Briefspiel:Zug nach Norden/Ein Kampf in Efhardis

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Beteiligte (irdisch)
Familie di Ulfaran.png Di Ulfaran
Haus di Selshed klein.png Athanasius
Haus ya Papilio klein.png Gishtan re Kust

Der Kampf in Efhardis wird während des Zugs nach Norden zwischen Cusimo di Ulfaran und Yulio di Selshed ausgefochten und sorgt - entgegen eigentlicher Absichten - für die Eskalation des Streites im Sheniloer Bund.

4. Efferd 1036 BF, Efhardis, östlich von Selshed

Yulio di Selshed und eine bessere Vergangenheit

Yulio di Selshed tätschelte seinem Pferd die Seite und blickte hinauf zu den Wipfeln jener riesigen Eiche im Zentrum von Efhardis. Der Ort sollte angeblich einst seinem Urahnen, dem Heiligen Salquirio Heimstatt gewesen sein, so erzählte es zumindest die alte Thexlipeia im Tempel des Launenhaften in seiner Heimatstadt. Yulios Vater, Boron gebe seiner Seele Frieden, hatte in all den Jahren in Selshed manches Archiv gewälzt und einmal Zweifel an dieser Ansicht geäußert – die Siedlung Efhardis sei viel jüngeren Datums, die Herkunft des legendären Gründers von Stadt und Tempel aus einem noch ungegründeten Dorf daher unsinnig. Die alte Hochgeweihte und sein Vater hatten sich aber ohnehin nie gut verstanden.
Einerlei, Efhardis hat immer zu meinem Haus gehört – und wird es wieder gehören, der Schirmer ließ es unbeschirmt zurück! Damals, als Efhardis an seinen Schwiegersohn gegangen war, hatte Yulio als einer der Wenigen in seinem Haus nicht mit den Zähnen geknirscht. Beide Häuser waren gerade erst verbunden worden, Marino ein Mann des alten Gottes, der eine bessere Zukunft versprach, als sein gefährlicher Bruder Ludovigo. Der Gedanke an die Hochzeit, an seine Tochter Elaria, versetzte Yulio einen Stich. Unbewusst strich seine Hand am Knauf des Kusliker Säbels entlang, den er seit Wochen umgeschnallt hatte. Jetzt stand er in Waffen im Dorf und schaute zu, wie seine Zyklopäer Calvener und Dorfbewohner verhörten.
In einer Fischerhütte hielten zwei Mitglieder der Cohorte Cyclopäia mit Streitkolben Wache und drinnen versuchte man den beiden Bütteln des Ortes Neuigkeiten zu entlocken. Die Fragen waren eigentlich immer die gleichen, Yulio selbst hatte sie den Calvener Steinmetzen gestellt, die Marino hierhergesandt hatte, angeblich um die mysteriösen Schriftzeichen auf den Steinen im Meer vor der Küste zu ergänzen: “Was wisst ihr über die Nordleute, die Calven überfielen?” “Welche Pläne hat der Schirmer in Efhardis?” “Habt ihr etwas über den Verbleib der Signora Elaria gehört?”
Die Antworten waren bisher auch immer die gleichen gewesen. Nichts. Am ehesten hätte noch der Efferd-Akoluth etwas wissen können, immerhin gehörte er zur gleichen Kirche wie Elaria und Marino. Aber ihn dergestalt zu verhören, zögerte Yulio doch.
Die Dorfbewohner wurden ohnehin zunehmend unruhiger. Yulio war nicht blind. Die Steinmetze waren keine große Schwierigkeit gewesen, sie kamen nicht von hier und die meisten Efhardiser blickten mit Argwohn auf die Pläne des Schirmers mit den Steinen an der Küste. Aber die Büttel waren Leute aus dem Dorf, die auch schon vor der Einung zwischen Calvens und Selsheds hier gedient hatten und nun das Pech hatten, unter dem Delphinemblem zu dienen, als dieses nicht mehr gern gesehen war. Yulio schnaubte grimmig. Sollen sie doch murren. Schon hatte er eine der Fischerinnen, die Frau eines der Büttel, ebenfalls einsperren lassen. Dennoch muss ich aufpassen, dass die Efhardiser nicht vergessen, warum wir hier sind! Ein Ruf schreckte Yulio auf: Ein Kämpfer der Cohorte kam durch die engen Gassen des Dorfes auf Yulio zugeilt, das Leinenhemd von Schweiß durchnässt. „Kyrios...Yulio“, der Mann atmete schwer. Der Selsheder erkannte in ihm rasch einen der Plänkler, die er auf den Feldern nach Salthoria stationiert hatte. „Es nähern sich Reiter...ich sah einen blauen Drachen auf Gold! Von Westen her!“ Yulio nickte grimmig. Die Calvener mussten das Dorf durch die Hügel umgangen haben. Nun war es also soweit. „Die Drachenreiter sind da!“
Er wandte sich an die dunkelhaarige Frau mit den großen Ohren, Aurike a’Kemethis, die den Teil der Cohorte in Efhardis befehligte. „Ihr solltet Eure Männer auf die Ankunft vorbereiten.“ Er sprach ohne Nachdruck, denn er sah, dass die Zyklopäerin bereits begonnen hatte, zu gestikulieren. Dennoch entging ihm ihr Blick nicht. Es war ungewöhnlich, dass ein Soldherr sich so in die Angelegenheiten seiner Mercenarii einmischte. Aber Condottiere Eriakos und Yulios Mutter, die Matriarchin, kannten einander und so wurde Yulio von den meisten Zyklopäern fast behandelt, als sei er ein Offizier der Cohorte – aber eben nur fast….

