agreppo, unserer größten Anteilseignerin, eine Zusage zur Nutzung der Sala Argenta des Palazzo Magistrale sowie der Räumlichkeiten des Mercatoriums auf der Piazza di Sant’Agreppo.

Zu diskutieren sind in diesem Götterlauf die Berichte unserer Recalculatoren aus den Filialen zu Kuslik und Methumis, aus den Häusern der Banca di Coverna zu Efferdas, der Banca di Septimana zu Sewamund sowie der Banca di Shenilo aus selbiger Gemeinde. Desweiteren gilt es einen Nachfolger für die scheidende Vize-Directora Polissena Acciaioli im Hohen Directorium zu Urbasi zu bestimmen, ebenso im Rahmen des regulären Wechsels neue Recalculatoren für alle Filialen und anteiligen Banken. Aus der Banca di Septimana liegt zudem ein Antrag zur Aufnahme eines neuen Teilhabers an selbiger vor. Weitere Tagesordnungspunkte können folgen.

Emblem der "Silbertaler Bank"

Es werden hiermit alle Anteilseigner gebeten, sich zum angegebenen Zeitpunkt entweder selbst oder durch einen Delegierten und Bevollmächtigten vertreten in der Stadt Urbasi im Silbertal einzufinden und Rat wie Stimmgewalt in den angegebenen Angelegenheiten zu erteilen und auszuüben.

HESinde und PHEx zum Gruße,

Sofia Silbertaler, Supremar-Directora
Lucretia Flaviora, Vize-Directora
Polissena Acciaioli, Vize-Directora
und
Larissa di Tamarasco, Supremar-Recalculatora“

Tagesordnung

Ämterverteilung und Kandidatenliste

Dem regelmäßigen Wechsel folgend sind auf der Teilhaberversammlung alle Recalculatorenposten der Bank neu zu besetzen - ausgenommen der vom Priore pecunis ernannte Supremar-Recalculator. Durch den Rücktritt Polissena Acciaiolis wird zudem ein Vize-Directorenposten im Haupthaus zu Urbasi frei. Folgende Kandidaten wurden von Teilhabern der Bank nominiert:

Für den Vize-Director:

Für die Recalculatoren:

Sewamund:
Shenilo:
Kuslik:
Efferdas:
Methumis:

Erweiterung der Banca di Coverna

Auf Antrag der Familie Raloff gilt es zu entscheiden, ob die Familie Gerber aus Efferdas als zusätzliche Teilhaberin der Banca di Coverna zugelassen wird.

Abstimmung

Prozedere

Das Stimmgewicht der Teilhaber bei der Abstimmung richtet sich nach ihrem Anteil an der Bank. Da die Stadt Urbasi nicht mitabstimmt (jedoch Vetorecht bei allen Recalculatoren hat), ergibt sich eine Gesamtanteilssumme von 120.000 Dukaten. Die Familie Flaviora hat dadurch z.B. ein Stimmgewicht von 12,5% (15.000 Dukaten Anteil → 15/120).

Siehe hierzu: Silbertaler Bank#Teilhaber

Ergebnisse

Die Notation erfolgt in Anlehnung an den vorigen Abschnitt in Tausender-Anteilen (4,5 steht also für 4.500 Dukaten Stimmgewicht). Es werden nur im Mailverkehr geäußerte SC-Stimmen erfasst (Summe: 75,5* von 120 insgesamt). Bei der Beteiligung der Familie Gerber sind die Stimmen als "Dafür"-Stimmen zu verstehen.

Wahl des Vize-Directors:

  • Trutzo Gabellano → 25,5* (Menaris, HES Shenilo, Turaniter, Flaviora, Wankara)
  • Calderine Dûrenald → 47 (Brahl, WYS, RAH Shenilo, Raloff, Degano, Silbertaler, ING Urbasi, Dûrenald, RON Urbasi)
  • Enthaltung → 4,5 (Luntfeld)

Wahl der Recalculatoren:

Sewamund:
  • Marbis Festina Raloff → 65 (Turaniter, Raloff, Luntfeld, Degano, Flaviora, Silbertaler, ING Urbasi, Dûrenald, RON Urbasi)
  • Enthaltung → 10,5 (Menaris, HES Shenilo, Brahl, WYS, RAH Shenilo)
Shenilo:
  • Rocco Fiorebianco → 31 (Turaniter, Raloff, Flaviora)
  • Elissa Veliriano → 44,5** (Menaris, HES Shenilo, Brahl, WYS, RAH Shenilo, Luntfeld, Degano, Silbertaler, ING Urbasi, Dûrenald, RON Urbasi)
Kuslik:
  • Alvaro Deraccini → Hat abgelehnt!
  • Marvono Olben → 21 (Menaris, HES Shenilo, Turaniter, Raloff)
  • Daria Angold → 50 (Brahl, WYS, RAH Shenilo, Degano, Flaviora, Silbertaler, ING Urbasi, Dûrenald, RON Urbasi)
  • keine Stimmabgabe → 4,5 (Luntfeld)
Efferdas:
  • Ida Silbertaler → 75,5 (Menaris, HES Shenilo, Turaniter, Raloff, Brahl, WYS, RAH Shenilo, Luntfeld, Degano, Flaviora, Silbertaler, ING Urbasi, Dûrenald, RON Urbasi)
Methumis:
  • Romin Dûrenald → 31,5 (Brahl, WYS, RAH Shenilo, Raloff, Luntfeld, Degano, Dûrenald, RON Urbasi)
  • Dozman Mercator → 44 (Menaris, HES Shenilo, Turaniter, Flaviora, Silbertaler, ING Urbasi)

Zur Erweiterung der Banca di Coverna:

  • durch die Familie Gerber → 75,5 (Menaris, HES Shenilo, Turaniter, Raloff, Brahl, WYS, RAH Shenilo, Luntfeld, Degano, Flaviora, Silbertaler, ING Urbasi, Dûrenald, RON Urbasi - Bedingung: nicht mehr als 6.000 Dukaten)

* Die Familie Wankara hat nur bei der Wahl des Vize-Directors mitabgestimmt (Summe dort: 77). Der Übersichtlichkeit halber taucht sie bei den anderen Ämtern nicht als Enthaltung oder nicht abgebene Stimme mit auf.
** Gegen die Wahl Elissas hat der Priore pecunis als Vertreter der Stadt Urbasi sein Veto eingelegt!

Aventurische Beiträge

Erste Reaktionen

Silbertalersche Uneinigkeit

Soeben hatten die Dûrenalds und die Vertretung des Rondra-Tempels ihre Stimmen abgegeben, als ein Bediensteter die Tür zum Versammlungsraum öffnete und Hesindetta Silbertaler ankündete. Mit erhobenem Haupt und leicht grimmiger Miene betrat die altehrwürdige Dame den Saal und stellte sich neben ihre Nichte Sofia und Hochwürden Cinzia.

Nachdem sie sich kurz die versammelten Teilhaber angeschaut hatte, sagte sie mit langsamer, strenger Stimme: "Kraft meiner Stellung als Oberhaupt meiner Familie widerrufe ich die von meiner Nichte abgegebenen Stimmen für die Familie Silbertaler insofern, als wir die Stimmen nicht Trutzo Gabellano, sondern Calderine Dûrenald geben."
"Aber...", wollte Sofia Silbertaler überrascht einwenden.
"Schweig, mein Kind!" wurde ihr Konterversuch von Hesindetta Silbertaler im Keim erstickt.
Die beiden schauten sich tief in die Augen, starr, als würden sie ein stilles Gefecht ausüben. Nach wenigen Augenblicken wendete Sofia Silbertaler leicht errötet ihren Blick ab und ließ ihn entschuldigend durch die übrigen Anwesenden schweifen. Hesindetta Silbertaler hingegen gab Cinzia ein Zeichen, worauf sich diese erhob und für alle hörbar verkündete: "Selbiges gilt auch für die Stimmen des Ingerimm-Tempels zu Urbasi."

Mit nach wie vor strenger Miene sagte Hesindetta schließlich: "Werte Anwesende, ich danke für ihre Kenntnisnahme und wünsche einen weiterhin schönen Aufenthalt in Urbasi", worauf hin sie die Versammlung wieder verließ.


