Briefspiel:Malbeth und Delhena (10)

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Horasreich-klein.png Briefspiel Horasreich-klein.png
Datiert auf: Ende 1012 BF Schauplatz: vor allem Ankram und Onjaro Entstehungszeitraum: im letzten Jahrtausend
Protagonisten: siehe Übersichtsseite Autoren/Beteiligte: Christel Scheja, Markus Hattenkofer, Niels Gaul; bearbeitet von Michael Hasenöhrl und (fürs Wiki) Armin Bundt
Zyklus: Übersicht · Malbeths Aufbruch · Von Onjaro nach Ankram · Delhenas Warten · Weitere Gäste ... und ein Tanz · Malbeths Zweifel · Treffen in der Nacht · Die Einladung · Jaarns Antwort · Die Feier zu Ankram · Eine besondere Überraschung · Jaarns Ankunft · Weitere Gäste · Das Fest beginnt · Unterbrochene Zeremonie · Bankett, Tanz und allerlei Reden · Gespräche abseits der Feier · Ein wenig festliches Ende · Die Kreisweihe ... · ... und eine druidische Trauung · Die Geburt der Erben Ankrams und Onjaros

Eine besondere Überraschung

M

albeth starrte auf die Wölbung von Delhenas Leib, und sie sah, wie sich seine dichten schwarzen Brauen zusammenschoben. Sie konnte die Fragen in seinen Gedanken förmlich hören: ‘Wann? Wer?’
Plötzlich erschien es so, als höre er eine innere Stimme, eine Einflüsterung aus verborgenen Tiefen seiner Erinnerung.
Blankes, wortloses Erstaunen war in sein Gesicht gemalt.
„Es ist dein Kind, Malbeth. In jener Nacht, als du hier warst, geschah etwas, wovon du nachher nichts mehr wußtest. Es war der Wille der Göttin, die ich um Hilfe bat, daß wir ...“
„Ich weiß!“, sagte er, „Ich weiß es nun wieder.“
Sein Blick stieg langsam an ihr empor und fing den ihren ein. Er schaute ihr tief in ihre Augen, während ein Schauer um den anderen über ihren Körper lief - die Spannung war entsetzlich, doch aus seiner Miene ließ sich nichts ablesen. Lange schaute er so, und sie hielt dem Blick stand, wenn ihr auch fast übel war vor Aufregung. Wie würde er entscheiden?
Plötzlich schüttelte er den Kopf, und sie sah ein kleines Lächeln auf seine Lippen. „Wir werden uns beeilen müssen mit der Hochzeit.“ meinte er und schloß sie fest, aber zärtlich in seine Arme und flüsterte: „Falls du mich willst als Mann und Vater deines Kindes.“
Der Kloß in ihrem Hals löste sich, und wie damals im Garten stand sie wortlos vor ihm, und er fing eine kleine Träne von ihrer Wange.
Bis spät in die Nacht saßen sie auf der Bank, aneinandergekuschelt und flüsternd, bevor sie sich in Delhenas Zimmer zurückzogen. Natürlich hatten die Diener ein Zimmer für den hohen Gast gerichtet - aber heute nacht wurde es nicht benötigt.

