Briefspiel:Der Tod des Patriarchen/Leichenschmaus: Unterschied zwischen den Versionen

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==Leichenschmaus==
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'''Leichenschmaus im Hause Bolburri'''
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Am Nachmittag, nach dem Begräbnis, kamen alle Familienmitglieder im [[Palazzo Bolburri]] zusammen. Auch alle Mitglieder des [[Consilio della Signores]], weitere Würdenträger der Stadt sowie enge Freunde der [[Familie Bolburri| Familie]] waren eingeladen. Im großen Saal wurde ein reichhaltiges Buffet hergerichtet. Zu Beginn war die Stimmung noch bedrückt, aber schnell erfüllten die Gespräche der vielen Familienmitglieder und der Gäste den Raum. Dem verstorbenen Patriarchen war die Einheit der Familie immer das Wichtigste gewesen, dementsprechend ehrte man das Oberhaupt mit dieser familiären Zusammenkunft.
 
Am Nachmittag, nach dem Begräbnis, kamen alle Familienmitglieder im [[Palazzo Bolburri]] zusammen. Auch alle Mitglieder des [[Consilio della Signores]], weitere Würdenträger der Stadt sowie enge Freunde der [[Familie Bolburri| Familie]] waren eingeladen. Im großen Saal wurde ein reichhaltiges Buffet hergerichtet. Zu Beginn war die Stimmung noch bedrückt, aber schnell erfüllten die Gespräche der vielen Familienmitglieder und der Gäste den Raum. Dem verstorbenen Patriarchen war die Einheit der Familie immer das Wichtigste gewesen, dementsprechend ehrte man das Oberhaupt mit dieser familiären Zusammenkunft.
  
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Bassiano ließ den Blick durch den Raum schweifen und konnte kurz seinen [[Cassius Bolburri|Vater]] beobachten, der sich natürlich vor allem um die Gäste kümmerte. Nun würde die Verantwortung auf seinen Schultern liegen, und Bassiano ahnte, dass sein Vater als Familienoberhaupt einiges anderes machen würde als sein Großvater. Dem blickte er mit gemischten Gefühlen entgegen. Bevor er sich jedoch weiter darüber Gedanken machen konnte, musste er sich schon wieder erheben, um die nächste Beileidsbekundung entgegenzunehmen.  
 