Drachenreiter und Adlerritter im Fischerdorf

Man musste kein begnadeter Taktiker sein, um zu erkennen, dass die Söldner in Efhardis Kampfpositionen einnahmen, als sie die Drachenreiter kommen sahen.
Mit routinierten Kommandos brachte Leutnantin Razo die Drachenreiter zum Halten. Cusimo di Ulfaran schloss zu der Kommandantin der Corazza auf. "Was meint Ihr Leutnantin, wie sollen wir vorgehen?" Sabilla Razo blickte den Fechtmeister an. In seinem Reiterharnisch wirkt er gar nicht wie ein Stutzer, sondern tatsächlich wie ein Adlerritter.
"Ich würde sagen, wir versuchen zu verhandeln. Wir sind dazu angehalten, nur im Notfall die Klingen zu ziehen", sagte die Leutnantin schließlich. Cusimo nickte ernst und noch bevor die Leutnantin reagieren konnte, war er bereits von seinem Pferd abgestiegen und ging auf das Dorf und die dort wartenden Söldner mit Yulio di Selshed zu. Sabilla verfluchte den arroganten Schwertmeister innerlich. Was fällt ihm eigentlich ein, einfach so ohne Absprachen los zu gehen?
"Männer! Wir folgen Signor di Ulfaran in einigem Abstand. Niemand provoziert einen Angriff. Wir behalten die Freilanzer im Blick und greifen nur dann ein, wenn es nötig wird!", befahl sie ihren Leuten, die langsam in Linie vorrückten.
Cusimo war inzwischen auf Sprechreichweite an das Dorf heran getreten.
"Yulio di Selshed! Wir wissen das Ihr da seid! Lasst uns reden, bevor es zu einem unnötigen Blutvergießen kommt." rief er zum Dorf herüber und tatsächlich trat Yulio aus den Reihen der Söldner hervor. Die beiden Männer traten aufeinander zu, schätzten sich gegenseitig ein, bereit sofort zu reagieren, wenn es notwendig sein sollte. Yulio ergriff als erster von beiden das Wort. "Ihr scheint mir gegenüber im Vorteil zu sein Signor, wisst Ihr doch mit wem Ihr es zu tun habt."
Cusimo nahm lächelnd den Hut vom Kopf und neigte selbigen gerade weit genug, damit es nicht als Beleidigung aufgefasst wurde. "Mein Name ist Cusimo Danino di Ulfaran. Fechtmeister und Ritter des Adlerordens. Ich komme zu Euch, da ich mich in die Dienste Shenilos gestellt habe und in diesem Zusammenhang mit Euch verhandeln möchte." Cusimo setzte seinen Hut wieder auf und blickte Yulio fest in die Augen. Seinem Blick standhaltend antwortete Yulio "Verhandeln? Worüber sollte ich mit Euch verhandeln? Solltet Ihr hier sein, um die Überfälle der Piraten aufzuklären, lasst Euch gesagt sein, dass wir bereits dabei sind, dies zu tun und Eurer Hilfe nicht bedürfen !"
Cusimo lächelte beinahe schon besserwisserisch. "Signor di Selshed. Ihr wisst so gut wie ich, dass Ihr Euch auf calvener Land befindet. Die Besetzung dieses Dorfes ist höchst zweifelhaft, vor Allem in dem Zusammenhang, dass Eure Mutter Marino von Calven inhaftiert hält."
Auf der Stirn Yulios bildete sich eine Zornesfalte. "Wovon redet Ihr da, di Ulfaran? Durch die Abwesenheit der Calvens waren wir verpflichtet die Bevölkerung vor den Überfällen zu beschützen. Außerdem, woher wollt Ihr wissen, dass Marino Geisel meiner Mutter sein soll?"
Ohne ein Wort zu sagen zog Cusimo die Botschaft hervor, die den Drachenreitern in die Hände fiel. Gut war das gebrochene Siegel der di Selshed zu erkennen. Mit leichter Hand warf Cusimo die Botschaft vor die Füße Yulios, sodass das Siegel im Staub der Straße lag. Wütend hob Yulio die Botschaft auf, säuberte das Siegel vom gröbsten Schmutz und las die Zeilen, die Mazarina di Selshed geschrieben hatte und ihn informieren sollten, dass er nach Selshed kommen solle, da es gelang den verräterischen Marino gefangen zu nehmen.
"Wisst Ihr, di Selshed, in einem Punkt hat Eure Mutter Recht: Es ist Zeit nach Selshed zurück zu kehren." Im Plauderton und mit freundlichen Lächeln fuhr Cusimo fort, während sowohl die Drachenreiter, als auch die Söldner der di Selshed darüber rätselten, was die beiden Männer besprachen, denn von ihren Positionen aus waren die Worte der beiden Männer nicht zu verstehen. "Ich würde einen Kampf und daraus resultierende Verletzungen, letal und non-letal wohl vermeiden, denn ich hörte in Imirandi vom Tod Eures Vaters in einer Suppenküche und möchte Eurer Frau Mutter weiteren Gram ersparen."