J

a, nun kann ich es Euch verraten. Der Baronin Entscheidung traf sie schon viele Tage zuvor, und der Göttin Rahja Spiel tat sein Teil dazu. Wir aber führten die Begleiter Seiner Hochgeboren mit uns, sie zu bewirten mit den Gaben Ankrams.
Erst viel später, als sich Praios’ Auge bereits wieder dem Horizont zuneigte, kehrte Ihre Hochgeboren zurück - Hand in Hand mit Seiner Hochgeboren - und gab dem Haushofmeister Anweisungen für das weitere Vorgehen. Nicht nur ein Geburtsfest sollte es werden, auch der Tag der Vermählung unserer lieblichen Herrin.
Sie zog sich mit ihrem zukünftigen Gemahl in ihr Landhaus zurück, denn noch so viel gab es zu bereden und zu tun, daß sie die Vorbereitungen ganz in die Hände Reskans und meiner Wenigkeit legte.
Actran Seldur, der junge Geweihte der Travia, mußte benachrichtigt werden, um am nächstfolgenden Tage den Bund der Liebenden zu segnen, und ich selber ging zu ihm, um den Verlauf der Zeremonie zu besprechen ...
So verging eine Nacht, und das Madamal schien sanft über Ankram, mit seinem Lichte die Augen der Jugend erhellend. Ein Wind trug die Kunde von Haus zu Haus und erregte der Menschen Gemüter.
Auch die Lichter in Ihrer Hochgeboren Landhaus verloschen erst spät in der Nacht, kurz bevor die Dämmerung nahte. Aber als Praios’ Auge wieder lächelte und die morgendlichen Nebel verschwunden waren, war Ihre Hochgeboren bereits wieder auf den Beinen und verfolgte mit wachem Sinn das Tun der Mägde, las Bitten, während man sie frisierte und ankleidete. Ich berichtete ihr, was bereits getan war, und lauschte ihren neuen Anordnungen, obgleich seine Hochgeboren Malbeth Glandore gebeten hatte, daß sie sich doch schonen möge. Doch wahrlich, sein Erfolg war kläglich. „Ich bin eine Sharizad! Mein Körper gehorcht meinem Willen wie ein Diener dem Herren!“ erwiderte sie lachend.
„Ein guter Herr weiß, wann sein Diener Ruhe braucht, und schindet ihn nicht über Gebühr, wenn er ihn behalten will!“ ermahnte Seine Hochgeboren unsere Herrin, aber sie lächelte nur noch mehr.
„Oh, ich denke schon, daß ich ihn behalten will ...“
Nun, und dann ließ ich die beiden Liebenden allein.

W

as die Hochzeitsfeierlichkeiten betraf, einigten sie sich auf eine doppelte Zeremonie. In Ankram sollte unter Anwesenheit der befreundeten Barone und Ehrenträger des Reiches die Zeremonie durch den Travia-Geweihten stattfinden und alles weitere nach Delhenas Vorstellungen vonstatten gehen. Am Tag nach den Festlichkeiten sollten die beiden nach Onjaro ziehen, sich den Bürgern der Baronie zeigen und schließlich im Schutze der Dämmerung in dem Wald östlich der Burg Onjet in einem megalithischen Steinkreis, den Malbeth in aller Heimlichkeit auf uralten Fundamenten wiedererrichtet hatte, ein zweites, ein druidisches Ritual erleben, das die beiden und die Frucht ihrer Liebe in Sumu vereinigen sollte, daß sie zusammenwüchsen wie die Ranken des Waldefeus und Ruhe und Beständigkeit in der Mutter Sumu fänden. Für diese nur in völliger Heimlichkeit mögliche Zeremonie wollte Malbeth versuchen, seinen Lehrmeister und einige Brüder vom Druidenzirkel der Wälder von Clameth herzubitten, da dabei der Kreis auch wieder neu geweiht werden sollte.
Die Frage, wo das Paar danach seinen Wohnsitz nehmen solle, war zwar umstritten, aber angesichts der wahrlich kurzen Distanz zwischen Burg Ankhelet und Burg Onjet schnell beigelegt. Daß Burg Onjet zumindest im Winter der zugigen Feste über Ankram vorzuziehen sei, mußte auch Delhena zugeben.

E

in Botenreiter übermittelte uns inzwischen die Botschaft, daß Seine Hochgeboren Jaarn Firunwulf ter Severijn, Baron von Kabash, nahte und gegen die Mittagsstunde ankommen werde. Hurtig befahl ich den Knechten, weiteres vorzubereiten, und benachrichtigten unsere Baronin, daß sie sich wieder in die Burg begeben möge, wie es einer Gastgeberin zustünde.