Theatro Alverano (Ensemble)

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Auge-grau.png Das Ensemble "Theatro Alverano" ist die im gleichnamigen Theater der Stadt Urbasi am häufigsten auftretende Schauspielertruppe, deren Namenswahl selbstbewusst den eigenen Führungsanspruch im Schauspielgewerbe der Silberstadt nach außen trägt.

Geschichte

"Drei Jahre lang verderben sie schon unsere Jugend mit ihren Ausschweifungen, drei lange Jahre in denen sich dieses Otterngezücht am Busen der Stadt gütlich getan hat. Das Maß ist nun voll, es wird Zeit diese sogenannten "Künstler" aus der Stadt zu werfen..."

- Aus einer Rede vor der Signoria Urbasis, 1032 BF


Im Travia 1029 war man in Urbasi händeringend auf der Suche nach einem neuen Schauspieler-Ensemble, denn seit der Inhaftierung der letzten Gastspieltruppe, der Commedia Yaquiria, im Rahmen des urbasischen Jaltekenaufstands (BB#31) waren Nachfolger lange ausgeblieben. Zu dieser Zeit wollte der Stadtherr, Traviano von Urbet-Marvinko, das Volk mit Schauspielen ruhig halten, während er selbst im Toricumer Weinkonflikt fernab der Heimat Krieg führte. Wie froh war man da, als eine vierköpfige Schauspielertruppe, welche eben in der Stadt angekommen war, beim Stadtvogt Alessandero dell'Arbiato, anklopfte und um ein Engagement bat. Sie brauchten nicht lange, um ihn davon zu überzeugen, dass sie die Richtigen waren und ihnen an einer fruchtbaren Zusammenarbeit zum Wohle Urbasis gelegen war. Naja, dell'Arbiato hatte auch keine große Wahl ...

... denn zwei Wochen später fanden bereits die Festspiele statt. Schon bei den Vorbereitungen hatten sich "die Neuen" als ein eingespieltes Team erwiesen, und dell'Arbiato, der bei ein paar Proben anwesend war, hatte sich von ihrer Professionalität überzeugen können. Wie vom Stadtherren Traviano gewünscht, sollte am Vormittag des ersten Tages eine Tragödie und am Nachmittag ein Drama aufgeführt werden. Beide Stücke hatte der Stadtherr persönlich ausgesucht. Den Kopf der Truppe, einen jungen Poeten namens Kevian Kostanedo, sah man in diesen zwei Wochen jedoch nicht nur bei den Proben, sondern allabendlich auch in den Weinlokalen der Stadt, wo er sich sehr spendabel zeigte und beim Gespräch mit redseligen Einheimischen eifrig Notizen machte.

Hinter den Kulissen...

Dann kam der große Tag. Das Theatro Alverano war vollbesetzt. Zuletzt erschien Stadtvogt dell'Arbiato als Vertreter des Stadtherren samt seinem Gefolge und nahm auf dem Ehrensitz Platz. Mehr noch als auf das Stück, waren die Zuschauer auf das neue Ensemble gespannt. Sie wurden nicht enttäuscht. Schauspieler und Chor agierten wundervoll zusammen. Es wurde eine sehr gute Aufführung. Dann kam der Nachmittag. Als alle Platz genommen hatten, trat Kostanedo auf die Bühne, und teilte mit, daß das Drama aus "technischen Gründen" leider ausfallen müsse ("Oooooh..."), man werde stattdessen eine Komödie geben ("Aaaaah..."). Ein Drama war ja ganz nett, aber eine Komödie war natürlich viel besser! Kostanedo nannte noch den Titel der Komödie, aber der sagte den Zuschauern überhaupt nichts. Ein neues, unbekanntes Stück, eine Commedia Typica etwa?

Was dann folgte blieb dem Theaterpublikum von Urbasi noch sehr, sehr lange im Gedächtnis. Das Stück, das man sah, spielte in einer horasischen Kleinstadt namens Isabru. Diese wurde von einem Tyrannen namens Onatravi regiert, einem Möchtegernfürsten, der seit der Aufdeckung eines Komplotts gegen ihn unter schwerer Paranoia litt. Ständig beteuerte er mit weinerlicher Stimme, wie sehr er doch den Tod der Horas bedaure, nur um Praios anzuflehen, andere Prätendenten auf den Adlerthron zu Boron zu schicken. Noch mehr litt er allerdings unter seiner Frau, einer aufreizenden Schlampe namens Opalja Corona, die ihn erst wieder in ihr Bett lassen wollte, wenn er Horas sei. Dann war da noch ein gewisser Lemuro Remulado, ein kriecherischer Adeliger, der andauernd katzbuckelnd um den Fürsten herumscharwenzelte, außerdem ein debiler Condottiere und ein kurzsichtiger Bürgermeister ...

