Briefspiel:Das Treffen im Silbernen Saal (3)

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Stadt Urbasi klein.png Briefspiel in Urbasi: Das Treffen im Silbernen Saal (2) Stadt Urbasi klein.png


Traviano von Urbet-Marvinko, 19. TSA

"Gerne", nahm der Angesprochene die Einladung Leomars auf.

"Nun, die Bedrohung durch die Familie Auspizzi, derer wegen wir alle heute hier versammelt sind, ist ja wohlbekannt. Comto Ulmessan zeigte schon bei der Aushandlung des Friedens durch den damaligen Emissär des Erzherrschers, Signore dell'Arbiato", Traviano nickte dem Anwesenden einmal kurz zu, "mit dem Herrn Valpoza seine ungenügende Einsicht und verweigerte sich jedem Kompromiss. Dass er über den Winter zu einer weiseren Sicht der Dinge gelangt sein könnte, steht indes wohl leider nicht zu hoffen. Deshalb sollte es im Interesse der Stadt und der hier versammelten Familien sein, dem aufrührerischen Verhalten des Comto Ulmessan und seines ganzen Auspizzi-Clans vorzubeugen und sie in einem schnellen Schlag jeglicher Möglichkeiten weiterer Bedrohungen gegen die Stadt Urbasi zu entledigen."

Traviano wartete, bis ihm das Nicken seiner Gegenüber deren grundsätzliche Zustimmung bedeutete.

"Wie wohl weithin bekannt, besitzen die Auspizzi indes rund um die Stadt Urbasi weitreichende Ländereien", Traviano begann auf der vor ihm auf dem Tisch liegenden Karte seine Ausführungen mit kurzen Deutungen auf die entsprechenden Stellen zu begleiten, "von der Signorie Terrena im Süden über die Signorie Regredia im Nordosten und die Signorie Aurelano im Norden bis zur Signorie Silvaniesco im Nordosten reichen die direkten Gefahrenherde für unsere Interessen. Sollten alle diese Signores ihre Truppen vereinen und im Umland Urbasis aufstellen können, müsste durchaus von einer ernstzunehmenden Bedrohung ausgegangen werden. Doch soweit wollen wir es ja nicht kommen lassen ..."

Traviano verharrte kurz, um sich der Aufmerksamkeit der Anwesenden zu versichern.

"Womit die Auspizzi sicherlich nicht rechnen werden ist ein schneller, in verschiedene Richtungen zugleich gehender Schlag. So will ich selbst meine berittenen Truppen, urbetische Kürassiere und urbasische aufgesessene Armbrustiere, alsbald über Casaverde und Vallarin nach Silvaniesco führen, um die dortigen Firdayon-Auspizzi mit Glück gefangennehmen zu können. Comtessa Fiona soll den Winter mitsamt ihrer Familie nämlich dort verbringen, wohl aus Bestürzung über die ganzen Geschehnisse am Yaquirstrom."

Nachdem er die Bewegung seines eigenen Zuges angezeigt hatte, sah Traviano bei den letzten Worten wieder auf.

"Des Stachels in unserem Rücken, der Signorie Terrena, sollten sich vielleicht die Kullbach-Marvinkos und di Tamarascos annehmen – gerade wenn Signora Elfa d'Auspizzis Aufmerksamkeit eher nach Urbasi gerichtet sein sollte, vermag man sie so mit einem Angriff von der Seite her womöglich zu überraschen. Ratsam erscheint es, in zwei Zügen sogleich auf den nördlichen Teil ihrer Signorie, um Ceramicum rum, und den südlichen um Mardilet und Terrena selbst vorzurücken."

Traviano hatte sich hierbei besonders an Tarquinio und Romejan gewandt, bevor er sich nach Leomar und Alessandero umdrehend fortfuhr.