Bassiano ließ den Blick durch den Raum schweifen und konnte kurz seinen [[Cassius Bolburri|Vater]] beobachten, der sich natürlich vor allem um die Gäste kümmerte. Nun würde die Verantwortung auf seinen Schultern liegen, und Bassiano ahnte, dass sein Vater als Familienoberhaupt einiges anderes machen würde als sein Großvater. Dem blickte er mit gemischten Gefühlen entgegen. Bevor er sich jedoch weiter darüber Gedanken machen konnte, musste er sich schon wieder erheben, um die nächste Beileidsbekundung entgegenzunehmen.  
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==Politische Plauderei==
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Eine dieser Gäste war [[Hasrolf von Culming]]. Er war mit der ganzen Familie angekommen, sprich seiner Frau Eslamuela und den fünf Kindern, der zehnjährigen Catalina Phexlana, der neunjährigen Tilliane Loris, der siebenjährigen Isora Aquelia, dem sechsjährigen Raúl Irizion und dem dreijährigen Icaro Horasio von Culming. Sie alle hatten feine schwarze und damit sehr borongefällige Trauer-Kleidung gewählt und wirkten so dem Aufhänger entsprechend passend, ihre Körperhaltung jedoch verriet, dass die meisten die Familientrauer der Bolburris nicht im gleichen Maße erwiderten. Zumindest Isora, Raúl und Icaro wirkten extrem gelangweilt und quengelten rum, Raúl spielte zudem ständig am wie bolle juckenden Faltkragen herum und drohte gleich eine Szene zu machen. Einzig Catalina und Tilliane schienen bereits zu wissen, wie man sich bei so etwas zu benehmen hatte. Eslamuela kümmerte sich um die jüngeren und versuchte so größere Peinlichkeiten noch zu verhindern, aber für einen Leichenschmaus waren die drei kleinen schon fast auffällig überaktiv. Entsprechend führte Eslamuela die Kinder zum Spielen in eine eher spärlicher belegte Ecke. Hasrolf selbst musterte vor allem das Buffet. Es wirkte, als würde er in Gedanken bereits ausloten, von welchen Köstlichkeiten er mindestens zweimal naschen würde und welche er wohl eher anderen überlassen würde. Als er Cassius Bolburri bemerkte und auch bemerkte, dass Cassius ihn bemerkt hatte, richtete Hasrolf seine Körperhaltung und ging strikt auf8 den neuen Soberan der Familie zu.
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“Dom Cassius! Noch einmal mein Beileid für den Verlust. Hoffen wir, dass wir mit dieser Gedenkfeier sein langes und erfolgreiches Leben noch einmal gelungen feiern können. Wie geht es euch mit eurer neuen Aufgabe?” begann Hasrolf mit einer seiner Spezialitäten: Plaudern. “Signor, ich danke Euch sehr für Eure herzlichen Worte. Ich habe diesen Tag schon länger befürchtet und konnte mich dementsprechend vorbereiten. Trotzdem wird es noch ein paar Tage dauern, bis ich mich auf die neue Aufgabe konzentrieren kann. Heute überwiegt die Trauer und die Erinnerung an ihn. Ich bin mir sicher, er schaut erfreut und wohlmeinend auf unsere Zusammenkunft herab.” Cassius war müde und hatte wenig Lust auf leichte Konversation, deutete aber dennoch auf die Familie des Cavaliere und rang sich aus Höflichkeit ein wenig Interesse ab. “Wie geht es Euch und Eurer Familie? Die Kinder werden immer größer.”
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“Es ist erschreckend, nicht wahr?” lächelte Hasrolf. Seitdem er die Kinder hatte, war er ein viel ruhiger Mensch geworden, er war in der Tat sehr stolz auf sie. “Ich kann auch kaum glauben, dass ich für die beiden ältesten mich schon um solche Sachen wie eine Ausbildung und ähnliches kümmern muss. Vielleicht vier fünf Jahre und für Catalina muss ich einen Ehemann finden. Ist das zu glauben? Aber wem erzähle ich das, ihr seid ja vor kurzem schon wieder Großvater geworden. Wie sieht es denn bei Domna Ella aus? Sie hat sich mit dem Nachwuchs ja bisher doch viel Zeit gelassen, aber eigentlich fehlt sie doch noch in der Reihe, um euch eine weitere Großvaterfreude zu schenken?" Cassius atmete kurz hörbar durch. “In der Tat, die Geburt der kleinen Tsadania war für uns alle ein Geschenk! Nun, meine Tochter hat leider noch keine Kinder bekommen, das habt Ihr vortrefflich bemerkt. Ich hoffe, es wird bald soweit sein. Was strebt Catalina denn für eine Ausbildung an?”
