Briefspiel:Traviabund mit Hindernissen/Eine phexgewollte Begegnung: Unterschied zwischen den Versionen
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Man schrieb den 18. Tag im Monat Hesinde des Jahres 1042 nach Bosperans Fall. Gemütlich rollte die Kutsche dem Straßenverlauf folgend Richtung [[Hilmaras]]. Die Kutsche war eine Konstruktion seiner Großnichte [[Amalia Gerber|Amalia]]. Durch eine aufwändige und komplexe Lagerung wurden die unangenehmen Schläge, hervorgerufen durch Unebenheiten oder auf den Wegen liegenden Gegenständen und die Fahrgäste zum Teil kräftig durchschüttelten deutlich reduziert. [[Dettmar Gerber]] und sein getreuer Secretarius, Theosfinus waren die einzigen Fahrgäste in dem recht geräumigen Gefährt welches von vier kräftigen Kaltblütern gezogen wurde. Im Praios 1041 BF, also vor etwas über eineinhalb Götterläufen hatte Dettmar seinen [[Kilian Gerber|Sohn Kilian]] zusammen mit seiner [[Quenia Gerber|Nichte Quenia]] zu den Oberhäuptern der Familie Gerber ernannt und somit einen beträchtlichen Teil Arbeit und Verantwortung abgegeben. Nach dem er sich nun lange genug davon überzeugt hatte, dass alles zum Besten stand und die Beiden den Aufgaben und der Verantwortung gewachsen waren, wollte er sich nun eine kleine Auszeit von Efferdas, der Familie und den Aufgaben als Senator und Hochrichter nehmen. Zuerst würde er seine [[Phejanka Gerber|Schwester Phejanka]] in Hilmaras besuchen und versuchen sie zu überreden ihn nach Urbasi zum Tag der Volkskunst zu begleiten. Nach zwei oder drei Tagen würde es dann nach Urbasi weitergehen! „Verzeiht Signor Dettmar, aber wenn ihr diese Reise zu eurem privaten Vergnügen und zur Erholung macht, was wird dann meine Aufgabe sein?“ brach der Secretarius das Schweigen. Dettmar der durch das Fenster die vorbeigleitende Landschaft beobachtete lächelte und ohne den Blick auf den Fragenden zu richten antwortete er: „Wisst ihr mein guter Theosfinus, ihr dient mir schon so viele Jahre treu und zuverlässig. Habt schon unzählige Nächte bei geschäftlichen Verhandlungen oder politischen Debatten an meiner Seite durchwacht, habt feinsäuberlich jedes Wort und jede Geste protokolliert und seid eine treue und äußerst vertrauenswürdige Seele.“ Nun wandte sich der stämmige Efferdier dem Teremoner zu, er lächelte: „Deswegen dachte ich mir, euch könnte etwas Zerstreuung ebenfalls nicht schaden.“ Freundlich nickte er dem Zyklopäer zu und blickte dann wieder aus dem Fenster.<br> | Man schrieb den 18. Tag im Monat Hesinde des Jahres 1042 nach Bosperans Fall. Gemütlich rollte die Kutsche dem Straßenverlauf folgend Richtung [[Hilmaras]]. Die Kutsche war eine Konstruktion seiner Großnichte [[Amalia Gerber|Amalia]]. Durch eine aufwändige und komplexe Lagerung wurden die unangenehmen Schläge, hervorgerufen durch Unebenheiten oder auf den Wegen liegenden Gegenständen und die Fahrgäste zum Teil kräftig durchschüttelten deutlich reduziert. [[Dettmar Gerber]] und sein getreuer Secretarius, Theosfinus waren die einzigen Fahrgäste in dem recht geräumigen Gefährt welches von vier kräftigen Kaltblütern gezogen wurde. Im Praios 1041 BF, also vor etwas über eineinhalb Götterläufen hatte Dettmar seinen [[Kilian Gerber|Sohn Kilian]] zusammen mit seiner [[Quenia Gerber|Nichte Quenia]] zu den Oberhäuptern der Familie Gerber ernannt und somit einen beträchtlichen Teil Arbeit und Verantwortung abgegeben. Nach dem er sich nun lange genug davon überzeugt hatte, dass alles zum Besten stand und die Beiden den Aufgaben und der Verantwortung gewachsen waren, wollte er sich nun eine kleine Auszeit von Efferdas, der Familie und den Aufgaben als Senator und Hochrichter nehmen. Zuerst würde er seine [[Phejanka Gerber|Schwester Phejanka]] in Hilmaras besuchen und versuchen sie zu überreden ihn nach Urbasi zum Tag der Volkskunst zu begleiten. Nach zwei oder drei Tagen würde es dann nach Urbasi weitergehen! „Verzeiht Signor Dettmar, aber wenn ihr diese Reise zu eurem privaten Vergnügen und zur Erholung macht, was wird dann meine Aufgabe sein?