Archiv:Duell in der Abenddämmerung (BB 30)

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 30, Seite 9


Duell in der Abenddämmerung

von

Ranulf T. Hortemann

Harte Zeiten für Horasio della Pena! Zuerst die Niederlage auf der Sewamunder Brautschau, wo der völlig unerwartet auf der politischen Bildfläche erschienene Drei-Lilien-Bund erfolgreich die Kandidaten der Familie Trîbec unter die Haube bringen konnte und sich hiernach offen für Rimon Sal v. Oberfels-Phecadien als Graf von Bomed aussprach. Dann auch noch eine Duellforderung des aufgebrachten und in seiner Ehre gekränkten Signor Darion Amarinto, dessen Gattin der Kullbacher beim Tanze „geraubt“ und den Sewamunder so ohne Partnerin hatte stehen lassen. Diese Bloßstellung brachte den, auch sonst nicht gerade für seine Selbstbeherrschung bekannten Signor, derart auf, dass er Horasio della Pena noch im Ballsaal zum Duell aufs erste Blut forderte. Die eilig als Sekundanten bestimmten Comto Tilfûr della Trezzi (für den Amarinto) und Escalio d'Artesa (für Horasio) bestimmten den Vorplatz der Windmühlen vor dem Sewamunder Mühlentor bei Sonnenuntergang des nächsten Tages, als Ort für das Duell. Als Waffe wählte der della Pena das Rapier, womit er seine Chancen deutlich verbesserte, da Darion Amarinto zwar als ein Veteran unzähliger Duelle, aber nicht gerade als Meister der Stichwaffen bekannt ist.

Bei Abenddämmerung des darauffolgenden Tages trafen sich die Duellanten, ihre Sekundanten, sowie gut zwei Dutzend hohe Herren und Damen, die sich dieses Duell nicht entgehen lassen wollten. Nachdem die Duellwaffen von den Sekundanten eingehend geprüft worden waren, begaben sich die Kontrahenten auf ihre Positionen. Im Hintergrund knarzten die Windmühlen und während die Praiosscheibe langsam am Horizont versank, wandten beide Kombattanten ihren Blick gen Himmel und richteten ein kleines Gebet an den Hl. Dareius (den Schutzpatron der rondragefälligen Duelle), bevor Signor Darion das Duell mit einem eher lockeren Stoß in Richtung von Baronet Horasios Brust initiierte. Natürlich wurde dieser Stoß geschickt pariert, aber der Kampf war entbrannt und nach anfänglich eher zögerlichen Angriffen droschen die beiden immer heftiger aufeinander ein, wobei die Schaulustigen von einem durchaus sehenswerten Klingenspiel unterhalten wurden. Während die Windräder der Mühlen weiterhin ungerührt ihre Drehungen vollführten und auch die Praiosscheibe am Horizont kaum noch zu sehen war, näherte sich ob der Erschöpfung der Kämpfer das Duell seinem Ende. Ein letztes Mal setzte der Kullbacher zu einer Hieb- und Stichserie an, die der Sewamunder gerade noch abwehren konnte und da passierte es!

Die Klinge Horasio della Penas traf Darion Amarinto an seiner ungedeckten Hüfte und riss eine blutende Wunde… doch auch der Sewamunder Seneschall hatte die Spitze seiner Waffe in Horasios Oberschenkel gebohrt. Erstaunt blickten sich die Duellanten an und auch durch die Menge der Zuseher ging ein Raunen: „Unentschieden! Die Göttin hat gesprochen!“ hört man vereinzelt. Auch die Sekundanten konnten keine Entscheidung für einen der Beiden erkennen und so endete das Duell ohne einen Sieger.

Beide Herrschaften, trotz aller Differenzen Ehrenmänner, gaben sich versöhnlich die Hand und Baronet Horasio verkündete laut, dass man sein Verhalten beim Tanz entschuldigen möge und lobte zugleich Efferdia Amarinto als „Tänzerin von hoher Fertigkeit“. Anschließend übergab er das Wort an Signor Darion, welcher sich ebenfalls für einige herabwürdigende Aussagen über Baronet Horasio entschuldigte und diesen als Ehrenmann und ebenbürtigen Gegner lobte.