Die Vorstellung verfehlte ihre beabsichtigte Wirkung nicht, war der Gegensatz zwischen dem nach Mitsprache verlangenden Patriziat und dem selbstherrlichen Stadtherrn doch jedem bewusst. Begeisterter Applaus mischte sich mit unheilvollen Ahnungen. Der Form halber ließ ein grinsender dell'Arbiato die Schauspieler festnehmen und in den Kerker werfen - nur um unauffällig ihre Freilassung zu arrangieren, war er doch schon längst ein Gegner Travianos.

Klugerweise entschied sich die Schauspielertruppe, noch vor der Rückkehr des Stadtherrn am 11. Boron die Stadt zu verlassen, nur um nach Beendigung der Tyrannei im Rahja 1029 geradezu als gefeierte Helden nach Urbasi zurückzukehren. Kostanedo und seine Truppe sind Urbasi so erhalten geblieben und verfügen in der Bevölkerung über einen ansehnlichen Rückhalt. Im Laufe der Zeit lernte der junge Poet, wie weit er gehen konnte, ohne gleich wieder schlimmste Konsequenzen fürchten zu müssen. Trotzdem sticht ihn manchmal der Hafer, und dann schreibt er ein Stück, mit dem er den Bogen überspannt. In einem solchen Fall macht die neue Herrschaft, das Consiglio der Stadt, aber nicht den Fehler, den Poeten auf offener Bühne zu verhaften. Man wartet bis sich das Theatro geleert hat und läßt Kostanedo anschließend in aller Stille festnehmen. Dann muss der Aufrührer für ein paar Tage bei Wasser und Brot den Ratten Gesellschaft leisten. Sein damaliger und jetziger Fürsprecher dell'Arbiato sorgt aber dafür, daß er rechtzeitig zu den nächsten Proben wieder frei kommt.

Die Truppe

Kevian Kostanedo und seine drei Kollegen stammen aus Methumis, wo sie dem süßen Künstlerleben nachgingen. Schon in ihrer Heimatstadt trieben es die vier ziemlich bunt, sei es auf der Bühne oder in den einschlägigen Etablissements der Stadt. Schließlich legte der Stadtrat ihnen mit Nachdruck nahe, Methumis doch für eine Weile zu verlassen. Seitdem befinden sie sich auf einer "Tournee" durch das Horasreich. Nach einem kurzen Gastspiel in Belhanka, das sie - aus nicht näher bekannten Gründen - mit einem überstürzten Aufbruch beenden mußten, machten sie sich auf den Weg nach Vinsalt, um schließlich in der Provinzstadt Urbasi zu landen. Und hier scheint es ihnen recht gut zu gefallen, denn drei Jahre hat es sie bis jetzt noch an keinem Ort gehalten.

Der gutaussehende Poet und Schauspieler Kevian Kostanedo (*1001 BF) ist der Kopf der Truppe. Seine Komödien sprühen nur so vor Wortwitz und schelmischen Einfällen. Seine Respektlosigkeit gegen die Obrigkeit und ihre Institutionen bringt ihn aber auch mit schöner Regelmäßigkeit ins Gefängnis. Als "Star" des urbasischen Theatros wird Kostanedo von den Frauen der Stadt umschwärmt, was ihm eifersüchtige Männer manchmal übelnehmen. Er denkt jedoch nicht daran, sich zu binden, sondern begnügt sich mit häufigen und kurzen Affären.

Solche hatte auch sein Kollege und Freund, der schöne Adriano Paulo (*998 BF) bis vor kurzem, allerdings mit jungen Männern. Seit der Schauspieler die Schauspielerin Kimba Sinera kennengelernt hat, ist damit aber Schluß. Paulo liebt es Frauenkleider zu tragen und darin herumzustolzieren - nicht nur auf der Bühne, was ihm manchmal Ärger einbringt. Vor seiner spitzen Zunge und seinen treffsicheren Bemerkungen ist niemand sicher, nicht mal Kostanedo, am allerwenigsten aber sein Kollege Plagione Superga, mit dem er sich leidenschaftlich gerne Wortgefechte liefert, bei denen Paulo immer Sieger bleibt.