“ brach der Secretarius das Schweigen. Dettmar der durch das Fenster die vorbeigleitende Landschaft beobachtete lächelte und ohne den Blick auf den Fragenden zu richten antwortete er: „Wisst ihr mein guter Theosfinus, ihr dient mir schon so viele Jahre treu und zuverlässig. Habt schon unzählige Nächte bei geschäftlichen Verhandlungen oder politischen Debatten an meiner Seite durchwacht, habt feinsäuberlich jedes Wort und jede Geste protokolliert und seid eine treue und äußerst vertrauenswürdige Seele.“ Nun wandte sich der stämmige Efferdier dem Teremoner zu, er lächelte: „Deswegen dachte ich mir, euch könnte etwas Zerstreuung ebenfalls nicht schaden.“ Freundlich nickte er dem Zyklopäer zu und blickte dann wieder aus dem Fenster.<br> | ||
Version vom 15. Oktober 2025, 18:41 Uhr
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Eine phexgewollte Begegnung
Autoren:Bella, Gerberstädter
Man schrieb den 18. Tag im Monat Hesinde des Jahres 1042 nach Bosperans Fall. Gemütlich rollte die Kutsche dem Straßenverlauf folgend Richtung Hilmaras. Die Kutsche war eine Konstruktion seiner Großnichte Amalia. Durch eine aufwändige und komplexe Lagerung wurden die unangenehmen Schläge, hervorgerufen durch Unebenheiten oder auf den Wegen liegenden Gegenständen und die Fahrgäste zum Teil kräftig durchschüttelten deutlich reduziert. Dettmar Gerber und sein getreuer Secretarius, Theosfinus waren die einzigen Fahrgäste in dem recht geräumigen Gefährt welches von vier kräftigen Kaltblütern gezogen wurde. Im Praios 1041 BF, also vor etwas über eineinhalb Götterläufen hatte Dettmar seinen Sohn Kilian zusammen mit seiner Nichte Quenia zu den Oberhäuptern der Familie Gerber ernannt und somit einen beträchtlichen Teil Arbeit und Verantwortung abgegeben. Nach dem er sich nun lange genug davon überzeugt hatte, dass alles zum Besten stand und die Beiden den Aufgaben und der Verantwortung gewachsen waren, wollte er sich nun eine kleine Auszeit von Efferdas, der Familie und den Aufgaben als Senator und Hochrichter nehmen. Zuerst würde er seine Schwester Phejanka in Hilmaras besuchen und versuchen sie zu überreden ihn nach Urbasi zum Tag der Volkskunst zu begleiten. Nach zwei oder drei Tagen würde es dann nach Urbasi weitergehen! „Verzeiht Signor Dettmar, aber wenn ihr diese Reise zu eurem privaten Vergnügen und zur Erholung macht, was wird dann meine Aufgabe sein?“ brach der Secretarius das Schweigen. Dettmar der durch das Fenster die vorbeigleitende Landschaft beobachtete lächelte und ohne den Blick auf den Fragenden zu richten antwortete er: „Wisst ihr mein guter Theosfinus, ihr dient mir schon so viele Jahre treu und zuverlässig. Habt schon unzählige Nächte bei geschäftlichen Verhandlungen oder politischen Debatten an meiner Seite durchwacht, habt feinsäuberlich jedes Wort und jede Geste protokolliert und seid eine treue und äußerst vertrauenswürdige Seele.“ Nun wandte sich der stämmige Efferdier dem Teremoner zu, er lächelte: „Deswegen dachte ich mir, euch könnte etwas Zerstreuung ebenfalls nicht schaden.“ Freundlich nickte er dem Zyklopäer zu und blickte dann wieder aus dem Fenster.
