Sheniloer Landreform 1029 BF/Debatten der Signoria

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Der Fall Banquirfels - der Fall Arinken

bissig wie das Wappentier - Benedict di Matienna

Als der Erzpriester seinen Sermon beendet hatte und die unvermeidlichen Kommentare, Zwischenrufe und Tuscheleien im Saal abgeebbt waren erhob sich Benedict schwungvoll, mit seinem wehenden roten Umhang die Blicke auf sich ziehend, von seinem - mit Absicht so arrangierten - unbequemen harten Holzstuhl und betrat gemessenen Schrittes die Mitte der Versammlung. Trotz seiner zuletzt guten Laune war sein Gesichtsausdruck ernst, hatte ihn doch vor allem eine Passage in der langen Rede des Cancellarios nicht sehr amüsiert. Den Blick zum Cancellario, den der lange Vortrag sichtlich erschöpft hatte, gewandt hob Benedict zu reden an: "Im Namen aller Mitglieder dieses ehrenwerten Gremiums bedanke ich mich für die außerordentliche Mühe des Cancellarios der Stadt Shenilo bei der Erstellung eines Verzeichnisses aller betroffenen Ländereien und Güter und deren Umfang. Dieser Aufwand soll nicht ohne Ertrag sein, weswegen die Signoria hiermit vor allen Zwölfen gelobt, ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen." Benedict blickte daraufhin in das Rund der Signores, ob sich irgendwelche Widersprüche regten. Er blickte nun zum Cancellario und setzte fort: "Doch für ein zufriedenstellendes Ergebnis ist es zuerst notwendig, den vorliegenden Vorschlag auf mögliche Falschaussagen zu untersuchen. Da ich ohnehin schon das Wort habe will ich den Anfang machen und eine, hoffentlich versehentliche, irreführende Formulierung korrigieren." In der darauf folgenden kurzen Kunstpause ließ er den Blick erneut durch die Runde schweifen und setzte fort: "Die Burg Banquirfels ist seit unserem ruhmreichen Freiheitskampfe unter Khadan Firdayon ohne Unterbrechung im Besitz meiner Ahnen ausgehend von Rodin bis zu mir selbst, und nie wurde seit Rodins Tagen diese Burg verliehen oder verkauft. Es ist daher nicht die Sache dieses Rates noch irgendeiner anderen Autorität außer mir selbst, über den Besitz der Burg zu entscheiden, ohne sich des Diebstahls schuldig zu machen. Daher verlange ich ohne Umschweife die Streichung der betroffenen Passage aus dem Dokument. Wer noch in dieser Runde hat Ähnliches vorzutragen?"

Freundschaftliche Worte aus Calven

Datei:Ludovigo von Calven-Imirandi.JPG
Pathetisches Posaunen - Ludovigo von Calven-Imirandi

Auf diese Worte erhob sich der jüngste der anwesenden Signores, Ludovigo von Calven-Imirandi. "Wenn euer wohlgeborene Exzellenz erlauben, setzte ich fort." Nach einem lächelnd-fragenden Blick in die Runde seiner Amtsbrüder und einem kaum merklichen Nicken Benedicts nahm auch er den Rednerplatz ein. "Zuerst muss ich die Arbeit unserer vorzüglichen Amtleute loben und bemerken, welch kundige Hand diese Arbeit anstellte. Dennoch stimme ich Herrn Benedict zu. Was ist es für ein Land, in dem der ureigenste Besitz einer Familie von Mehrheitsbeschlüssen und Kanzleiakten abhängig ist? Seit Jahrhunderten hält das hohe Haus di Matienna dort Wacht über der Banquirbrücke. Es wäre nicht nur eine Verletzung guten alten Rechts, sondern auch eine bodenlose Undankbarkeit den eingesessenen Helden von Arinken - und nicht zuletzt auch den Helden von Shenilo! - gegenüber." Bei der letzten Bemerkung gab es einiges Raunen von seiner rechten Seite. "Denn keine größeren Verdienste um unsere Stadt hat sich irgendein Geschlecht des Landes an seine Schilde geheftet." Wieder wurde es an einigen Stellen des Signors-Rundes lauter. "Demnach fordere ich nicht nur, die Burg Banquirfels von dieser Regelung auszunehmen, wie es Benedict schon anführte, nein, vielmehr müssen die Arinkener reichlicher belohnt werden, als es geschehen ist. Das Gut Schwarzental soll dereinst ihnen und nicht dem Hause Gabellano verliehen werden. So Leid mir auch diese Zurücksetzung meiner Ruthorer Brüder tut - es kann kaum anders geschehen. Man mag dem Hause Gabellano jedoch auch Ausgleich und Entschädigung bieten, so sich solches ergibt." Zufrieden setzte sich Ludovigo wieder. Er wartete auf den nächsten Redner.