Die Leidenschaft des kleinen, korpulenten Plagione Superga (*1005 BF) sind süße Speisen und süßer Wein, auch durcheinander. Überhaupt ist er ein guter Esser und noch besserer Trinker. Auf der Bühne gibt Plagione Superga den Tölpel und Spaßmacher. Seine Darbietungen als Pantomime sind unschlagbar. Ein herzhaftes, schallendes Lachen, das allmählich in das Gemecker einer Ziege übergeht ist sein Markenzeichen. Seine groben Scherze sind mitunter so hemmungslos infantil, daß es selbst Kostanedo die Sprache verschlägt.

Der lange, hagere Mello Ferrara (*987 BF) bezeichnet sich selbst als Schauspieler der "alten Schule", sein Metier sind die Tragödien. Wesentlich größer als seine Begabung ist seine maßlose Selbstüberschätzung. Ferrara sieht sich als genialen Mimen und ist der Meinung, dass der Erfolg eines Stückes hauptsächlich von seiner Leistung abhängt. Von den neumodischen Komödien seines Kollegen Kostanedo hält er zwar nicht viel, lässt sich aber trotzdem gerne besetzen, um dem Stück "etwas Würde" zu verleihen. Kostanedo hat aber längst ein verstecktes Talent von Ferrara entdeckt, das er sich in seinen Stücken zu Nutze macht: Das Talent, unfreiwillig komisch zu sein.

In der Regel übernehmen die vier Männer alle männlichen Hauptrollen eines Stückes, während für die weiblichen Charaktere ein „Vorsprechen“ organisiert wird. Adriano Paulo versucht dann in der Regel, seiner neuesten Gespielin Kimba Sinera eine Hauptrolle zuzuschanzen. Die Teilnahme von Frauen an den Aufführungen beschränkt sich aber normalerweise auf Tanzeinlagen und kleine Nebenrollen – speziell Mello Ferrara wehrt sich entschieden gegen „Dilettanten“ und „Amateure“.

Die Künstlerkommune

Die vier Schauspieler haben ein Haus in der Nähe des Hafens in Figurenza von ihrem Padrone überlassen bekommen. Dort leben sie in einer Art Wohngemeinschaft. Das Haus, welches dem Signore dell'Arbiato gehört, ist gewissermaßen ein Zentrum der urbasischen Künstlerszene. Hier veranstalten die vier auch ihre berühmt-berüchtigten Trinkgelage, zu denen sich immer eine überaus illustre Gesellschaft einfindet.

Häufige Gäste bei den „Symposien“ sind junge Adelige und Patrizier, welche den Nervenkitzel einer „regellosen“ Gemeinschaft suchen und sich von den Fesseln ihrer gestrengen Eltern befreien wollen – also Freigeister, welche den übrigen Bewohnern Urbasis sowieso suspekt sind.

Adriano Paulo hat inzwischen seine Geliebte Kimba Sinera (*1012 BF) bei sich einziehen lassen. Die sehr kultiviert und vornehm auftretende Kimba Sinera ist das "schwarze Schaf" einer Familie aus dem Yaquirbruch. Ihr Vater verstieß sie vor einigen Jahren, nicht wegen ihrer Neigung zu „elfischen“ Beziehungen, sondern wegen ihres liederlichen und skandalösen Lebenswandels sowie des Mangels an Zielstrebigkeit. Kimba hat sich schon in einigen Berufen versucht, zur Zeit ist sie eben Schauspielerin. Gemeinsam mit Pervalia Bellarahja besetzt sie die weiblichen Rollen in den Stücken der Truppe.

