Briefspiel:Von Falken und Faltern

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi klein.png
Datiert auf: Ende Praios 1033 BF Schauplatz: Urbasi und die Einhornwälder Entstehungszeitraum: ?
Protagonisten: Tarquinio & Pira Rahjalina della Pena, Abelmir Zorgazo, Rondralio von Urbet Autoren/Beteiligte: Haus Urbet-Marvinko.png Gonfaloniere, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie Zorgazo.png Zorgazo

Die vorliegende Briefspiel-Geschichte Von Falken und Faltern beschreibt eine kleine urbasische Jagdgesellschaft, zu der Tarquinio della Pena Ende Praios 1033 BF geladen hat.


25. Praios, im Palazzo Magistrale:

„Man sagt, Signor Abelmir, ihr wäret der Jagd sehr verbunden?“ Der eben erst gekürte Priore curatoris, Tarquinio della Pena, hatte sich zum ältesten Sohn der Matriarchin der Zorgazo begeben und begann eine belanglose Plauderei über die Beizjagd.

Schließlich beendete er das Gespräch. „Wenn ihr verzeiht, meine Gemahlin wartet bereits voller Ungeduld und freut sich auf etwas Ruhe. Aber ich würde mich freuen einmal mit einem solch passionierten Jäger auszureiten. Vielleicht findet ihr in den nächsten Tagen etwas Zeit um mich auf meine Landgüter zu begleiten.“


27. Praios (Tag des Baliiri-Schwurs), am Rande der Einhornwälder unweit von Fiuli:

Tarquinio della Pena, Veranstalter der Jagd

„Falknersheil!“ Begrüßte Tarquinio della Pena den jungen Signor aus dem Haus Zorgazo und ritt ihm einige Schritt entgegen. Lächelnd erwiderte der Gast den Gruß mit einem Nicken. Auf seiner behandschuhten linken Hand saß ein Falke, während die rechte lässig die Zügel hielt.
„Es ist mir eine große Ehre und Freude, dass ich euch zur Beizjagd begleiten darf. Ich habe nur gutes über euer Talent bei der Jagd gehört.“
„Comto Tarquinio, euer Gast muss von Sinnen sein. Oder gibt es noch einen Edelmann mit eurem Namen in der Urbasiglia?“ Ein weiterer Edelmann war langsam an sie herangeritten, seine langen braunen Haare hatte er zu einem Zopf gebändigt und um die blauen Augen hatten sich kleine Fältchen gelegt als er seinen schnippischen Kommentar anfügte.
Tarquinio della Pena schüttelte grinsend den Kopf und verdrehte die Augen leicht. „Signor Abelmir Zorgazo, wenn ich vorstellen darf, dies ist Comto Rondralio von Urbet-Marvinko. Er wird uns auf der Jagd ebenso begleiten wie meine Base Signora Pira Rahjalina,“ er drehte sich um und wies mit seiner offenen Hand auf eine junge Frau, die ihr langes rotbraunes Haar hochgesteckt hatte und es mit einem federgeschmückten Barett bedeckt hatte. Wie die Männer trug sie einen ledernen Gambeson über einem einfach weißen Hemd, hatte dies jedoch weit aufgeknöpft und verschafft so rahjagefälligen Ausblick auf den Ansatz ihres Brustbeins.
Sie hob die Hand, legte den Kopf leicht schräg und grüßte den Neuankömmling. Abelmir deutete eine Verbeugung auf dem Ross an, ehe er sich wieder dem Gastgeber zuwandte. „Erlaubt mir, dass ich euch eine kleine Aufmerksamkeit übergeben darf.“ Mit diesen Worten zog er aus einer Satteltasche eine reich verzierte, mit allerlei Edelsteinen geschmückte goldene Schnupftabakdose hervor und reichte sie Comto Tarquinio.
Dieser nahm sie entgegen, musterte sie kurz und verzog die Mundwinkel bewundernd. „Diener,“ befahl er und einer der Jagdhelfer trat an ihn heran um ihm das Geschenk abzunehmen und im Gepäck zu verstauen.
„Wegen mir können wir nun ausreiten, was meint ihr Comto?“ Fragte Abelmir und musterte die kleine Dienerschaft des neu gewählten Priore curatoris von Urbasi. Etwa ein halbes Dutzend Bedienstete in den Farben der jüngeren della Pena begleiteten die Adeligen zu Fuß. Sie führten zwei große Onjaro-Bracken mit sich und eine Falkentrage, auf denen die stolzen Greifvögel der beiden Comtos saßen. Eine von ihnen war wohl im Umgang mit den Tieren wohlgeübt und verantwortlich für das Wohl der Tiere. Im Hintergrund stand ein leicht Bewaffneter, der sich im Hintergrund hielt und ein Banner umklammerte an dessen Spitze im leichten Wind der geflügelte Leu auf schwarz flatterte.
„So sei es!“ Die kleine Jagdgesellschaft setzte sich in Bewegung.