einen Gransignore zu erfreuen

Als nach einer kurzen Wartezeit niemand sonst das Wort erhob, schickte sich Benedict erneut an, zur Versammlung zu reden. Er trat erneut in die Mitte der Runde, diesmal mit einem weitaus erfreuteren Gesichtsausdruck. "Ich bedanke mich bei meinem Freund, Signor Ludovigo, für diesen sehr willkommenen Beistand und es liegt mir fern, zu widersprechen. Ich vermeinte jedoch nicht nur Zustimmung in diesem Rund zu vernehmen. Mir ist bewusst, dass einige der anwesenden Ratsmitglieder schon sehnsüchtig das Bankett erwarten," Benedict setzte sein berüchtigtes spöttisches Grinsen auf und blickte wie zufällig in Richtung des beleibten Caron ya Papilio, bevor er fortsetzte, "doch sollten Bedenken jeglicher Art offen angesprochen werden. Um diese Debatte zu beschleunigen, schlage ich folgendes vor: Der Fall Banquirfels wird wie angesprochen gelöst. Im Grunde ist er nichts als ein formeller Fehler, bei dem ich niemanden eine böse Absicht zu unterstellen wünsche. Burgen sind komplizierte Gegenstände, wie die Yaquirstein-Affäre zeigte, an die sich die älteren hier sicher besser erinnern als ich." Nach einer kurzen Unterbrechung fuhr Benedict dann fort: "Doch nun zu meinem Vorschlag, diese Debatte zu straffen. Da bei der Zusammenstellung und Verteilung aller betroffenen Gebiete im Großen und ganzen gute Arbeit geleistet wurde, soll doch jeder Signor in dieser Versammlung diejenigen Güter oder aber Personen nennen, mit deren Status er nicht zufrieden ist. Ich vermute, dass die Anzahl überschaulich bleiben wird." Knapp wies Benedict daraufhin einen Amtsschreiber an, sich bereit zu halten. "Signor Ludovigo hat schon das Gut Schwarzental genannt und das Haus Gabellano, dem ein Ausgleich anzubieten wäre. Da ich ohnehin schon das Wort halte, möchte ich noch zu dieser Liste hinzufügen. Zuerst will ich einen Namen nennen, den jeder hier Anwesende bestens kennt, nämlich Gishtan re Kust." Ein kurzes Murmeln durchdrang den Saal und Benedict erklärte: "Seit Jahren in Shenilo, bekannt, beliebt und geschätzt hat er sich wie kaum ein anderer verdient um Stadt und Land gemacht. Ich schlage eine Belehnung dieses höchst ehrenwerten Mannes vor. Ob auf Lebenszeit, oder nur bis zur Wiedererlangung seines rechtmäßigen Besitzes, sei dieser ehrenwerten Versammlung überlassen. Ein Gut in der Nähe dieser Stadt wäre hierfür angemessen, wie ist die Meinung dieser Versammlung hierzu?" Benedicts Blick streifte daraufhin fragend die Anwesenden.

