Briefspiel: Geisel der Lüfte - Ein Land in Trümmern

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png

Stadt Unterfels.png Briefspiel in Unterfels - Briefspiel in Efferdas Stadt Efferdas.png
Datiert auf: Winter 1039 BF Schauplatz: Unterfels, Vinsalt, Shumir, Kuslik, Efferdas, Arivor, Drôl, Mengbilla, Al'Anfa, Teremon und die Zyklopeninseln Entstehungszeitraum: September 2016
Protagonisten: siehe Übersichtsseite Autoren/Beteiligte: Haus di Camaro.png Dajin, Familie di Monte Fuori.png X-toph,
Zyklus: Übersicht · Die neun Sterne von Unterfels · Das dreizehnte Zimmer · Die neun Leben der Löwin · Ein Land in Trümmern · Zwei Seiten einer Münze


Spieltag 1

08.02.2017 - 10. Praios 1040 BF - Vinsalt

  • Spielleiter: Dajin
  • Bericht von: Susi

Die Hitze sammelt sich unerträglich in den Straßen der Stadt, kein Lüftchen weht. Langsam zieht der Morgennebel über die Dächer der Stadt und kündet von der Mittagshitze, die uns erwarten wird. Es ist herrlich. Meine Reisebegleiter ächzen unter der Hitze und nehmen nur ein leichtes Morgenmahl ein, einzig Sheshen und mir macht die Temperatur nichts aus. Kein Wunder. "Ich will Bier!", plärrt Omin. "Ohne Bier, ohne mich!" Illyricus setzt sein typisches wissendes Lächeln auf und nickt dem Zwerg langsam zu, wie einem minderbemittelten Kind. "Ja, Omin. Ist gut, Omin." "Könntet ihr nicht einfach den Proviant kaufen gehen, während ich mich um die Kutsche kümmere", frage ich Illyricus und Sheshen seufzend. Sie nicken und stehen auf, gefolgt von Fiana und Omin. Welch Freude. "Ich komme mit", poltert der Zwerg. "Ohne mich kriegt ihr das mit dem Bier eh nicht hin!" Fiana streicht sich ihr Haar zurück und seufzt. Ihr Blick sagt: 'Ich will unbedingt raus aus diesem toten Ort und wieder einmal ein paar Bäume umarmen'. Sie sind endlich draußen und ich beschließe, Nahrung und Zimmer zu bezahlen – beziehungsweise es auf Kosten des großen Gönners anzuschreiben, auf dessen Geheiß wir diese Reise überhaupt erst machen.

Die Kutsche steht schon lange unter dem Sonnensegel bereit und ich kraule Lulanie zwischen den Ohren, während ich meine Pfeife rauche und auf die Anderen warte. Zwei Frauen schlendern über die Straße und unterhalten sich leise über die völlig überteuerten Weinpreise. Ich schnaube nur und sehe mich um, erblicke den Zwerg seltsamerweise zuerst. Er trägt ein kleines Fass auf der Schulter spazieren und ich muss unwillkürlich grinsen. Er hat also sein Bier bekommen. Illyricus, verlässlich wie eh und je, meint, als sie die Kutsche beladen: "Wir haben Obst, Brot und Trockenwurst, sowie einige Wasserschläuche. Es reicht locker bis nach Aldyra." "Ah, über Aldyra, ja. Klingt logisch. Die K1 ist mir auch die liebste Straße von hier aus." Ich nicke und schwinge mich auf den Kutschbock. Sheshen setzt sich zu mir, Illyricus geht in den Wagen und räumt die Vorräte zurecht. Ich rümpfe die Nase. Ich mag es nicht, wenn sie in meinen Sachen herumkramen können, aber noch weniger mag ich es, wenn jemand anderes meinen Wagen lenkt.

Die Straße ist ungewöhnlich ruhig, wenn man die Situation bedenkt. Ich verziehe den Mund. Eine der einzigen Gruppen, die wir treffen, ist eine Pilgergruppe, die aber ebenfalls in unserer Richtung unterwegs ist. Es sind hauptsächlich Frauen, die lange, grünliche Roben tragen. Es sind Pilger, die zum großen Heiligtum der Perainein Perainidâl unterwegs sind, soviel ist nach einem kurzen Gespräch sicher. Kurz nach dem Zusammentreffen mit dieser Gruppe kann man schon die hohen Türme erkennen, die eine baldige Ankunft in Illstan versprechen. Es sind die schmalen Spitzen des Efferdtempels, die sich grün und blau marmoriert dem Himmel entgegen strecken. Wir können die Mosaike, die die Wände bedecken gut erkennen, als wir am Tempel vorbei fahren. Sie zeigen Meeres- und Fischereiszenen und Symbole. Immer wieder sieht man Delfine, Fische und den Dreizack des Gottes. Des Größten und Schönsten Efferdtempes im Inland, schwirrt es mir durch den Kopf. Mein früherer Reisegefährte hat ständig von diesem Tempel gesprochen, sobald wir auf 50 Meilen in die Nähe Illstans kamen.