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“Sie ist die älteste meiner Kinder, als solches lastet auf ihr natürlich der Druck, eines Tages in meine Fußstapfen treten zu müssen. Sie erwartet ein Leben der Staatskunst und des Handels denke ich, ebenso den Umgang mit rauhen Söldnern wie gewieften Condottieri. Aber die Entscheidung, wer dafür ein geeigneter Lehrmeister sein wird, ist nicht so einfach, wenn man ein Kind zweier Reiche ist. Als Mitglied des Hauses Culming sehe und kenne ich natürlich viele Möglichkeiten in Almada, meine Frau Eslamuela hingegen votiert auf Grund ihrer Herkunft natürlich für eine horasische Ausbildung. Und realistisch betrachtet wird meine Göttergattin wohl ihren Willen auch durchbekommen, denn Catalina hat ihr ganzes Leben in der Region Unterfels verbracht und will auch nicht wirklich weg.” zuckte er mit den Schultern. “Es ist wirklich kein einfaches Thema. Mein Bruder winkt zum Beispiel auch mit einer Ausbildung in Elenvina, wo er ja der Mundschenk des Herzogs und seiner almadanischen Frau geworden ist. Technisch wäre die Ausbildung dort wohl die beste… aber Elenvina? Bei diesen steifen Paragrafenreitern? Ich weiß nicht…” 
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Cassius fand die langatmigen Ausführungen inzwischen zunehmend anstrengend und auch in dieser Situation respektlos, er ließ sich sein Missfallen aber natürlich nicht anmerken. Auch einen süffisanten Kommentar zur Entscheidungsfindung im Hause Culming behielt er bei sich. “Wie wäre es denn mit einem Studium in [[Methumis]]? Dort sind Eure verschiedenen Anforderungen an eine Ausbildung sicherlich zu erfüllen.”
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“Mein Neffe ist aktuell in Methumis, genauer auf der [[Ingerimmschule der Universität Methumis|Ingerimmschule]]. “ Dom Hasrolf zuckte mit den Schultern. “Mal sehen. Heute wird sich das alles eh nicht entscheiden und sollte auch nicht im Fokus stehen. Ich will euch auch gar nicht weiter aufhalten, ihr werdet sicher noch viele Hände schütteln müssen.” schielte er bereits auf den Servierteller mit einigen Canapes, die eine Magd durch den Raum umher trug. “Ihr werdet schon die richtige Entscheidung treffen.” Cassius hatte den Blick von Dom Hasrolf gesehen, gerade kam ihm aber noch ein Gedanke. “Bevor Ihr geht, habe ich noch eine Frage an Euch: Was denkt Ihr über die Nachrichten, die uns von den Unruhen aus Sewamund und Phecadien erreichen?”
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Hasrolf schmunzelte. “Die klingen, als seien sie gut für mein Geschäft. Ich könnte mir gut vorstellen, dass auch unser neuer Graf sich diese Streitigkeiten auch ganz genau anguckt und sich bald mal aus seinem Schneckenhaus traut. Entsprechend sollten wir gut vorbereitet sein. Wie heißt es so schön, Glücklich ist die Stadt, die in Zeiten des Friedens an Krieg denkt. Und was denkt ihr darüber?” 
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Das neue Familienoberhaupt überlegte kurz. “Ohne die Einzelheiten zu kennen finde ich es gut, dass sich das Sewamunder Patriazat gegen die Benachteilungen durch den Baron wehrt. Allerdings wünsche ich mir für unsere Stadt keinen derartigen Konflikt. Wobei wir natürlich im Zweifelsfall für unsere Rechte kämpfen sollten.” Hasrolfs Blick wurde fast etwas mitleidig. “Ihr wünscht euch keinen solchen Konflikt? Wirklich? Wir sitzen hier in einer Stadt, die darauf ausgelegt ist, Konflikte zu haben. Und die meisten davon werden seit jeher mit Waffen ausgetragen. So ist das nun mal. Gerade in Unterfels bin ich mir nicht sicher, ob es einen Platz für Tsagefälligen Derenfrieden in unseren Wünschen geben kann. Denn wir haben uns auf Konflikte spezialisiert. Ihr solltet euch also besser wünschen, für den nächsten Konflikt in dieser Stadt gut vorbereitet zu sein.” Er legte ihm eine Hand auf die Schulter. “Wenn ihr dazu ein paar talentierte Söldner braucht, um diesem Wunsch besser nachkommen zu können, ihr wisst, wo ihr mich findet. Ich kann euch sagen, es ist sehr entspannend, vor solchen Konflikten schlichtweg keine Angst haben zu müssen, aus einem Gefühl der Stärke heraus. Denn dann braucht es kein Wunschdenken mehr.” 
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“Mir ist klar, dass unsere geliebte Stadt davon lebt, militärische Konflikte auszutragen. Ich habe eher an die eigene Heimat gedacht, die von einem Konflikt in Unterfels ganz anders betroffen wäre, vor allem, wenn wir uns gegenseitig bekämpfen müssten.” Cassius lächelte sein Gegenüber an. “Trotzdem ist es natürlich gut, vorbereitet zu sein, da gebe ich Euch Recht. Ich danke Euch herzlich für Euer Angebot und denke darüber nach. Wollen wir hoffen, dass die Zukunft Unterfels’ Ruhm, und Ehre für uns bereithält.” Er prostete Hasrolf zu.
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Auch der Almadaner hob das Glas zum Trost. “Genau, auf dass auch auf uns eines Tages solche Reden gehalten werden.”
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[[Kategorie:Briefspiel in Unterfels|Der Tod des Patriarchen]]
 