De Solstonos Worte

Ein Räuspern war an dieser Stelle aus der Richtung derjenigen Bank zu vernehmen, auf dem Gäste und Magistrat Platz genommen hatten. Der Interims-Cancellario Menaris bat um das Rederecht. Er hielt zur Bekräftigung einen Brief in Händen, der mit dem Wachsabdruck des Baumes der Schwarzenstamms gesiegelt war. "Aus Tikalen hat eine Kundschaft den Magistrat erreicht, die von Signor Teucras Irian Dorgando Schwarzenstamm persönlich unterzeichnet wurde. Er schreibt, dass er zu seinem größten Bedauern ob der Pflichten, die ihm der Baron Geron übertragen hat nicht an der Sitzung dieses ehrenwerten Gremiums teilnehmen konnte. Allerdings hat er auf meinen Entwurf hin, den ich ihm bereits vor einigen Wochen mit der Einladung habe zukommen lassen, einige Punkte vorgebracht, die ich, mit Erlaubnis der Signoria" dabei nickte er unbestimmt in Richtung der versammelten Adligen, " nun vorzutragen wünsche."
Der Hesinde-Geweihte wartete einen Augenblick ab, bis er ein zustimmendes Nicken aus dem unbequemen Stuhl des Gransignors gesichtet hatte: Nachdem er ein kurzes Grußwort des Solstonoer Signors verlesen hatte, begann der Cancellario mit den einzelnen Einwürfen Teucras':
"Das Gut Morana war bis zum Jahr 1022 BF Allod der Schwarzenstamms. Es gehörte zur Mitgift der Ehe meiner Base Aldara mit Haakan Sirensteen-Schelf und ging sodann an das Haus Sirensteen. Deshalb ist es undenkbar, das, gleichwohl ehren- und belohnenswerte, Haus Aurandis mit Morana zu belehnen. Weil sich unser Vetter Haakan bedauerlicherweise nach der Schlacht von Morte Folnor aufgemacht hat, seiner gebeutelten Familie um Erlan und Rinaldo beizustehen, erscheint es nur recht und billig, dass meine Base Aldara zukünftig als Cavalliera das Gut Morana für das Haus Schwarzenstamm verwaltet." Dem Blick Randulfio Aurandis' ausweichend, der ob dieser zu befürchtenden Schmälerung des Besitzes nicht freundlicher geworden war, fuhr Tankred fort.

Banneiche am Dragenwald

"Zudem gilt es, die Wacht, die die Kirche der Leuin seit mehr als einem Jahrtausend über den verfluchten Dracosilva, auch Dragenwald geheißen, aufrechterhält zu honorieren und nicht etwa zu unterschlagen. Daher beantrage ich, dass diese Neuordung die Vogtei der Rondra-Kirche über das Gut Dracosilva und damit die Wacht über den Dragenwald bekräftigt!"
"Und schließlich", hob Tankred Menaris erneut vorzulesen an "gilt es über den Schutz der Seneb-Horas-Straße zu sprechen. Nun, da sich die Lehensstrukturen auflösen und nicht abzusehen ist, wie die Horasmacht aus diesem Konflikt hervorgeht, muss jemand eintreten, um die Sicherheit der Straßen zu gewährleisten. Wer könnte dies hier besser tun als die Gransignorie und wen könnte die Signoria Geeigneteren wählen als das Haus Schwarzenstamm, das seit Jahrhunderten über die Straße gewacht hat. Dabei werden die Besitzungen, die Haus Schwarzenstamm in der Baronie Bethana, genauer der Vogtei Piastinza sein eigen nennt, die notwendige Brücke schlagen, um die Seneb-Horas-Straße auch jenseits der alten Domänengrenze überwachen zu können." Mit Abschlussgrüßen und der für die Rechtmäßigkeit des Dokumentes wesentlichen Titulatur und Formalia schloss der Cancellario und nahm schließlich wieder Platz.