Wir sind nur wenige Minuten in Illstan, als uns klar wird, dass irgendetwas nicht stimmen kann. Überall stehen unruhig wartende Wagenlenker und grimmig dreinblickende Händler, die immer wieder in eine bestimmte Richtung sehen. In Richtung der Zugbrücke. "Oh nein", murmle ich und sehe kurz nach hinten, in den Karren. Niemand sitzt mehr auf der Ladefläche, ich rolle mit den Augen und sehe nach vorn. "Zum Gruße", lächelt Illyricus den Wächter an der Brücke an. "Wieso ist denn die Brücke nicht unten?" "Efferd zum Gruße", mault der Wächter zurück. "Könnt ihr nicht sehen? Sonst kämen ja die ganzen Flüchtigen auf unsere Seite." Omin stapft vor den Wächter und sieht verschwörerisch zu ihm hoch. "Bier?" Der Wächter sieht konsterniert zu dem Zwerg, wendet sich dann wieder Illyricus zu. "Wieso? Na weil der Schulze den Befehl erteilt hat. Und wäre ja auch noch schöner, wenn die einfach hier rüber kämen und uns die Arbeitsplätze wegnehmen. Pah."

Wir begeben uns also zum Schulzen, wo allerdings schon eine gewaltige Schlange von Menschen ansteht. Wir warten endlose Stunden, bevor mir langsam aber sicher der Kragen platzt. Ich schiebe mich vom Kutschbock und klappe den Kragen meines Mantels hoch, ziehe den Hut etwas in die Stirn. Sicher ist sicher. Dann spähe ich nach dem angespanntesten Gesicht, nach den geballtesten Fäusten und dem grimmigsten Blick und geselle mich zu einer Gruppe grobschlächtiger Männer. Fast wundere ich mich über mich selbst, als die Menschentraube um mich herum immer größer wird, immer mehr Leute meinen Worten lauschen und abfällige oder jubelnde Rufe laut werden. Irgendwie habe ich es geschafft, die Menge von einer fixen Idee zu überzeugen, von der ich mir nicht mehr sicher bin, ob es meine eigene war. Es gelingt mir jedoch auch, zu meiner Kutsche zurück zu kehren, während sich die Menge in Richtung der Brücke bewegt. Sie rufen wieder und wieder, stacheln sich gegenseitig an, bis die Rufe ohrenbetäubend sind: "Lasst sie runter! Lasst sie runter! Lasst sie runter! Lasst sie runter!" Ich steige auf den Kutschbock und beobachte, was passiert. Es sind einfach zu viele Leute, als dass der einzelne Wächter an der Brücke eine Chance hätte, sie aufzuhalten. Die Brücke senkt sich dem Fluss entgegen und von beiden Seiten strömen die Menschen über das Holz. Es ist ein riesiges Durcheinander. Aristoteles spielt nervös mit den Ohren und scharrt mit den Hufen. Er tänzelt im Geschirr und schließlich reißt er die Kutsche mit einem Ruck nach vorn, über die Brücke. Leute springen ihm aus dem Weg, fallen in den Fluss. Irgendwo ein Schrei, von dem mir erst später bewusst wird, dass es mein Name war, der da gerufen wurde. Auf der anderen Seite der Brücke, wo das Gedränge sich auflöst, wird Aristoteles endlich ruhiger und ich kann den Wagen anhalten und ihn beruhigen. Ich sehe zu Sheshen, die beinahe gelangweilt auf dem Kutschbock sitzt und wartet, bis Omin, Fiana und Illyricus zu uns finden. Wer wann und wo genau verloren gegangen ist, ist mir völlig unklar. Für mich zählt gerade nur, dass meine Kamesel unverletzt sind und dass der Wagen intakt ist.

Wenn ich zurückgeblickt hätte, hätte ich gesehen, wie Omin sich auf einen treibenden Holzstamm gerettet hat, auf dem passenderweise ein Schmähspruch geschrieben steht: "Der Baron von Gilforn sieht aus wie ein dummer Zwerg" Und unser dummer Zwerg musste sich von der Halbelfe retten lassen. Welche Schmach. Am Ufer angekommen, liegt Omin auf dem rettenden Boden und weint sich die Augen aus. Ich bin dankbar, dass ich von diesem Anblick bewahrt worden bin. Zumindest dieses mal.

Als sie uns erreichen, reisen wir schließlich weiter. Ich erlaube Omin, seine Biervorräte zu trinken. Es ist ohnehin nicht mehr weit bis nach Aldyra, wo sich auch die Feste Aldyramon, sowie das Kaiserliches Institut für Angewandte Mechanik befinden. Wie ich weiß. Die Anderen wissen es vermutlich nicht. Ich kann mir kaum vorstellen, dass einer von ihnen schon mal in Aldyra gewesen ist. Als die Sonne langsam untergeht, mische ich dem armen Omin noch ein ganz besonders leckeres Bier. Kurze Zeit später hören wir von einem Gardisten von der Taverne 'Onager'. Als er weiter spricht, von den Unruhen und den Flüchtlingen, die einen Schuldigen suchen, und sich dabei in exzessive Behauptungen und Gerüchte verstrickt, gehen wir aber. Ich staune nicht, als die Türen der Taverne sich wie von Geisterhand mit einem leisen Sirren öffnen. Genauso wenig staune ich über das Cembalo, welches völlig ohne einen Spieler auszukommen scheint.