Dettmar gelang es, seine Schwester davon zu überzeugen, ihn nach Urbasi zu begleiten und so setze die Kutsche nun mit drei Fahrgästen nach zwei Tagen die Reise fort. In der Silberstadt Silas legte man eine Rast ein und übernachtete im Hotel Silems Hof. Am nächsten Morgen legte man das letzte Stück nach Urbasi zurück. Im Stadtteil Magistralia stieg man im Hotel Silbertaler direkt am Theaterplatz ab und mietete sich dort bis zum 2. Firun in drei Zimmern ein.
Am Morgen des 23. Hesinde nahm das Trio gemeinsam das Morgenmahl ein. In einem stillen Moment übergab der Patrizier seinem Secretarius einen Lederbeutel. „Mein guter Theosfinus Hethalis nach dem ich euch diese Reise aufgenötigt habe möchte ich auch das euch keine großen Unkosten entstehen und ihr die Möglichkeit habt zu tun wonach euch der Sinn steht. Es ist mein Wunsch dass ihr diese Münzen nehmt und tut und lasst was euch beliebt. Am 28. Hesinde erwarte ich euch wieder zum gemeinsamen Morgenmahl hier. Kann gut sein dass ich eure Dienste dann wieder benötige. Aber bis dahin steht euch die Zeit zur freien Verfügung. Alles was ihr hier im Hause an Speisen und Getränken verzehrt lasst auf euer Zimmer schreiben, diese Kosten begleiche ich dann gemeinsam mit der übrigen Rechnung wenn wir abreisen.“ Der schwarzhaarige Zyklopäer wollte widersprechen, doch sein Dienstherr ließ keinen Einwand zu: „Ihr habt mir bislang fast dreißig Götterläufe treu und zuverlässig gedient und nie irgendwelche Begehrlichkeiten geäußert, wart fast jeden Tag an meiner Seite und habt euch nie beklagt oder gemurrt. Es ist an der Zeit euch das alles zu vergelten, ihr habt es euch mehr als verdient.“ Noch immer etwas unsicher nickte der hagere Mann aus Teremon und nahm den ledernen Beutel und steckte ihn mit einigen verlegen Worten des Dankes ein.
Nachdem man sich gestärkt hatte, machten sich Dettmar und Phejanka Gerber auf den Weg zum Hesinde-Tempel, während Theosfinus den Stadtteil Figurenza ansteuerte, wo er den Garten der 333 Fontänen besuchen wollte.
Die Tage eilten nur so dahin und ehe man sich recht versah war der Tag der Volkskunst heran.
Wie am Morgen nach ihrer Ankunft in Urbasi nahmen die drei Efferdier gemeinsam das Morgenmahl im Hotel Silbertaler ein. Gut gelaunt erzählte man sich von den Erlebnissen der vergangenen Tage und besprach im Anschluss den heutigen Tag.
Begonnen wurde mit dem Besuch des Hesinde-Tempels San Francidio, ehe man nach dem Göttinnendienst den Markt aufsuchte und interessiert das Angebot erkundete. Dettmar hatte nichts spezielles im Sinn und sein Fokus schwankte häufig zwischen geschäftlich und privat. Er war nun nicht mehr der Patriarch und Patron der Familie Gerber und streng genommen durfte er auch gar keine Verträge mehr im Namen der Familie und deren Unternehmungen abschließen! Aber wenn er etwas Interessantes finden würde…
Er dachte den Gedanken nicht zu Ende, ein Stand mit aufwendigen Phiolen aus Keramik und Glas in unterschiedlichen Farben und Formen hatte sein Interesse geweckt.
Am Tag der Volkskunst, dem 29. Hesinde, stellten die Handwerker aus Urbasi und der Umgebung traditionell ihre besten Erzeugnisse aus. Die vielen Gäste von überall her lockten auch einige Gauklertruppen an und brachten Geld in die lokalen Wirtshäuser.