"Die Hauptmacht unseres Angriffs sollte indes dem Nordwesten gelten, nach Aurelano und Regredia hin, oder zumindest bis an den Rand des Alten Bosparan-Waldes, nach Fontargenna und Truffelin also, sowie bis vor die Tore Siburs. Gerade letzteres ist durch die Jaltekenrevolten der vergangenen Monde sehr mit sich selbst beschäftigt und bietet so womöglich eine offene Flanke. Zumindest sollte jeder Widerstand von dort direkt bis an die Mauern der Stadt selbst zurückgetrieben werden. Mit Fontargenna, Truffelin und Sibur bestünden so drei Richtungen, denen unser Angriff gelten sollte, eine davon werden Teile meiner in den nächsten Tagen aus Urbet nachrückenden Fußtruppen selbst stellen können."

Damit schien Traviano vorerst geendet zu haben ...


Alessandero dell'Arbiato, 19. TSA

Alessandero dell'Arbiato

Alessandero lauschte den Ausführungen des Gransignore, welcher sich wohl nunmehr in der Rolle des großen Feldherrn gefiel. Traviano schien wiedereinmal die Berichte des Condottiere Zandor von Nervuk gelesen zu haben und versuchte anscheinend, wie sein derzeitiges Vorbild einen Feldzug bis zum letzten Fass Wein durchzuplanen. Sei's drum, dachte Alessandero und betrachtete einen kleinen Ort auf der Karte, wie immer gibt es Möglichkeiten. Was ihm mehr Sorgen machte, war die unausgesprochene Andeutung Travianos, er solle mit Leomar Romualdo einen Teil des Feldzuges ausführen. War dies doch der kriechende Knecht der Marvinkos, ein Kettenhund, nicht nur dem Urbetier, sondern auch dem Silaser verpflichtet. Geistesabwesend strich Alessandero über das kleine Abzeichen auf seinem Wams, welches auf goldenem Grund einen grünen Schlangenstab zeigte und beugte sich über den Kartentisch.

"Ist schon bekannt, wo die Auspizzi ihre Kräfte sammeln?", fragte Alessandero mit harmlosen Tonfall und wies auf die Karte, "sie könnten entlang des Sikram über die Sikramiglia in wenigen Tagen bis nach Urbasi marschieren." Er fügte der Frage einen Unterton von Angst hinzu - es war immer gut, von anderen unterschätzt zu werden. "Und wann gedenken Euer Hochgeboren den Feldzug zu beginnen? Es ist probabel, dass alsbald nach der forcierten Delokation der Comtessa Fiona eine Reactio der Auspizzi erfolgen wird. Man advisiert daher einen möglichst baldigen Beginn."

Insgeheim jedoch fragte er sich, ob seine Diener am vereinbarten Ort warteten - und mit ihnen die wertvollen Tauben...


Traviano von Urbet-Marvinko, 19. TSA

"Berichte über konkrete Truppenballungen der Auspizzi waren bislang nicht zu vernehmen. Was aber nur zweierlei bedeuten kann: Entweder sie haben diese bis jetzt geheim halten können - oder sie warten noch auf den tatsächlichen Beginn des Frühlings. Die Auspizzi der Vinsalter Stadtmark - der Marchese Reo vorweg - scheinen indes auch in die jüngsten Ausfälle der Aldarener im Norden gebunden zu sein."

Seiner Antwort auf die erste Frage Alessanderos verlieh Traviano bewusst alle Nüchtern- und Trockenheit, die er hineinlegen konnte. Denn das leicht verschüchterte Gebaren seines Stadtvogts irritierte ihn: Sollte dem bislang nur als Intriganten aufgetretenen Magus bei der Planung militärischer Vorhaben tatsächlich der Angstschweiß auf die Stirn treten, oder war das Verhalten nur vorgetäuscht, um andere Absichten zu verbergen?