Wir setzen uns, nachdem wir unsere Zimmer gemietet haben und lassen uns ein köstliches Mahl servieren. Ein Rondrageweihter sitzt in unserer Nähe und erzählt nicht enden wollende Geschichten von heiligen seiner Kirche, denen ich nur halbherzig zuhöre. Ich langweile mich, doch das Essen ist vorzüglich.

Der nächste Morgen beginnt wundervoll. Das Zimmermädchen sieht gepflegt aus, das Wasser, das sie bringt, ist noch warm und die Tücher sind sauber. Es liegt sogar ein Stück Seife neben der Waschschüssel. Herrlich. Nachdem ich mich gewaschen habe, mache ich mich daran, die anderen zu wecken. Omin und Illyricus haben das Zimmer gleich gegenüber von meinem, und so gehe ich hinüber, um zu sehen, ob sie für Frühstück und Abreise bereit sind. Was sie nicht sind. Ärgerlich. Nachdem ich Omin seinen Waschlappen an den Kopf geworfen habe, ziehe ich an Illyricus' Schlafmütze und meine "Schlaft nicht so lang, wir müssen heute eine weite Strecke schaffen." und gehe in den Speisesaal, um zu frühstücken.

Nachdem die Rechnung beglichen ist, reisen wir ab. Zuerst führt unser Weg zum Hort der Ardariten, dem Kastell Yaquirzwinge, wo wir uns nach Ardar Silberschwert umhören. Wir erfahren, dass er die Brücke am 22. Rahja überquert hat, und eine Woche später den gleichen Weg zurück genommen hat. Außerdem warnt man uns vor dem Wald. Wir reisen dennoch weiter, in Richtung Montarena. Die Wege sind größtenteils frei von anderen Reisenden. Doch je weiter wir in den Wald dringen, desto düsterer wird es. Man hört die Wildschweine im Wald, an den Straßenrändern liegen entwurzelte Bäume, doch es fehlen die Löcher im Boden, die dort hätten sein müssen, wäre der Baum mit seinen Wurzeln daraus hervor gekippt. Deutlich ist jedenfalls, dass diese Bäume auch auf dem Weg gelegen haben müssen. Man sieht noch die Schleifspuren der Aufräumarbeiten.

Im Castello Mortecervi in Silvaniesco berichtet man uns, Arda sei dort gewesen, vor ungefähr einer Woche. Wir scheinen ihn einzuholen! Was die wenigen Männer, die dort die Stellung halten, viel deutlicher erzählen wollen, ist die Geschichte des gefallenen Sterns. Angeblich soll er vom Himmel gefallen sein. Sie warnen uns auch eindringlich, angeblich suchen Räuber nach dem Stern, da sie sich große Reichtümer versprechen. Auch soll ein neuer Kult aufgetaucht sein, dessen Anhänger Ornate in schwarz-gelb tragen und von eigenartigen Hornissen sprechen.

Wir reisen weiter durch den alten Bosparansforst, denn wir haben einen Auftrag und scheinbar hat sonst auch niemand Lust, sich mit diesem Kram herum zu schlagen. Während wir den Weg entlang reisen, fällt uns immer deutlicher auf, dass das, was mal ein Wald war, inzwischen ein Feld aus umgestürzten Bäumen ist. Es wirkt fast so, als wäre eine Gruppe Riesen hindurch marschiert und hätte die Bäume kreisförmig umgeschubst. In Vallarin, oder besser gesagt dem, was davon übrig ist, gibt es keine Anzeichen für Riesen. Dafür für Feuer. Aber nicht so, als wäre ein Feuer in oder an einem der Häuser ausgebrochen, vielmehr, als hätte man das ganze Dorf einem Feuerschwall ausgesetzt. Wie man das von Magiern kennt, wenn sie ihre Zaubersprüche üben. Einige der Steine, aus denen die Häuser gebaut sind, wirken wie zusammen geschmolzen. Die Häuser, deren Hauptbestandteile Holz oder andere hitzeempfindliche Materialien waren, sind zusammen gestürzt, andere stehen noch in Teilen. Wir rasten nicht, sondern reisen weiter, doch in Montarena finden wir ein ähnliches Bild, wenn auch deutlich abgeschwächtes Bild vor. Von den einst tausend Einwohnern sieht man kaum mehr etwas, wenngleich die Häuser größtenteils in Schuss sind. Wo sind nur alle? Vereinzelt stehen Gruppen herum und beraten, tuscheln oder konspirieren. Sie meiden uns, auch als wir nach dem Gasthaus fragen. Der Stall des Gasthauses ist zusammengefallen. Auch hier sieht es aus, als wäre eine Druckwelle über die Ortschaft hinweg geblasen. Ich habe dieses Wort in Aldyra aufgeschnappt. Scheinbar benutzt man dort "Druck" um Dinge zu bewegen. Wie auch immer... Das Gasthaus ist verlassen. Illyricus und ich versuchen in deren Räumen Nahrungsmittel und Wasser zu finden, derweil Sheshen und Fiana sich daran versuchen, den Bewohnern des Ortes zu folgen und ihre Gespräche zu belauschen. So finden diese auch den Ort, wo die meisten der Dorfbewohner sich wohl gerade aufhalten. Ein einzelner Mann wiegelt dort die Leute gegen die Ardariten auf. Er preist eine Gottheit namens Shinxir an. Sheshen kommt zu uns zurück und interessiert sich nicht weiter für die Geschehnisse, doch Fiana will weitere Nachforschungen anstellen. Sie schleicht zum Rondrianischen Freilichttheater „Theatro Antiko“. Während das 5000 Zuschauer fassende Theater weitestgehend unbeschädigt ist, liegt die Kulisse in Trümmern auf der Bühne. Dort findet Fiana einen Rondrageweihten. Er baumelt an einem Strick! Scheinbar hat er sich erhängt. Ohne Zweifel, das muss man umgehend den örtlichen Ardariten melden.