Langsam nahm er dem Blaufalken die Haube ab und hob seinen Arm um ihn zum Steigen abzuwerfen. Mit kräftigen Flügelschlägen verließ der Greifvögel seinen Herrn und erhob sich hoch in die Lüfte, wo er majestätisch verweilte und kreiste.
„Ich liebe es zu sehen wie sie ihre Position suchen und anwarten, diesen kurzen Augenblick bevor alles beginnt. Es ist wie bei einem Duell zu dem die Kontrahenten in Stellung gehen, ehe sie zuschlagen,“ erklärte Tarquinio della Pena nach oben blickend. Dann wandte er sich einem Jagdhelfer zu. „Gebt dem Hund Befehl.“
„Jawohl, wie ihr wünscht,“ erwiderte dieser und wandte sich dem vorstehenden Hund zu, der in einigen Schritt Entfernung einen stillstehenden Saphirfasan mit seinen braunen Augen fokussierte. Mit einem Mal sprang der Hund hervor und jagte den bis dahin unbeweglich verharrenden Fasan auf. Hektisch versuchte dieser zu entkommen und erhob sich hierzu in die Lüfte, nicht ahnend, dass von dort weit schlimmere Gefahr drohte.
Augenblicklich legte der Falke die Schwingen ganz nah an den Körper und ging in den Sturzflug über. Phexgeschwind raste er dem Boden entgegen öffnete erst kurz bevor er auf Sumus Leib aufgeschlagen wäre, seine Schwingen halb und schwang sich mit unverminderter Geschwindigkeit in die Flugbahn des Opfers ein und schlug diesen mit seinen scharfen Klauen in der Luft.
„Ein großartiger Stoß!“
„Danke, Signor Abelmir,“ erwiderte Tarquinio und blickte hinüber zu Rondralio, dessen Greifvogel zuvor weniger Geschick bewiesen hatte.
„Schaut mich nicht so an, er ist noch jung. Außerdem kam ich schon oft mit leeren Händen von der Jagd zurück, doch nie mit leeren Herzen.“ Der Blick des Marvinko glitt hinüber zu der stillen Signora Pira Rahjalina, die dem größten Teil der Jagd still gefolgt war und nun verschämt ihren Kopf niederschlug ohne ihren Blick von dem seinen zu lösen.
„Die Anwartefalknerei ist eben die Krone der Falknerei,“ erklärte der kundige Abelmir Zorgazo, immer noch begeistert vom steilen Sturzflug und dem wundervoll anzusehenden Reißen der Beute in der Luft.