[[Kategorie:Briefspiel in Unterfels|Der Tod des Patriarchen]]

Version vom 25. Juli 2025, 17:49 Uhr

Auge-grau.png

Stadt Unterfels.png Briefspiel in Unterfels Stadt Unterfels.png
Datiert auf: Efferd 1046 BF Schauplatz: Unterfels Entstehungszeitraum: Winter 2024 bis Sommer 2025
Protagonisten: die Familie Bolburri, mehrere Patrizier aus Unterfels sowie Aurelio van Kacheleen Autoren/Beteiligte: Haus Amarinto.png Amarinto, Familie Bolburri.png Philburri, Familie van Kacheleen.png Kacheleen, Haus Sirensteen.png Erlan, Villaraja.png Dajin FamiliaAranjuez1.jpg Der Sinnreiche Junker, u.w.
Zyklus: Übersicht · Die Trauerfeier · Leichenschmaus


Leichenschmaus im Hause Bolburri

Am Nachmittag, nach dem Begräbnis, kamen alle Familienmitglieder im Palazzo Bolburri zusammen. Auch alle Mitglieder des Consilio della Signores, weitere Würdenträger der Stadt sowie enge Freunde der Familie waren eingeladen. Im großen Saal wurde ein reichhaltiges Buffet hergerichtet. Zu Beginn war die Stimmung noch bedrückt, aber schnell erfüllten die Gespräche der vielen Familienmitglieder und der Gäste den Raum. Dem verstorbenen Patriarchen war die Einheit der Familie immer das Wichtigste gewesen, dementsprechend ehrte man das Oberhaupt mit dieser familiären Zusammenkunft.

Endlich sitzen. Seufzend ließ sich Bassiano d.J. auf einen Stuhl fallen und trank einen kräftigen Schluck aus seinem Weinkelch. Er nickte dankbar seiner Gemahlin Fiora zu, die eben ihre Töchter Amene und Aurelia zu Gylvana, der alten Amme der Familie, in eine Ecke der großen Halle brachte. Kaum angekommen, fingen die Zwillinge direkt an, darüber in Streit zu geraten, wie so oft. Diese Kinder… Bassiano musste liebevoll schmunzeln. Seine Gemahlin kam mit strenger Miene zurück. ”Nicht einmal heute schaffen die beiden es, sich zu benehmen…” Mit einem Seufzen setzte sie sich hin. “Ärger Dich nicht. Der Tag war wirklich anstrengend, auch für die beiden.” Aufmunternd reichte er ihr ihren Kelch. Fiora wollte kurz etwas erwidern, überlegte es sich jedoch anders und nahm einen tiefen Schluck.

Bassiano ließ den Blick durch den Raum schweifen und konnte kurz seinen Vater beobachten, der sich natürlich vor allem um die Gäste kümmerte. Nun würde die Verantwortung auf seinen Schultern liegen, und Bassiano ahnte, dass sein Vater als Familienoberhaupt einiges anderes machen würde als sein Großvater. Dem blickte er mit gemischten Gefühlen entgegen. Bevor er sich jedoch weiter darüber Gedanken machen konnte, musste er sich schon wieder erheben, um die nächste Beileidsbekundung entgegenzunehmen.

Politische Plauderei

Eine dieser Gäste war Hasrolf von Culming. Er war mit der ganzen Familie angekommen, sprich seiner Frau Eslamuela und den fünf Kindern, der zehnjährigen Catalina Phexlana, der neunjährigen Tilliane Loris, der siebenjährigen Isora Aquelia, dem sechsjährigen Raúl Irizion und dem dreijährigen Icaro Horasio von Culming. Sie alle hatten feine schwarze und damit sehr borongefällige Trauer-Kleidung gewählt und wirkten so dem Aufhänger entsprechend passend, ihre Körperhaltung jedoch verriet, dass die meisten die Familientrauer der Bolburris nicht im gleichen Maße erwiderten. Zumindest Isora, Raúl und Icaro wirkten extrem gelangweilt und quengelten rum, Raúl spielte zudem ständig am wie bolle juckenden Faltkragen herum und drohte gleich eine Szene zu machen. Einzig Catalina und Tilliane schienen bereits zu wissen, wie man sich bei so etwas zu benehmen hatte. Eslamuela kümmerte sich um die jüngeren und versuchte so größere Peinlichkeiten noch zu verhindern, aber für einen Leichenschmaus waren die drei kleinen schon fast auffällig überaktiv. Entsprechend führte Eslamuela die Kinder zum Spielen in eine eher spärlicher belegte Ecke. Hasrolf selbst musterte vor allem das Buffet. Es wirkte, als würde er in Gedanken bereits ausloten, von welchen Köstlichkeiten er mindestens zweimal naschen würde und welche er wohl eher anderen überlassen würde. Als er Cassius Bolburri bemerkte und auch bemerkte, dass Cassius ihn bemerkt hatte, richtete Hasrolf seine Körperhaltung und ging strikt auf8 den neuen Soberan der Familie zu.