Dann besann sich Traviano jedoch, auch die zweite Frage zu beantworten: "Ich selbst werde bereits morgen nach Silvaniesco aufbrechen, den Ort so vermutlich zwei Tage später erreichen. Dann sollte auch der Schlag gegen die übrigen Auspizzi-Ländereien beginnen, am 22ten also. Zeit genug, seine eigenen Garden in Marschbereitschaft zu versetzen, jedoch wahrscheinlich zu wenig, um durch trotz aller Verschwiegenheit vorauseilende Kunde den Auspizzi die Gelegenheit zur Formierung der eigenen Kontingente zu gewähren."

Gerade beim letzten Teilsatz fixierte Traviano seinen Stadtvogt, diesem wohl bedeutend, dass er ihn nicht zufällig ansah ...


Alessandero dell'Arbiato, 19. TSA

Alessandero ignorierte den prüfenden Blick seines Lehensherrn geflissentlich und wies stattdessen auf die Karte: "Nun, Euer Hochgeboren, man befürchtet, dass jedwede Corazza, welche man gegen Fontargenna entsendet, aufgund der schlechten Straßen nicht mehr für einen Vorstoß gen Regredia zur Verfügung steht. Man advisiert daher einen Zusammenschluß mit den berittenen Corazzi des Signore della Penna bei Santa Ricarda, während Eure Mannen, Euer Hochgeboren, welche ja im wesentlichen aus Hellebardieri und ähnlichem bestehen, auf der Sikramiglia gen Sibur vorrücken."

Und in Sibur würde der Ruf "Marvinko ante portas" erklingen – fraglich nur, ob in frohem Jubel, fügte dell'Arbiato im stillen hinzu.

Alessandero warf dann einen zögerlichen Blick in die Runde, bevor er fortfuhr: "Von Santa Ricarda aus können Euer Hochgeboren Berittene, die Reiter des Signore della Pena als auch die eigene Garde Pievara einnehmen und dann je nach Lage nach Truffelin und Regredia schwenken als auch Euer Hochgeboren Hauptmacht bei Siburetta unterstützen. Auch ein Vorstoß gen Trescano ist so möglich."

Da seht, wenn auch die Kenntnis fehlt, so ist der gute Wille doch zu loben.

"Natürlich", führte Alessandero schnell aus, bevor jemand Einwände erheben konnte, "ist dies nur ein Gedankenspiel. Sollte einer der verehrten Anwesenden, mit ihrem Wissen in den rondrischen Künsten, einen Plan für die Durchführung dieses Feldzuges haben, so ist man gerne bereit, sich Weisheit und Erfahrung zu fügen." Ein blütenweißes Spitzentuch tupfte imaginäre Schweißperlen von der Stirn und der Signore schenkte den verehrten Anwesenden ein schwaches Lächeln.

Und schaut, lobenswerterweise hat er sich untergeordnet. Oh ja, die Welt war ein Theater und das Theater war die Welt - Theatrum mundi.

Drei Tage, dachte Alessandero. Ausreichend. Absolut ausreichend.


Traviano von Urbet-Marvinko, 19. TSA

„An eigener Reiterei steht für Unternehmungen gen Sibur und Regredia nur ein Teil des Lutisaner-Ordens bereit, so muss sich der Beitrag Urbets in diese Richtung wohl auf die Großmacht des Fußvolks beschränken. Dieses der Via Sikrama folgend direkt nach Sibur zu entsenden und die Reiterei der Signores im Hinterland agieren zu lassen, käme aber durchaus in den Sinn.“

Zumal Alessandero dann im gemeinsamen Unternehmen vom weitaus mehr zu trauenden Leomar überwacht werden könnte, fügte Traviano in Gedanken hinzu.

„Nach Fontargenna indes könnte wohl tatsächlich nur eine kleine Truppe entsandt werden. Es erscheint fraglich, ob der Signore von Aurelano den Weg durch den Alten Bosparan auf sich nimmt und ob er dahinter überhaupt über eine respektable Streitmacht verfügt. Sollte er aber doch, so birgt dies freilich auch das Risiko, ihm den Weg nach Urbasi selbst zu öffnen …“

Nachsinnend fasste sich Traviano ans Kinn, das Feld der strategischen und taktischen Erwägungen wieder den Anderen überlassend.


