Briefspiel: Die Raloffkrise/Vernon Slin und Hesindiane Luntfeld

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Ein genauso schneidiger wie hochgewachsener Capitano in Gardeuniform wendet sich an Hesindiane:

"Meiner Treu, wären zu meiner Zeit solch beeindruckende Persönlichkeiten wie die eure meine Lehrmeister in Heilig Brigon gewesen, ich denke meine Karriere wäre eine andere geworden. Seid ihr vielleicht bereit neben der Leichtfüßigkeit eures Geistes mir auch die Leichtfüßigkeit eurer Füße unter Beweis zu stellen?"

Mit diesen Worten bietet er ihr die Hand zum Tanze.

Autor: Count

Mit einem verschmitzten Lächeln ergreift die Angesprochene die dargebotene Hand:

"Ihr seid ein Schmeichler, Capitano. Doch gerne gewähre ich euch den ersten Tanz. Ich darf doch davon ausgehen, dass eure Füsse sind so schnell wie eurer Schwertarm? Nun, wir werden sehen..."

Ein paar Schritte weiter flüstert sie ihrem Begleiter ins Ohr:

"Ihr könnt nicht zufällig jemanden organisieren, der sich heute Abend meiner Kusine annehmen könnte? Die Ärmste ist erst seit ein paar Wochen in Efferdas und hat die Schatzkanzlei seither kaum verlassen. Dabei tanzt sie doch so gerne... Für diesen Gefallen würde ich mich auch gerne angemessen erkenntlich zeigen..."

Autor: Luntfeld

"Nun", Vernon räuspert sich, "zuforderst werde ich den Raum ein wenig begutachten müssen, Madame."

Dann lässt er Hesindiane zu mehreren Drehungen ansetzen, während er den Raum beobachtet. Als er sie schließlich wieder zu sich heranzieht, antwortet er.

"Es war beschwerlich, den Blick von euch zu wenden, doch es ist mir unter der Aufbietung höchster Concentration dennoch gelungen. Leider muss ich zugeben, dass ich unter den jungen Herren Efferdas' nicht so bewandert bin und wenn, ist es meine Pflicht sie als Rekruten zu beurteilen und nicht als Gesellschafter. Meine Base Giusta ist was dies angeht weitaus bewanderter als ich. Doch über meinen Bruder Gaspard kann ich euch berichten, das er ein Mann ist der die Freuden des Lebens schätzt und...", kurz stockt er, "eine Dame durchaus zu unterhalten weiß."

Autor: Count

"Soso", Hesindiane liess sich einige weitere Drehungen herumwirbeln und hielt nun ihrerseits einige Zeit Ausschau nach der erwähnten Giusta Slin, ehe sie ihrem Tanzpartner antwortete:

"Nun, dann werde ich mich wohl etwas nähre mit eurer Base unterhalten müssen. Denn ich kenne den Ruf eures Bruders... Nehmt es nicht persönlich, aber ich glaube nicht dass er der Richtige ist für meine Kusine".

Sprachs und erhaschte einen Blick auf besagte Kusine, welche drei Schritt weiter in den Armen Croënar di Camaro über das Parkett wirbelte, ehe sie sich mit einem Lächeln und durchgedrücktem Rücken wieder ihrem Galan zuwandte.

Autor: Luntfeld

"Der Ruf meines Bruders?", Vernon geriet merklich aus dem Takt. Als er ihn wieder gefunden hatte, fuhr er fort: "Ich versichere euch, Euer Gnaden, die Ungebundenheit meines Bruders ist nicht selbst gewähltes Schicksal, sondern ein Opfer im Dienste gemeinsamer Interessen. Ein deutlicher Beweis von Loyalität, welche sein edelster Charakterzug ist. Ich versichere euch, in diesem Raume werdet ihr keine Handvoll an Personen finden, welche es in diesem Gebiete mit ihm aufnehmen können. Mich selbst eingeschlossen."