“Dom Cassius! Noch einmal mein Beileid für den Verlust. Hoffen wir, dass wir mit dieser Gedenkfeier sein langes und erfolgreiches Leben noch einmal gelungen feiern können. Wie geht es euch mit eurer neuen Aufgabe?” begann Hasrolf mit einer seiner Spezialitäten: Plaudern. “Signor, ich danke Euch sehr für Eure herzlichen Worte. Ich habe diesen Tag schon länger befürchtet und konnte mich dementsprechend vorbereiten. Trotzdem wird es noch ein paar Tage dauern, bis ich mich auf die neue Aufgabe konzentrieren kann. Heute überwiegt die Trauer und die Erinnerung an ihn. Ich bin mir sicher, er schaut erfreut und wohlmeinend auf unsere Zusammenkunft herab.” Cassius war müde und hatte wenig Lust auf leichte Konversation, deutete aber dennoch auf die Familie des Cavaliere und rang sich aus Höflichkeit ein wenig Interesse ab. “Wie geht es Euch und Eurer Familie? Die Kinder werden immer größer.”

“Es ist erschreckend, nicht wahr?” lächelte Hasrolf. Seitdem er die Kinder hatte, war er ein viel ruhiger Mensch geworden, er war in der Tat sehr stolz auf sie. “Ich kann auch kaum glauben, dass ich für die beiden ältesten mich schon um solche Sachen wie eine Ausbildung und ähnliches kümmern muss. Vielleicht vier fünf Jahre und für Catalina muss ich einen Ehemann finden. Ist das zu glauben? Aber wem erzähle ich das, ihr seid ja vor kurzem schon wieder Großvater geworden. Wie sieht es denn bei Domna Ella aus? Sie hat sich mit dem Nachwuchs ja bisher doch viel Zeit gelassen, aber eigentlich fehlt sie doch noch in der Reihe, um euch eine weitere Großvaterfreude zu schenken?" Cassius atmete kurz hörbar durch. “In der Tat, die Geburt der kleinen Tsadania war für uns alle ein Geschenk! Nun, meine Tochter hat leider noch keine Kinder bekommen, das habt Ihr vortrefflich bemerkt. Ich hoffe, es wird bald soweit sein. Was strebt Catalina denn für eine Ausbildung an?”

“Sie ist die älteste meiner Kinder, als solches lastet auf ihr natürlich der Druck, eines Tages in meine Fußstapfen treten zu müssen. Sie erwartet ein Leben der Staatskunst und des Handels denke ich, ebenso den Umgang mit rauhen Söldnern wie gewieften Condottieri. Aber die Entscheidung, wer dafür ein geeigneter Lehrmeister sein wird, ist nicht so einfach, wenn man ein Kind zweier Reiche ist. Als Mitglied des Hauses Culming sehe und kenne ich natürlich viele Möglichkeiten in Almada, meine Frau Eslamuela hingegen votiert auf Grund ihrer Herkunft natürlich für eine horasische Ausbildung. Und realistisch betrachtet wird meine Göttergattin wohl ihren Willen auch durchbekommen, denn Catalina hat ihr ganzes Leben in der Region Unterfels verbracht und will auch nicht wirklich weg.” zuckte er mit den Schultern. “Es ist wirklich kein einfaches Thema. Mein Bruder winkt zum Beispiel auch mit einer Ausbildung in Elenvina, wo er ja der Mundschenk des Herzogs und seiner almadanischen Frau geworden ist. Technisch wäre die Ausbildung dort wohl die beste… aber Elenvina? Bei diesen steifen Paragrafenreitern? Ich weiß nicht…” Cassius fand die langatmigen Ausführungen inzwischen zunehmend anstrengend und auch in dieser Situation respektlos, er ließ sich sein Missfallen aber natürlich nicht anmerken. Auch einen süffisanten Kommentar zur Entscheidungsfindung im Hause Culming behielt er bei sich. “Wie wäre es denn mit einem Studium in Methumis? Dort sind Eure verschiedenen Anforderungen an eine Ausbildung sicherlich zu erfüllen.”