Zwischenruf Randulfios

Die Hand der Aurandis gebietet Einhalt

Mit einer Miene, die verriet, dass die Signoriasitzung Themen besprach, deren Relevanz er nicht bis ins Letze erkennen konnte, erhob sich schließlich der Signor von Elmantessa. "Was Ihr, Waffengefährte Teucras, uns hier dargelegt habt, hat Hand und Fuß. Das Haus Aurandis wird keine Güter einfordern, die nach althergebrachtem Recht und Tradition dem Hause Schwarzenstamm gehören." Auf den Gesichtern einiger Anwesender zeigte sich ob dieser Eröffnung echte Verblüffung. "Darüberhinaus erscheint mir der Entwurf des Cancellarios ausreichend gut recherchiert - vielleicht mit Ausnahme der von den Signori di Matienna, Schwarzenstamm und Calven-Imirandi vorgebrachten Punkte. Deshalb schlage ich vor, hier nicht mit Wortgefechten um Brotkrumen unsere kostbare und vielbeanspruchte Zeit zu verschwenden. Immerhin haben wir die Domäne oder das was aus ihr werden soll, neu aufzubauen. Hören wir also, was die anderen Signori zu ergänzen haben und schreiten dann zügig zum Abschluss dieser Sache." Als sich Randulfio, der alte Recke, setzte, meinte man kurz einen Anwesenden murmeln zu hören "...hofft wohl auf ein Festmahl...".

Mit Spannung erwartet: Endor Doren

Überraschende Worte aus dem Hause Dorén

Auch Endor Dorén musste lächeln und erhob sich endlich. Viele hatten gespannt auf seine Worte gewartet, bedeutete der vorliegende Plan doch einen Verlust der Herrschaft seines Geschlechtes über die Heimatstadt. Langsam, fast zögerlich, aber doch würdevoll ging der Signor von Shenilo, so sein angestammter Titel, zum Rednerpult.

"Ich kann meinen Brüdern im Amte nur beipflichten. Es verträgt sich weder mit der Würde dieser Versammlung noch ist es in der Sache hilfreich, hier Hader zu pflegen und eigene Interessen über die der Stadt zu stellen. So will ich auch den eingebrachten Anträgen zustimmen - besonders freut mich, dass auch die Kirchen, denen Shenilo so viel verdankt, nicht unbedacht bleiben. Für mein Geschlecht aber", Endor machte eine kurze Pause und räusperte sich. Die Spannung in der ansonsten eher lockeren Gesellschaft war fast greifbar, "fordere ich nicht mehr, als das, was für uns der Plan des geschätzten Cancellario vorsieht. Ja, es stimmt mich nicht glücklich, das schöne Shenilo nicht mehr als Edelstein im Besitz meines Hauses zu wissen, aber doch weiß ich, was zu dieser Zeit für die Stadt das Beste sein mag." Ein Flüstern ging um in der Runde der Signores. "Wichtig aber ist mir, dass die Rechte des Hauses Dorén an der Burg Yaquirstein erhalten bleiben, für die gelten muss, was für jene des Hauses Matienna an Burg Banquirfels gilt. Selbstverständlich schützen und garantieren wir die Niederlassung der Schwesternschaft der Mada, die sich auf der Burg befindet und nicht unserer Rechtsprechung untersteht ebenso, wie wir für die Drachenreiter Shenilos stets Unterkunft und Verpflegung bereitzuhalten geloben." Damit hatte Endor seine Rede geschlossen und ging gelöst, wie es schien, entspannter, zurück zu seinem Platz im Rund.