Spieltag 2

15.02.2017 - 11.-13. Praios 1040 BF – Gerondrata

Spieler: Anni –> Fiana, Christoph –> Sheshen, Gregor –> Illyricus, Jenny –> Omin, Susi –> Valoria

  • Bericht von Spieler: Christoph


Ausschnitt aus dem Lagebericht zur Contra-Operation Nestflucht 11.-13. Praios 1039 BF - Verfasst von Sheshen ay Achan


11. Praios 1040 BF

… Fiana und ich kehrten zu den anderen ins Gasthaus zurück und berichteten, was wir gehört hatten. Gegen mein Anraten entschloss sich die Gruppe dazu, sich in den Konflikt einzumischen. Sie brachen auf zur Burg Quellstein, um die Ardariten vor dem bevorstehenden Aufstand zu warnen, während ich es vorzog im Gasthaus zu bleiben. Kurz darauf beobachtete ich, wie eine Gruppe Soldaten die Burg verließ und sich zum Theater aufmachte, dort schnitten sie den erhängten Geweihten los und nahmen ihn mit zur Festung. Später erfuhr ich das betreffender Ardarit, Origan, schon einige Zeit von Schwermut geplagt war und sich wohl deswegen erhängt hatte. Als letzte Ehre wurde ihm langanhaltendes Glockengeläut zuteil. Später kamen einige Dorfbewohner in die Taverne um unsere Gruppe als Verstärkung zu rekrutieren, ich versteckte mich, da ich weiterhin keinerlei Interesse daran hatte, mich in diesen Konflikt einzumischen, und so zogen sie nach kurzer Zeit unverrichteter Dinge ab. In der Vorratskammer fand ich hartes Brot, geräucherten Schinken und etwas Hartkäse, nicht gerade ein Festmahl, aber allemal besser, als sich mit hungrigem Magen Schlafen zu legen. Schlaf habe ich trotz alledem nicht viel bekommen, wurde ich doch mitten in der Nacht durch eine weitere flammende Rede des Rädelsführers der Dorfbewohner geweckt, in der er die Ardariten anklagte, Schoßhunde des Adels zu sein und die rondrianischen Ideale verraten zu haben. Der darauffolgende Aufstand währte nur kurz. Ein Großteil der Dorfbewohner wurde von den aus der Burg ausfallenden Ardariten innerhalb weniger Minuten überwältigt. Einigen Aufständischen gelang es zu fliehen oder sich zu verstecken. Zwei drangen ins Gasthaus ein und diesmal gelang es mir nicht mich zu verstecken, sodass ich zum Kampf gezwungen war. Wie diese Tore jemals glauben konnten Burg Quellstein zu überwältigen, ist mir ein Rätsel, konnte ich doch die beiden, die mir gegenüberstanden, ohne große Mühen alleine in Schach halten. Und nach kurzem Kampf gelang es mir sogar einen von ihnen zu überwältigen. Dann drangen auch schon die Ardariten ins Gasthaus ein. Der andere Bauerntölpel erdreistete, sich mich des Shinxir-Kultismus zu bezichtigen, während er gleichzeitig behauptete, ein unschuldiges Opfer zu sein! Die Ardariten führten uns schließlich beide zur Burg ab. Zum Glück entlasteten mich dort angekommen die anderen rasch und das aufständische Aas wurde in eine Zelle geworfen. Wir begaben uns in einen flohverseuchten Stall in dem die Ardariten uns Unterkunft gewährten und Omin ging seiner Lieblingsbeschäftigung nach, uns allen auf die Nerven fallen, ich vermag nicht mehr zu sagen womit, ich habe es verdrängt. Doch schon vorher hatte er wohl die Festung mit seinem Bierdurst und seiner ungeziemten Art auf Trab gehalten, wie mir die anderen berichteten. Ich bereue keine Sekunde in der Taverne geblieben zu sein! Allerdings hatte die Gruppe in Erfahrung gebracht, dass Ardar vor einer Woche durch den Ort gekommen war und sich scheinbar mit dem erhängten Geweihten unterhalten hatte, bevor er weiter gen Arivor gezogen war. So war dieses Intermezzo wenigstens keine vollkommene Zeitverschwendung. Wir legten uns Schlafen, doch zwischen Flöhen und Omins Schnarchen, war es auch hier mit der Nachtruhe nicht weit her.