Tarquinio della Pena, 19. TSA

Tarquinio della Pena

Tarquinio della Pena hatte bisher geschwiegen, den Ausführungen seines Vetters Traviano ebenso interessiert gelauscht wie denen Leomar della Penas, seines zweiten Verwandten in dieser Runde. Auch dieser Emporkömmling Alessandero dell Arbiato, neuer Stadtvogt von Urbasi, erhob immer wieder das Wort und warf weitere strategische Fragestellungen in den Raum.

Die Karte musternd ging Tarquinio einmal um den Tisch herum, betrachtete von allen Seiten das Gelände, derweil nun alle die drei genannten Edelleute über die beste Vorgehensweise disputierten. Schließlich endeten sie, scheinbar darüber sinnierten ob sie sich nun auf einen endgültigen Schlachtplan geeinigt hätten.

"Meine Mercenarios," Tarquinio wand seine Augen nicht von der Karte, "stehen zu eurer Verfügung Vetter. Ich werde die südliche Flanke von Urbasi für unsere Sache sichern." Er wies mit dem Finger auf den Übergang bei Mardilet. "Hierfür erhoffe ich mir der Waffenhilfe der di Tamarasco," er drehte den Kopf herum zu dem Gesandten der sikramischen Familie, "und ich hoffe Dom Romejan wird mir diese sogleich versichern."

Ohne eine Antwort abzuwarten wandte er sich noch einmal an Traviano: "Doch eines muss ich betonen. Ruft uns der Graf von Sikramien zusammen um die Interessen unseres Hauses im Königreich zu verteidigen und ein Land nach unseren Vorstellungen zu gestalten, so werden wir keinen Moment zögern zu ziehen. Darob werden wir weite Teile unser Cavalleria zunächst einmal in Reserve halten."


Traviano von Urbet-Marvinko, 19. TSA

Traviano, leicht aus seinen Gedanken gerissen, schenkte nach der plötzlich eingetretenen Stille nun seinem sich äußernden Vetter Tarquinio sein Gehör. Als dieser mit dem Hinweis auf Graf Croenar endete, zog sich ein schwer deutbares Lächeln über des Silberherrn Gesicht.

„Wohl gesprochen, Vetter!“ wandte er sich an den nun endlich wieder von der Karte aufsehenden Verwandten. „Seid versichert, dass die Politik der Urbet-Marvinko auch stets die Interessen des gesamten Marvinko-Geschlechts im Sinn hat.“

„Um zu den strategischen Erwägungen zurückzukommen, seid auch versichert, dass die di Tamarasco ihre Unterstützung bereits zugesagt haben – anderenfalls wären sie womöglich gar nicht hier. Es war der Wunsch eures Hauses [Blick auf Romejan] am südlichen Sikramufer voranrückend bis vor Sibur zu gelangen und die unter der Verwaltung eures Hauses stehende Signorie Escadania dort vor etwaigen Ausfällen der Stadt Sibur zu schützen, richtig?“

Ein vornehm angedeutetes Nicken des Angesprochenen bestätigte dies.

„So scheint denn vorläufig das Wichtigste geklärt. Ihr, Signore Leomar, und ihr, Signore Alessandero, mögt euch bitte noch untereinander absprechen, wie die Besetzung des Winkels zwischen Fontargenna und bis kurz vor Sibur gelingen mag. Dafür bleibt denn auch noch Zeit bis zum verabredeten Aufbruch. Am 22. dieses Mondes in der Morgenstunde sollten alle Mercenarios ausrücken, sei es aus Urbasi, Tamarasco oder Marvinko. Nur ich selbst werde bereits morgen früh aufbrechen – und möchte mich deshalb nun auch entschuldigen lassen. Es heißt, Kriege sollten wohlausgeruht begonnen werden …“


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Ausgespielt von Michael Ballocco, Daniel Bartholomae, Armin Bundt, Felix Füzi und Franz Janson


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