Von Worten zu Hieben

Voller Wut riss Yulio di Selshed seinen Kusliker Säbel aus der Scheide und attackierte Cusimo, dem es gerade noch rechtzeitig gelang seinen Linkhanddolch zur Parade zu erheben. Für sein Alter ist dieser di Selshed noch verdammt schnell, dachte Cusimo bei sich, während auch schon der zweite Hieb auf ihn niederging, dem er mit einem schnellen Schritt zur Seite entgehen konnte. Sein Plan, Yulio gegen dessen gefangengenommenen Schwiegersohn Marino von Calven einzutauschen, war gerade um einiges komplizierter geworden.
Cusimo nutzte die Tatsache, dass Yulio in Rage war und studierte die Kampfweise seines Gegners, während er schrittweise vor den Attacken zurückwich. Beinahe bemerkte er die Türe hinter ihm nicht, die zeigte, dass sich der Kampf mittlerweile bis zu den äusseren Häusern des Dorfes verlagert hatte.
"Jetzt habe ich Euch, Ulfaran", presste Yulio zwischen den Zähnen hervor, während er zu einem wuchtigen Hieb ausholte. Sein Gegner konnte nicht mehr zurückweichen, denn dort war die Haustüre. Auch die Seiten boten wegen des Türsturzes keinen Platz für die tänzelnden Schritte die sein Gegner zu lieben schien. Yulio war sich sicher, dass nun das schnelle Ende des angeblichen Fechtmeisters gekommen war.
Cusimo machte einen beherzten Ausfallschritt nach vorne, der ihn vor dem wuchtigen Hieb Yulios bewahrte, der so krachend in die Türe fuhr. Den Augenblick, den Yulio brauchte, um seinen Säbel zu befreien und sich neu zu orientieren nutzte Cusimo, um seinen überraschten Gegner mit einem kräftigen Tritt vor die Brust durch die angeschlagene Tür in das Innere des Hauses zu befördern. Überraschte Angst- und Schreckensschreie legten Zeugnis ab, dass das Haus keineswegs unbewohnt war und tatsächlich sah Cusimo, als er seinem Gegner nachsetzte, eine Familie, die sich ängstlich vom gedeckten Tisch in eine Ecke des Raumes zurückgezogen hatte.
Cusimo nahm einen Schluck aus der auf dem Tisch stehenden Tonkanne, ein eher schlechter Wein, verzog kurz das Gesicht und sprach den sich gerade wieder erhebenden Yulio an. "Ergebt Euch einfach, di Selshed. Ich garantiere Eure Unversehrtheit, wenn ihr Euch in meine Obhut gebt! Ihr erspart Euch und mir eine Menge Unannehmlichkeiten dadurch und es muss doch nun wirklich niemand verletzt werden. "
Wütend fixierte Yulio Cusimo "So unversehrt wie meine Elaria, ja? Glaubt ihr, ihr könnt nach der Tochter auch noch den Vater in Eure Gewalt bringen? Ich werde mich Euch niemals ergeben.“
Cusimo seufzte resigniert. "Ich hatte befürchtet, dass Ihr etwas in der Art sagen würdet, Signor. Dann soll es eben so sein!"