Zum Wohle des Landes

Nach einem säuerlichen Lächeln in Richtung Endors ergriff wieder der junge Calvener das Wort. "Nur kurz will ich ergänzen: Die Straßen sind die Lebensadern der Domäne - also lasst uns dem Rechnung tragen und den Herrn auf Solstono oder einen seines Hauses als Wegevogt - für einige Zeit zunächst - einsetzen, den wir für Fiskalien dem Cancellario unterstellen." Er blickte, Zustimmung oder Ablehnung erwartend, in die Runde. "Des Weiteren soll natürlich jede Stammburg und jede altgewohnte Feste dem Haus unterstehen, das dort seine Wurzeln hat. Dem Signore Dorén danke ich für seine selbstverständliche Bereitschaft zur ausgiebigen Nutzung - anderenfalls wären jedoch auch Shenilos Sicherheit und Freiheit mehr als in Gefahr.

Zuletzt komme ich zum wichtigsten Punkt: Gishtan re Kust, verdienter Bürger der Stadt, seit dem Aufsehen erregenden Prozess vor dem Horas-Hof auch ein weitbekannter Mann, muss, da hat mein Bruder Benedict Recht, mit Land geehrt werden. Ein ansehnliches Gut in Stadtnähe, etwa in der Signorie Shenilo oder in Sodanyo wird unserem Ersten Rat die Wertschätzung der Stadt und dieses Rates zeigen. Zudem müssen wir aber auch energisch daran arbeiten, dass Herr re Kust nun, nach dem Tod der Trabaccantes-Verräter, seine Rechte in Ramaúd einfordern kann. Jedoch sollte er auch dann seine Güter in der Domäne halten können. In allen weiteren Punkten stimme ich meinen wohlgeborenen Vorrednern zu." Nach einem kurzen Dankeswort setzte sich Ludovigo eilends wieder.

Benedicts Aufruf

Benedict erhob sich daraufhin langsam und trat erneut vor die Versammlung, um das Wort an sie zu richten. "Auch ich habe nichts gegen Signor Solstonos Ansinnen einzuwenden. Die Aufrechterhaltung der Sicherheit unserer Verkehrswege ist in diesen Zeiten der Ungewissheit bedeutend für uns alle. Doch kommen wir nun zur schon angesprochenen Personalie. Mir fallen nur wenige Menschen ein, die bei der Aussicht auf eine Belehnung aus traviagefälliger Bescheidenheit ihren Verzicht kundtun würden, und Gishtan re Kust ist einer der wenigen. Ich rufe Signor re Kust höchstselbst daher auf, vor uns allen Stellung zu diesem Punkt zu nehmen. Es wäre höchst unschön, würden hier Streitigkeiten entstehen, aus wessen Landbesitz nun ein Gut herauszuschneiden sei, wenn der zu Belehnende möglicherweise andere Pläne hat." Mit diesen Worten nahm Benedict Platz, nicht ohne vorher den angesprochenen herbeigewunken zu haben.

Der Erste Rat

Der altgediente Diplomat erhob sich nach kurzem Zögern von seinem bisherigen Zuschauerplatz und trat an das Mohagoni-Pult, von welchem aus es auch Personen ohne Sitz in der Signoria erlaubt war, das Wort an die Versammlung zu richten. Mit einem kurzen Nicken grüßte er langjährig Bekannte, ließ dann den Blick über das Halbrund schweifen. Obwohl er Zeit gehabt hatte, sich von der Überraschung des Vorschlags zu erholen, wirkte er noch ein wenig gerührt von selbigem und räusperte sich, bevor er zu sprechen anhub.

Gishtan re Kust, Erster Rat Shenilos

"Hochachtbare Herren", grüßte er mit der althergebrachten Titulatur. "In den Umwälzungen der vergangenen Jahre war ich nicht immer sicher, ob ich auch künftig noch einen Platz in Shenilo haben würde. Mancher hätte ja vielleicht denken mögen, dass der Erste Rat von Pertakis", dieses Amt hatte er ausgeübt, bis der Krieg der Drachen die Domäne erreichte, "die Stadt vergessen und hinter sich lassen könnte, in der er einst so freundliche Aufnahme gefunden hat." Einige der Anwesenden nickten wissend , erinnerten sich vielleicht gar an jenen Tag, als der landlose Edelmann als Mittelläufer der "Purpurblitze Pertakis" sein erstes Tor im Schäfersruhstadtion gegen "Banquiria Arinken" erzielt hatte. Lang war das her, und weit hatte re Kust es gebracht.