Marvinkische Nachbetrachtung

Dem Geweihten Auricanius, Diener des Götterfürsten und Vertreter des urbasischen Turaniterklosters bei der Versammlung, war nach der Abstimmung anzumerken, dass er mit dem Ergebnis derselben nicht vollends zufrieden war. Der Kandidat des Ordens für das Recalculatoren-Amt in Shenilo, Rocco Fiorebianco, war nicht gewählt worden. Abschätzend-skeptische Blicke trafen darob vor allem die Vertreter der Familie Silbertaler, die durch den kurzen Auftritt ihres Familienoberhaupts ohnehin in den Blickpunkt vieler Anwesender geraten war.

Herzlich fiel hingegen die Gratulation des Geweihten an seine Schwägerin Marbis Festina aus, die in Sewamund zwar ohne ernsthaften Gegenkandidaten geblieben war, aber dennoch mit überwältigender Mehrheit in ihr Amt eingesetzt worden war. "Wer soll jetzt die Güter unseres Hauses verwalten, wo du uns den Rücken kehrst?" fragte Auricanius sie scherzhaft. Die meist nüchterne Miene der geborenen Kaufmannstochter hellte kurz auf, als sie sich zu einer spitzfindigen Antwort hinreißen ließ: "Soviele sind es ja gar nicht mehr, wie ehedem ..." Und zwinkerte.


Gabellanische Wut

Unterlegener Kandidat: Trutzo Gabellano

Seitdem das Oberhaupt der Familie ihm überraschend die Unterstützung der Silbertaler entzogen hatte, war Trutzo Gabellano nervös im Versammlungssaal umhergetigert. Zunächst hatte er den Gesandten der Familie Wankara für sich einzunehmen vermocht, aber nachdem er verzweifelt versucht hatte, die Familie Luntfeld zur Stimmabgabe zu drängen, war der kleine Mann zusehends rot angelaufen. Nachdem er auch bei weiteren Gesandten vergebens auf eine Stimmabgabe zu seinen Gunsten gedrängt hatte, setzte sich Trutzo Gabellano mit geballten Fäusten neben den Gesandten der Menaris, Valsinian Siltalenis. Dieser redete leise auf ihn ein, versuchte ihn offenbar zu beruhigen, doch die Mine des Ruthorers verriet keinen besonderen Erfolg.

Als die Entscheidung schließlich verkündet worden war, konnte Trutzo nicht mehr still sitzen. Er sprang auf und rief: "Das ist ein Skandal!" Mit erhobener Faust ging er einige Schritte in Richtung der Silbertalers. "In Urbasi regiert offenbar nicht die Vernunft, sondern die blanke Vetternwirtschaft!" Schon hatten sich einige Diener und Leibwächter in Stellung gebracht um eingreifen zu können, denn Trutzo war offenbar außer sich. "Aber eines sollt ihr Esel wissen, so wahr ich ein Gabellano bin, dafür! " Trutzos Stimme überschlug sich schier, "dafür, werdet ihr bezahlen!"

Damit drängte sich der Ruthorer durch erbost schimpfende Gesandte und schüttelte alle ihm entgegengestreckten Hände wütend ab, um schließlich aus dem Saal zu stapfen.

Eine (un)erwartete Wendung

Urbasisches Veto

Tarquinio della Pena, Priore pecunis Urbasis

Tarquinio della Pena, der Priore pecunis von Urbasi, hatte den Wahlen bisher schweigend beigewohnt und eher weniger Interesse gezeigt an dem Geschacher um die Posten der Silbertaler Bank. Allein der Ausbruch Trutzo Gabellanos erregte seine Aufmerksamkeit und er befragte hierzu flüsternd einen Begleiter des Praioten Auricanius von Urbet-Marvinko. Nach wenigen Wortwechseln nickte er jedoch nur, lehnte sich zurück und verfolgte erneut gelangweilt dem Verlauf.

Schließlich war die Wahl vorüber, die Ergebnisse wurden verkündet und es wurde abgewartet, ob er in seiner Funktion als Priore pecunis ein Veto einlegen wolle um doch noch in die Wahl in irgendeiner Form einzugreifen. Er erhob sich.