Ohne Vorwarnung warf Cusimo die Kanne, die er vom Tisch der Familie "entwendet" hatte in Richtung des Kopfes von Yulio, der im letzten Moment seinen Arm zwischen sein Gesicht und die Kanne bringen konnte. Was er allerdings nicht verhindern konnte, war, dass sich der Inhalt der Kanne über ihn ergoss und ihm in die Augen lief. Durch das Brennen des Weines in seinen Augen, taumelte Yulio einige Schritte rückwärts, stets verfolgt von Cusimo, der allerdings noch abwartete, wollte er doch im Haus nicht noch mehr Schäden anrichten, als er bereits getan hatte.
Nach einigen Augenblicken fand Yulio den Knauf der Hintertür, welche auf den Dorfplatz führte, und trat hinaus in das Sonnenlicht. Kaum war er dort angekommen, als er auch schon die erste Attacke Cusimos abwehren musste, der nun gewillt schien, auch offensiv in den Kampf einzugreifen.
Mit vielen schnellen Stichen trieb Cusimo Yulio immer weiter über den Dorfplatz und Yulio müsste mehrere kleine Treffer einstecken, die ihn zwar beeinträchtigten aber keine Entscheidung herbeiführen konnten. Yulio war fest entschlossen nicht einfach aufzugeben.
Mit all seiner Entschlossenheit und Wut warf er sich gegen Cusimo, der mit solch einem Angriff nicht gerechnet hatte und so unter Yulio zu Boden ging, wobei ihm seine Waffen aus den Händen gerissen wurden.
Yulio richtete sich auf Cusimo sitzend auf. Es brauchte einige Augenblicke, bis die beiden Männer die neue Situation erfasst hatten, doch als es soweit war, hob Yulio seinen Säbel, um Cusimo ein schnelles Ende zu bereiten.
Cusimo tastete in Panik um sich aber weder seine Waffen, noch einen Stein oder wenigstens ein Stück Holz gelangte in seine Finger. Beinahe zu spät erinnerte er sich an seine Drolina. Er löste sie aus und lenkte gleichzeitig den niederstechenden Säbel Yulios mit dem Unterarm ab, wobei er sich einen schmerzenden, tiefen Schnitt zuzog.
In dem Moment, als der Säbel nur wenige Finger neben Cusimos Gesicht in das Erdreich fuhr, stach Cusimo sein Stilett aus der Drolina bis ins Heft in den Brustkorb Yulios. Eine Welle warmen Blutes strömte über Cusimos Hand an seinem Arm hinab und tränkte seine Kleidung mit dem Blut Yulios.
Starke Hände rissen den Körper Yulios von Cusimo herunter und Cusimo war froh, dass er die erleichterten Gesichter der Drachenreiter erkannte und nicht die von wütenden Söldnern. Noch während die im Dorf ansässige Heilerin anfing auf Cusimos Geheiß und Rechnung Yulio zu versorgen - Cusimo wollte ihn schließlich lebend gefangen nehmen - führte Aurike a’Kemethis die Zyklopäer gen Covi aus dem Dorf - einige der Mercenarii murrten, aber ohne ihren Soldherren verspürte schließlich keiner den Drang, sich mit den Drachenreitern zu messen.