"Doch wie ich nun erleben darf", fuhr er fort, "rechnen es mir einige von Euch hoch an, dass ich nie einseitig Vorteile gewährend oder nehmend eine Partei ergriffen habe, sondern stets nur meine Pflicht für das Gemeinwohl erfüllt. Als noch die Domäne bestand und über das Wohlergehen Shenilos häufig in Pertakis entschieden wurde, war mein Platz dort. Nun bedarf jene Stadt am Yaquir meiner Dienste nicht mehr, und diese Stadt, ebenso wie die umliegenden Signorien, hat an Selbstständigkeit gewonnen." Manch zufriedenes Schmunzeln war da in der Signoria zu sehen. "Und nun reicht mir meine Wahlheimat die Hand, um mich wieder willkommen zu heißen. Ich vermag nicht, diese Geste angemessen zu würdigen."

Der Signor nickte jenen zu, die dafür plädiert hatten, ihm ein Gut anzutragen: "Diesen Vorschlag strikt abzuweisen wäre unhöflich. So ist mein erster Drang, mich dankbar zu verneigen und das Gut anzunehmen, das Ihr mir überlassen mögt. Der zweite Drang ist jedoch jener, keine Galle des Neids in den Wein dieser Versammlung zu träufeln. Eine Hufe, die erst aus dem Landbesitz einer verdienten Familia heraus getrennt werden müsste, könnte ich nicht guten Gewissens annehmen."

Um die Aufmerksamkeit der Zuhörenden zu halten, erhob er den behandschuhten Zeigefinger: "Zumal eine derartige Ehrung meiner nicht nötig erschiene, würde in manchen Gegenden das Recht über die Macht der Umstände gestellt. Könnte ich über die Ländereien von Ramaúd verfügen, wie es mir noch zu Zeiten der seligen Kaiserin zugesprochen wurde, könnte ich Euren edlen Vorschlag großmütig zurückweisen. Doch auch wenn die Trabbacantes ihre Macht über Stadt und Land verloren haben, so fehlt es mir an Möglichkeiten, meinen berechtigten Anspruch durchzusetzen."

Die Anwesenden kannten diesen Dorn in Gishtans Seele. Seine persönlichen Beziehungen und Kontakte überstiegen bei weitem das, was ihm an anderen Mitteln zur Verfügung stand, da er von den Einnahmen Ramaúds abgeschnitten war. Warum sonst hätte er anfänglich solch wenig angesehene Tätigkeiten wie die eines Immanspielers oder Gazettenschreibers ausüben müssen?

"Da ich einerseits froh über jegliche Unterstützung bin", ging er auf Wohlgeboren Ludovigos Forderung ein, "andererseits jedoch Euch nicht mehr zur Last fallen will, als es Euch genehm ist, nähme ich ein Gut im Sheniloer Umland unter zwei Vorbehalten an: Zum einen ist zu vermeiden, dass jemand an der Verleihung einen Nachteil leidet. Vielleicht gibt es ja ein nach den Kriegswirren verwaistes Freibauerngut, das Ihr in meine Obhut geben könntet. Zum anderen bestimme ich etwaige Einnahmen aus den dort möglicherweise erwirtschafteten Gütern gänzlich an einen Zweck gebunden: Das Gold soll angelegt und vermehrt werden, um eines Tages angemessene Rechtshilfe zur Wiedererlangung meiner Signorie bezahlen zu können."