11. Praios 1040 BF

Am nächsten Morgen wurden wir vom Hauptmann der Festung geweckt, der uns für unsere Dienste entlohnen wollte. Illyrikus erbat Informationen zum Zustand Arivors. Dieser bestätigte die Erzählungen, die wir zuvor gehört hatten. Die Stadt ist vollkommen ausgelöscht, Zehntausend verloren ihr Leben. die Böden sind unfruchtbar und auch die riesigen Insekten sind alles andere als Hirngespinste (das sollten wir später noch am eigenen Leib erfahren). Omin erhielt zudem ein Seil, um das er gebeten hatte und Valoria erhielt einige Zutaten für einen Heiltrank. Wir verließen Festung und Dorf Richtung Arivor. Wir durchquerten die einst blühenden, jetzt völlig entstellten Weinberge. Fiana gelang es einige Eidechsen für Valorias Heiltrank zu fangen. Schließlich erreichten wir die Herrschaft Tomrath, einst Heimat eines berühmten Rittergeschlechts, standen hier jetzt nur noch Ruinen. Hinter dem Dorf hatte die Horaslegion einen Palisadenwall errichtet, der sich so weit streckte, wie unsere Blicke reichten. Ein Legionär erklärte uns, dass das Betreten Arivors verboten sei, schon jetzt trieben sich zahllose Schätzjäger und Grabräuber in der Stadt herum. Um eine Lücke im Wall zu finden, zogen wir weiter gen Süden. Wir passierten das zerstörte Castelveco und erreichten schließlich das fast vollständig verlassene Dorf Alicorno, im Schatten der Einhornwälder. Wir begegneten dem Rondrageweihten Aramil und hatten Glück, er kannte Adar und berichtete, dass dieser des öfteren durch das Dorf gekommen war. Zwar hatte er ihn das letzte Mal vor der Beerdigung Nestefans gesehen, wusste aber, wo er früher in Arivor gelebt hatte und dass er wohl irgendein Heiligtum bewachte, auch wenn er nicht wusste um was es sich genau handelte oder wo es zu finden war. Auf Nachfrage beschrieb er uns die Lage von Ardars früherem Wohnort und stellte uns einen Passierschein für Arivor aus.

Omin verfolgte derweil seine eigenen Ziele. Irgendwie hatte er wohl mitbekommen, dass die Rondragewihten in dieser Region das Sagen haben und wollte nun ein Ornat um sich selbst Autorität zu verleihen. Auch nachdem er von Aramil mehrfach abgewiesen wurde hörte er nicht auf zu nerven. Der Geweihte bot daraufhin an, den Zwerg bei sich zu behalten, um ihn in angemessenem Umgang mit Geweihtenschaft zu unterwiesen, was Illysicus aus mir unerklärlichen Gründen ausschlug. Aramil riet uns daraufhin zumindest Valorias Wagen in Alicorno zu lassen, da in der unmittelbaren Umgebung Arivors keine befahrbaren Wege mehr zu finden seien. Missmutig willigte Valoria ein, verlangte jedoch, dass der Geweihte eine Bestandsliste unterschrieb. Zudem warnte sie ihn, dass eines ihrer Zugtiere beiße. Aramil kennzeichnete es daraufhin kurzerhand, indem er ihm ein rotes Kreuz auf die Seite malte. Omin ließ weiterhin nicht locker und wollte das Bärchenhemd, was er seit Aldyra trug, gegen Aramils Rondraornat eintauschen. Aramil drohte die Geduld zu verlieren und wollte den Zwerg züchtigen. Valoria konnte ihn besänftigen und drohte Omin an, ihn in ein Wasserfass zu stecken, wenn er nicht endlich Ruhe gäbe. Ich warf ein, dass ihm das Ornat des Geweihten sowieso zu groß sei. Worauf er zum Schein endlich Ruhe gab (später erfuhr ich, dass er versucht hatte, sich von einem ortsansässigen Schneider ein Rondraornat nähen zu lassen, was dieser natürlich ablehnte und ihm seinerseits ein Bad und ein rosanes Sitzenhemd zu einem Wucherpreis anbot, was Omin jedoch ablehnte). Valoria begann nun Proviant und andere wichtige Sachen, die wir auf den Wagen geladen hatten, zu verteilen. Dann begann sie Tränke zu brauen, während wir uns schlafen legten. Die Nacht war ereignislos, allerdings hörte man aus Richtung Arivor ein bedrohlich klingendes Summen.


13. Praios 1040 BF

Am Morgen verabschiedete Aramil uns und warnte uns noch vor dem teils brüchigen Boden. Valoria fragte, ob er uns evtl. ein Seil mitgeben könne, doch damit konnte er nicht dienen. So verließen wir Alicorno Richtung Arivor. Über zerstörte Straßen, teils von tiefen Furchen durchzogen gelangten wir schließlich zum Einhornwald. Im dichten Unterholz fielen Omin und Valoria immer weiter zurück, bis wir sie schließlich völlig aus den Augen verloren und auf einer kleinen Lichtung beschlossen, auf sie zu warten. Aus der Ferne war nun wieder das beständige Summen zu hören, was uns schon die Nacht über begleitet hatte. Wir warteten einige Zeit, dann entschied sich Illyricus dazu nachzusehen, wo die anderen blieben. Nach kurzer Zeit kehrte er mit Omin und Valoria zurück und wir setzten unseren Weg fort. Statt dem Summen hörten wir nun entferntes Donnergrollen, kaum hatten wir den Wald verlassen, setzte auch schon der Regen ein. Unser Blick fiel auf das verwüstete Arivor über dem bedrohlich schwarze Gewitterwolken hingen. Blitze zuckten zwischen den Wolken hin und her und Wind und Regen wurden immer stärker. Durch die verheerten Weinberge, die die Stadt umgaben eilten wir zu einem verlassenen Winzerschuppen.