Rahdrigo Solivino, Patriarch seiner Familie, schlenderte mit seiner Gemahlin Traviane Brahl über die überfüllte Piazza di Renascentia. Der schwarzgelockte Mann Anfang vierzig trug ein edles Gewand sowie einen pelzbestückten Mantel, was ihn ziemlich eindeutig als Adligen auswies.
„Es ist schon erstaunlich, was für wundervolle Handwerkskunst unsere Stadt hervorbringt.“, bemerkte er, als sein Blick die ausgestellten Schmuckstücke eines Feinschmiedes streifte.
„Unsere Kinder scheinen eher den kriegerischen Aspekt des Schmiedens zu bevorzugen.“, schmunzelte Traviane. Das Kleid der blonden Frau mit den warmen, grünen Augen war zwar eher unauffällig, aber aus sehr edlen Stoffen. Zudem wies der dezente, nicht zu protzige Schmuck auf einen gewissen Wohlstand der Familie hin.
Tatsächlich standen Alvinia, Ricardo und Innocencia vor einer Waffen-Ausstellung, wobei Alvinia nur mäßig interessiert wirkte, ihre jüngeren Geschwister jedoch gebannt dem Schmied zuhörten. Der Handwerker schien sich über die Aufmerksamkeit zu freuen und erklärte den beiden jungen Zuschauern ausführlich, wie man die Qualität eines Schwertes feststellen konnte.
Neugierig traten die Eltern etwas näher.
„Schau mal, Cencia! Meinst du, dass Geron mit so einem Schwert den Ewigen Drachen von Phecadien erschlagen hat?“, fragte der neunjährige Ricardo mit leuchtenden, braunen Augen seine kleine Schwester. Er hatte den wuscheligen, schwarzen Lockenkopf seines Vaters.
„Och, Rico! Hör doch mal auf mit diesem Geron die ganze Zeit! Können wir endlich weitergehen?“, redete stattdessen die ältere Schwester Alvinia dazwischen. Die Elfjährige hatte dieselben schwarzen Locken, jedoch die grünen Augen ihrer Mutter.
„Vater, Mutter! Können wir ins Bestiarium gehen?“, wandte sich Innocencia an Rahdrigo und Traviane, die nun zu ihnen aufgeholt hatten. Das gerade einmal acht Götterläufe zählende Mädchen hatte durchdringende blaugraue Augen und ebenfalls schwarzes Haar.
„Jaa! Bitte!“, stimmten ihre Geschwister ein. Der kleine Streit von eben war schon wieder vergessen.<br<
„Wir sind doch eigentlich gerade auf dem Weg zum Hesinde-Tempel. Danach können wir aber gerne ins Bestiarium gehen.“, beschwichtigte Rahdrigo die Begeisterungsstürme.
„Wir wollen aber jetzt!“
Rahdrigo tauschte einen verzweifelten Blick mit Traviane, die nur lächelnd mit den Schultern zuckte.
„Na, das ist ja mal eine Überraschung!“, sagte da auf einmal eine warme, helle Stimme hinter ihnen. Rahdrigo und Traviane drehten sich um. Wie immer von einem leichten Parfümduft umweht, heute war es Vanille, in der Nachmittagssonne glänzendem, honigblondem Haar und mit einem zauberhaften Lächeln auf den Lippen stand ihre Nichte, Rahjabella, hinter ihnen. Den eher kühlen Temperaturen geschuldet, trug sie einen roten Mantel über dem leichten Gewand, ihr Rahja-Amulett wies sie dennoch als Priesterin der Heiteren aus. Sie hatte sich lässig bei ihrem Zwillingsbruder Rahjesco untergehakt, sodass man die beiden für ein Paar halten könnte, bevor man die auffallende Ähnlichkeit bemerkte. Dieser war heute ganz in zivil unterwegs, nur das Rapier mit verziertem Knauf an seinem Gürtel verriet etwas über seine Stellung als Cavalliere der Stadt Urbasi. Die beiden begrüßten ihren Onkel und ihre Tante mit einer Umarmung.
Auch die Kinder rannten nun zu ihren älteren Cousins und ließen sich von ihnen drücken.