Epilog im Zelt der Capitanya

"Tot, sagst du?" Als ob die Capitanya den Bericht nicht sogleich verstanden hätte! Leutnantin Sabilla Razo unterdrückte ihren Ärger, der mehr ihr selbst galt. Sie stand vor ihrer Vorgesetzten stramm, ihre Leute warteten vor der Tür. Aber die Hoffnung, dass Esquiria ya Papilio die schlechte Nachricht unter vier Augen gelassener auffassen würde, hatte sich nicht erfüllt.
"Das hätte nicht passieren dürfen. Keine unvermeidlichen Opfer", erinnerte Aldare ya Papilio die Corazza-Befehligerin an ihren Grundsatz. "Du hattest das Kommando. Warum hast du nicht eingegriffen? Es war doch kein rondrianischer Zweikampf?" "Ich hatte..." "Lauter, gefälligst!" "Hatte den Überblick verloren. Ging davon aus, dass Ulfaran auf sich aufpassen könne. Konnte er ja auch. Wir hielten die Freilanzer im Auge. Deshalb waren wir zu weit von den beiden entfernt", erklärte Sabilla.
Ihre Kommandantin schalt sich innerlich selbst: Es war ihr eigener Fehler gewesen, die junge Leutnantin mit dem eigenwilligen Fechter hinter Signor Yulio her zu schicken. Er war kein Uniformierter, aber vielleicht hätte ihr Befehl ihn von diesem riskanten Alleingang abgehalten.
"Der Befehl hatte gelautet: 'Suchen und festsetzen'", erinnerte sie mit etwas milderem Ton. "Du hast diesen nur teilweise ausgeführt. Ich werde das gegenüber Constabler und Gransignor erklären müssen."
Sabilla nickte, aber Aldare ließ ihr keine Gelegenheit, Erleichterung zu empfinden: "Und der Gransignor wird die politischen Folgen dieses Vorfalls abwägen und verwalten müssen. Wir führen die Klinge, nicht das Gemeinwesen, aber unsere Taten und Fehler können gravierende Auswirkungen haben. Das wirst du nicht mehr vergessen - und entsprechend handeln."
Das war ein Befehl und eine Feststellung zugleich. Sabilla nickte wortlos. "Du wirst selbst überlegen, was du tun kannst, um den Tadel zu tilgen", schloss Aldare. "Wegtreten." Sabilla verneigte sich und ging aus der Tür. Ein Tadel auf Bewährung - die Ehre der Drachenreiter erforderte eine angemessene Sühne. Ihr würde etwas einfallen müssen.

Mit leeren, blutigen Händen (?)

Das erste Mal seit langem hatte Cusimo schlechte Laune. Nichts lief so wie er es plante, zumindest nicht in letzter Zeit. Natürlich hatte er Yulio bewusst provoziert, aber nicht mit der Absicht, ihn danach im Kampf zu töten.
Mit grimmiger Miene betrat Cusimo das Gebäude, das den Drachenreitern als Quartier diente. Ohne zu klopfen oder auf Einwände anwesender Soldaten zu hören betrat er das Büro Aldares: "Capitanya ya Papilio! Ich muss insistieren, dass ich alleine die Verantwortung vor dem Gransignore Carson für das Geschehene übernehme. Leutnantin Razo trifft keine Schuld, da ich mich eigenmächtig von der Truppe entfernt habe und diese so nicht rechtzeitig eingreifen konnte. Es war mein Ziel, Yulio di Selshed gefangen zu nehmen, doch sah ich mich gezwungen, um mein eigenes Leben zu retten, zu drastischen Mitteln zu greifen. Ich schäme mich nicht dafür, noch empfinde ich Reue, also übernehme ich auch die Verantwortung!"
Capitanya Aldare ya Papilio blickte zu dem vor ihr aufragenden Fechter empor, halb missbilligend ob dessen formlosen Eintretens, halb überrascht über dessen emotionalen Vortrag: “Das ehrt Euch”, sagte sie nach kurzem Überlegen. “Aber nichts anderes hätte ich von Euch erhofft. Dann werdet Ihr mich nach unserer Rückkehr nach Shenilo zur Nachbesprechung dieses verunglückten Einsatzes zu Hochgeboren Orsino und dem achtbaren Herrn Gondolfini begleiten, um Eure Sicht der Geschehnisse zu schildern.” Etwas milder fügte sie dann an: “Ihr müsst nicht als Büßer auftreten, und sollt nicht als Brandopfer der Drachenreiter zur Besänftigung dienen. Was geschehen ist, ist geschehen, das hätte einem weniger erfahrenen Kämpfer als Euch noch viel leichter geschehen können. Und mir ist es lieber, wenn ich keinen unserer Leute in der Kiste zu seiner Familie bringen muss.”