“Mein Neffe ist aktuell in Methumis, genauer auf der Ingerimmschule. “ Dom Hasrolf zuckte mit den Schultern. “Mal sehen. Heute wird sich das alles eh nicht entscheiden und sollte auch nicht im Fokus stehen. Ich will euch auch gar nicht weiter aufhalten, ihr werdet sicher noch viele Hände schütteln müssen.” schielte er bereits auf den Servierteller mit einigen Canapes, die eine Magd durch den Raum umher trug. “Ihr werdet schon die richtige Entscheidung treffen.” Cassius hatte den Blick von Dom Hasrolf gesehen, gerade kam ihm aber noch ein Gedanke. “Bevor Ihr geht, habe ich noch eine Frage an Euch: Was denkt Ihr über die Nachrichten, die uns von den Unruhen aus Sewamund und Phecadien erreichen?” Hasrolf schmunzelte. “Die klingen, als seien sie gut für mein Geschäft. Ich könnte mir gut vorstellen, dass auch unser neuer Graf sich diese Streitigkeiten auch ganz genau anguckt und sich bald mal aus seinem Schneckenhaus traut. Entsprechend sollten wir gut vorbereitet sein. Wie heißt es so schön, Glücklich ist die Stadt, die in Zeiten des Friedens an Krieg denkt. Und was denkt ihr darüber?”

Das neue Familienoberhaupt überlegte kurz. “Ohne die Einzelheiten zu kennen finde ich es gut, dass sich das Sewamunder Patriazat gegen die Benachteilungen durch den Baron wehrt. Allerdings wünsche ich mir für unsere Stadt keinen derartigen Konflikt. Wobei wir natürlich im Zweifelsfall für unsere Rechte kämpfen sollten.” Hasrolfs Blick wurde fast etwas mitleidig. “Ihr wünscht euch keinen solchen Konflikt? Wirklich? Wir sitzen hier in einer Stadt, die darauf ausgelegt ist, Konflikte zu haben. Und die meisten davon werden seit jeher mit Waffen ausgetragen. So ist das nun mal. Gerade in Unterfels bin ich mir nicht sicher, ob es einen Platz für Tsagefälligen Derenfrieden in unseren Wünschen geben kann. Denn wir haben uns auf Konflikte spezialisiert. Ihr solltet euch also besser wünschen, für den nächsten Konflikt in dieser Stadt gut vorbereitet zu sein.” Er legte ihm eine Hand auf die Schulter. “Wenn ihr dazu ein paar talentierte Söldner braucht, um diesem Wunsch besser nachkommen zu können, ihr wisst, wo ihr mich findet. Ich kann euch sagen, es ist sehr entspannend, vor solchen Konflikten schlichtweg keine Angst haben zu müssen, aus einem Gefühl der Stärke heraus. Denn dann braucht es kein Wunschdenken mehr.” “Mir ist klar, dass unsere geliebte Stadt davon lebt, militärische Konflikte auszutragen. Ich habe eher an die eigene Heimat gedacht, die von einem Konflikt in Unterfels ganz anders betroffen wäre, vor allem, wenn wir uns gegenseitig bekämpfen müssten.” Cassius lächelte sein Gegenüber an. “Trotzdem ist es natürlich gut, vorbereitet zu sein, da gebe ich Euch Recht. Ich danke Euch herzlich für Euer Angebot und denke darüber nach. Wollen wir hoffen, dass die Zukunft Unterfels’ Ruhm, und Ehre für uns bereithält.” Er prostete Hasrolf zu.

Auch der Almadaner hob das Glas zum Trost. “Genau, auf dass auch auf uns eines Tages solche Reden gehalten werden.”