Kaum hatten wir es zwischen den Harken, Schaufeln, Scheren und anderen Werkzeugen halbwegs bequem gemacht, da war Omin auch schon unter dem gleichmäßigen Prasseln des Regens eingeschlafen und eine Zeit lang trotze sein Schnarchen dem fernen Donnergrollen. Draußen wurde es nun zusehends dunkler und stürmischer. Die Welt vor den Fenstern verschwand nur die Blitze warfen unermüdlich unheimliche Schatten zu uns herein. Ein besonders lautes Donnern weckte den schlafenden Zwerg auf. Das Zentrum des Sturmes konnte nun nicht mehr weit entfernt sein. Zu unserem Entsetzen mischte sich unter Donnergrollen und Sturmesheulen jedoch ein weiteres unbehagliches Geräusch. Ein Summen ähnlich dem, was wir die letzten Tage über immer vernommen hatten nur lauter, bedrohlicher… näher. Überall an den Wänden war nun ein seltsames Scharben zu vernehmen. Dann ein Klopfen an der Tür, das keiner von uns sonderlich erpicht war zu beantworten. Plötzlich brach ein riesiges scherenbewehrtes Insekt durch das Dach und landete unsanft auf dem Boden, es berappelte sich und erhob sich surrend in die Luft. Am Hinterteil trug es einen unterarmlangen Stachel, den es nun drohend in unsere Richtung streckte. Fiana machte kurzen Prozess und erschoss das Vieh mit einem Pfeil. Doch ein zweites dieser Hornissenartigen Wesen kroch nun durch das Loch im Dach und stürzte sich auf uns. Mit vereinten Kräften brachten wir es zur Strecke. Valoria machte sich gleich daran, die Insekten auszuweiden, wobei sie sich jedoch ihre Handschuhe verätzte. Dem Zwerg schien dies keine Warnung zu sein, er fragte allen Ernstes ob man das Fleisch essen könne. Wir starrten ihn fassungslos an. Valoria verkündete, dass sie die Innereien für Tränke benötigen würde, Omin wirkte enttäuscht. Nach einiger Zeit verzog sich das Gewitter und die heiße Sommersonne fiel durch das Loch im Dach auf die Insektenkadaver, die schnell entsetzlich zu stinken begannen. Wir verließen das Haus in einiger Entfernung krabbelte ein riesiger Hirschkäfer über den Boden um den wir einen großen Bogen schlugen. Omin erklomm ein Plateau und warf uns ein Seil herunter, wir anderen folgten ihm mühelos, das heißt, bis auf Illyrikus, der sich im Seil verhedderte, seinen Hut verlor und einen zweiten Anlauf brauchte.

Vor uns tat sich eine wunderschöne und vor allem unversehrte Parkanlage auf, die im krassen Kontrast zum verwüsteten Umland stand. Wir setzten unseren Weg Richtung Norden fort und standen schließlich vor einer riesigen Furche, die sich durch die zerstörte Stadt zog. Fiana sprang kurzerhand hinüber, brach jedoch bei der Landung auf der anderen Seite einen Stein los, der hinabfiel und schließlich ein sehr merkwürdiges Geräusch von sich gab, als er unten aufschlug. Wir gingen ein Stück die Schlucht entlang und Fiana entdeckte einen großes Trümmerstück, an dem sie das eine Ende eines Seils festband, dessen anderes Ende sie zu uns herüberwarf. Ich band es mir um die Brust, sprang und fiel. Unter mir sah ich in den Tiefen der Furche zahllose riesige Käfer herumwimmeln, was auch das seltsame Aufschlaggeräusch, des herabgefallenen Steines erklärte. Ich kletterte am Seil hinauf und war nun ebenfalls auf der anderen Seite der Schlucht angekommen. Nun war der Zwerg an der Reihe. Ich weiß nicht warum mich seine Inkompetenz zu diesem Zeitpunkt noch überraschte, doch anstatt sich wie jeder normale Mensch, das Seil um die Brust oder Bauch zu binden, begann er es sich um den Hals zu schlagen. Ich korrigierte ihn. Omin sprang und schaffte es tatsächlich auf die andere Seite. Als nächstes war Valoria an der Reihe. Auch sie schaffte den Sprung nicht, hatte sich aber das Seil fest um die Brust gebunden, sodass Fiana, sie nach oben ziehen konnte. Zu guter Letzt war es nun noch an Illyrikus, auf die andere Seite zu gelangen. Noch im Sprung merkte er, dass er nicht weit genug gesprungen war und versteinerte sich kurzerhand selbst. Fiana gelang es auch ich am Seil hoch zu ziehen, auch wenn es seinen Fingern zu entgleiten drohte. Durch die Trümmer machten wir uns auf zum Palazzo Lionis. Im Westen senkte sich inzwischen die Sonne gen Horizont. Wir durchsuchten den Schutt nach Adars alter Bleibe. Unter den Trümmern boten sich uns Teil gräuliche Anblicke angefressene Leichenteile, blutbeschmierte Kinderpuppen… Valoria fand schließlich ein Türschild mit der Aufschrift Adar Silberklinge…