"Gut gewählt, Signori. Ich möchte mich kurz fassen, da ich unser aller wertvolle Zeit nicht weiter vergeuden möchte. Ich gratuliere den Gewinnern der Wahl und danke den Unterlegenen für die ritterliche Hinnahme der Niederlage, wenn man von einer Ausnahme absieht." Er blickte zum leerstehenden Stuhl Trutzo Gabellanos hinüber, wandte sich dann wieder der Versammlung zu.

"Mir obliegt es nun meine Zustimmung zu den Wahlen zu geben. Und das will ich gerne tun. Allerdings", er stockte kurz, "muss ich in einem Belang mein Wort erheben. Rocco Fiorebianco ist mir als ein ausgezeichneter und praiosfürchtiger Verwalter noch aus alten Tagen bekannt, wohingegen ich von Elissa Veliriano bisher noch nie hörte. Zugleich möchte ich sicher wissen, dass die Banca d'Urbasi ihre überaus erfreuliche Entwicklung in Shenilo weiter gehen kann und möchte mich daher eher auf diejenigen verlassen, auf die ich mich schon in schwierigeren Zeiten verlassen konnte. Mein Veto daher gegen die Wahl der Elissa Veliriano als Recalculatorin in Shenilo."


Menarische Vorahnung

Valsinian Siltalenis, Gesandter der Menaris bei der Versammlung, legte auf diese Eröffnung hin die Fingerspitzen der rechten Hand an den Mundwinkel. Ganz in seiner Nähe konnte man hören, was er flüsternd kommentierte: "Imperialismus rei nummariae" Sein Arbeitgeber hatte recht behalten: Die Teilhaberversammlung hatte nicht nur mit neuen Namen und Ämtern aufgewartet, sie hatte auch einige neue Erkenntnisse geboten. Bedauerlicherweise befriedigte es ihn nur wenig, dass die Analysen, die er und das Menaris-Oberhaupt durchgeführt hatten, zutreffend gewesen waren, welcher Natur diese Erkenntnisse wohl sein würden.


Marvinkische Überraschung

Ein leichtes Zucken der Augenbrauen war alles, was die Anwesenden während der letzten Worte des Priore pecunis im ansonsten versteinerten Gesicht Auricanius‘ ablesen konnten. Jetzt die falsche Reaktion zeigen und es konnte vieles in die Brüche gehen, beschwor sich der Geweihte selber. Wer mochte schon wissen, dass dieser Schritt des treuesten Gefolgsmanns seines verstorbenen Bruders so nicht abgesprochen war …


Flaviorasche Fassungslosigkeit

Lucretia sackte bei den Worten des Priore pecunis sichtlich in sich zusammen. Die letzten drei Jahre hatte sie sich den Geschäften dieser Bank gewidmet und langsam dämmerte ihr, dass zu viele Anwesende hier waren um Politik zu machen. Unterstützte die Entscheidung des Priore ihren Wunschkandidaten? Dieser Gedanke war ihr momentan völlig fern. Den auswärtigen Teilhabern wurde ein Paradebeispiel urbasischer Innenpolitik geliefert und sie ahnte, dass nichts schlechter fürs Geschäft einer Bank war.

"Die Grundlage dieses Geschäfts ist Vertrauen und Stabilität. Ist beides nicht vorhanden, wird niemand bereit sein, Gold gegen Papier zu tauschen oder in dieses Geschäft zu investieren." Dies vertrat sie in kleinerem Kreis gegenüber jedem, der es hören wollte. Und: "Hier wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, Respekt vor der Entscheidung der Teilhabermehrheit, sowie die Berechenbarkeit der Teilhaber untereinander zu demonstrieren und damit Vertauen zu schaffen - unabhängig von den gewälten Kandidaten, was das Scheitern meiner Favoriten explizit miteinschließt. Beides ist mit Bravour misslungen und es sieht momentan ganz so aus, als sei das Haupthaus Quelle der Unruhe."