Vernon fühlte sich unwohl. Sicherlich war dieser Tanz mehr für ihn als gesellschaftliche Konvention, doch auch er hatte zu bedenken unter wessen Dach er lebte, wessen Namen er trug. Und ungeachtet aller persönlichen Bedenken, seiner Tanzpartnerin ungewollt unbedachte Worte zu unterstellen, so war es bei diesem Anlass auch seine Aufgabe im Sinne Vitellos, des Padrone, der Familie zu handeln und seine Worte zu wählen. Er ärgerte sich, hätte er seinen Namen nicht genannt, diese Situation, diese Zerrissenheit wäre ihm erspart geblieben.

Autor: Count

Hesindiane war Vernons Nervosität nicht entgangen und sie glaubte auch zu wissen weshalb. Sie beschloss, die Wogen zu glätten und falls Vernon aus einem anderen Grund als dem von ihr angenommenen ausser Fassung geraten war, würde sie es sicher merken.

"Verzeiht meine unbedachten Worte, Signor Slin. Ich beabsichtigte keineswegs, die Ehre eures Bruders, die eure oder gar diejenige eurer Familie zu kränken; nichts lag mir ferner. Nein, ich dachte an Gerüchte, nachdem euer Bruder, ähm, bereits zahlreiche Liebschaften unterhalten habe... zweifellos böswillige Unterstellungen, aber ihr versteht meine Sorge um meine Kusine? Sie ist eine unschuldige Nachtigal und ich habe ihrer Mutter versprochen dafür zu sorgen, dass sie sich in Efferdas nicht dem erstbesten Galan an den Hals wirft. Bitte nehmt meine Worte daher nicht persönlich; im Gegenteil wird die Tugend der Loyalität auch in meiner Familie hoch geschätzt."

Wohlweislich verschwieg sie ihrem Tanzpartner, dass Loyalität bei den Luntfeld niemals in derartigem Gehorsam ausartete wie sie es in Efferdas zuweilen erlebte. Andere Städte, andere Sitten halt. Überhaupt, ob Vernon sie in eigenem Interesse oder im Auftrag seines Onkels zum Tanz aufgefordert hatte, darüber konnte sie sich später immer noch den Kopf zerbrechen. Jetzt allerdings wollte sie den Tanz in den Armen des stattlichen Gardehauptmanns geniessen...

Autor: Luntfeld

Vernon grübelte fieberhaft. Offensichtlich war die anziehende Hesindiane in seinen Armen bemüht ihn zu besänftigen. Ging es ihr um ihn oder wollte sie verhindern, dass sie selbst durch eine Zurückweisung inmitten der Tanzfläche brüskiert wurde? Oder würde es ihm die gesellschaftliche Missachtung einbringen? Sein Unwohlsein verstärkte sich über diese Gedanken, welche ihm selbst sein Unwissen aufzeigten, noch. Kurzentschlossen, intuitiv, als befände er sich in einer ihm wohl bekannten Kampfsituation, wischte er die Zweifel beseite und ging zum Angriff über. Mit einem Lächeln, selbstverständlich.

"Verzeiht, dass ich euch in diese unangenehme Position gebracht habe, Madame. Lasst uns statt dieses unglücklichen Themas doch über etwas unverfängliches reden, was aus meiner Sicht dennoch von außergewöhnlichem Interesse ist. Über euch, dies wäre dass Erste was mir hierbei in den Sinn käme."

Autor: Count

Hesindiane kam aus dem Tritt und konnte nur mit Mühe ein Stolpern verhindern, welches die unangenehme Aufmerksamkeit des ganzen Saals auf das Paar gelenkt hätte. Elegant liess sie sich von Vernon auffangen und weiterdrehen, während die Gedanken in ihrem Kopf herumwirbelten. Nach einigen Sekunden Pause, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen, lächelte sie ihren Tanzpartner an:

"Signor Slin, Ihr schmeichelt mir. Doch Ihr macht mich auch neugierig: Was findet Ihr an einer einfachen Geweihten der Göttin so interessant? Vielleicht verrate ich es Euch ja?"

Autor: Luntfeld

"Nun, es ist geradezu bemerkenswert, welch sicheren Tritt ihr an den Tag legt. Ein eher praktisches Wissen, welches man nicht aus Büchern erlernen kann. Fürwahr, meiner anfänglichen Aufforderung, mir eure Leichtfüßigkeit unter Beweis zu stellen, seid ihr mehr als nachgekommen. Und ich bezweifle, dass dieses Können Ergebnis von Kontemplation und Studium in einem Tempel der Hesinde ist. An welchem Orte habt ihr es euch angeeignet?"