Spieltag 3

14.03.2017 - 13. Praios 1040 BF - Arivor

  • Spielleiter: Dajin
  • Bericht von: Jenny


Kurz danach wurden wir von einem Rondrageweihten namens Pernesin vor dem Haus von Ardar Silberschwert bedroht. Er erklärte uns dass Ardar sein Schwertmeister sei. Als wir ihm deutlich machten, dass wir keine Grabräuber sind, sondern Ardar suchen, entspannte er sich. Er beschrieb uns den Weg zu Ardar, welcher einen Ort außerhalb beschützen soll, genannt Cimitero Santa Liocomo Peluche. Wir erklärten uns auch bereit, den Proviant für Ardar mitzunehmen und machten und auf den Weg zu der Proviantstation.

Valoria und Sheshen kamen nach unseren Rufen aus dem Schrott auch herbeigeeilt. Was sie dort gemacht haben, sagten sie nicht, doch Valoria schien zufrieden zu sein. Auf dem Weg zur Proviantstation hatte Fiana den Drang sich an drei Grabräuber heranzuschleichen. Die anderen gingen weiter, während ich auf meine Retterin aus den Fluten wartete. Fiana kam zurück, hatte aber nichts Spannendes zu berichten. Nur dass die Grabräuber ein Loch gegraben haben und anscheinend in eine Höhle hinabsteigen. Nichts, dem wir nachgehen hätten müssen.

Als wir uns auf den Weg zu den anderen und der Proviantstation begaben, begegneten wir auf halbem Weg aufgebrachten Soldaten, die uns aufhielten und uns als Grabräuber festnehmen wollten. Die Wächter begleiteten uns daher, nicht gerade freundlich, zur Station. Unsere Freunde erklärten, dass sie uns kennen und nicht die Grabräuber sind, die sie meinten. Offensichtlich waren die Soldaten also nicht ganz ohne Grund auf ihrem Weg, sondern wurden von unseren Freunden entsendet.

Ilyricus nahm den Proviant an sich und warf mir misstrauische Blicke zu. Ein Zwerg wird doch wohl nach einem Bier fragen dürfen! Wir machten uns also auf den Weg, doch weit kamen wir nicht, da die Dunkelheit schon herein brechen zu drohte. Aus einiger Entfernung sahen wir noch, wie an der Stelle, an der Fiana zuvor die Grabräuber bespitzelt hatte nun Soldaten waren, die eine Kiste mit Brandflecken bargen und die Ausgrabungsstelle mit einer steinplatte verschlossen. Wir selbst kehrten ausserhalb des Kern-Trümmerfeldes bei Anbruch der Dämmerung in einer leer stehenden Villa am Stadtrand ein. Sheshen trennte sich mal wieder von der Gruppe und suchte sich ein eigenes Schlafquartier. Wir anderen teilten uns ein Zimmer. Ich in einem Zwergenbett, (nicht zu verwechseln mit einem Kinderbett) Fiana und Ilyricus teilten sich ein großes Himmelbett und auch Valoria hatte ein Himmelbett für sich. Ich begab mich auf die Suche nach essbarem oder Bier, doch alles, was ich fand waren verfaulte Waren oder ekelhaften Bosparanjer. Doch da ich wusste, dass Iyricus besonders gerne eine Flasche davon trinkt, teilte ich ihm meinen Fund mit. Er war jedoch schon fast am Schlafen. Ich legte mich auch hin und schlief wie ein Stein.

Bis mich Valoria mit angstvollem Blick weckte und meinte ich müsste mich bewaffnen. Zum Glück schlafe ich außerhalb meines Heimes meistens in der Kettenrüstung! Ich nahm meine zwei Äxte, Ilyricus zauberte Licht und nun sahen wir die Übeltäter… riesige Kakerlaken. Im Türahmen hing außerdem eine seltsame Konstruktion, die anscheinend vor Eindringlingen warnen solle. Valoria hatte diese wohl angebracht, nachdem sie gefühlte Stunden mit der Suche nach passenden Kleidern und Schmuck verbracht hatte. Nun war der ganze Geröllhaufen umsonst in Bewegung gebracht worden. Die Käfer krabbelten bloß und stellten keine große Bedrohung dar. Doch Fiana zückte ihren Bogen und feuerte zweimal auf eine der Riesenkakerlaken. Sie flohen daraufhin und wir schlossen die Tür. Ich legte mich sofort wieder schlafen und wurde nachts erneut von Valoria geweckt. Ich sollte die nächste Wache übernehmen, doch weigerte ich mich. Als sie dann Wasser auf meinen Kopf träufelte, wollte ich sie vor die Tür stellen, doch war sie gewandter als ich gedacht hatte. Ich legte mich wütend wieder hin. Ich wurde von Ilyricus, der höchst fröhlich war und anscheinend den Vorrat an Bosparanjer Wein gefunden hatte, geweckt. Er hatte die Wache übernommen.