Gishtan re Kust ließ erneut den Blick über die Anwesenden schweifen und schien zu warten, ob noch jemand eine Frage an ihn habe.

Conclusio des Cancellario

Nachdem niemand die Worte oder Absichten des Ersten Rates zu hinterfragen wagte, erhob sich der Cancellario. Er schlug eine kurze Beratungspause vor, um sich für das Ende der Verhandlungen erfrischen und letzte Gespräche führen zu können. Als die Pause zum Ende gekommen war, erbat sich erneut der Cancellario das Rederecht. Ein Amtsschreiber überreichte ihm ein Pergament mit den in der Debatte aufgekommenen Punkte.
„Wohlgeborene Signores und Exzellenzen,“ hob Tankred Menaris mit Nicken in Richtung der so Angesprochenen zu Reden an, „Vieles haben wir gehört und vieles davon zeugte von großer Staatskunde und der Fähigkeit, das eigene Wohl hinter das Shenilos zu stellen. Erlaubt mir, dem bescheidenen Diener dieser Stadt, nun zu einer Conclusio zu kommen.“ Damit nahm er das Pergament zur Hand, auf dem offenbar auch einige Änderungen und Ergänzungen niedergeschrieben worden waren.
„Für die Burgen der adligen Häuser, die das sind im Besitz ab aetate maiorum, also von alters her, soll gelten, was für die Güter des ehrenwerten Hauses Aralzin Geltung hat: Sie sollen von der Stadt Shenilo nicht angetastet noch beschränkt sein. Die Burg Yaquirstein soll in der vom Hause Dorén vorgeschlagenen Weise von den Drachenreitern und der Schwesternschaft der Mada in den jeweiligen Räumlichkeiten genutzt werden dürfen und unter dem Schutz des vorgenannten Hauses stehen.
Für die Wacht über die Seneb-Horas-Straße soll fortan ein Straßenvogt Sorge tragen, der dem Cancellario der Stadt Shenilo untergeordnet sein soll. Zum Straßenvogt wird der Cancellario ein geeignetes Mitglied des ehrenwerten Hauses Schwarzenstamm bestimmen.
Der Vicus Morana der Hufen zehn umfassend soll fortan wie auch bis dato dem wohlgebornen Hause Schwarzenstamm zu Eigen sein. Dem wohlgebornen Hause Aurandis aber soll dadurch kein Schaden entstehen. Deshalb verfügt der Magistrat unter Berufung auf die barönlichen Rechte der Gransignorie, dass das Haus Aurandis als Nachfolger der Signori von Banquiris das Forstrecht in den Grenzen der ehemaligen Signorie Banquiris obwalten soll.“ Diese Ankündigung wurde mit einem kleineren Tumult bedacht, denn die Anwesenden wussten, dass man damit deutlich gegenüber Chetan, das sich als Rechtsnachfolger der Signore von Banquiris verstand und andererseits gegenüber dem Haus di Côntris, das diesen Signor stellte, Stellung bezog. Es war wohl der Abwesenheit Dartan di Côntris geschuldet, dass zunächst niemand widersprach.
Der Hesinde-Geweihte wartete ab, bis die Zwischenrufe verstummt waren und wandte sich dann, scheinbar ungerührt, dem nächsten Thema zu: „Die Wacht über den Dragenwald soll wie ehedem von der Kirche der Leuin obwaltet werden, die dafür die Hufen des Gutes Dracosilva nach Wissen und Willen verwenden sollen.
Der ehrenwerte Gishtan re Kust ya Ramaúd soll ob seiner Taten für Stadt und Land zum Vogt von Zweiflingen erhoben sein, das dem Hause di Côntris zu Eigen ist. Er soll dies verrichten bis ihm in Sachen seines Vaters, wohlseeligen Gedächtnisses und in Sachen Ramaúd Gerechtigkeit widerfahren ist. Schließlich bleibt noch die Causa Schwarzental zu klären. Niemand hier wird die Eignung des ehrenwerten Hauses di Matienna verneinen wollen, das Gut Schwarzental zu führen, doch darf auch das Haus Gabellano nicht vergessen werden.“ Damit schloss der Cancellario seine Conclusio und blickte abwartend zum Stuhl des Gransignore Benedict, der nachdenklich wirkte.