Die Gruppe erreichte einen kleinen Bach, der sich aus dem Wald hinaus schlängelte und in Richtung Sikramara hinab floss. „Unsere Rösser könnten eine Pause gut gebrauchen,“ erklärte Rondralio, sprang behende vom Rücken seines Reittieres und führte sein Pferd an das Ufer hinunter.
„Ich bin auch schon ganz durstig,“ meinte Tarquinio und stieg ebenfalls ab. Sogleich reichte ihm ein Diener einen Beutel Wein, aus dem sich der junge Edelmann erfrischte. Auch Abelmir Zorgazo und Pira Rahjalina della Pena stiegen ab. Während sich Abelmir zu Tarquinio gesellte und sich ebenfalls am Wein labte, ließ es sich die junge Frau nicht nehmen persönlich ihren gefleckten Schimmel den leichten Hang hinunter zum Ufer zu führen, wo Rondralio bereits wartete.
Mit einem Mal verlor sie das Gleichgewicht, fiel zur Seite und versuchte sich an den Zügeln festzuhalten, ehe der unbarmherzige Griff Sumus sie endgültig zu Boden riss. Das Pferd hatte sich in der Angst selbst umzufallen frei gerissen und stürmte den Hang hinauf, wurde dort jedoch von einem heraneilenden Diener beruhigt.
Die anderen Anwesenden eilten zur Gestürzten, die auf ihrem Hosenboden saß und sich mit schmerzverzerrten Gesicht den Knöchel rieb. „Was ist passiert?“ Fragte Tarquinio, der sich ebenso über sie beugte, wie der vom Ufer nach oben geeilte Rondralio.
„Ich bin umgeknickt, dann konnte ich mich nicht mehr halten und ging zu Boden.“
„Und wie! Habt ihr das gesehen Tarquinio? Sie zog, wandte und schlängelte sich, ehe sie doch so schnell zu Boden fiel, dass man es als ralmansche Leistung bezeichnen könnte,“ meinte Rondralio neckisch und erntete einen bösen Blick der jungen Signora.
„Ich bin keine Königsmacherin!“ Erklärte sie scharf und ließ ihren lodernden Blick nicht von dem muskulösen Marvinko gleiten.
„Äh, wie dem auch sei,“ Tarquinio zog ihre Hand über dem Knöchel zur Seite, „es sieht nicht schlimm aus.“ Pira Rahjalina griff seinen Arm und machte Anstalten sich von ihm auf die Beine zu helfen. Als sie mit dem umgeknickten Fuß auftrat, ließ sie ein schmerzerfülltes Gewimmer von sich.
„Aua, das geht nicht, nein. Ich kann nicht recht laufen.“
„Reißt euch zusammen, ich habe Frauen mit weit schlimmeren Blessuren marschieren sehen im Krieg,“ erklärte Tarquinio genervt und zog sie weiter auf die Beine.
„Ich denke wir sollten das nicht unterschätzen, geneigter Vetter“, mischte sich nun Rondralio wieder ein. Vermutlich wäre es wirklich besser, wenn sich die Signora zunächst einmal schont und ihren Fuß im Bach kühlen würde.“
„Ich will jedoch nicht, dass ihr wegen mir auf euer Vergnügen verzichtet“, erwiderte Pira Rahjalina, die nun von Tarquinio ans Ufer geführt wurde und dabei ihren Fuß so wenig wie möglich erwiderte. „Signor Abelmir kam noch nicht dazu seinen Falken steigen zu lassen ...“
„Aber Signora, welch Vergnügen soll das sein, wenn ich weiß, dass ihr Schmerzen leidet,“ beschwichtigte Abelmir, der immer noch mit dem Beutel Wein da stand und die Szenerie bisher beobachtet hatte.
„Allein zurücklassen können wir euch auch nicht, wir sind nahe Padragûr“, erklärte Tarquinio.
„Ich kann bei der Signora bleiben“, schoss es etwas zu schnell aus Rondralio heraus. „Sie kühlt ihren Fuß um eine Schwellung zu vermeiden und hiernach begeben wir uns zu der kleinen verlassenen Hütte, die unweit von hier am Rand des Waldes steht. Sie ist euch sicher aufgefallen Comto. Hier warten wir dann auf eure Rückkehr“ Tarquinio nickte, während sich Pira Rahjalina nun auch auf Rondralio stützte und sich mit Hilfe der beiden Edelmänner hinsetzte.
Tarquinio strich sich das blonde Haar von der Stirn zur Seite, bei der Aufregung war ihm doch tatsächlich das Barett vom Haupt geglitten, und dachte nach. Allerdings nicht zu lange, sein Vertrauen in Rondralio von Urbet-Marvinko, den er im Thronfolgekrieg als vertrauensvollen Freund kennengelernt hatte, verbot ihm dies.
„Gut, dann sei es so.“
„Ich fürchte ich hätte mich ohnehin über keinen Jagderfolg freuen können, wenn ich an die Präsentation meines Falken denke“, erwiderte Rondralio lachend und reichte Tarquinio die Hand.
„Wir sehen uns in wenigen Stunden,“ meinte dieser und schritt den Hang hoch, wo er Abelmir an der Schulter umdrehte und hinauf zu den Pferden führte, „nun sind es also nur noch wir zwei, geschätzter Signor Zorgazo!“
"Seht, ein Rahjafalter", meinte Signora Pira Rahjalina, als sie ihren Fuß in das kühle Nass tauchte und des schönes Schmetterlings gewahr wurde, der vor den Zurückgebliebenen flatterte.