Briefspiel:Valvassorenbankett

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: 21. Rahja 1038 BF Schauplatz: Tafelbergfestung zu Urbet Entstehungszeitraum: April 2015
Protagonisten: Rondralio von Urbet, Ghiranus III. Praetorin, einige ungenannte weitere Autoren/Beteiligte: Haus Urbet.png Gonfaloniere

Die vorliegende Briefspielgeschichte Valvassorenbankett handelt von einem Bankett der Amtsträger Urbets, zu dem Valvassor Rondralio von Urbet im späten Rahja 1038 BF geladen hat. Sie fällt in die Zeit des Königsturniers und setzt in gewisser Hinsicht auch die Ereignisse der Valvassorenaudienz fort.

Valvassorenbankett

„Was guckt ihr so verdrießlich, Monsignore“, musterte der Gastgeber seinen ‘Ehrengast’ mit einem amüsierten Grinsen. „Glaubt ihr, ich hätte es nötig, euren Hammel zu vergiften?“
Der Angesprochene zögerte daraufhin nur noch mehr, die aufgetischte Speise anzurühren, was der Gastgeber seinerseits mit einem markerschütternden Rülpser quittierte. Unter den anderen Anwesenden herrschte plötzlich absolute Stille.
„Also mir schmeckt’s jedenfalls“, ließ sich der Gastgeber nicht beirren. „Aber wenn ihr Travias Gebote so gering ach…“, setzte er erneut zu einem scharfzüngigen Kommentar an.
„Travias Gebote?“, fand nun der Angesprochene seine Worte wieder, „Mit Travias Geboten hat euer Auftreten hier wenig zu tun, wie mir scheint. Da solltet ihr euch nicht erdreisten, derlei Urteile über andere zu fällen, Valvassor!“ Das ansonsten blasse Gesicht des deutlich gealterten Hochgeweihten Rondras zu Urbet rötete sich dabei sichtlich.
Außer dem lauten Schmatzen des Gastgebers herrschte erneut Stille. Dann fing Rondralio, der Valvassor, wie beiläufig zu klatschen an: „Wohl gesprochen, Monsignore. Was wünschte ich mir da, dass ihr noch etwas anderes als eure Zunge so gescheit zu führen wüsstet …“
Ghiranus, der dritte seines Namens aus dem Patriziergeschlecht Praetorin, schien aufspringen zu wollen, besann sich dann aber seiner ihm verbliebenen Stärke. „Wie erfrischend, solche Worte aus eurem Mund zu vernehmen, Valvassor, wo ihr es seid, der hier mit alten Herren und Damen speist, während jeder tatkräftige Adlige des Reiches zu Arivor in die Schranken reitet.“
Rondralio verzog seine Miene zu einer grimmigen Grimasse, ehe er erneut einen die ganze Halle durchdringenden Rülpser ausstieß.
„Oh, ist euch etwas auf den Magen geschlagen?“ Ghiranus III. setzte nun nach. „Euer eigenes Versäumnis vielleicht? Oder eher doch die Tatsache, dass eure Schwester, die immerhin den Anstand besaß das wohl größte Turnier unserer Zeit nicht zu versäumen, sich dabei so schmählich erfolglos schlägt. Arivor ist halt nicht Urbasi …“
Der Valvassor stieß erneut, diesmal aber mit geschlossenem Mund, auf. Dass Yandriga nach dem ersten Tag beim Königsturnier noch ohne Sieg dastand, hatte sich in Urbet leider allzu schnell herumgesprochen. Und dass es den alten Praetorin innerlich triumphieren ließ, konnte Rondralio nicht verwundern. Der hochgeweihte Greis würde wohl nie über die Geschehnisse des Rondramonds 1036 hinweg kommen … Rondralio wischte sich nach einigem Grübeln betont genüßlich mit dem bereit liegenden Spitzentuch Essensspuren aus dem Gesicht.
„Und schon wieder habt ihr Recht, Monsignore“, pflichtete er dem Älteren dem Schein nach zu, „Arivor ist halt nicht Urbasi. Und das Turnier eines Firdayonkönigs ist eben eine ganz andere Geschichte als ein Turnier in der Provinz … bei dem man den Sieg auch mal den Besten überlassen kann.“
Der alte Rondra-Geweihte schien zunächst sprachlos, ehe nun er amüsiert zu kichern begann.
„Ich hatte meine Schwester schon vor Wochen gewarnt“, fuhr der Valvassor unbeirrt fort, „ihr gesagt: ‘Yandriga, mach dir nichts vor, die werden dich sowieso nichts gewinnen lassen.’ Nicht nach Tharinda, und schon gar nicht nach Traviano … Und ich hatte Recht! Erst setzen sie ihr ein grobschlächtiges zyklopäisches Söldnerweib vor, das vom Tjosten wahrscheinlich aus der Eröffnungsrede des Erzherrschers zum ersten Mal erfuhr. Und nachdem das mit seinem ungelenken Auftreten, seinem unsere heilige Ahnfrau verballhornenden Namen und wer weiß was noch meine Schwester irritierte und unvorhersehbar verletzte, da setzen sie bereits zur Krönung an: Sie lassen einen Salsavûr als Vertreter meiner Schwester antreten! Einen Salsavûr … Da hätten sie auch gleich den infantilen König selbst für ihre Ehre streiten lassen können. Das Ergebnis wäre zweifellos dasselbe gewesen.“
„Ihr macht euch lächerlich, Valvassor, nicht dass mich das stören wür…“, fuhr der alte Schwertbruder Rondralio dazwischen.
„Lächerlich? Sie lassen einen Salsavûr für meine Schwester antreten! Wenn sich hier jemand lächerlich macht, dann diese greise Turniermarschallin d'Abbastanza, die wahrscheinlich schon genauso dement ist wie ihr, Praetorin …“
„Ihr wagt es …“, stiegen Ghiranus erneut die Zornesfalten ins Gesicht.
„Richtig, ich wage es … die Wahrheit auszusprechen. Dass ihr ein kraftloser alter Greis seid, dessen größtes Glück es ist, beim Schlag gegen den Valpoza damals von meiner Base vor Dummheiten und Schaden bewahrt worden zu sein. Ohne Elea würdet ihr doch gar nicht mehr am Leben sein, Praetorin. Und wenn ihr wahrlich tatkräftige Adlige bewundern wollt, dann schaut nicht weiter als zu eurer einstigen Untergebenen, die sich nun den größten Bedrohungen im Osten entgegenstellt. Ich sehne den Tag herbei, da sie zurückkehrt … und endlich euren Posten einnimmt, wie es ihr schon ihres Namens wegen gebührt …“
Nun endlich hatte der Hochgeweihte des Grabtempels zu Urbet genug, und stürmte mit hochrotem Kopf aus dem Bankettsaal der Valvassorenresidenz auf dem Tafelberg.
„Ihr seid ein Feigling, Praetorin, ein Feigling“, brüllte ihm Rondralio hinterher und sprang selbst von seinem Platz am Ende der Tafel auf, ehe er die anderen Anwesenden musterte: „Will hier noch jemand ein Feigling sein?“