Verwaltertausch

Benedict winkte einen Schreiber heran und ließ sich die Auflistung aller Ländereien herbeibringen, die er eine Zeit lang studierte. Dann gab er die Liste zurück und erhob sich, woraufhin Ruhe in die Versammlung einkehrte. "Wenn nur noch diese Angelegenheit zu klären ist, so sei es.", hob er an zu sprechen, und wandte sich Leomar Gabellano zu. "Auch wenn ich durchaus nicht abgeneigt wäre, dem Hause Gabellano nichts Weiteres als Vergebung für ihre Parteinahme im Kriege anzubieten, so ist heute dennoch der Zeitpunkt, sich um die Zukunft zu kümmern, und die Vergangenheit ruhen zu lassen. Als Zeichen zukünftigen Vertrauens biete ich euch, Leomar Gabellano, das Gut Oloneo an. Es ist ein sorgsam geführtes Landgut, mit einem hervorragenden Verwalter. Diesen Verwalter, der Name ist mir entfallen, steht aber auf dem Dokument hier geschrieben, biete ich euch gleich mit an, unter einer kleinen Bedingung." Leomar schaute überrascht und mit einem Gesichtsausdruck, der Zweifel verriet auf und fragte "Und die wäre?" Benedict blickte in das Rund der Versammlung und führte aus: "Wie einige in dieser illustren Versammlung vielleicht schon wissen, liegt das Gut Schwarzental, dessen Verantwortung den meinigen übertragen werden soll nicht etwa im sonnigen Banquirtal, sondern in den Randbereichen des Arinkelwaldes. Es bedarf daher einer erfahrenen Verwaltung, der die Gepflogenheiten und das Wissen über diesen Wald und seine Besonderheiten nicht fremd sind. Wer wäre dafür besser geeignet, als Beleno Gabellano, der seinen Dienst an der Herrin Rondra seit langem im Kloster Rondrisfels leistet?" Schwungvoll drehte Benedict sich in Richtung Leomars und stellte ihm die Frage "Wie sieht es aus? Akzeptiert ihr diesen Tausch als Zeichen des Vertrauens und im Sinne künftiger Zusammenarbeit?"

Genügsame Gabellanos

Leomar entgegnete etwas überrascht: " So sehr ich mich über dieses Angebot freue und es mir fern läge, das Gut Oloneo und den Verwalter abzulehnen, so steht eine Abstellung Belenos nicht in meiner Macht, sondern in der der Äbtissin von Rondrisfels. Um diese Debatte also zum Abschluss zu bringen, sage ich also: Der Tausch der Güter ist beschlossen, und mit der Angelegenheit der Verwalter wollen wir diese ehrenwerte Versammlung nicht weiter belästigen, sondern sie im Anschluss unter uns ausmachen." Er stand auf, reichte Benedict die Hand, der wiederum sein Wort an die Signoria richtete: "Die letzte Gelegenheit, eine Angelegenheit vorzubringen, ist jetzt." Seine Blicke in die Runde verrieten, dass er nicht damit rechnete, aber dennoch sicher gehen wollte, niemandem die Möglichkeit dazu zu verweigern.

Nachdem Benedict jedem anwesenden Signor noch einmal tief in die Augen gesehen hatte sprach er laut, so dass jeder es vernehmen mochte: "So sei es. Möge die Entscheidung dieser ehrenwerten Versammlung die Stadt Shenilo und uns alle beim gemeinsamen Streben nach Stabilität, Wohlstand und Frieden voranbringen. Die Sitzung sei hiermit beendet."

siehe auch