Briefspiel:Feindliche Übernahme/Das Ende einer Mirharmonette: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 20. Februar 2022, 22:36 Uhr

Auge-grau.png

Briefspiel in Shenilo
Datiert auf: Herbst / Winter 1044 BF Schauplatz: Shenilo, Calven Entstehungszeitraum: Frühjahr 2022
Protagonisten: Familien aus Shenilo Autoren/Beteiligte: Familie Cordur.png;Coturnix, Haus ya Pirras.png VivionaYaPirras Familie van Kacheleen.png van Kacheleen
Zyklus: Übersicht · Das Ende einer Mirhamonette · Ein Gespräch unter Geschäftspartnern · Die Cordurs reagieren · Zu beider Vorteil · Neue Bündnisse · Aus Handel wird Wandel · Efferdas 1044 BF im Ingerimm · Der Traviabund


Das Ende einer Mirharmonette

Das Meer war aufgewühlt und der Herr Efferd lies die Wellen hart gegen die roten Klippen, auf denen das Castello Montecalveno thronte, klatschen. Ein kalter Wind kündigte schon die ersten Vorboten des kommenden Winters an und sorgte zusammen mit dem aufkommenden Regen dafür, das sich die Bewohner des Castellos lieber in die gut geheizten Räumlichkeiten zurückzogen. Allein die Handvoll Waffenknechte, welche jetzt Wachdienst auf den Zinnen hatten, trotzten dem schlechten Wetter solange wie der Vorgesetzte in Sichtweite war.


Im höchsten Turm, dem "Greifen", flackerte hinter einigen Butzengläsern und Schießscharten Kerzenlicht. So auch in einem der oben gelegen Turmzimmer mit einem großen Himmelbett. In diesem lag ein alter, schmächtiger Mann. Seine grauen lockigen Haare waren, wie auch sein Bart, zerzaust, seine Nase war rot und sein Atem ging röchelnd. Ab und an wurde sein Körper von einem Hustenanfall geschüttelt. Auf der Bettkante saß eine deutlich jüngere Dame mit schwarzen Locken, welche den Kranken besorgt ansah. "Ist es wirklich notwendig, in deinem Zustand noch Besuch zu empfangen, Hesindion? Du solltest Rücksicht auf dich nehmen, schließlich schlägst du dich schon einige Tage damit rum." Vorsichtig fühlte sie mit dem Handrücken auf seiner Stirn, ob sich erste Anzeichen von Fieber zeigten. Unwirsch drehte der Stadtvogt von Calven den Kopf. 'Hör endlich auf mich so zu bemuttern, Weib", fuhr er seine Frau Fiammetta an. "Dies ist nur eine Kleinigkeit und deswegen werde ich meine Pflichten nicht vernachlässigen." Er hustete kurz. "Das Gespräch mit Lucrezian duldet keinen Aufschub. Also bring den Jungen her und zieh dich zurück." "Aber……." Mit einer kurzen Handbewegung schnitt Hesindion ya Contris ihr das Wort ab, bevor es noch einen längeren Disput geben würde. Er würde es ja nicht zugeben, aber die Krankheit machte ihm doch mehr zu schaffen als früher. Aber dieses Zeichen von Schwäche würde er nie zugeben. Sein Mundwinkel zuckte und er versuchte so etwas wie ein Lächeln. "Ich verspreche dir, daß dies meine letzte Amtshandlung von heute ist und ich mich dann meiner Genesung widmen werde." Fiammetta nickte und stand auf. Im Vorbeigehen legte sie noch einen Holzscheit im Kamin nach. An der Tür drehte sie sich noch einmal um und lächelte ihren Mann an. "Ich werde dir von der Köchin eine Suppe zubereiten lassen und sie dir nachher bringen." Dann verlies sie das Zimmer.


Lucrezian Korbmacher rannte im Vorzimmer unruhig auf und ab. Bei jedem Schritt hörte er ein schmatzendes Geräusch, denn er war aufgrund der Witterungsverhältnisse völlig durchnässt und irgendwann hielt auch der Reitmantel nicht mehr alles ab. Das Wasser rannte in Ritzen, die er vorher nicht kannte und bei jedem Schritt hörte er dieses widerliche Geräusch aus seinen Stiefeln. 'Bei diesem Wetter jagt man noch nicht mal einen Hund vor die Tür, aber wenn der alte Zausel ruft…', dachte er als sich in seinem Rücken eine Tür öffnete. Fiametta della Turani betrat den Raum mit einem Kerzenleuchter in der Hand. "Er erwartet Euch. Ich bringe euch hoch. Folgt mir bitte." Verwundert schaute er seine Tante an und folgte ihr die Wendeltreppe hoch. Sie gingen am Arbeitszimmer seines Onkels vorbei und höher in Richtung der Privatgemächer. "Wundert Euch nicht, aber Euer Onkel ist erkrankt und kann Euch nicht in seinem Arbeitszimmer empfangen. Egal um was es sich auch handelt, regt ihn nicht auf. Das ist Gift für seine Genesung." Vor einer verzierten Tür blieben sie stehen und Fiametta drehte sich zu ihm um. Durch das Flackern des Kerzenleuchters sah ihr Gesicht ernst, fast sogar bedrohlich aus. "Keine Aufregung.", sagte sie noch einmal eindringlich, dann öffnete sie die Tür.


