Myrio Chiamare

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Myrio Chiamare, vormals Myrion Seerufer von Efferding

Dann war da noch der Efferdgeweihte, der aussah, als wäre er geradewegs der Orckensauffe entstiegen. Die Farbe der Gewandung traf tatsächlich exakt das Türkis des Wassers, mit silbernen Fäden waren im Brust und Schulterbereich Schuppen aufgenäht, auch seine Haube erinnerte an eine Fischhaut. Weiße Haare ringelten sich darunter hervor, die Augen leuchteten in einem schwer ergründbaren Blau. Das knochige, harte, vorspringende und zugleich in sich ruhende Gesicht gemahnte Storko sofort an einen Hecht. Das Kinn zierte ein feiner silbriger Bart, der gerade Rücken und die glatte Haut bewiesen den geübten Schwimmer."Wer wagt es, den Schlaf eines Dieners des Wilden und Sanften zu stören?" hob der Priester an, mit einer eigenartig entrückten Stimme, deren Gefühlslage schwer zu deuten war - was Storko fast mehr beunruhigte als ein echter Zornesausbruch. Sie erinnerte irgendwie an die allererste Welle, die prüfend gegen ein gerade ins Wasser geschobenes Boot prallte.

Obige Beschreibung stammt aus der Zeit, als Myrio noch Bruder Myrion Seerufer genannt wurde, im fernen Darpatien: Wo er an einem großen, verwunschenen Bergsee der Schwarzen Sichel gelebt und einen kleinen Efferdschrein, aus dem Holz ertrunkener Bäume, gehütet hat. Allerdings hat sich der Alte seit dieser Zeit wenig verändert. Niemand weiß, aus welchem Grund genau er vor einigen Götterläufen gen Efferdas aufgebrochen ist, in Begleitung des alterslos jungen Moha-Halbbluts Silvana, die eine Bastarda des "Barons von Friedwang" sein soll. Wie es heißt, wurde die Kapelle des Fischerdorfes Efferding von Horden aus den Schwarzen Landen geschändet und niedergebrannt. Andere behaupten, dass Heiligtum wie Dorf vor vielen Jahrhunderten von einem Geweihten aus Efferdas begründet worden und sich Myrio Chiamare lediglich auf die Suche nach den Ursprüngen von "Nova Efferdasia" begeben hat: "Wie das Wasser, das als Regen immer wieder aus dem Meer zu den Quellen zurückkehren muss" - so würde der Mystiker in seinen Bart raunen. Womöglich war es gar eine Rückkehr in doppeltem Wortsinn: Ein weiteres Gerücht besagt, dass er einst als Myrio Chiamare von Efferdas aus gen Norden aufgebrochen ist. Aber schon sein Alter ist schwer zu schätzen, vermutlich wurde er irgendwann vor dem Jahr 970 BF geboren. Myrio gilt selbst in der Bruderschaft von Wind und Wogen als unergründlich und rätselhaft, wenn nicht als etwas seltsam. Statt im Tempel vom güldenen Dreizack zu beten, hält er lieber stumme Zwiesprache mit dem Meer selbst, auch und gerade dann, wenn Efferds Element kühl vom Himmel herabprasselt oder der Ozean aufgewühlt ist vom tosenden Sturm. Ein besonderes Anliegen scheint ihm das Suchen von efferdgefälligen Lichtquellen für Tempel wie den Treppenaufgang des Leuchtturms zu sein: So sammelt er das mysteriöse "Meeresleuchten" am Strand oder fängt Leuchtquallen mit dem Kescher: wozu er oft verstörend weit ins Meer hinauswatet. Kaum weniger rätselhaft und unnahbar wirkt sein Schützling Silvana, eine schwarzgelockte, braunhäutige Schönheit, deren südländisch wildes Aussehen im Kontrast zu ihrer vornehmen horasischen Tracht, mit Rüschenhemd, buntem Wams und Federbarett steht. Die Leidenschaft der jungen Frau ist das Präparieren von Fischen, Schildkröten, Seesternen und anderem Efferdsgetier - außer zum Launenhaften betet sie gerne zu allerhand Wassergeistern, die sie in eben diesen "Götzenfiguren" verkörpert glaubt. Aber womöglich ist das nur ein weiteres Gerücht, das dieses merkwürdige Gespann aus den Nordlanden umgibt?