Geronita Flaviora kommentiert später: "Nun meine werte Cousine. Zumindest haben die Angereisten in eins Vertrauen fassen können - auf eine urbasiche Kabale ist stets Verlass."


Silbertalersche Schicksalsergebenheit

Sofia Silbertaler hörte den Worten des Priore Pecunis geduldig zu, sie schienen sie nicht sonderlich zu überraschen. Am Ende ließ sie jedoch leicht geknickt den Kopf senken. War es also tatsächlich soweit gekommen, dass urbasi-politisches Machtgehabe Einfluss auf die Bankgeschäfte nahm und stark am Vertrauen der Bank kratzte? Sie konnte jedoch nichts dazu sagen. Wenn sie noch irgendwie ihr Gesicht wahren wollte, musste sie nun schweigen. War sie doch soeben selbst unmittelbar Opfer einer politischen Entscheidung ihrer Tante Hesindetta geworden. Zudem war ihr schleierhaft, was die Urbet-Marvinkos dadurch zu erreichen hofften. Dass dies nicht im Interesse des Priore pecunis selbst lag, war wohl offensichtlich; gelangweilter und abwesender konnte man einer solchen Verhandlung gar nicht teilhaben, als es der Priore tat. Rocco Fiorebianco war dadurch jedenfalls noch nicht gewählt und seinem Ansehen war dadurch sicherlich keinen Gefallen getan. Nun denn, man würde wohl sehen, wie der zweite Wahlgang ausfallen würde.


Angold-Brahlsche getrübte Freude

Solch einen Erfolg hatte sich Edorian Angold bei diesen Wahlen gar nicht erhofft. Daryl hatte seiner Familie wahrlich einen Gefallen getan, auch wenn er dabei wenig freudig gewirkt hatte. Nun ja, der junge Herr war ja schon seit klein auf ein ernster Geselle. Aber wahrscheinlich war er tatsächlich wenig zuversichtlich gewesen, zumindest war Edorian mit diesem Glauben als Vertreter der Weinhandlung Yaquiria Shenilo angereist. Mit immer fröhlicherer Miene hatte er während der Wahl in seinen Napf gespuckt und immer stärker auch dem eigens mitgebrachten Wein zugesprochen. "Will ja niemand sagen, das die Urbasen keine guten Weine kannten, aber dieser Yaquirsteiner Gaumenfreund entspringt einfach einem ausgezeichneten Jahrgang", hatte er noch vor der Versammlung zum ebenfalls mitgereisten Beleno Brahl gesprochen, der sich daraufhin ähnliche Mengen gönnte.

Der Geweihte der Rahja schien aber trotz des guten Tropfen weitaus weniger begeistert die Stimmabgabe zu verfolgen. Sein Neffe hatte ihn ausreichend informiert, um nicht zu viel auf einen vorläufigen Ausgang der Wahlen zu geben. Das hatte er dem guten Edorian natürlich nicht unbedingt nahelegen wollen und so betrachtete er gelangweilt die vielen Abstimmungen. Er war nur hier um das Recht der Brahls und auch der Kirche anständig vertreten zu wissen, zu welchem Nutzen auch immer.

"Beleno, Freund, seht euch das an!" Lachend klatschte Edorian die Hände auf den die Seide spannenden Bauch. "Sollen gleich beide meine Schwestern heute zu Posten und Ehren gekommen sein? Ich sage Euch, das ist ein guter Tag!" Das schwarze Lächeln seines Freundes wusste der Geweihte wohl zu schätzen, aber so ganz schien er nicht überzeugt. Angespannt wartete er auf die Verkündigung der Ergebnisse - und deren Folgen. Als der Gabellano sich vergaß, fragte Beleno sich erneut, warum Daryl nicht für ihn stimmen wollte. Dabei war er doch ein waschechter Sheniler! Aber mit dieser Wut war es vielleicht einmal mehr die weise Voraussicht seines Neffen. Nun war Beleno aber wirklich gespannt und seine Miene begann sich ein wenig aufzuhellen. Kein Intercessio gegen die Entscheidung? Daryl war sich sicher gewesen, das die Urbasier ihren Willen haben würden, so oder so. Hatte er sich geirrt?