Hesindion hatte sich aufgerichtet und schaute seinem Neffen entgegnen. Er deutete auf den Stuhl vor einer Waschgelegenheit und räusperte sich. "Nimm dir den Stuhl und setzt dich hin." Auf irgendwelche Höflichkeitsfloskeln verzichtete er. Lucrezian fühlte sich in Anwesenheit seines Onkels unwohl, tat aber wie ihm aufgetragen wurde. "Verehrter Onkel, ich freue mich dich zu sehen und…." "Halt den Mund und erklär mir lieber den Grund warum du nicht bei dem Fest der Cordurs warst wie aufgetragen.", fiel ihm Hesindion barsch ins Wort. Lucrezian öffnete den Mund wurde aber sofort wieder unterbrochen. "Das ist auch egal, denn du warst nicht da und wie ich befürchtet habe war jemand anderes schneller. Nimmst du meine Warnungen nicht ernst oder bist du zu dumm dafür? Die ya Pirras…", er spie den Namen fast aus, ".....von den verfluchten Weyringer war dort und hat bereits Verhandlungen aufgenommen." Lucrezian wollte beschwichtigen. "Ich habe den Cordurs Gespräche angeboten, aber sie lehnten ab." "Und weisst du auch warum, du Versager? Weil die Cordurs sich schon festgelegt haben. Die ya Pirras hat wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und zwar einen geschäftstüchtigen Eindruck und nicht so einen wie du." Hesindion wetterte sich in Rage, aber Lucrezian hörte schon nicht mehr hin. Er war es schon gewohnt von seinem Onkel so behandelt und niedergemacht zu werden. Seit er den Posten als Handelsmeister bei der Weinhandlung Yaquiria Shenilo übernommen hatte, stand er unter der Fuchtel seines Onkels, der von Anfang an klargestellt hatte, dass er das zu tun hat was er vorgibt und nach seiner Pfeife zu tanzen hat. Nicht nur, weil er das Geheimnis seiner Geburt kannte, sondern auch weil er seine alte Macht nicht hergeben wollte. Denn schließlich hatte es nie einen besseren Handelsmeister als ihn gegeben und er, Lucrezian, war nur dort wegen seinem Großmut. Was hatte er ihm nicht schon alles an den Kopf geworfen. Lucrezian ballte seine Fäuste. Ein lautes Bellen weckte ihn aus seinen Gedanken. Nein, kein Bellen sondern ein Husten. Er sah seinen Onkel Hesidion wie er von einem Hustenanfall durchgeschüttelt wurde. Sein Gesicht war schon tiefrot und er griff umständlich nach einem Tuch auf seinem Nachttisch. Seine Kissen fielen zu Boden, aber er ergriff das Tuch und mit Mühen hustete und spuckte er hinein. Er schaute zu seinem Neffen und seine Miene verdüsterte sich. "Wolltest du mir beim krepieren zusehen, oder warum sitzt du da wie angewurzelt? Mach dich nützlich und hebe die Kissen auf. Vielleicht kannst du wenigstens das. Hast du verstanden, wie du dich jetzt gegenüber den Cordurs verhalten sollst?" Als er in Lucrezians ausdruckslose Miene sah, verlor er vollends die Beherrschung. "Du dummer Bastard…..", war das letzte was Lucrezian noch vernahm und dann war es laut, einfach nur laut. Diese Stimme, dieser Ton, dieses Gebrüll. Seine Finger krallten sich in das aufgehobene Kissen. Er konnte es nicht mehr hören. Weg, einfach nur weg. Sein Schädel drohte zu platzen. Er wollte nur noch Ruhe.


Fiammetta lächelte die Köchin an. "Danke für die Suppe, sie riecht köstlich. Wenn dies meinem Mann nicht hilft, was dann." Sie nahm das Tablett mit der Schüssel dampfender Gemüsesuppe und stieg damit die Wendeltreppe nach oben. An der Tür zu ihren Schlafgemach angekommen lauschte sie kurz, aber es war vollkommen ruhig dahinter. War das Gespräch mit Lucrezian schon beendet? Sie wunderte sich, dass er ihr nicht entgegen gekommen war, oder nach seinem Zimmer gefragt hat. Vielleicht ist er auch dem Haushofmeister begegnet und befindet sich schon in seinen Räumlichkeiten. Der Junge machte einen sehr erschöpften Eindruck. Sie nahm sich vor mit Hesindion über sein Verhalten ihm gegenüber zu sprechen. Aber erst wenn es ihm besser geht. Sie klopfte an die Tür und wartete auf eine Reaktion. Es geschah aber nichts. Einen kurzen Moment wartete sie noch ab und klopfte dann noch einmal. Danach öffnete sie die Tür. "Liebster hier ist die versprochene…." Weiter kam sie nicht mehr, denn sie erstarrte vor Schreck. Sie sah Hesindion immer noch in ihrem Bett liegen. Auf seinem Körper kniete Lucrezian und drückte seinem Onkel mit aller Gewalt ein Kissen ins Gesicht. Dieser rührte sich nicht mehr. Seine Arme hingen schlaff herab und er zeigte keine Gegenwehr mehr. Fiammetta ließ das Tablett fallen und konnte nur noch schreien.