„Ich habe gehört, ihr wollt ins Bestiarium?“, warf Rahjesco augenzwinkernd ein. „Ich denke, das lässt sich einrichten. Wir können heute gerne einen Ausflug mit euch machen.“
„Oh ja!! Danke!“
„Macht aber keinen Unsinn. Und hört auf Rahjesco und Rahjabella.“, ermahnte Traviane die drei.
„Ach, die sind doch immer ganz brav. Keine Sorge, wir bringen sie euch nachher wohlbehalten zurück.“, versprach Rahjabella. Sie winkten ihnen noch einmal zu, dann verschwanden die fünf in der Menge.
Traviane und Rahdrigo setzten sich gemächlich in Richtung Hesinde-Tempel in Bewegung.
„Hat sie gerade wirklich ‚immer ganz brav‘ gesagt? Bei Doriana würde ich da ja vielleicht noch zustimmen, aber bei den drei Kleinen?“ Rahdrigo musste ungläubig lachen.
„Du kannst nicht leugnen, dass deine Nichte und dein Neffe beide erstens eine ziemlich gute Ausstrahlung haben und zweitens unseren Kindern wahrscheinlich alles erlauben, außer in den Sikram zu springen – und das auch nur bei Unwetter nicht.“
Daraufhin lachten sie beide.
„Ob sie die Kuppel wohl bis zum nächsten Tag der Volkskunst fertigstellen?“, fragte Traviane, zum halbfertigen Dach des hoch aufragenden Tempels aufschauend. Es war eigentlich erklärtes Ziel der Stadt gewesen, die Arbeiten diesen Hesindemond abzuschließen, doch das war es auch schon im letzten Götterlauf gewesen.
„Wohl kaum. Wenn die Bauarbeiten nur halb so schleppend vorangehen wie die restliche urbasische Bürokratie, können wir froh sein, wenn es in fünf Jahren fertig ist.“
„Bürokratie.“, stöhnte Traviane. „Verschone mich heute damit! Wir müssen es genießen, wenn wir einmal unsere Ruhe haben.“
„Da hast du Recht.“
Sie waren beim Tempel der Allweisen angekommen.
Es war ein interessantes Erlebnis gewesen und die Stunden nur so dahin gelitten. Dettmar hatte beschlossen, noch einmal den Hesinde-Tempel aufzusuchen, er hatte wirklich gefallen an der Art, wie die Geweihten hier ihrer Göttin huldigten.
Als man sich dem Tempel näherte war es Theosfinus der sich an seinen Dienstherrn wandte: „Es wundert mich doch sehr, dass in einer doch recht wohlhabenden Stadt wie Urbasi ein solch wichtiges Bauwerk so lange auf seine Fertigstellung wartet!“ Dettmar nickte: „Vielleicht hofft man darauf, daß das Ganze der Herrin der sechs Künste zu lange dauert und die Vollendung durch ein Wunder selbst herbeigeführt!“ Der große, etwas untersetzte Mann lächelte schelmisch und seine Schwester knuffte ihn in die Seite „Dettmar, du bist albern und solltest nicht solche Reden führen. Die Allwissende könnte deinen Sinn für Humor eventuell nicht teilen!“ Der Mann mit dem braungrau melierten Haar nickte ernst! „Du hast recht, liebste Schwester! Ich werde die Mutter der Weisheit nicht nur um ihren Segen für die heute getätigten Geschäfte bitten, sondern auch um Vergebung für meine spitze Zunge und die Spende an ihren Tempel etwas großzügiger ausfallen lassen.“ Nach einer kurzen Pause setzte er hinzu: „Kann der Fertigstellung des Daches ja nur zuträglich sein!“
Gemeinsam näherte man sich dem Eingangsportal.
Rahdrigo horchte auf, als das Grüppchen vor ihm ebenfalls ein Gespräch über den Tempelbau anfing. Er musste bei der Bemerkung Dettmars innerlich schmunzeln.