14. Praios 1040 BF - Arivor


Wir machten uns wieder auf den Weg. Fiana übernahm die Führung. So ging es zurück in den Einhornwald. Fiana fing irgendwann an eine Stimme zu hören, die nach Hilfe rief, aber wir anderen vernahmen nichts dergleichen. Sheshen fand bald darauf ein Horn im Boden, welches nach kurzer Untersuchung eindeutig einem Einhorn gehörte. Valoria riss es sich sofort unter den Nagel. Sie flunkerte mich an, was das Horn betraf, aber ich hatte gehört, was es war. Dieser Frau ist nicht zu trauen. Als wir weiter gingen, fanden wir noch ein Horn, einschließlich eines knochigen Pferdekopfes. Nun nahm ich das Horn an mich, was Ilyricus erzürnte. Doch warum sollte ich mein Horn abgeben, wenn Valoria ebenfalls eins hatte? Ich erinnere mich nur noch daran, wie wütend Ilyricus mich angefunkelt hat. Meine Erinnerung setzt wieder ein, als ich mit meinem Kopf und auf allen Vieren ganz nah über dem Horn eines lebenden Einhorns hing. Ich erfuhr später, dass Ilyrcus mich in ein Schaaf verwandelt hatte und die Magie des Einhorns mich zurück verwandelt hattte. Mögen seine Kieselsteine zerbröseln! Das würde er büßen! Doch Valoria ging dazwischen, wir hatten schließlich eine Aufgabe. Das Einhorn - mit dem Fiana telepathischen Kontakt hatte - war in einem desolaten Zustand. Es lag blutend mit einer Bauchwunde in dem Metallsplitter waren, auf dem Boden. Es bat uns, zu einer Grotte auf einer Insel beim Nähe liegenden Gerons-See zu reisen und heilendes Wasser von den Tropfsteinen zu besorgen. Da das Einhorn namens Piandel wusste, wo man Ardar genau finden könnte, daher war es selbstverständlich, dass wir ihm halfen.

Einige Stunden später in Cavarosa am See angelangt, empfing uns ein äußerst netter Schiffsvermieter. Er gab den anderen ein Boot, damit sie eine der beiden Inseln im Geronssee, der Isola Mythraela, genauer der Isla erreichen konnten. Auch, wenn die andere Insel einen Drachenschatz beherbergen sollte, ich war nicht lebensmüde und blieb bei dem Bootsverleiher. Wir hatten unseres Spaß und er teilte Bier mit mir, bei Geschichten von alten Drachenschätzen, die auf der Isola Ranafana zu finden seien. Doch selbst für alte Drachenschätze steige ich doch nicht auf so ein kleines Boot.

Irgendwann kamen die anderen zurück. Sheshen hatte einen Drachenhelm mit Flüssigkeit dabei, außerdem umgab sie ein merkwürdiges Leuchten. Offensichtlich hatten auch die anderen einige spannende Sachen in den Grotten gefunden. Wir machten und auf den Rückweg zum Einhorn und träufelten ihm das Wasser in die Wunde, die sofort heilte. Piandel führte uns zu dem Ort, den Ardar bewachte – der Cimetero Santa Liocomo Peluche war ein Friedhof für Einhörner! Der Sternfall hatte ihn total zerstört und verwüstet, überall waren tote Einhörner zu sehen, bzw. deren Skelette und Hörner. Wir erreichten Ardar gerade noch rechtzeitig, denn er wollte sich erhängen. Valoria schlug ihm den Strick aus der Hand und wir versuchten mit ihm zu reden. Er redete konfuses Zeug. Alles was er sagte war, dass er an all dieser Verwüstung die Schuld trage. Er hätte durch seine Taten dreimal einen Schwur gebrochen und jedesmal wäre die Strafe dafür schlimmer gewesen. Nun hätte seine Missetat gar Rondra selbst sich von Arivor abwenden lassen. Wir erfuhren nicht worum es genau ging, da er seinen Schwur kein viertes Mal brechen wollte. Über Darion Nestefan verriet er uns immerhin, dass er zuletzt bei der Schlacht bei Wobran gesehen wurde und woran er auch heute noch zu erkennen wäre. Ein rechte blaues und ein linkes grünes Auge und eine kratzige Stimme. Es gäbe nahe Wobran noch einen alten Legionär der Sonnenarmee, der dort etwas Land geerbt hatte und wohl genauer erklären könnte, was Darion damals geschehen wäre. Sein Name sei Colonello Murak Neroli.

Wir wollten Ardar überzeugen, mit uns zu kommen, doch er war weiterhin nicht bereit, beziehungsweise seines Lebens zu müde. Piandel bot letztendlich an, ihm zu helfen und schnell wurde uns klar, was damit gemeint war. Ardars Aufgabe hier war es, den Hort zu bewachen, damit keine Schwarzmagier oder sonstiges Gesindel an die hoch magischen Knochen der Einhörner gelange. Und Piandel kam wohl hierhin, um zu sterben. Ich wollte das Einhorn und Ardar davon überzeugen, nicht in den Tod zu gehen, doch als das Einhorn mit seinem Horn Ardar an der Stirn berührte, waren beide nicht mehr ansprechbar. Wir verließen das Waldstück zurück nach Alicorno. Wer weiß, was aus den beiden geworden war.