Gespannt wartete Vernon auf die Antwort. Nicht weil er hier unglaublich Überraschendes erwartete, er konnte sich ungefähr denken, wo man denn derart tanzen lernte. Und so hoffte er auf einige bestimmte Worte, auf die er widerum seine Replik schon kannte, während er Hesindiane ein paar Drehungen ansetzen ließ, damit sie Zeit für ihre Antwort gewann. "Oder ihr wird es erneut gelingen, mich zu verblüffen, was auch seinen ganz eigenen Reiz hat.", dachte er sich.

Autor: Count

Hesindiane schmunzelte. Der Capitano gefiel ihr mehr und mehr, mal schauen wie weit er gehen würde...

"Kuslik hält für eine interessierte junge Akoluthin aus der Septimana eine Menge Vergnügungen bereit und die Herrin Hesinde in ihrer Weisheit hat nichts dagegen, dass ihre Geweihten neben ihrem Geist auch ihren Körper nicht vernachlässigen. Ich sehe eurer Nasenspitze an, Capitano, in welche Richtung eure Gedanken gerade gehen. Nun ...", Hesindiane bedachte Vernon mit einem verführerischen Augenaufschlag, "was glaubt ihr wohl, wo ich tanzen gelernt habe?"

Autor: Luntfeld

"Auf den Straßen, im Lichte des Mondes, so wie ich", antwortete Vernon sofort mit einem verschmitzten Lächeln. "Vielleicht wünscht auch ihr den Tanz auf gewohntem Terrain fortzusetzen?"

Autor: Count

"Wenn es euer Wunsch ist...", nahm Hesindiane den Faden auf, "dann will ich euch gerne die Gelegenheit geben mir zu beweisen, dass Efferdas dem grossen Kuslik in Sachen Vergüngungen nichts nachstehen muss."

Die Drehungen in den Armen Vernons hinderten sie etwas, nach ihrer Kusine Bospanya Ausschau zu halten. Schliesslich entdeckte Hesindiane die Gesuchte an der Seite Orleanes von Efferdas', scheinbar in eine ernste Diskussion verwickelt. Demonstrativ verdrehte Hesindiane die Augen; in den letzten Tagen war ihre ansonsten doch so fröhliche Kusine ein ungewohnt düsterer Schatten gewesen und sogar an dieser Veranstaltung musste sie offenbar die gewissenhafte Magistrata heraushängen. Na gut. Bospranya war schliesslich ein grosses Mädchen. Sie würde auch alleine nach Hause finden, falls sie Hesindiane auf dem Fest nicht mehr antreffen würde.

"Dann zeigt mir doch einmal euren Mond hier in Efferdas, Signor Slin", gurrte Hesindiane Vernon schelmisch lächelnd an, "ich bin schon ganz gespannt..."

Autor: Luntfeld

Sanft und bestimmt führte Vernon Hesindiane mit den letzten Takten des Stückes in Richtung des Hauptportals durch welches die Gäste den Raum betreten hatten. Auf ein Zeichen von ihm hin öffnete ein Kammerdiener diese einen Spalt weit, so dass er und seine Begleitung durch diesen entschwinden konnten. Als er selbst durch die Tür trat, drehte er sich noch einmal in Richtung seines Patrons um, welcher von seinem Platze die Tür jederzeit im Blick hatte. Ohne dass dessen Gesprächspartner dies bemerkte, teilte Vitello Slin ihm mit einem leichten Nicken seines Hauptes sein Wohlwollen mit. Erleichtert trat nun auch Vernon durch die Tür.

"Quilamo, der Dame ihren Mantel und rufe er eine Sänfte heran. Heute Nacht", wandte er sich an Hesindiane, "werden wir nicht auf den Straßen sondern über den Dächern der Stadt tanzen, die Sterne werden uns wie tausend Fackeln leuchten und Efferdas wird für uns musizieren."

Autor: Count

Fin