Jetzt, da sein Interesse geweckt war, sah er sich die drei etwas genauer an. Der Mann und die Frau trugen sehr edle Gewandung, der zweite Mann schlichtere. Sie waren nicht von hier, nicht einmal aus der Umgebung, denn sonst hätte er sie sicherlich schon einmal zu Gesicht bekommen. Doch Moment, diese Art wie sie ein wenig leichtfüßiger als die Umstehenden dahinschritten, der Kleidungsstil, der Dialekt… sie mussten Adlige aus der Coverna sein.
“Entschuldigt, Signores.”, sprach er sie kurzerhand freundlich lächelnd an. “Ich kam nicht umhin, Euer Gespräch mitzuhören. Darf ich fragen, woher Ihr in unsere beschauliche Stadt angereist seid?”
Kurz musterte Dettmar das Paar vor ihnen mit aufmerksamer, aber freundlicher Miene! Kleidung, Ausstrahlung und Auftreten ließen ihn zu der Einschätzung gelangen sie es hier mit ehrbaren Menschen von Stand, aus Urbasi oder zumindest dem nahen Umland zu tun zu haben.
Der Mann, welcher sie angesprochen hatte, war wohl an die 25 bis 30 Götterläufe jünger als der Efferdier, seine Begleiterin wirkte gar noch einmal 6 bis 10 Jahre jünger. Beide wirkten offen und wirklich interessiert.
„Die Allweise zum Gruß Signora, Signor!“ Dettmar blickte erst die Dame an und nickte freundlich, dann den Herrn und nickte auch diesem freundlich zum Gruße zu.
„Ihr dürft werter Signor, wir stammen aus Efferdas und sind, was ihr sicher bereits vermutet, wegen des heutigen Tages der Volkskunst hier. Darf ich vorstellen, meine Schwester Signora Phejanka Gerber, mein Secretarius Signor Theosfinus Hethalis und ich bin Dettmar Gerber. Mit wem haben wir die Ehre, Bekanntschaft zu machen?“
“Das ist meine Gemahlin Signora Traviane Brahl und ich bin Rahdrigo Solivino. Wir sind hier aus Urbasi. Sehr erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen. Es ist schön, zu hören, dass der Tag der Volkskunst auch in Efferdas Interesse weckt.” Rahdrigo neigte den Kopf und Traviane deutete einen Knicks an.
In dem Moment schallte ein Gong aus dem Tempel zu ihnen, das Zeichen, dass der Gottesdienst begann.
“Lasst uns das Gespräch doch lieber nach der Hesinde-Messe weiterführen. Wir laden Euch natürlich mit Freuden in unseren Palazzo auf ein Glas Cassianti ein.”, schlug Traviane liebenswürdig lächelnd vor. Erst als ihr einfiel, dass die Efferdasi diese Weinsorte vielleicht gar nicht kannten, auch wenn das wirklich schwer vorstellbar war, fügte sie hinzu: ”Das ist ein exzellenter Wein aus unserer Familienkellerei.”
Rahdrigo nickte bestätigend. Es passte doch perfekt, dass gerade jetzt die Kinder aus dem Haus waren und sie so nicht beim gemütlichen Plausch mit den neuen Bekannten stören konnten! Nicht, dass das bisher allzu oft passiert wäre, doch einmal waren seine jüngeren Töchter mitten in ein Geschäftsessen geplatzt. Er hoffte nur, dass seine Nichte und sein Neffe sie lange genug beschäftigten.
Dettmar nickte zustimmend: „Wollen ja nicht bei der Allweisen in Ungnade fallen! Mit Freuden nehmen wir eure großzügige Einladung im Anschluss an den Götterdienst zu Ehren der Hesinde an, Signora Brahl! Freue mich schon von dem Cassianti kosten zu dürfen!“ Dettmar verbeugte sich und ließ mit einer freundlichen Geste dem Ehepaar aus Urbasi den Vortritt.
Nacheinander betrat man den gut besuchten Tempel und fand glücklich noch freie Plätze so dass die fünf Neuankömmlinge beieinander sitzen könnten. Rahdrigo war der Erste in der Bank, dann folgte seine Gemahlin, neben ihr nahm Phejanka Platz, daneben ihr Bruder und den Abschluss bildete der Zyklopäer Theosfinus.
Wenig später erklang der Gong ein weiteres Mal und die Messe begann.