Den kurzen Auftritt des Priore pecunis später war die Hoffnung schon wieder verflogen. Missmutig spuckte der stellvertretende Handelsmeister der WYS durch seine schwarzen Zähne. Unruhig saß er auf seinem Stuhl und blickte zu seinem Gefährten herüber. Der verfolgte mit ernster Miene die Reaktionen der anderen Teilhaber, besonders derer aus Shenilo und Urbasi. Sein Neffe würde aus seine Meinung wert legen. Im Gegensatz zu Edorian ließ er sich jedoch nichts anmerken. Seine Meinung vor anderen zu verbergen, das beherrschte er gut. Das hatte er für sein Weib gelernt, dachte der Geweihte bitter. Schließlich vermochte sich Edorian nicht mehr zu halten und beugte sich zu seinem Freund herüber: "Und gerade jetzt ist mir der Wein ausgegangen!"


Marvinkische Rettungsversuche

In dem jungen Geweihten rumorte es. Die Blicke vieler anderer Teilhaber ließen keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie die Entscheidung Tarquinios zum Veto gegen die Sheniloer Recalculatora, für eine Intrige seines Hauses hielten. Mit derlei Verdächtigungen zu leben hatte er sich längst angewöhnt, ja sie störten ihn noch nicht einmal – wenn sie denn der Wahrheit entsprachen. In diesem Fall schadete ihm die ganze Angelegenheit allerdings nur, und das völlig unnötigerweise.

Er winkte Rocco zu sich heran, wechselte mit diesem einige geflüsterte Worte und erhob sich dann vor den versammelten Teilhabern: „Eine Sheniloer Recalculatora für die Banca di Shenilo wäre wohl eine … nunja … außergewöhnliche Entscheidung gewesen, die manchen Anleger skeptisch hätte werden lassen können.“ Worthülsen, die die wahren Gedanken des jungen Priesters kaschierten: Tarquinio, hast du ein Glück, dass du kein Torrem bist – deren Katastrophen hätte man nicht derart zu entschuldigen versucht.

„In Anbetracht des sonstigen Wahlhergangs wäre es allerdings auch nicht das richtige Zeichen, eine abgewiesene Kandidatur aufrechtzuerhalten. Der Orden des Heiligen Ageriyano della Turani zieht den Vorschlag zur Wahl Rocco Fiorebiancos, dessen Befähigung gleichwohl nicht in Frage gestellt sein soll, …“ Ein versöhnliches Nicken in Richtung des schicksalsergebenen Gefolgsmanns „… hiermit zurück! Stattdessen würden wir es begrüßen, sollte sich ein Kandidat aus einer der anderen Banken finden lassen. Aus der Familie Luntfeld womöglich?“


Luntfeldsche Zurückhaltung

Die Röte in ihrem Gesicht liess keinen Zweifel daran übrig, dass Bospranya Luntfeld die plötzliche Aufmerksamkeit der Versammlung sichtlich unangenehm war. „Versprich ihnen nichts!“ hallten ihr die mütterlichen Worte durch den Kopf. Die Überraschung dauerte jedoch nur einen Augenblick und nur ein sehr aufmerksamer Beobachter hätte ihr Zögern bemerkt, als sie von ihrem Stuhl aufstand und in ihrer vollen Grösse von acht Spann die Versammlung musterte. "Sehr verehrte Anwesende", erklärte sie, "es freut mich, dass Seine Gnaden ein Mitglied unserer Familie für diesen verantwortungsvollen Posten in Erwägung zieht. Aus zwei Gründen muss ich euer Anliegen jedoch zurückweisen: Erstens, ohne vorherige Beratung mit unseren Partnern der Banca di Septimana möchten wir hier keine Stellung nehmen zu dieser neuen Situation, also weder zu- noch absagen. Zweitens," sie zuckte entschuldigend mit den Achseln, "wenn wir geeignete Kandidaten für einen Posten in dieser Banca in unserer Familie hätten, hätten wir sie hier sicher auch präsentiert." Während sie sich noch setzte, schalt sie sich bereits selber: "Da hast du aber wieder ein schönes Stück Diplomatie abgeliefert."