Ein weiterer Untermieter ist der untalentierte Bildhauer Scopolamo Scamozzi (*1003 BF), der seit Jahren auf den großen Durchbruch (und einen reichen Förderer) wartet. Kostanedo hat ihn aus Gutmütigkeit einziehen lassen (damals hatte er ein Verhältnis mit Scopolamos liebreizender Schwester Selena – außerdem finden sich immer junge rahjagefällige Damen, welche dem Bildhauer Modell stehen). Sein Zimmer dient Scopolamo als Bildhauerwerkstatt und im ganzen Haus stehen seine Statuen - bei deren Anblick man versteht, wieso der Erfolg bis jetzt ausgeblieben ist. Scopolamo hofft, dass eines Tages ein wohlhabender Symposionsgast auf seine Kunst aufmerksam wird.

Zum Hausstand gehören auch drei Diener, nichtsnutzige Gesellen und Tagediebe.

Weitere mit den Künstlern verbundene Personen

Der Impressario Alricio Caracci (*990 BF) ist ein wichtigtuerischer, aufgeblasener Besserwisser. Der untersetzte, glatzköpfige "Agent" der Truppe wird zwar nie zu einem Symposion eingeladen, erscheint aber trotzdem immer. Es ist dann Aufgabe von Plagione Superga, ihn möglichst schnell unter den Tisch zu trinken, damit man nicht länger sein Geschwätz ertragen muß. Caracci handelt Auftritte und Gagen mit dem Maestro Spectaculum der Stadt aus und hat seine ganz eigenen Ansichten von einer erfolgreichen Inszenierung, die er nicht müde wird allen, die es nicht hören wollen, zu erläutern. Kostanedo hat alle Mühe, seine Vorschläge unauffällig ins Leere laufen zu lassen

Die sehr attraktive Tänzerin Bella Fortimo (*1007 BF), ist ebenfalls häufiger Gast im Künstlerhaus, allerdings ein gern gesehener. Natürlich ist ihr Ruf in der Stadt nun gründlich ruiniert. Tänzerinnen stehen nach Meinung der Bevölkerung sowieso nicht weit über billigen efferdischen Hafenhuren, aber wenn man sich dann noch außerhalb der Aufführungen mit den Künstlern einläßt, ist das Ansehen schnell im Keller. Dabei ist überhaupt nicht klar, ob Bella jemals etwas mit Kostanedo oder den anderen hatte oder ob sie und die Schauspieler nur gute Freunde sind.

Ein Neuzugang der Schauspielertruppe ist die zwar unbegabte, dafür aber gutaussehende Pervalia Bellarahja, die Mätresse dell'Arbiatos. Pervalia hat zwar Mühe, sich ihren Text zu merken, was aber dadurch ausgeglichen wird, daß sie in den Stücken mit vollem Körpereinsatz spielt - was das Publikum regelmäßig zu Beifallsstürmen hinreißt. Kostanedo hat sowieso keine Wahl, da doch ihr Mäzen und Gönner dell'Arbiato auf der Teilnahme seiner Mätresse besteht - daher hat Pervalia meist Rollen als Nymphe oder Elfe mit spärlicher Bekleidung und einem Minimum an Text.

Signore Alessandero dell'Arbiato hält seine schützende Hand über Kevian Kostanedo und seine Truppe - soweit dies eben möglich ist. Er hat großen Gefallen an den vier Schauspielern gefunden, und hofft, dass sie Urbasi noch lange erhalten bleiben, denn, was gut für das Theater ist, dient auch dell'Arbiato als Padrone der Truppe. Nicht immer kann er den Zorn der Obrigkeit von seinen Günstlingen abhalten. Dann muss er seinen Einfluss als Mitglied der Signoria der Stadt geltend machen und im Notfall seinen Klienten aus dem Kerker herauskaufen.

Der Signore ist ein großer Gönner des Theaters und lässt Kostanedo in der Regel große Freiheiten beim Schreiben seiner Stücke. Allerdings trägt er von Zeit zu Zeit "Wünsche" oder "Vorschläge" an seine Truppe heran, besonders wenn es darum geht, politische Gegner zu verunglimpfen. Bei Aufführungen betätigt er sich als Mäzen und offizieller Padrone von Stücken, was bedeutet, dass er sie vorfinanziert. Dafür heimst er bei einem Erfolg auch einen Großteil des Ruhms ein. Natürlich macht man sich mit einem Stück von Kostanedo nicht gerade lieb Kind beim ehemaligen Gonfaloniere (welcher häufig Zielscheibe von Kevian Kostanedos Spott ist), was aber dell'Arbiato herzlich egal ist.

Siehe auch